Volltext Seite (XML)
Dienstag, cken S. November 1S21 Nr. 2Sl 16. Jahrgang /luer Tageblatt »,rug»pr»t,i durch uns»»« d»tm feil t>>» da« monatlich «.»»Mak», »al »«» chotch«tt»g«ll» ad»»h»tt m»» «tttch «.4» Mak», d«> »,« Pag «glitt »>»»t«tjüt>rl«ch ,».— Mae», «onalttch ».— Ma,t. «rschoint - /lnzeiger für Sas Erzgebirge - . . -- -- < -- /tazolzoiiannabm« dl» spätittin» Jernsprech » Fnschlu» Nr. SS, ,, »» > »>/-Uhr «rmitia,. Leligramm», Tageblatt Fu»»rzg»b!rg». Diefes ölait enthüll öle nmüichen Hektmnlmachungen öes !^ates öev Eta-t ^ue. p»fljch»ck»chonta, Fmt Lrlpzlg Nr. 1-as. Das Wichtigste vom Tage. Die Besold unpsvorlage wurde vom Reichs, rat angenommen. Der Reichsrat stimmte sodann einem aus der Initiative de- Reichstages hervorgegan genen Gesetzentwurf zu. wonach die Negierung ermächtigt wird, die Umsatzsteuer für gewis se Börsengeschäfte sofort tzu erhöhen. Englische linksstehende Zeitungen stellen die Frage, was England eigentlich für die Durch setzung seines Standpunktes in der ober schlesischen Frage während der Pause bis zur Entscheidung des Völkerbundsratss getan >. ! i 1 ! 1 ! !> 1. !! > ! i 1 » Tas österreichische Defizit beträgt bei einer Bevölkerung von nur sechs Millionen 150 Milliarden Kr»n«n. * Zwischen Llohd George und den Sinniei-' nern ist es zu einer Einigung dahin gekommen, das, ein irisches Pavlamestt Wit je einem nord irischen und einem sli dirischen Provinzial rat geschaffen werden soll. Die nächste Ausgabe des Auer Tageblattes erscheint Don n « rstag, den 1V November, zur gewohnten Stunde; am m o r? g ia en M i t t w o ch, den ». November erscheint das Auer Tage blan nicht, weil dessen technisches Personal dem Beschlüsse des Eewerkschastsausschusse» beigetreten ist, am 9. November die Arbeit ruhen zu lassen. Washingtoner Probleme. (Bon unserem Berliner Mitarbeiter.) Als im Sommer dieses Jahres der amerikanische Präsident Hard ing den Gedanken einer A brät st ungs ko nferenz in die von Waffen starrende Well warf, da erinnerte man sich unwillkürlich an die Hage ger Zusammenkunft seligen Angedenkens, die ebenfalls das Ideal der Abrüstung aufs Panter erhoben hatte und ausging wie das Hornberger Schießen. Indessen hat Hardings Plan feste Gestalt angenommen und die Dele gierten der Großmächte sind schon unterwegs nach Wa shington. auf dessen Kapitol am 12. d. M. die Konferenz eröffnet werden soll. Wird ihr dasselbe Schicksal be schicken sein, wie der Friedenskonferenz im Haag? Kein Zweifel, auch dieser Kongreß Wird von edlen Worten triefen, von Weltfrieden, Gerechtigkeit und anderen schö nen Dingen, Dennoch wird mant mehr von ihm er warten dürfen als von seinem Vorgänger, denn die ihm gestellten Probleme sind zwangsläufiger, er selbst we niger von Idealismus getragen als von realpolitischen Machtfaktoren. Zudem sind die Männer der Vereinigten Staaten weder Ideologen noch Pazifisten, die von einem allgemeinen Weltfrieden träumen. Ter Generalgläubi-- ger der Welt ist sich klar darüber, daß. es ietzt nach.dem für.die Weltwirtschaft so ruinösen Krieg nicht erneut zu einem Wettrüsten kommen darf. Dabei denkt man je doch nicht an Abrüstung, sondern nur an Rüstungs beschränkung. Die aber hängt aufs engste mit der Frage zusammen, ob der ungeheuerliche Komplex von Streitfragen, die zwischen den verschiedenen Mächten stehen, eine glückliche Lösung finden wird. Tie beiden Hauptkontrahenten sind Amerika und Japan, die um Hie Herrschaft im Stillen Ozean und um die Be herrschung des ostasiattschen Absatzgebiets ringen. Ame rika wünscht in China die Politik der offenen Tür, Ja pan aber betrachtet China als in feister Einflußsphäre liegend und will sich die Konkurrenz vom Leibe halten. Außerdem will man dem Expansionsdrang Japans einen Riegel vorschteben, ein Wunsch, der sich unter der For derung dex Wiederherstellung der Unabhängigkeit und der Integrität Chinas versteckt. Nun aber existiert im mer noch der englisch-japanischv Bündnisvertrag, über den »man ip den Vereinigten Staaten äußerst chokieri ist und der schwer zu widerlegenden These huldigt, daß eine Rüstungsbeschränkung für Amerika nur dann mög lich sei, wenn die Vereinigung.der englischen und java nischen Flotte ausgeschlossen sei. England, der Ver bündete der einen und Blutsfreund der anderen, möchte zweifellos am liebsten beide in einen Konflikt verwickelt sehen, um sie auf gute Art loszuwerden, kann dies aber mit Rücksicht aus Indien glicht riskieren. Darum wird es wahrscheinlich nur von dem Preis abhängen. den Amerika ihm zu bieten hat, vb es den demnächst ab laufenden Vertrag aufrüst oder verlängert. Hier aber sehen die französischen Intrigen ein. Frank reich, das nicht nur al» grüßte kontinentale Militärmacht, sondern jetzt auch durch seine Stellung ist Syrien den Engländern sehr lästig werden kann, empfiehlt sich der mit England rivalisierenden See- und WirtschafrSmaHt angelegentlich Ur ein Bü-dni», womit Amerika gegen über Japan freie Hand bekäme. England seinerseits hat vor kurzem seinen Thronfolger, auf eine Reist geschickt, di« ibn auch nach Japan führen wird — vielleicht mit der Absicht. Amerika einen Wink mit dem Zaunpfähl zu geben. Frankleich wiederum wünscht ist seiner patho logischen Augst vor dem völlig entwaffneten Deutschland, daß ihm Amerika Garantien für feine Sicherheit gebe, und erklärt, zu einer Nüstungs!einschränkung sonst.nicht in der Lage zu sein. > Die Vereinigten Staaten haben aber keine Lust, sich von Marianne vor den Standes beamten und dann vor ihren politischen Wagen span nen zu lassen. Die hier ganz kurz skizzierten Aufgaben der Kon ferenz sind so schwierig und verwickelt, daß große Gefahr besteht, daß die Konferenz ins Uferlose, gerät. Zudem ist die Abrüstungsfrage nicht nur eine politische Frage, sondern hängt aufs engste mit finanziellen und wirtschaftlichen Problemen zusammen. Solange für Flotten- und Landheere Niesensummen unproduktiv aufgewendet werden, wird die ohnehin schwierige Ge sundung der Weltwirtschaft natürlich noch mehr erschwert. Darum wird die Konferenz, ob sie will oder, nichk, nicht über den Zwang Hinwegkommen. Heilmittel für die welt wirtschaftliche Krisis, im besonderen gegen die interna tionale Verschuldung, zu suchen. Die Sieger des Welt krieges haben daran kein geringeres Interesse als die Besiegten. Gerade in Amerika und England sind die Wirkungen auf Handel und Industrie in furchtbarer Weise zutage geireten. Millionen von Arbeitern sind dokt zu Müßiggang verurteilt trotz des Reichtums an Gold und Rohstoffen; die Schiffe'liegen untätig an den Kais; die Warenhäuser sind bis zum Bersten vollge stopft. Nicht früher wird die Welt genesen, nicht früher wird sie zckb Ruhe und zu Frieden kommen, nicht früher wird die Absatzstockung auf der einen, der Ausverkauf auf . der anderen Seite aufhüren, als bis die inter-> nationalen Schulden ans ein für Gläubiger und Schuld ner erträgliches Maß zurückgeführt, bis die Repara tionsschulden für Deutschland erträglich und für die Gläubigerstaaten weniger ruinös gemacht werden. In englischen Handels- und Jndustriekreisen ist dis.se Ansicht längst Allgemeingut, ist amerikanischen beginnt sie.sich auszudehnen. Und so wird man hoffen, dürfen, daß genügend starker Einfluß vorhanden sein wird, um die Konferenz zur gründlichen Prüfung dieser Fragen zu veranlassen. Die Stabilisierung der Valuta ist dazu nur ein erster Schritt; ganze Arbeit tzann nur durch eine Revision des Versail ler Vertrags gemacht werden, Menn Frankreich sich dagegen etwa sträubt, so Wird gerade Amerika ihm rnit Recht entgegenhalten können, daß ein Staat, der neben einem wehrlosen Nachbar jährlich, zwei Milliarden Gold- mark für ein Riesenheer ausgibt, kein Recht hat, nm Nachlaß seiner Schulden zu betteln. Wenn es der Wa shingtoner Konferenz gelingt, auch nur dieses Problem einigermaßen zufriedenstellend zu lösen, so würde sie sich um die Menschheit ein größeres Verdienst erwerben als je zuvor eine internationale Konferenz. Tie Völker der ganzen Welt nehmen geistig an diesem Kongreß teil. Auch das deutsche Volk hat allen Anlaß, sich für ihn aufs lebhafteste zu interessieren, so emfernt auch die politischen Probleme seinen Interessen liegen. Denn von ihm wird die künftige G est altungHsr Welt politik abhängen, umso metr, wenn der von Präsident Harding geförderte Gedanke einer wahren über den Nationen stehenden Vereinigung der Völker, jdie den Völkerbund ablöst, Wahrheit werden sollte. Von Wa shington hängt der schicksalsschwere Entschluß ab, der eine Aera des Wiederaufbaues der West etnleiten könn te. Ob man dieser großen Aufgabe gewachsen sein oder ob es einer intriganten Politik gelingen wird, die Kon ferenz von ihrem hohen Menschheitsziel abzulenken., wird die Zukunft lehren. 1 Mark ----- 1.42 Pfennige. , Die deutsche Mark sinkt in rasendem Tempo weiter. Gestern sind an der Berliner Börst zeilen weise über 300 Mark für einen Dollar gezahlt worden. Was da» für die Fcstbesoldeten. und für alle anderen, die ihre Einnahmen nicht zu steigern vermögest, be deutet, ist gar nicht auSzudrückeu. Die Rohstoff- und Nahrungsmittelkäufe, die jetzt im Ausland getätigt wer den, müssen in Deutschland zu einer wahnsinnigen PreiSteuerung führen. Leider paßt sich ja die Kaufkraft der Mark draußen sehr bald auch ihrer Kaufkraft im Innern an. Es geht nicht an, daß die verantwortlichen Stellen in Deutschland länger die Hände tn den Schoß legen. Die Steuern müssen jetzt beschleunigt erledigt werden, dem ungesunden Spekulantentum muß gesetz geberisch ein Zstl gesetzt werden, und namentlich ist.«» notwendig, daß sich tstr Reiche umgehend eine gefe stigt« Regierung äks breitester Grundlage findet. Freilich .liegt die Hauptschuld an dem verwü stenden Stand unserer Markwährung (300 Mark für einen Dollar bedeutet, daß die Mark nicht einmal mehr zwei.Pfennige wert ist, sondern genau gerechnet 1,42 Pfennige!) sticht im Lande, sondern bei denen, die den Wahnsinn des Londoner. Ultimatums auf dem Gewissen haben. ES kst gar nicht mehr möglich, jetzt ausländische Zahlungsmittel zu erwerben und Barzaht- lungen zu leisten. Mit Recht weist das der demokra tische Abgeordnete und frühere Reichsminister Tr, Derstburg .nach, der außerdem in verdienstvoller Weise im Berliner Tageblatt ein Programm aufstellt, ohne dessen Durchführung alle Weiterarbeit vergebens ist. Er verlangt die Stundung und Streichung ameri kanischer Forderungen an die Entente und Kredite an Deutschland für Rohstoffe. Tie Goldzahlungen für di« Reparationen müssen zinslos für 10 Jahre gestundet werden, Pie Sachleistungen können höchstens für eine Milliarde Goldmark in Frage kommen. Das innerdeut sche Finanzproblem muß ist Ordnung gebracht, die deut schen Noten im Auslande fundiert werden, und die wahnwitzigen BesatzungSkoften müssen einen sofortigen Abbau erfahren. Die Entente aber hat die Pflicht, die deutsche Leistungsfähigkeit auf Grund des Artikels 234 sofort nachiz»prüfen. Dieses Programm des de mokratischen Abgeordneten, dessen Sachverständnis nie- mand in Abrede wird stellen wollen, müßte sofort das Programm einer starken Regierung der Mitte werden, und mit gleicher Energie sollte die Finanp-- ordnung im Innern und die Vertretung dieses Pro gramms nach außen angestrebt werden. Wann wird der; Parteien, die sich immer noch glauben der Ver antwortung -entziehen zu können, die Einsicht ausdäm mern, daß sofort gehandelt werden muß? Deutscher Reichstag. die Parteien zu -en neuen Steuern. —o— Der erste Tag der großen Steuerdebatte gab bereits einen Vorgeschmack der Schwierigkeiten, die sich dex. Erledigung der Entwürfe entgegenstellen Werden. Tie .Sitzung begann ziemlich alltäglich. Mit der Erörte rung der Vorlage wird die Aussprache über die deutsch nationale Interpellation wegen der Valutanot verbün den, die der Abgeordnete Edler von Braun sofort begründete. Er stellte fest, daß die Regierung Wirth seinerzeit eine Besserung.unserer Finanzlage in AuSp sicht .gestellt habe, wenn das Ultimatum unterschrieben werde. Besser ist es aber nicht geworden und er frage also, was hie Regierung M tun gedenke. Nach dem Edlen von Braun sprach in der Steuerdiskussion der Sozialdemokrat Braun (Franken)., Seine Rede gab nach Inhalt und Fassung berechtigten Anlaß zu der nach herigen Feststellung des Abg. Herold, daß sie im wesentlichen gegen die Regierung gerichtet wurde, in der. doch.die Partei des Redners vertreten lei. Braun lehnte für seine Freunde sämtliche Vorlagen In der jetzigen Gestalt ab und bemühte sich dann, die Industrie zur Tevisenhilfe zu bestimmen, indem er darauf hin wies, daß nichts damit getan sei, wenn wir unsere Zah lungsunfähigkeit erklären, weil damit ja nicht zugleich auch die Wahrscheinlichkeit von Zwangsmaßnahmen aus- gcschäliet werde. Für das Zentrum erklärte der Abg. Herold, daß seine Partei sich ihre Stellungnahme für die Ansschußberatung Vorbehalte, worauf der. demokra tische Abg. Dietrich als erster eine eingehende und überzeugende Darlegung unserer Finanzlage, ihrer außen- und innenpolitischen Voraussetzungen und Ur sachen gab. Er ging davon aus, daß die Reparations lasten bereits 225 Milliarden betragen und bewies, daß die Aufrechterhaltung einer derartigen überspannten Forderung, die ja noch wachsen muß, je höher der Dol lar steigt, den Ruin des Reiches bedeutet. Mit Recht hob der demokratische Abgeordnete die inner« Hohlheit des. Schlagwortes von der Erfassung der Goldwerte her vor und führte aus, daß sie schon von Vermögen- und Einkommensteuer erfaßt werden. Schließlich leg;« der demokratische Redner Verwährung gegen di« französisch« Drohung der Beschlagnahme des deutschen Privatvermü- gcnS und Besitzes als Pfand für die Reparation eist. ReichswirtschaftSminister Schmidt richtete einen dring lichen Appell an die Industrie, kündigte ein Gesetz zur weitgehenden Erfassung der Börsenspekulation an und deutet« an, daß man erneut an die AuSlandSregierun- gen herantreten wolle, um von ihnen zu erfahren, welche Kapitalien über die Grenze verschoben seien. Tann wur de die Stimmung im Hause etwas lebhafter, weil der Abg. Helff er ich sich sofort ziemlich scharf gezen den Reichsstnanzmtnister einerseits und gegen Braun gnder- sett« wandte. Im wesentlichen waren aber die Au»M- rungen de» deutschnationalen Finanzsachverständigen auf da» Leitmotiv abgestellt, daß er alle» vorauSgesagt habe. Trotzdem sei seine Partei zur sachlichen Mitarbeit im