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Dresdner Journal : 08.10.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187310081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18731008
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18731008
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-10
- Tag 1873-10-08
-
Monat
1873-10
-
Jahr
1873
- Titel
- Dresdner Journal : 08.10.1873
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Mittwoch, den 8. October. 18?» .W 234 Iteichs» kott uuej Liorelo« Humwsrv: 1 Xxr)8teiupvlruickl»^ Kiuru. Im 4,ut»«i>«o »«lek«; /Sdrlich . . , VUr. ^^Ltlrlied: 1 2'ktr. IS Ugr. Ld»»uuvweo1«pr«I»« r lu kr»u««u tritt jährlich 2 H»ir 8tvo>pelgcbühr, »u»«rd»Id de» dcuttchcll Insorirlooprolsvr kür «Iso kuum einer ^sspultensu 2eil«: Uszr. Oater „Lio^esue it" dis ^«ils: » U^r. Livkvlnsui lA^Uok, mit Xuiuukms der 5!ouu- uuä ksiett»»«, Dbevd« für den sollenden Zres-mrImmal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. luisrutsuuuvulime uu«„Lrt«t F>. Lran«I»t-etter, Cvmmi»»iouür «Io» * Dresdner douronl»; ebevdi».: /'ott u. H /-Ve^er, S^dnr^-NsrU»- Vi«o-I^lp,i^-S»»«I-»r««l»il-?r»uttitrt» » : //n«»er»t<>«>» <s ^»A/er, S»rUo-Vi«llH»wdiir^-rr»^-I.«ip,i^-rr»ilk- turt ».II.-Itäack»u: /il«d. It/E«, Lsrliu: F./cete»«e^er, /nralieirnliant, 7/ F/drec?»t, Lr«w»u: ?7 , Sr«»- l»o: 4..ÄunA^,'«Dürv»u; Vhewml»: /<>. , kr»ok- turt». N t >7 daeAeFsclis u.^.c/.Z/errnann'iche Luokk., <7o, vörUt,: fr IHÄier, llsuoover: t,'.Lc/>ü»ter,- k»rt,t //ave», /xi/itte, /7aH>er<t(7ü. i »tuttxrrt: //aud« <s Oo., ü'itdd. rtnne-»ee» - /lüreau, Visu: Fj. O/Pekt. - Nvr»u»x«kvrr LSuiel. Lrpsüitiou äs» Dresdner donrnnls, Dresden, Lt-tr^nrethsngnsss dlo. I. Amtlicher Theil. Dresden, 2. October. Seine Majestät der König haben zu genehmigen geruhet, daß der Oberkammerherr von Gersdorff das von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog von Sachsen-Weimar ihm verliehene Großkreuz des Ordens vom weißen Falken annehme und trage. Bekanntmachung In Gemäßheit von 8 6 der Verordnung über den Geschäftsbetrieb ausländischer Versicherungsanstalten im Königreiche Sachsen vom 16. September 1856 wird von dem Ministerium des Innern hierdurch bekannt gemacht, daß die Versicherungs Actien-Gesellschaft „Rhenania" zu Köln den Vorschriften in 88 2 bis 4 der angezogenen Verordnung Genüge geleistet und Leipzig zum Sitz für ihren Geschäftsbetrieb in Sachsen ge wählt hat. Dresden, am 27. September 1873. Ministerium des Innern. Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Schmaltz Jochim. UichtmnUichtr Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, DienStag, 7. Oktober, Nachmittag«. (W. T. B.) Der altkatholische Bischof Reinken« hat heute Mittag in Gegenwart der von ihm ad- hibirten, bereit« bekannten Zeugen den Eid in die Hände de« EultuSministrr« Ur. Kalk abgeleistet. Posen, DienStag, 7. Oktober. (W.T. B.) Erz bischof v. LedochowSri ist vom Preisgerichte wegen gesetzwidriger Anstellung der Bicare Baraniezki und Wendland zu 600 Tblr. Geldbuße, eventuell viermonatlichem Gefängniß verurtheilt worden. Stettin, Dienstag, 7. Oktober. (W. T. B.) Die „Ostsee-Zeitung" meldet, da« Oberpräsidium tn Posen sei veranlaßt, denErzbischofv.LedochowSki zu Nicderlegung seine« Amte« aufzufordern. Pari«, Dienstag, 7. Oktober. (W- T. B.) Bei rivem gestern iu Nruville-le-Bon anläßlich t der Eröffnung der Eisenbahn stattgehabten Banket äußerte der Birepräfident des MinisterratheS, Her zog v. Broglie, unter Hinweis auf den früheren Glanz der in der Nähe belegenen Abtei Hellouin: die Herrschaft de« Eiern« im Mittelalter, welche früher von wohlthätigem Einflüsse gewesen sei, wäre zu von der Borsehuug bestimmter Stunde verschwunden. Nicht« Gleiche« oder Sehnliches könne jetzt entstehen. Solches zu fürchten oder zu hoffen sei gleich lächerlich. Welche Regierung-- form die Nationalversammlung Frankreich auch geben möge, es werde kein Opfer in Betreff der bestehende» socialen Bedingungen verlangt werden. Alle wollen eine starke, dauerhafte und über den Parteien stehende Regierung, die Dasjenige, wa« der moderne Staat erheische, ebenso begreife, wie die Gefahren der moderne» Gesellschaft. LersaillcS, Montag, 6. Oktober, Nachmit- tags Ä l Uhr (W. T. V.) Im großen Trianou haben heute Mittag '§1 Uhr die Verhandlungen in dem Processe gegen den Marschall Bazaine un ter dem Zudrange einer zahlreichen Zuhörerschaft begonnen. Nach der Eröffnung der Sitzung wurde zunächst die Ordre, laut welcher der Marschall vor Gericht gcstellt wird, und die Namen der Mitglieder des Kriegsgerichts verlesen. Auf die bet, essende Frage des Vorsitzenden gab darauf Bazaine seine vollständigen Vornamen und seinen Zunamen an. Sodann erfolgte der Aufruf der Feuilleton. (Redigirt von Otto Banck.) Friedrich Wieck -ff. Am 6. Oktober Abends starb in Loschwitz ohne vor- ausgegangcnes Kranksein dieser verdienstvolle Altmeister für die Bildung guten Clavierspiels: ein Vertreter über haupt technisch correct und musikalisch gründlich ent wickelnder Lehrmethode, welche für die Ausführung der Musik jeder ungeschulten und oberflächlichen, jeder in maßlosen und krankhaften Richtungen sich bewegenden Behandlung entgegen arbeitete. Geistreich, von beweg licher Phantasie, originell drastisch, entschieden in seinem Wesen und rastlos m seiner Thätigkeit, erfaßte er rasch und mit Enthusiasmus neue bedeutende unv von der großen Schaar der Musiker und Musikfreunde noch unverstandene Erscheinungen der musikalischen Literatur. Er war der Erste, der durch seine Tochter Clara Schu mann Compositionen von Chopin und Schumann in Concerten dem Publicum vor führen ließ, und nicht mit empfänglicher Zustimmung des Lctztern. Und es war ihm vergönnt, mit bewunderungswürdig bewahrter Gei- steSfrische bis in ein seltenes hohes Alter hinein im Sinne feiner Ueberzeugung und seiner gesunden An schauungen zu wirken und vielfachen Einfluß aus- zuüben. Eine kurze LebenSskizze, wir sie zusammengestellt nach Wirck's eignen Briefen und mit nächstem Bezug auf seine Schulstätte Torgau unS vorliegt, sei hier be sonders auch wegen der charakteristischen Fassung mit- getheilt. „Geboren am 18. August 1785 zu Pretzsch, einem Städtchen halbwegs zwischen Wittenberg und Torgau, Zeugen, wobei die Marschälle Canrobert und Leboeuf und die Generäle Frosfard, Bourbaki und Changarnier zuerst aufgerufen wurden. Versailles, Montag, 6 Oktober, Abends '^7 Ubr. (W.T.B.) Nachdem im weitern Lerlaufe der Verhandlungen der Aufruf der Zeugen been digt war, wurde die Sitzung für kurze Zeil suspea- dirt, worauf die Lrrhandlungeu aus« Neue be gannen. Bei Wiederbeginn der Verhandlungen verfügte der Vorsitzende, bevor zur Verlesung des Berichts desJn- structionsrichters geschritten wurde, die Verlesung der sämmtlichcn militärischen Grade, welche vom Marschall seit Beginn seiner Laufbahn bekleidet waren; auch wurden alle ihm ertheilten Auszeichnungen aufgezählt und der Verwundungen, welche er empfangen, Erwähnung gethan. Nachdem sodann der Bericht dcrUntcrsuchungscommission über die Capitulativn der Festungen verlesen war, auf Grund dessen die Ueberweisung des Processes an ein Kriegs gericht erfolgt ist (dieser specielle Bericht ist bis dahin noch nicht wie die übrigen Berichte der Capitulationscom- mission im „Journal officiel" veröffentlicht worden), folgte darauf die Verlesung des Berichts des Jnstruc- tionsrichters Generals Riviöre. Derselbe beginnt mit einer Entwickelung des für den Krieg gegen Deutschland entworfenen Frldzugsplans und geht darauf zu einer Schilderung der Schlacht bei Forbach über, wobei spe- ciell ausgeführt wird, daß der Marschall dafür verant wortlich zu machen sei, daß er dem durch überlegene Kräfte angegriffenen General Frvssard nicht zu Hilfe geeilt sei. Der Bericht beschäftigt sich darauf mit den Ereignissen nach der am 12. August 1870 geschehenen Ernennung Bazaine's zum Overcommandirendcn, für welche ihm ebenfalls die Verantwortlichkeit zugeschrieben wird, und hebt besonders hervor, daß die von dem Marschall begangenen Fehler zum Theil durch sein Be streben zu erklären seien, sich der Oberaufsicht des Kaisers, der fortwährend bei der Armee geblieben sei, zu entziehen. Der Bericht kommt nach Entwickelung der Fehler, welche bis zum 16. August vorgekommen, zu dem Resultate, daß Bazaine niemals ernstlich die Absicht gehabt habe, sich von Mctz zu entfernen. Nach dem der Bericht bis hierher verlesen war, schloß die Sitzung gegen 'L5 Uhr. Die Haltung d»S Marschall« war während der ganzen Dauer der Sitzung ruhig uud würdig. Morgen wird mit der weiteren Verlesung de« Be richt« fortgefahrrn werden. Versailles, Dienstag, 7. Oktober. (W.TB.) Der Herzog v. Aumale leitete die Verhandlungen de« Kriegsgericht« gewandt und begegnete dem Marschall Bazaine zuvorkommend und artig. Ba zaine, welcher in Uniform war und da« Groß- kreuz der Ehrenlegion trug, saß auf einem Sessel, daneben seine Vertheidiger, die Advokaten Lachaud Vater und Sohn, denen der Oberst Bil lette für militärische Detailfragrn assistirte. Die Namen der Zeugen Jule« Favre, Regnier und der de« Waldhüter« Scalabrimo erregten im Zu hörerraume besondere Aufmerksamkeit. Bazaine verfolgte in ruhiger Haltung und mit Aufmerk samkeit das Verlesen der Schriftstücke. Neuenburg, Montag. 6. Oktober, Nachmit tag«. (W. T. B.) In den Berfafsungürath de« Can- ton« Neuenburg sind bei den gestrigen Wahlen 50 Radikale und 42 Conservative gewählt worden. Bon 5 weitern Gewählten ist die Parteistellung noch nicht bekannt. London, Montag, 6. Oktober, Nachmittag«. (W. T. B.) Der Generalpotzmeister Movsell beab sichtigt, wie verlautet, seine Entlassung eiuzu- reichen. Die nordamerikantsche Regierung hat da« hie sige Bankhaus Morton Rose u. Co. zu ihrem Kinanzagenten ernannt, und sollen alle noch nicht fällig gewordenen Tratten bereit« von diesem Bankhause eingelöst werden. als der Sohn eines unbemittelten Kaufmannes, der außer ihm noch 5 Sprößlinge zu ernähren hatte, hatte Fr. Wieck das Glück, trotz der mancherlei rntgegen- stehcndcn Schwierigkeiten auf die Schule nach Torgau gebracht zu werden. Der schwächliche, kränkliche junge Mensch, dem die Aerzie, welche Auszehrung witterten, nach damaliger Sitte mit gewaltsamen Mitteln äußerst zugcsetzt hatten, konnte es nicht wagen, in den Gym- nasialsingechor einzutreten, so sehr auch seine Neigung dafür sprach. Wurde er doch schon heiser „nach einem gesüblvvllen Liede", welches er freilich auf naturalistische Weise „losdrücktc", — um wie viel mehr hatte er da Ursache, den Beschwerlichkeiten, welche der Chordienst namentlich durch das damals florirendc Singen auf den Straßen bei Wind und Wetter in seinem Gefolge hatte, aus dem Wege zu gehen. Aber mustcirt wurde doch. Wieck wohnte bel dem Advocat Schmidt, der als Gar?on mit seinen Schwestern Haus hielt, und später bei dem Kaufmann Palm; „in beiden Häusern wurde Musik, jedoch dilettantisch, getrieben", und er nahm daran Theil. Palm gegenüber wohnte der Stadt- musikus Nitzschke; dort war der lustige Primaner öfters und spielte bei den Tänzen rc., die da geübt wurden, 2. Violine oder Baß „gründlich dilettantisch", denn aus Armuth konnte er keinen ordentlichen Unterricht nehmen; ebenso spielte er Clavier und Harfe. Er machte auch die Bekanntschaft des Wackern Organisten Klimt, der ihn gern hatte und in ihm sogar Compositionstalcnt für Tänze entdecken wollte. Leider war bei aller die ser Herrlichkeit Schmalhans in des Wortes verwegenster Bedeutung Küchenmeister. „Ich war sehr arm und lebte kalt von Butter und Brod rc., wa- mir meine arme Mutter, die noch für 5 Jungen sorgen sollte, an- Pretzsch mit dem Salzwagen zuschickte. Doch Sonnabend- schickten mir die guten Schmid»'- und der Wie dem „Renter'schen Bureau" aus Murcia gemeldet wird, haben die spanischen Regierung«- truppen vor Cartagena neue Berftärk»ngeu erhal- teu. Die Werke der Belagerer find bis Herreria- ausgedehnt worden. Kopenhagen, Montag, 6. Oktober, Nachmit tags. (W. T- B.) Der Reichstag ist heute eröffnet worden. Die Verlesung einer Thronrede fand nicht statt. Konstantinopel, Montag, 6.Oktober, Mit- tags. (W. T. B.) Dir Commission zur Feststellung der Tonuengedühren für den Surzcanal hat heute Edhem Pascha pvr »eolumntluuem zum Präsiden- ten gewählt, der darauf den Srcretär der türkischen Gesandtschaft in Berlin, Cdaratheodori Effendi, zum Secrrtär der Commission ernannte. Die Verhandlungen beschränkten sich auf Feststellung der Geschäftsordnung. Alle Seemächte, mit Aus nahme Amerikas und Portugals, nehmen an der Conferenz Theil. Lagesgeslhichtc. Dresden, 7. October. Vom Gesetz- und Ver ordnungsblatt für das Königreich Sachsen ist das 14. Stück v. I. 1873 in der Ausgabe begriffen. Dasselbe enthält: Nr. 105) Verordnung vom 12. Au gust d. I., den Gebrauch der sogenannten Kreuzzügel betreffend (abgedruckt in Nr. 209 des „Dresdn. Journ"); Nr. lO6) Bekanntmachung vom 20. August d. I., die Gebühren und Verläge der Advocaten im Verwaltungs-, Administrativjustiz- und Polizeistrassachcn betreffend; Nr. 107) Bekanntmachung vom 25. August d. I., die Bewilligung einer von dem Spar- und Vorschußver- eine zu Pulsnitz, eingetragener Genossenschaft, erbete nen Ausnahme von bestehenden Gesetzen betreffend; Nr. 108) Bekanntmachung vom 30. August d. I., die Genehmigung einer tn dem Regulative für die Sparkasse zu Großvoigtsberg enthaltenen Ausnahme von bestehenden Gesetzen betreffend; Nr. 109) Bekannt machung vom 16. September d. I., die Richtungsli nie der Eilenburg - Leipziger Eisenbahn betreffend; Nr. NO) Bekanntmachung vom 20. September d. I., die Pnoritätsanleihe der Actiendierbrauerei zum Plauen- schen Lagerkeller betreffend; Nr. 1N) Bekanntmachung vom 29. September d. I., die Versammlung der Stände des Königreichs Sachsen zum nächsten ordentlichen Land tage betreffend (abgediuckl in Nr. 227 des „Dresdn. Journ."); Nr. 112) Bekanntmachung vom 23. Sep tember d. I., die Richtungslinie der Muldenthalbahn Glauchau-Wurzen betreffend. * Berlin, 6. October. Die in den hiesigen Zei tungen heute zu findenden Nachrickten aus Baden-Ba den über das Befinden Sr. Majestät des Kaisers be schränken sich auf die Mitthcilung, daß Se. Majestät täglich den Vortrag des Oberhof- und Hausmarschalls Grafen Pückler, des geh. Legationsralhes v. Bülow und des Hofrathes Borck entgegennimmt und mit den Chefs des Civil- unv Militärcabinets geh. Cabincts- rath v. Wilmowski und Generalmajor v. Albedyll ar beitet. Am 15. d. M. wird der Kaiser bekanntlich die Reise nach Wien antrcten. In seinem Gefolge wer den sich cfficiöser Miltheilung zufolge befinden: der Hosmarschall Graf Pcrponcher, Flügcladjutant v. Alten, Graf Lehndorff, Generalmajor v Albedyll. Fürst Bis marck gedenkt den Kaiser nach Wien zu begleiten, wird aber auf seiner Reise dorthin Berlin nicht berühren und den Kaiser unmittelbar vor Wien erwarten. — Nach der „Sp. Z." beziehen sich die Sitzungen des Staatsministeriums, welche in den letzten Tagen statt fanden und sich nun häufiger wiederholen werden, auf die für den Landtag bestimmten Angelegenheiten. Die Nachricht, daß das Budget den hervorragendsten Gegenstand der Session bilden würde, ist hiernach irr- thümlich so gedeutet, als ständen im Uebrigen wichtige Gesetze nicht in Aussicht. Jetzt werden zunächst die in der letzten Session unerledigt bebliebenen Entwürfe wieder vorgelegt werden, wozu u. A. das Gesetz über die Amtssprache, die Fischereiordnung rc. gehören, ferner ist an die Vormundschaftsordnung zu erinnern, deren Vorlegung sicher erfolgt. Besonders thätig ist augen blicklich das Ressort des Handelsministeriums, man ist dort mit der gesetzlichen Regelung des Eisenbahncon- cessionswesens und verwandten Fragen beschäftigt. Die Berufung des Landtags wird jetzt mit ziemlicher Ge wißheit zwischen dem 15. und 20. November erwartet. Der Neubau im Herrcnhause wird bis dahin so weit gefördert sein, daß der Plenarsitzungssaal seiner Be stimmung übergeben werden kann. Die Nebenräume werden erst im künftigen Jahre ausgebaut sein und zunächst die Restauration des Reichstages für das Herrenbaus benutzt werden. — Wie ein hiesiges Blatt wissen will, suchen einzelne der thüringischen Klein staaten die Verhandlungen über die Verlängerung der mit Preußen abgeschlossenen Militärconventionen zu benutzen, um die Aufhebung der Verordnung deS Bundespräsidiums vom 22. December 1868 zu erwirken. Diese Verordnung dehnte die Befreiung der Offiziere von den Communallasten auf das ganze norddeutsche Bundesgebiet aus. — Herr v. Bülow, welcher be kanntlich zum Staatssecretär im auswärtigen Amt de- signirt ist, ist aus Mecklenburg bereits wieder nach Berlin zurückgekehrt. — Der königl. sächsische Militär bevollmächtigte Major v. d. Planitz ist von Urlaub hier wieder eingetroffen. — Der Hauptbankdirector geh. Oberfinanzrath Gallenkamp ist von seiner Ur laubsreise zurückgekehrt. — Das Gerücht, daß Se. Majestät der Kaiser eine Unterstützung aus Staats mitteln für die Quistorp'schen Unternehmungen an geregt habe, entbehrt, wie der „Nat.-Ztg." von glaub würdiger Seite mitgelheilt wird, jeder Begründung. — Der Präsident des Reichstags, 0r. Simson, hat sich nach Frankfurt a. O. zurückbegeben, nachdem er mit dem Ministerialdirector Weißhaupt und andern Re- gierungsbeamtcn eine Besprechung wegen des pro- jectirten Erweiterungsbaues des provisorischen Reichs tagsgebäudes gehabt hat. Das Resultat derselben soll einer aus Reichstagskreisen kommenden Nachricht zufolge darauf hinauskommen, daß man vorläufig von dem Erweiterungsbaue Abstand nimmt, da demselben sehr große Schwierigkeiten entgegen stehen. Es wird diese Angelegenheit erst durch den nächsten Reichstag zur endgiltigen Lösung gelangen. — Wie die „N. Pr. Ztg." mittheilt, hat Fürst Bismarck die Wahl als Kreistagsabgeordneter des Großgrundbesitzes des 2. Je- richowschen Kreises in einem „sehr gütigen und freundlichen Schreiben an den Landrath Grafen v. Wartensleben an genommen.— Die Eröffnung der Provinziallandtage von Brandenburg, Pommern, Schlesien, Sachsen, Schles wig-Holstein,Hannover und Westfalenund des Communal- landtages des Regierungsbezirks Wiesbaden ist gestern (5.) unter den bcrkömmlichcn Formen durch die königl. Landtagscommissare erfolgt. Die Landtagsabschiede und Propositionsdecrete wurden verlesen und sonstige geschäftliche Mittheilungen gemacht. Im schleswig-hol steinischen Landtage theilte der Landtagscommissar Re gierungspräsident Bitter in seiner Eröffnungsrede mit, daß auf die in der letztjährigen Petition gestellten spe- ciellcn Beschwerdcpunkte nicht habe eingetreten werden können, doch werde die loyale Gesinnung des Landtags vom Könige anerkannt und die Erfüllung der Bitte wegen baldiger Gewährung eines Provinzialfonds in Aussicht gestellt. Bei Aufstellung eines desfallsigen Ge setzentwurfs soll der ständische Verwaltungsausschuß be- theiligt werden. Königsberg i. Pr., 6. October. (Tel.) In der heutigen Sitzung des Provinziallandtages be- grüncete der Oberbürgermeister v. Winter auS Danzig eine Petition betreffs Trennung der Provinz Preußen in einen östlichen und westlichen Theil. Der Landtag überwies die Petition einem Ausschüsse von 13 Mit gliedern. arme Palm warme Suppe auf die Stube, worauf ich mich immer einige Tage vorher freute. Doch bald be kam ich bei dem Advocaten Schultze einen reellen Eß tisch, auf den ich mich als schwächlicher, empfindsamer junger Mensch die ganze Woche durch freute und wo mein Leibessen — Schöpsenbraten mit Bohnen oder Schoten — fast den ganzen Sommer hindurch mick er quickte, tröstete, aufrichtete. Aber nicht genug, — die Liebe Gottes sorgte weiter: ich bekam auch Geldtischc. Einige Bürger (die Stadt war wohlthätig und gutmüthig gegen gute Schüler) zahlten am Ende jeden Monats 8 gute Groschen, und Meister Petzold ließ seiner kleinen Toch ter von mir noch extra Lesestunden geben, wofür ich 2 gute Groschen bekam. Aber der sehr vornehme, jedoch nicht bemittelte Oderforstmeistcr v. Löben ließ mir monatlich 16 gute Groschen auszahlen. Wie ost habe ich die Tage ausgerechnet, bis ich mir konnte den sächs. Gulden holen! — Seine Frau und Kinder spielten Clavier. Auf einmal Hore ich, daß die Familie einen berühmten Klavierlehrer aus München, der schönen Anschlag und Vortrag lehren könnte, mit Namen Milch- meyer, kommen ließe. Stach einiger Zeit wurde mir eröffnet, daß dieser große Meister (Herausgeber mehrer Musikstücke, von ihm revidirt und von ihm mit Finger satz rc. versehen) mir 6—8 Lektionen gratis im schönen Clavicrspielen geben wollte. Es geschah. Mit welchem innerlichen Beben betrat ich seine Stube? Ein sehr starker Mann von 50 Jahren ungefähr, wurde aus einem Bett durch eine Maschine an das Clavier ge hoben (er konnte nicht gehcn), und dort habe ich in den 6—8 Stunden die Anregung zum Höheren be kommen und den Grund gelegt für meine künstlerische Zukunft." Der damalige Rector Benedict gab Wieck im Jahre 1803 ein sehr ehrenvolles Zeugniß für die Universität Wittenberg, erwähnte aber darin, daß er sich „(zu) viel arte mnsi, n beschäftigt" hätte. Wieck studirtc nun in Wittenberg Theologie, wurde 1809 als Candidat der Theologie von Reinhard und Tittmann in Dres den examinirt und fungirte von da an 9 Jahre lang als Hauslehrer auf verschiedenen Rittergütern. Nach dem er die Leiden und Freuden dieses Standes hin länglich genossen hatte, ließ er sich in Leipzig nieder, errichtete eine Instrumentenhandlung und verband mit bei selben eine Mnsikalienleihanstalt; Polizeipräsident Streubel, mit dem zusammen er in Wittenberg Theologie studirt hatte, lieh ihm dazu „auf sein armeS, theologisches Gesicht" 6000 Thlr. Der Jnstrumcntenhandel führte ihn von nun an oft nach Wien, bisweilen auf längere Zeit, während wel cher der immer nebenbei ertheilte Unterricht im Clavier- spielen freilich ausgesetzt werden mußte. Die Kory phäen der Wiener Oper in den zwanziger Jahrcn, die Sängerinnen Mainviüe-Fvdor, Grisi, Frezzoltni, Schrö der-Devrient und Henriette Sontag, die Sänger Don- zelli, David, Rubini, Ronconi, Lablache, dazu Rossini zwei Winter hindurch al- Kapellmeister, wurden seine Vorbilder in der praktischen Ausbildung, nachdem er durch Miekjch in Dresden und Teschner in Berlin neue Anregungen „für den veredelten Gesang" gewonnen hatte. 1828 wurde er der Lchrer Robert Schumann'-, seine- nachmaligen Schwiegersohnes. 1840 siedelte er nach Dresden über, wo er „für Wahrheit und Schön heit in der Kunst — wenn nicht al- Virtuos, doch al- Lehrer nach einer eigenen, rationellen Methode" fort wirkte. 1853 legte er den Schatz seine- Wissen- in dem trefflichen Buche: „Clavier und Gesang" nieder, nachdem bereit- seine Töchter Clara Schumann und spä-
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