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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.04.1908
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-04-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080406018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908040601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908040601
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-04
- Tag 1908-04-06
-
Monat
1908-04
-
Jahr
1908
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Vezugr-Preiö M L«M^a «d »«rch «ch« VMM !Ulb SM«»«» M» -«M Fracht, »^»«>». L <»» X«t«l1tdrltch 5 Di.. m««2ch 1 «.z >»«««»» » «t«»y Mhrlt» <S0 M, «»n-Utch Ü» «. DurtG dl» DchE » h«1rbE»r <r mal M-Utd) t»«rbald Leuychla«»» und d« diuttch« Kvlonira «teitelithrlich b,L Dl-, -wmttltch I.7S vt. »ulschl. Pop. beftkllgtld, Mr Oesterreich 9 L 86 k, Uugarn 8 L «irrtrlMhrUck^ Ferner In Sri. gte«. L»nem«r, den Dsoaustaalen, Frank» reich, Italien Luxesdura, Riederland«, «-rwe-e», «instland. Schwede», Schw«, u«» Lvaaien. In all« tdri«v Staate» imr direkt durch di» »Med. d. vl. «chLMtch. «domlNnenEnnaln»», L»4»st»«pl«tz 8, d«i unlrren Lrtger». Miaie», Spediteure» und SmugMestellen, lowt« Postämtern u»d Pnanrt-eru. W» »stqeln« Unmmer kochet »v P^> «rdaktt», «ad »rv«ditto»! Johanatsgaste 8. lel-dd-o Rr. I4SS2, «r. 14093. 9kr. I4S94. Morgen ausgabe 8. MpMLr.TWMlL Handelszettung. Amtsblatt des Nates und -es Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeiger»-P reit Mr S»8«t, Mch LatpHla aa» Nm-, dun, di»SaeMalt»»»PatM«tl«2SPI., «naaziell, «lttei,«» Sö P^ «evawr» 1 Dk.; »»» -n«w4rt« » PI., dieName» 1.20 v,mklntI«iiLüOPI., ftoa»».klnzeior»7SP». Sieklam«, 1Ä M. Jolerat» Seddrde» tm «auNchea Lest 4v P, veilag^edichr bM. p. kaulend qN. Volt- a»bühr. >«IchLst4an»etgen au d«v»r»ugtei Stell» im Preis, erhöbt, »iadatt »och Lor« geperteilt» Aulträa« Unueu nicht zurück gezogen «erde». Für da» Srschetnen an Upiooutr» Lagen und Plötz«a wird kein« Garaoü» übernommen. »„zeigen.kknnohmer Pugusta«vlatz 8, bei jtmtltcheu gilialeu u. allen Annoncea- »rpedtttoarll de« Ja. und vutlandr«. Haupt-Kilial« HSerli»! >»»l Suacker, Herrogl. Baur, -»stach Handlung, Lützowstrad« Illi (Leiephon V», «r. 4S0S^ Nr. 98 Montag 6. April 1908. 192. Jahrgang. Da» Wichtigst« vorn Tag«. * Ter Kaiser fährt heute (Montags früh von Messina ab. Die Reise geht nach Palermo. (S. Letzte Dep.j * Der König von Sachsen ist gestern nachmittag in Ant werpen eingetroffen. * Fürst Bülow trifft, wie nunmehr seststeht, am 12. April in Nom ein. * Die Aussperrung im Schiffbaugcwerbe droht weiter um sich zu greifen. (S. Dischs. R.) * Amtlich wird bestätigt, wie uns ein Telegramm aus London meldet, daß der König die Demission Campbell-Banner» mans angenommen hat. jS. Letzte Dep.s * In Paris haben die Bauunternehmer die Aussperrung von 20 000 Arbeitern beschlossen. jS. Ausl.s * In Bosnien macht sich eine anti-östcrreichisch-ungarische Be wegung bemerkbar, die auf einen Aufstand hinarbeilet. jS. Ausl.) * Die Arbeiterorganisationen der Vereinigten Staaten laben einen eigenen Präsidentschaftskandidaten aufgestellt. S. Ausl.j Sächsische j)arlanientsrvoche. Im Landtage machte sich in der abzclaufenen Woche schon so etwas wie Fcrienslimmung geltend. Es gab keine so gewaltigen Redekämpsc, keine Dauersitzungen, wie in der Woche vorher) ja, man konnte es sich >ogar leisten, einen Tag, den Mittwoch, der Ersicn Kammer und den Tcputationen das Feld allein zu überlassen, damit diele wieder neuen Beratungssiosf für Plenarsitzungen schassen konnten. Tic Woche be gann in öer Zweiten Kammer mit einer sozialpolitischen Debatte, zu der das Edatkapitcl 04, Gewerbe- und Dampfkesselaufsicht, den Anlaß gab. Es ging ziemlich lebhaft her,.aber wir hätten doch gewünscht, daß die Beteiligung an der Debatte etwas allgemeiner gewesen wäre. Man kann nicht behaupten, dah es einen besonders schonen Eindruck mache, wenn ein so wichtiges und an Anregungen reiches Kupitel, wie das der Gewerbeaufsicht, vor 'größtenteils leeren Bänken verhandelt wird. Schon reichlich eine Stunde nach Beginn der Sitzung hätte man jeden Augenblick mit Erfolg die Beschlußfähigkeit des Hauses an- jweifeln können. Glücklicherweise bietet sich ein solches Schauspiel im sächsischen Parlament selten, um so mehr mußte man es bedauern, daß es gerade bei diesem Kapitel sich darbot. Handelt es sich doch hierbei nicht um den Ausgleich parteipolitischer Anschauungen, sondern um Fragen des praktischen Lebens, die jeden Tag an jeden in gewerblichen Berufen stehenden Staatsbürger herantretcn können, die aber keines wegs vollkommen übereinstimmend beurteilt werden. Bureaukratlschc Theorie und gewerbliche Praxis kommen gar oft dabei in argen Kon- 'likt, wie auch die Debatte zeigte. Hier sollen die Verhandlungen im Landtage klärend wirken, das kann aber nicht geschehen, wenn nur ein Häuflein Abgeordneter sich daran beteiligt, das, wie auch der Abz. nähnel ondeutete, die Bezeichnung „Plenum" nicht berechtigt ist zu führen. Die Kritik, die von verschiedenen Abgeordneten, meist Industriellen, an der Gewerbeaufsicht geübt wurde, Ivar sehr interessant und lehr- reich, auch die Ausführungen des sozialdemokratischen Abgeordneten Goldstein waren sehr sachlich und maßvoll, und Geh. Rat Dr. Roscher konnte namens der Regierung sogar über eine Anerkennung aus Gold steins Munde quittieren. Die Anregung, die Fabrikinspektion nach badischem Muster auch ins parlamentarische Leben einzuführen, in dem ein Gcneralinspektor der sämtlichen Fabrikinspektoren Sachsens nn Landtage an Stelle des Ministerialdezernenten dem Lande Rede und Antwort steht, dünkt uns sehr der Beachtung wert. Die III. Ab teilung des Ministeriums des Innern, wozu die Gewerbeaufsicht ge hört, ist jetzt zu umfangreich, als daß ihr Leiter sich so in die Einzel- beiten vertiefen könnte, wie es im Interesse der Sache notwendig ist. Auch dürfte es nicht allein wünschenswert, sondern notwendig sein, daß auf den Posten des Generalfabrikinspektors ein Mann mit praktischer Erfahrung aus der Industrie berufen würde. Daß die ictziaen Fabrikinlpoktoren nicht alle und nicht immer die erforderlichen praktischen Erfahrungen und Kenntnisse besitzen, ist ja in der Debatte vom vorigen Montag durch verschiedene Beispiele sehr drastisch be wiesen worden. Daß der Deputationsbericht zu diesem Kapitel schrift lich und nicht mündlich erstattet werden soll, wurde von allen Seiten des Hauses mit Recht verlangt. Dem Referenten erwächst dadurch eine sehr dankbare, aber auch lehr schwierige Aufgabe; denn bei rich- iiger, gründlicher Erfassung des Gegenstandes wurde sich der Bericht zu einem Kompendium fast unserer gesamten Sozialpolitik gestalten. Der Nest der Woche gehörte in der Zweiten Kammer im wesent lichen den Petitionen. Einzelne Etatkapitel wurden noch erledigt, der- anlaßten aber keine besondere Debatte. Nur bei dem Kapitel 48, Poli zeidirektion Dresden, gab es den üblichen Wortkampf, den man seit Jahren im Landtage gewohnt ist. Eine einzige Schattierung in dem Bilde war neu: die Abga. Kleinhempel, Dr. Zöphel und Drechsler, 'amtlich Nationalliberale, hatten den Antrag gestellt, das Kapitel noch mals an die Finanzdeputation zurückzuverweisen, um womöglich einige Abstriche durchzuietzen. Aber der Antrag fiel gegen 5 Stimmen. Der Polizeipräsident von Dresden, der mit zwei Räten auf der Tribüne den Verhandlungen beiwohnte, konnte aus der Sitzung nicht allein ein glänzendes Zeugnis über seine Amtsführung mit heim nehmen, sondern auch die Gewißheit, eine beträchtliche Anzahl Be- nmtenkräftc in Zukunft mehr zu feiner Verfügung zu haben. Unter den Petitionen war eine, die gewissermaßen zum eisernen Be stände des Landtags gehört, eine Petition, dir sich gegen die Konkurrenz der staatlich angestellten Geometer gegenüber den privaten Geometern richtet. Hierüber gab es eine lebhafte Deb.ttte, die damit endete, daß man die Petition der Regierung zur Kennt.nsnahme überwies. Man hätte hier übrigens recht gut die prinzipielle Frage aufwersen können, ob nicht angesichts der bevorstehenden Neuregelung der Gehälter und Pensionen den Beamten überhaupt jede gegen Entgelt auszusübrende Nebenbeschäftigung untersagt werden solle. Dieser sehr naheliegende Ge sichtspunkt wurde jedoch von keinem der Redner in die Debatte gebracht, wird aber bei der Erörterung der Gehaltserhöhungen nicht zu übersehen sein. Die übrigen Petitionen betrafen Eisenbahnsachen lokaler Natur, es war asio kein Wunder, wenn, zumal am Freitag, wo fast ein Dutzend Petitionen außer einigen anderen Sachen aus der Tagesordnung stan den, das Haus sich „fahrplanmäßig" leerte und nur die nächsten Leid tragenden, das Direktorium, die an den einzelnen Petitionen unmittel bar interessierten Abgeordneten. Stenographen und Journalisten im Saale zurückbliebcn. Wer Sonnabends nicht im Parlamente arbeiten will, muß Freitags doppeltes Pensum abmachen, nach diesem Grundsätze scheint der Präsident Dr. Mebncrt jetzt zu handeln. Freilich, den Etat vor Ostern noch unter Dach und Fach zu bringen, wie ursprünglich be absichtigt war, hat sich bereits als vollkommen unmöglich erwiesen. Anch bis Pfingsten fertig zu werden ist so aut wie ausgeschlossen, io lehr manche Abgeordnete es auch wüistchcu. Der Stoss ist noch zu reichhaltig und so ist man dem von uns schon früher hier anaedcuteten Gedanken nähergetreten, den Landtag um Pfingsten bis Mitte Oktober zu vertagen Jedoch würden die Deputationen einzeln im Sommer weiter arbeiten, so daß im Herbst nur die Arbeit im Plenum zu beenden wäre. Weiter soll nach dem jetzt ausaetauchten Gedanken jede Kammer, soweit es sich um Gesetzvorlagen außer dem Finanzgesetz und dem Etat handelt, die ihr zugegangenen Gesetze ihrerseits im Plenum noch erledigen, so daß dann im Herbst nur noch die andere Kammer Stellung dazu zu nehmen hätte, sofern nicht ein Äereinigungsverfahren notwendig würde. Auch dieser Gedanke erscheint uns nicht durchführbar, denn er würde für die wichtigste und brennendste Frage, die Wahlresorm, eine weitere Ver- schleppung bis zum Herbst bedeuten. Und diese möchten wir auf alle Fälle vermieden sehen. Will man im übrigen mit Rücksicht aus die Menge des Arbeitsstoffs und die privaten Berufspflichten der Abge ordneten eine Vertagung herbeifübren, um die bisher in den Deputa tionen und im Plenum der einzelnen Kammern geleistete Arbeit nicht verloren sein zu lassen, — gut. Aber mit einer Vertagung vor völliger Erledigung der Wablrechtsuovelle wird man sich nie und nimmer ein verstanden erklären können. Dazu ist die Situation nachgerade schon zu kompliziert geworden, und sie wird sich immer mehr verschärfen, je mehr man von gewisser Seite die Sache auf die lange Bank zu schieben sucht. Die Regierung weiß genau, daß die Nationalliberalcn auch den neuesten Hohenthal'chen Vorschlag ablehnen, mag sie jetzt auch selbst ein mal Farbe bekennen. Für den Grälen Hohcntbal gibt es nur ein Entweder — Oder. Stimmt er dem Vorschläge auf Einführung eines reinen Pluralwahlrechts unter Vermehrung der Wahlkreise und Beseitigung des Unterschiedes zwischen städtischen und ländlichen Wahlkreisen nicht zu, so läßt sich nicht absehen, wie er die Reform zu einem glücklichen E-ide führen will und kann. Mit einem stillen Seufzer wird dann vielleicht der eine oder andere Ministerkollege von ihm sagen: Keatu^ ille! Die Nationalliberalen aber werden fest bleiben. Das hat auch der Ver lauf ihrer gestrigen Landesversammlung in Dresden deutlich bewiesen. Natioirallrberaler* Lanöesverein im Aonrareich Sachsen. D. Dresden, 5. April. Ter Nationalliberale Landcsvcrein im Königreich Sachsen hielt heute im Savov-Hotel hier seine diesjährige Hauptversammlung ab. Ter Besuch schon der Landesausschnßsitzuug war sehr stark, was der Leiter der Versammlung, Abg. Laug- h o. m mcr - Ehcmnitz, mit Recht als ein Zeichen des lebhaft steigenden Interesses für die Sache der Partei bezeichnen konnte. Von Landtags abgeordneten bemerkten wir in der Versammlung die Herren An ders-Dresden, Ba u er-Ane, El a usi-Plaue, Hettner- Dresden, K l e i n h e m p e l - Wilkau, L a n g h a m m e r - Ehcmnitz, P v P p i tz-Planen, Dr. R ii l> l m a n n - Döbeln, S ch i c ck-Franken berg. Dr. V v g e l-Dresden und Dr. Z ö p h e l - Leipzig, sowie die Mitglieder des Reichstags Tr Heinze und Dr. Strcsemanu. Der Vorsitzende des Landesvercins, Abg. Franz Gontard -Leipzig, war leider durch einen Trauersall in seiner Familie von der heutigen Versammlung fern gehalten. An seiner Stelle leitete Abg. Lang- Ha m m c r - Ehcmnitz die Versammlung und brachte deren aufrichtige Anteilnahme an dem schweren Schlage, der den Vorsitzenden durch den Tod seines im blühenden Mannesalter stehenden Sohnes betroffen hat, in herzlichen Worten zum Ausdruck. Später geschah dies durch die Versammlung anch noch telegraphisch. Der Jahresbericht, zu dem Generalsekretär Tr. W e st e u v e r g e r einige Erläuterungen gab, wurde genehmigt, ebenso der Kassenbericht, worauf dem Kassierer Dr. Zöphel- Leipzig Entlastung erteilt wurde. Au Stelle von drei ausscheidenden Mitgliedern des Vorstandes wurden gewählt: Prof. Dr. B r a n d e n b u r g - Leipzig, Amtsrichter Dr. G u t m a n n-Dresden und Seminardirektor Seysert- Zschopau. Wiedergewählt wurden die Herren: Kaufmann Franz Gon tard, M. d. 2. K., I. Vorsitzender, Leipzig, Kaufmann M. Langhammer, M. d. 2. K., 2. Vorsitzender, Ehcmnitz, Rechtsanwalt Dr. jur. G. Zöphel, M. d. 2. K., Kassenführer, Leipzig, Iustizrat Tr. jur. W. I. Gcnsel, Leipzig, Kommerzienrat Theodor Havenicht, Leipzig, Direktor Alwin Herrsch, Leipzig, Reichsgerichtsrat Tr. jur. H. Sievers, Leipzig, Landgerichtsdirektor Dr. jur. R. Heinze, M. d. R.< Weißer Hirsch, Landgerichtsdircktor Franz Hettner, M. d. 2. K., Dresden, Syndikus Tr. Phil. G. Stresemann, M. d. R., Dresden, Rentner Tr. Phil. Paul Vogel, M. d. 2. K., Dresden, Rechtsanwalt Hermann Jreigang, Eyem- nitz, Fabrikant Walter Poppitz, M. d. 2. K., Planen, Fabrikant Stadt- rat E. F. Lorenz, Döbeln, Kommerzienrat Stadtrat Arthur Schicck, M. d. 2. K., Fronkenbcrg, Fabrikbesitzer Kommerzienrat Tb. Richter, M. d. 2. K., Großschönau, Lehrer Philipp Pflug, M. d. 2. K., Zittau, Rechtsanwalt HanS Fisck)er, Riesa. Eine Erweiterung des Vorstandes auf 25 Mitglieder ist in Aus- sicht genommen. Zu Punkt 4 der Tagesordnung, Bericht über den Stand der Wahl rechtssache und die Landtagsarbeiten, erstattete Herr Abg. Langhammer das Referat. Redner ging von der bekannten Vorgeschichte der Wabl- rechtsfraye und der Reform aus und betonte besonders, daß die nationalliberale Partei die erste war, die sich nach der Veröffentlichung des Wablaesetzenkwurfes mit diesem beschäftigte und dazu in der be- kannten Resolution der Leipziger Tagung Stellung nahm. Die natio- nalliberalc Partei bat sich bereits damals für ein allgemeines direktes und geheimes Wahlrecht ausgesprochen, unter gleichzeitiger Ablehnung aller Wahlen durch Körperschaften. Die Bescheidung auf das unter obwaltenden Verhältnissen Mögliche und Erreichbare ist nur das einzig Richtige, also die Modifikation durch die Pluralstimmen Redner kriti sierte dann die Stellung der Parteien. Tie Nationalliberaleu haben von Anfang an ihren Standpunkt eingenommen und weder nach rechts oder links diesen geändert; dabei aber stets an der Durcharbeitung der vielen in der Deputation gemachten Vorschläge den regsten Anteil ge nommen. Der jetzige Stand in der Deputation ist dabin zusammenzu nehmen, daß auch von den Konservativen nicht für die von der Re- gierung geforderten Wahlen durch Körperschaften zu haben sein dürften. Wir müssen uns bemühen, die Regierung zu unserem Standpunkt berüberzuziehcn: ein einheitliches Wahlrecht mit Pluralwablstimmen. Ein solches Wahlrecht wird durchaus der sozialen Gliederung des Volkes für einen Landtag gerecht. Die nationalliberale Fraktion wird sich wie bisher stets eifrig bemühen, dem Lande ein Wahlrecht zu schaffen, das der Erbitterung einzelner Schichten der Bevölkerung vor beugt und den Ansprüchen einer gerechten parlamentarischen Vertretung aller Bevölkerungskreise gerecht wird. Herr Prof. Dr. Brandenburg-Leipzig machte von einem Antrag des nationalliberalcn Vereins Mitteilung, folgende Resolution anzunehmen: „Ter Landesai'sichuß spricht der Landtagssraktion seinen Tank für ihr bisheriges Verhalten in der Wablrechtssrage und nament lich für die Einheitlichkeit ihres Auftretens nach außen hin anS unv gibt zugleich der Erwartung Ausdruck, daß die Fraktion an ihrer bisherigen Stellung, die dem letzten Beichlusie des LandesauS- schuffes entspricht und namentlich an dem Streben nach einem ein- beitlichrn, geheimen und direkten Wahlrechte auch ferner fest halten werde." In der Tiskuision hierüber sprachen die Herren Abgg. Dr. Z b P h e l - Leivzjg. Dr. Vogcl - Trcsden, Pro'. T r R ii h l m a n n , Landgerichtsdirektor Tr. Hettner, der namentlich über das System der Wahlkreiseinteilung sprach Langhammer, Seminardirektor Seyfert, Generalsekretär Tr. W e st e n b c r g e r, Kommerzienrat Schi eck, der Vorsitzende der nationalliberalcn Landtagssraktion Tr. Gutmann, K r i e sch e - Oelsnitz, Dr. M o t h c s - Leipzig. — Der Antrag des Leipziger Vereins wurde in großer Einhelligkeit ein stimmig angenommen. — Auf Vorschlag des Vorsitzenden wurde ein Kondolenztelcgramm an Herrn Gontard, den 1. Vorsitzenden, der durch den Tod seines Sohnes an der Teilnahme an der heutigen Versammlung verhindert war, abgesandt. Ein Schlußwort des Herrn Abg. Langbammcr schloß die vertrau liche Aussprache. Tie öffentliche Hauptversammlung. wurde um Z Ubr eröffnet und ebenfalls von .Herrn Abg. Laug- bammcr geleitet. Er führte aus, daß diesmal von einer größeren Veranstaltung abgesehen sei, daß dagegen demnächst eine solche in Ebcm- uitz oder Döbeln stattnndcn solle. In der nariouallibcralcn Fraktion des sächsischen Landtags habe sich seit der letzten Session insofern eine Wandlung vollzogen, als voriges Mal nur ein kleines Häuflein vor handen gewesen sei, das vom Abg. Opitz und Genossen spöttisch „Links liberale" genannt worden sei, während beute die Fraktion von :)l Mit gliedern geschlossen daskcbe. Redner ging dann aus die Reform der Ersten Kammer ein, die im vorigen Fahre eine große Rolle ge spielt habe, während diesmal die Reform der Zweiten K a m - mer im Vordergründe stehe. Wenn Opitz den Sieg der Nationallibe- ralen bei den Landmgswahlen als einen Pyrrhussieg bezeichnet habe, so könne man nur wünschen: Gott erhalte den Propheten! Die nationalliberale Fraktion werde sich bemühen, die W-ahlrecbtsfrage noch in dieser Session zum Abschluß zu bringen, und sei es auch durch ein „Nachsitzen" im Winter. In sinanzwirtschaftlichcr Hinsicht habe Sachsen gewiß Fortschritte gemacht, aber bei dem Rügerschcn Sparsystcm hätten wichtige kulturelle Aufgaben leiden müssen. Ilm solche zn erfüllen, könne man aber unter Umständen mit guten finanziellem Gewissen auf An leihen zuriickgrcifen. Auf das Wassergesetz eingehend, präzisierte Redner die Stellung der Nariouallideralen dahin, daß cs ihre Aufgabe sei, die Interessen der Anlieger und Wasscransnutzcr ebensosehr zu schützen, Ivie die der O cffcntlichkeil. Es sei Aussicht vorhanden, daß das Wassergesetz noch in dieser Session verabschiedet würde. D e V o l k s s ch u l d e b a t t e, an der sich die Fraktion vor allem durch ihre Mitglieder Hettner und Pflug beteiligt habe, hätte insofern eine Ent täuschung gebracht, als der Kultusminister sich zu wenig entgegen kommend erwiesen l>abe. Erst am dritten Tage habe er erklärt, eine Volksschulnovclle bringen zn wollen, und man werde nun abwartcn müssen, ob in ihr der kulturelle Fortschritt vorherrschen werde oder nicht. Eine gute Volksschule fei die Vorbedingung für eine günstige Entwick lung Sachsens. Zu bedauern sei dir übergroße Belastung eines Landtags mit gcsetz- get>erischen Aufgaben. Infolgedessen sei die Reform der Beamtenbesol dungen bis jetzt zurückgcstellt worden. Eine Vertagung des Landtags sei aus demselben Grunde unausbleiblich, denn unter den Tisch fallen dürfe diesmal nichts. So bitte er denn die Gesinnungsgenossen, dazu bciziuragen, daß die Partei imiger mehr erstarke. sLebhaftcr Bcnall.l In der Debatte sprach zunächst Herr Seydcmänu, der für die Forderungen der Beamten und Lehrer eintrat und bat, dahin zn wirken, daß die Reform der Besoldungen nicht bis zur nächsten Finanzpcriode vertagt wurde. Abg. Dr. Vogel erklärte demgegenüber, die nationalliberale Partei habe zu der Frage der Bcamtcubesolbuugcn durchaus klare Stellung eingenommen. Die Lösung werde bestimmt noch in dieser Session er- folgen. Zum I. Januar 1908 würden die von der Regierung vor gesehenen Ausbesserungen in Kraft treten, znm 1. Januar 1909 die noch weiter gebenden, worüber oie Vorlage in allernächster Zeit dem Land tage zugchen werde. lBeifall.l Ein weiterer Redner forderte, daß kein Unterschied in der Be messung des Wohnnngsgeldes für Verheiratete und Unverheiratete ge macht werde, da unverheiratete Beamte oft auch Angehörige zn unter stützen hätten. Abg. Schicck erklärte daraus, von Herrn Seydemann mißverstanden worden zu sein. Die BeamtcnbesoldungSfrage werde zum I. Iauuar 1909 in der vom Abg. Dr. Vogel angegebenen Weise gelöst werden und etwa 18 Millionen kosten. Die Frage der Lchrerbeioldung liege augen blicklich noch der Gesetzgebungsdcputatiou vor. Bezüglich der Wohnungs gelder hätten gerade die Nationalliberalcn eine recht weitherzige Aus legung des Gesetzes gewünscht. Abg. Langhammer gibt in einem Schlußwort seiner Freude über den Verlauf der Versammlung Ausdruck und schließt sic mit einem Hoch ans die nationalliberale Partei. Deutsches Reich. Leipzig» 6. April. * vst." Von der hiesigen medizinischen Fakultät gebt uns folgende Zuschrift zu: „Die in dem Artikel „I>r. mc-ck. v<K." in Nr. 90 des Tageblattes erwähnte Antwort der Fakultät aus ein Gesiich eines bereit? in Bern zum I)r. ineck. vot. promovierten preußischen Tierarztes um Zulassung zur Promotion als Dr. mock. vet. lautete: „Ich bedauere, Ihnen auf Grund de? Beschlusses der Fakultät mittcilen zu mässen, daß cs nicht möglich ist, Ihrem Wuuiche zu entsprechen. Es würde nicht angängig sein, den von der Fakultät in Bern verliehenen Titel des Doktor mcxlioiiiae votorinoriuo unsererseits noch einmal zu verleihen, und können wir Ihnen daher nur anheimgcbcn. nochmal? bei der Königlich preußischen Regierung dahiu vorstellig zu werden, daß Ihnen die Führung des Doktortitel? au' Grund des Diploms der Fakultät in Bern gestattet werde, gcz. Trendclenbnrg, Telan." Diese Entschei dung entspricht den Gepflogenheiten in dem Verkehr zwischen den Universitäten de? Deutschen Reiche? und denen der Schweiz, a n w c l ch c n die Promotion im wesentlichen nach den selben Grundsätzen erfolgt. Tie weiteren, von dem Ver fasser de? Artikels angeknüpsicn Schlußfolgerungen erledigen sich da durch von selbst." * * Ter Lciiiorru-Konvent des Reichstags kam dabin überein, daß beute Montag ras VereiuSgciev in zweiter Lening erledigt werden ioll. Am Dienstag toll die zweite Lesung de? Bö rse« gej rtz es begonnen werden Auw 'all? riese am DiruSiag nicht zu Enve gesü'an wirb, >o toll dock auf jeden Fall am Mittwoch die vritte Beratung des BereinsgefebeS Ereu Anfang nehmen. Maa will versuchen, Vereinsoe'ktz und Börimeesctz new vor den Osterferien zu verabschiecrn. Am Freitag «pätest us io len vie Osierser!«n beginnen, die bi» zum 28. Äorsi dauern rollen. In r>r Tagung nach Ostern, die bi» zum 9. Mai dauern soll, sollen ric noch ausstehenden Rechnungssachen erledi..r weiden, ferner rcr Geiet-entwurf über dcn Versicherungsvertrag, die We bsi'p' otestooil >g', d e Mgß- und G.wicklSordnung, die mttrnatioralen Abkommen über ras Verbot der Frauennachtarbeit und der Verwendung
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