Volltext Seite (XML)
MOMMM UM Erscheint jeden Wochentag nachmittag» - Fernipr. Nr. N. Postscheckkonto Leipzig 23464 — Genieindegtrokonto 14. — Bankkonten: Commerz- und Privat-Bank Zweigstelle Hohen stein-Ernstthal Darmstiidter und Nationalbank Zweig niederlassung Hohenstein-Ernstthal. — Unverlangt emgesandte Manuskripte werden nicht zuriickgeschickt. — Einsendungen ohne Namensnennung finden keine Ausnahme UN-AMM Bel Klagen, Konkursen, Bergleichen usw. wird der Brutto- betrag tu Rechnung gestellt Jin Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung deS Betriebes der Zeitung, der Lieseranten oder der BesörderungSeinrich- tungen — Hal der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferua der Zeitung oder aus Rückzahlung des Bezugspreises. Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Genrralanzelger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf. Hermsdorf, Bernsdorf, Nüsdorf Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rußdorf. Dieses Blatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts, des Finanzamts und des Stadtrats zu Hohenstein-Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften behördlicherseits bestimmte Blatt. Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Nr. 89 Der Pirls der «inivolNoeo An»«igen»elie betrag« IN. der Nrklame»etl» 45 iSoldoiennta«. stur deu Nawwet» werden Id Goldvleumge bereibnet. Sonnabend, den 16. April 1927 Vezuasvrris y«Il>m»nallild «I Goldvleuiitg, «inichlielilicd TriHrrlod». 77. gahlg. Die Lage in China Spaltung der' Südchinesen * Die Ereignisse in China sind in den letz ten Tagen in ein neues Stadium getreten. Drei Wochen lang hat man über die innerchinesische Entwicklung und Auseinandersetzung nichts Rechtes mehr erfahren. Die englischen, französi schen, amerikanischen und japanischen Kabel, de ren sich die deutsche Presse leider ja bedienen muß, wußten nur Nachrichten zu übermitteln, die sich mit der Spannung der Fremdmächte ge genüber den Chinesen anläßlich der Plünderung des britischen Konsulats in Nanking und den Zusammenstößen der Chinesen mit Landungs truppen oder mit den Haussuchungen in der rus sischen Botschaft In Peking befaßten. Daran sind diese Länder besonders interessiert, und so über ging man die Entwicklung im Innern Chinas, die wohl in diesen drei Wochen ein wenig ge ruht haben mag, aber nur, um so im stillen Vor bereitungen für die kommenden Ereignisse zu treffen. Die unter Tschangtsolins Oberbefehl stehende Nordarmee hatte um den 20. März in folge der katastrophalen Niederlage der Schan- tungarmee unter Tschangtschungtschang Schanghai und wenige Tage darauf auch Nanking aufgeben müssen und war wohl noch 200 Kilometer weiter zurückgewichen. Schon tauchten großzügige Pläne der siegreichen Kantonesen auf, über Schanghai und Nanking den Vormarsch auf Peking anzu treten. Andererseits allerdings sollten auch schon Verhandlungen zwischen Nord und Süd geführt worden sein. Beides hat sich nicht bestätigt. Vor etwa acht Tagen hat das erste Zusammentreffen zwischen Nordarmee und Kantonesen stattgefun den und seitdem sind die von Suntschuanfang befehligten Nordtruppen in außergewöhnlich raschem Vormarsch und bedrohten Nanking be reits auf das schwerste. Für sie mag die Un einigkeit der Kantonesen, der Kuomintangpartei, in der sich die Nationalisten und die Bolschewisten um die Führung streiten, ein wertvoller Bundes genosse sein. Diese.Gefahr wird natürlich auch von kantonesischer Seite erkannt und man ver sucht, ihr entgegenzuarbeitcn. Tschangkaischek will einen Einigungsversuch unternehmen. Und Moskau hat eine besonder« sowjetrussische Mili tärkommission nach Schanghai auf den Weg ge bracht, deren Aufgabe die Reorganisation der Kantonarmee sein soll. Ob diese Maßnahmen Erfolg haben werden, läßt sich natürlich von hier aus nicht beurteilen. Soviel steht aber fest, daß die Entwicklung in China noch lange nicht abgeschlossen ist und daß sie möglicherweise große Erschütterungen mit sich bringen kann. Die Konferenz von Nanking gegen die Kommunisten " General Tchangkaischek hatte für Freitag eine Zusammenkunft nach Nanking einberufen, um die inneren Zwistigkeiten des Kuo-Min-Tang end gültig zum Austrag zu bringen; u. a. sollte über die Frage entschieden werden, ob die Hauptstadt von Hankau nach Nanking verlegt werden soll und ob Tschangkai schek oder Borodin die Partei beherrschen wird, ober ob es zu einer endgültigen Spaltung zwischen den Hankaner Kommu nisten und den Gemäßigten von Nanking kom men wird. Obwohl die Konferenz nominell von Tschang kaischek einberufen wurde, so ist doch der tat sächliche Urheber W a n g t s ch i n g w a i, der kürzlich von Schanghai aus einen Aufruf erließ, worin er die gegensätzlichen Gruppen ermahnte, ihre Meinungsverschiedenheiten im Interesse einer Einheitsfront gegen Nordchina und gegen den ausländischen Imperialismus zurückzustel- len. Viele Chinesen in Schanghai allerdings glauben, daß Wangtschingwai durch diesen Auf ¬ ruf eingebüßt habe und daß weder die Kom munisten noch die Gemäßigten zu einer Eini gung bereit sind. Im allgenveinen ist man der Ansicht, daß die Mehrheit der Teilnehmer an dieser Konferenz aus komimunistischen Führern bestehen wird, die zu General Tschangkaischek halten. Die Konferenz hat nun ihrem zu den Ge mäßigten gehörenden Einberufer recht gegeben und über di« tiefgehenden Differenzen in der Kuomintangpartei in der Richtung entschieden, daß sie sich von den bolschewichischen Ideen, als deren Verfechter in erster Linie Borodin gilt, los sagte, wie die nachstehen den Meldungen besagen: Nanking, 15. April Das ZentraltontroHkomitee der Kuomintang verurteilt in einer Ent schließung das Hankauer Regime und fordert die Festnahme zahlreicher extre mistischer Führer in Hankau al» Störer der öffentlichen Ordnung in China. Zu den letzteren gehören Borodin. Zustizministe» -suchten und Lhantouhsu, der Führe« der Kommuni stischen Partei. Eugen Tschen ist nicht genannt worden, da er nicht als Kommunist, sondern als Werkzeug Borodins angesehen wird. Die Ent schließung stellt die endgültig« Spal tung der Kuomintang dar. Paris, 15. April. Nach den letzten hier vorliegenden Meldun gen wurde die in Schanghai von extremen Ele menten der Kuomintag gebildete Regie rung am 11. April aufgelöst und die Mit glieder der Regierung, die sich nicht fügen woll ten, «ingesperrt. Das Gebäude der Kuo- mingtang wurde militärisch besetzt und die extre men Elemente aus der Partei ausgeschieden. * Dieser Sieg des nationalistischen Elementes bedeutet nun natürlich nicht etwa das Verschwin den der Radikalen. Die Kommunisten haben schon vor der Konferenz von-einer zu erwarten den einseitigen Zusammensetzung dieser Konfe renz gesprochen und bezeichnend ist in diesem Zu sammenhänge eine Meldung des Organes der Kommunistischen Partei Frankreichs, der Huma- nitee, die die Ankündigung der Konferenz mit dem Hinweis dementierte, daß Tschangkaischek überhaupt nicht die Machtbefugnisse für eine solche Einberufung hätte. Das deutete schon von vonherein darauf hin, daß die Kommuni sten keinesfalls mit einer gegen sie fallenden Entscheidung der Konferenz einverstanden sein werden. Der Kamps zwischen Gemäßigten und Bolschewisten wird also weitergehen, nur wird er annehmbar nicht mehr innerhalb der Kuomintangpartei geführt werden, sondern man wird mit der Gründung einer neuen, aus gesprochen kommunistischen Partei zu rechnen haben, die der nunmehr als rein gemä- zigt anzusehenden Kuomintangpartei gegenüber treten wird. Wie beide Parteien sich im einzel nen einstellen werden, bleibt abzuwarten. Ins besondere wird sich erst noch zu zeigen haben, was an jenen Meldungen Wahres ist, di« von einer Verständigung zwischen den ge mäßigten Elementen Südchinas und der Nordregierung Tschangtso lins zu berichten wissen. Die militärische Lage ist nach den letzten Meldungen ziemlich undurch- ichtig geworden. Teils scheint es, als ob der Vor marsch der Nordarmee zum Stillstand gebracht worden wäre, teils wird von einem weiteren iegreichcn Vordringen dieser Nordarmee be richtet. ' Militärdiktatur in Peking? London, 15. April In Peking ist eine Militärregie rung unter der Diktatur Marschall Tschangtsolins mit Yang-Zu-Ttng als Ministerpräsidenten in Bildung begriffen. Das Ministerium an sich wird nur ein Rumpf kabinett darstellen. Zum ersten Male soll auch ein Arbeitsminister ernannt werden. Die Antwort Tschcns auf die Kollektivnote wegen der Nankinger Zwischenfälle Schanghai, 15. April In der Antwort des Ministers des Aeu- tzern der Kantonvegierung, Tschen, auf die Note der Vereinigten Staaten, die sich im we sentlichen mit den gleichzeitig überreichten Ant worten an die anderen Mächte deckt, heißt cs: Die Nationalregierung ist beratt, den ge samten, dem amerikanischen Konsulat in Nan king zugefügten Schaden wieder gutzumachen, gleich'.''el, ob dieser durch Nordrebellen oder an dere ve. ivsacht wurde. Bezüglich der Frage der Reparationen für persönliche Verletzungen ame rikanischer Untertanen und Sachschaden ist die Nationalregierung bereit, alle angemessen« und notwendige Reparation zu leisten, c. 'n den Fällen, wo zweifelsfrei bewiesen w daß si« verursacht wurden durch die B», seitens britischer und amerikanischer Kriegs,«/.,,» am 24. März oder durch Nordrebellen, die als Lockspitzel handelten. Die Nationalregierung schlägt vor, daß die Frage der Bestrafung der Schuldigen nach den vorliegenden Ergebnissen der augenblicklich im Gange befindlichen Regie- rungsuntersuchung oder der Untersuchung durch ein« internationale Kommis sion, die sofort von den Vereinigten Staaten und der Nationalregierung eingesetzt werden soll, erörtert wird. Die Nationalregierung schlägt vor, daß di« Untersuchungskommission auch di« Umstände der Beschießung der unbefestig ten Stadt Nanking durch die Flottenstreit kräfte der Vereinigten Staaten am 24. März untersucht. Die Forderung nach einer schrift lichen Entschuldigung durch den Oberbefehlshaber der Nationalarmee ist gerechtfertigt, wenn die Schuld der Nationalisten für die Unruhen in Nanking bewiesen wird. Die Nationalregierung schlägt daher vor, für die Frage der Entschuldi gung ebenfalls die Klärung der Schuldfrage, sei es durch die augenblicklich im Gange befindliche Regierungsuntersuchung oder durch die vorge schlagene internationale Kommission abzuwar- ten. Inzwischen wiederholt die Nationalregie rung den Ausdruck des Bedauerns wegen der Verletzung des amerikanischen Konsulates in Nanking. Die National regierung als verantwortlich« Behörde billigt nicht, daß in irgendeiner Gestalt gegen das Le ben und Eigentum von Ausländern Gewalt an gewendet oder agitiert wird. Die Behörden der Nationalarmee werden angewiesen werden, darauf hinzuwirken, daß wirksame Maßnahmen getroffen werden, um Ausländern angemessenen Schutz zu gewähren. Die Nationalregierung würde es jedoch an Offenheit fehlen lassen, wenn sie es unterließe, zu betonen, daß nach ihrer Ansicht di« unbilligen Verträge die Hauptgefahr für das Leben und Eigen tum der Ausländer in China bilden. Die Na tionalregierung ist daher gern bereit, Delegierte zu ernennen, um mitdenVereinigtenStaaten eine befriedigende Regelung der zwischen National china und Amerika schwebenden Fragen und Meinungsverschiedenheiten herbeizuführen unter Bedingungen, die die rechtmäßigen Interessen beider Länder und die Gegenseitigkeit ihrer Be ziehungen sichern. Vor einem Sst-Loraeno? Bo ii unsere in Berliner Vertreter Berlin, 18. April Zwischen der Moskauer Negierung und den Kabinetten der baltischen Staaten schweben be kanntlich seit einiger Zeit politische und wirt schaftliche Verhandlungen. Zm Rahmen dieser Besprechungen ist nun der Gedanke einer Sicherung derGrenzen von Litauen, Estland und Lettland aufgetaucht. Die Regierungen der baltischen Staaten haben,Mie wir erfahren, jetzt in Moskau offiziell den Vor schlag gemacht, daß die Moskauer Regierung di« gegenwärtigen Grenzen dieser Staaten garan tieren möge. Als Gegenleistung wollen Lett land, Litauen und Estland sich Rußland gegen über verpflichten, im Falle eines kriegerischen Konfliktes Sowjetrußlands mit einer anderen Macht Neutralität zu wahren. Zn Moskau hat man, wie aus einer offiziösen Verlautbarung der „Zswestija" hervorgeht, diesen Vorschlag mit großem Interesse ausgenommen und die Sow jetregierung scheint nicht abgeneigt zu fein, dem Angebot der baltischen Staaten näher zu treten. Wie es heißt, hat di« litauische Regierung den Gedanken eines derartigen Sicherheits paktes angeregt, der von Lettland und Est land beisällig ausgenommen worden ist. Zn Li tauen befürchtet man offensichtlich, daß unter Umständen Polen zu gegebener Zeit wiederum einen militärischen Handstreich auf litauische» Gebiet ausführen könnte. Es sei nur daran er innert, daß Polen das Gebiet von Wilna sei nerzeit auf diese Weise unrechtmäßig in Besitz genommen hat. Zn Polen verfolgt man nun die Bestrebungen der litauischen Staaten, mit Ruß land eien Sicherheitspakt abzufchlietzen, mit gro ßem Interesse und man ist jetzt bestrebt, ein der artiges Ost-Locarno auch auf Polen auszudeh- on. Von polnischer diplomatischer Seite hören, wir, daß im Auftrage des Warschauer Kabinett« der polnische Gesandte in Moskau dem Volks kommissariat für Auswärtiges den Vorschlag ge macht hat, auch Polen in die Sicherheitsverhand- lungcn der Sowjetregierung mit den baltischen Staaten einzubeziehen. Zn Moskau scheint man nun dieser Frage nähertreten zu wollen und aus diesem Grunde werden dort in der Presse Füh ler ausgestreckt, wie sich Deutschland zu einem derartigen Plane stellen würde, d. h. ob es be reit wäre, ein Ost-Locarno mit den balti schen Staaten und auch mit Polen abzuschließen. Es ist selbstverständlich, daß die Reichsregierung mit der polnischen Negierung ein derartiges Abkommen nicht treffen kann, was ja die Anerkennung der Wcstgrenzen Polens, also auch des polnischen Korridors in Ostpreu ßen, bedeuten würde. Zm Nahmen der Lo- carnovcrträge hat Deutschland sich lediglich ver pflichtet, eine gewaltsame Aenderung seiner Ost- grenzc nicht hcrbcizufiihrcn, Deutschland wird nun aber auf Grund der Locarno-Abmachung«n keineswegs auf sein Recht verzichten, zu gegebe ner Zeit eine Revision seiner Ostgrenze zur Sprache zu bringen. Ein« derartige Aktion dürfte nicht über den Völkerbund erfolgen, son dern auf Grund direkter Verhandlungen zwischen Berlin und Warschau. Damit ist der deutsch« Standpunkt klar umrissen und die Reichsregie rung wird es unter allen Umständen ableh» n e n, sich an einem Ostlocarno zu beteiligen, das Polen sein« Westgrenze garantieren würde. Liner Teilnahme Deutschlands an einem Sicher heitspakt zwischen Rußland und den baltischen Staaten könnte dagegen eher nähergetretcn wer den. Russischerseits dürfte man dieser Politik der Reichsregierung volles Verständnis entgegen- bringcn und der von den baltischen Staaten an geregte Sicherheitspakt wird also, wenn eine Be teiligung Deutschlands erwünscht ist, nur unter Ausschluß Polens zum Abschluß gelangen können.