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Blatt Amts und des Stadtrathes des Aönigl. Amtsgerichts 6. Oktober 18S4 Sonliabenb Kefchäftsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureausvon Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Mosse und G. L Daube L Comp. Be: ntwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. Inserate sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- Puszeile (oder deren Naum) 10 Pfennige. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. zu WutsniH Als Beiblätter: Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements - Breis: Bierteljährl. 1 M. 25 Pf. Aus Wunsch unentgeltliche Zu sendung. ^siir Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. DmU m» FSrft-r'- Srd-n IahrgSUg Bekanntmachung. Zu Friedensrichtern auf die Zeit vom 1. October 1894 bis zum 30. September 1897 sind von dem Königlichen Justizministerium ernannt und heute von dem unterzeich neten Gerichte verpflichtet worden: 1 ., Herr Bürgermeister Schubert in Pulsnitz für die Stadt Pulsnitz, das Rittergut Pulsnitz, Pulsnitz M. S. und Böhm.-Vollung; 2 ., Herr Ortsrichter Johann Gotthelf Seifert in Thiemendorf für Thiemendorf, Friedersdorf, Oberlichtenau mit Rittergut und Niederlichtenau; 3 ., Herr Ortsrichter Friedrich August Seidel in Großröhrsdorf für Großröhrsdorf; 4 „ Herr Erbrichter Ferdinand Alfred Mager in Weißbach für Weißbach, Niedersteina und Obersteina; 5 ., Herr Gemeindevorstand Carl August Kreische in Großnaundorf für Großnaundorf; 6 ., Herr Gutsbesitzer Erust Julius Seifert in Lichtenberg sür Lichtenberg, Mittelbach und Kleindittmannsdorf; 7 ., Herr Fabrikant Gustav Adolph Petzold in Bretnig für Bretnig mit Rittergut; 8 ., Herr Ortsrichter Hermann Emil Köllig in Hauswalde sür Hauswalde; 9 ., Herr Fabrikant Otto Bruno Rammer in Ohorn für Ohorn mit Rittergut. Pulsnitz, am 1. October 1894. Königliches Amtsgericht. — Weise. Shl. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Raths-, Casseu- und Staudesamts-Lokalitäte» Sonnabend, den 13. und Montag, den 15. Aktober werden an diesen Tagen nur ganz dringliche Sachen erledigt und Staudesallltsaugelegeuheite« nur Vormittags Von 8 Vis 10 Uhr expedirt. Pulsnitz, am 5. Oktober 1894. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. Montag, -en 13 Oktbr. 1884: Viehmarkt in Bischofswerda. Der Soldatenkrawall in Berlin. Zu der Aufsehen erregenden Meldung der Verhaftung von 183 Unteroffizieren der Berliner Oberfcuerwerker- Schule liegen jetzt genauere Mittheilungen vor: In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag wurde zwischen 12 und 1 Uhr das zweite Bataillon des 4. Garde-Regi ments alarmiert. Die Mannschaften wurden mit 50 scharfen Patronen der Mann versehen, und der Befehl gegeben, die Bajonette aufzupflanzen. Dann ging es im Laufschritt von dem neuen Kasernement in der Ratheno- Wer Straße nach dem Jnvalidenstraße 55a gelegenen Gebäude der Oberfeuerwerker-Schule. Dort mußte auf dem durch Fackeln erleuchteten Hofe der aus 180 Unter offizieren und Sergeanten bestehende ältere Cötus der Oberfeuerwerkerschule ohne Waffen in Gliedern Aufstellung nehmen. Nachdem ihnen angekündigt war, daß sie ver haftet seien, wurden sie nach dem Potsdamer Bahnhof eskortiert und mittelst Sonderzuges um 1 Uhr 50 Min. Von der 5. und 6. Kompagnie nach der Festung Magde burg transportirt. Die Gefangenen trafen Sonntag früh um 6>/2 Uhr auf der Festung ein und die begleitenden Mannschaften kehrten noch am Vormittag wieder nach Berlin zurück. Die Veranlassung der Verhaftung bildete folgender Vorgang: Als am Sonnabend Nachmittag kurz nach dem Appell der Direktor der Oberfeuerwerkerschule, Major v. Stetten, mit einigen Offizieren im Hofe der Anstalt stand und mehrere der Schüler in strengem Tone zur Rede stellte, wurde plötzlich ein Fenster des zweiten Stock werkes geöffnet und von einem bisher nicht ermittelten Schüler mit lauter Stimme in den Hof gerufen: Es lebe die Anarchie! In der kurz darauf folgenden Unter richtsstunde des älteren Jahrganges wurden die Schüler Über die festgesetzte Zeit hinaus in den einzelmn Sälen festgehalten und inzwischen eine eingehende Revision der Mannschaftsstuben vorgenommen. Das Ergebniß wurde sofort dem Generalkommando zugestellt und von diesem dem Kaiser nach Rominten mitgetheilt. Von dort aus erfolgte auf dem Drahtwege der Befehl des Kaisers, die Haftung des gesamten Cötus vorzunehmen. Die Schüler der Oberfeuerwerkerschule sind Leute, von denen eine große Anzahl das Aditurienten-Examen gemacht hat. Bei der Durchsuchung der Wohnräüme der verhaf teten Unteroffiziere wurden, wie weiter gemeldet wird, eine Menge Lieder und Bierzeitungen beschlagnahmt, in denen der mißliebige neue Kommandeur aus's gröblichste Verhöhnt wird. Die Sucht, studentischem Treiben nach- juahmen, scheint der Anlaß zu der Massenverhaftung ge s wesen zu sein. Am Sonntag früh gegen 4 Uhr wurden durch eine alarmirte Eskadron des 2. Garde-Ulanenregi- ments noch etwa 20 Personen des 2. Cötus der Ober feuerwerkerschule festgenommen und nach Magdeburg transportirt. Ueber die Angelegenheit liegt noch folgende, anschei nend am liche Mittheilung vor: „Es handelt sich bei dem Vorgang in keiner Weise um hochverrätherische Um triebe oder politische — insbesondere sozialdemokratische oder anarchistische — Dinge. Die ganze Sache liegt lediglich auf disciplinarem Gebiet. Aeltere Unteroffiziere, welche wieder Schulunterricht erhielten, haben zu Aus schreitungen gegen die militärische Disciplin geneigt. Ihre Lebensführung ließ die Anwendung schärferer Kontroll maßregeln nolhwendig erscheinen. Gegen die zu diesem Zweck eingeführten Revisionen fand vor einigen Tagen eine lärmende Demonstration statt, die anscheinend plan mäßig vorbereitet war. Es hat den Anschein, als ob die Betheiligten sich dabei weniger in dem Bewußtsein befun den hätten, in grober Weise gegen die Gesetze militärischer Unterordnung zu verstoßen; vielmehr scheint ein zeitweili ges Vergessen ihres militärischen Charakters, eine Art Aeußerung studentischen Freiheitsgefühls, vorzuliegen. Von den beiden Jahrgängen der Oberfeuerwerkerschule war nur der ältere in Stärke von 180 Unteroffizieren an der Sache betheiligt. Die Rädelsführer und Theilnehmer der Ausschreitung zu ermitteln, würde schwer gefallen sein, wenn man den Jahrgang auf freiem Fuß und in Berlin belassen hätte. Es erscheint also als eine ebenso energische wie richtige Maßregel, daß man vorläufig den ganzen Jahrgang in Untersuchungshast abgesührt hat." Die „Kreuzz." weiß noch mehrere bemerkenswerthe Ein zelheiten mitzutheilen, aus denen hervorgeht, daß sich ausschließlich der ältere Jahrgang der Oberfeuerwerkerschule besonders am 29. September, pöbelhafte Ausschreitungen, Verhöhnung der Offiziere, wüsten Lärm aus den Mann schaftszimmern, respektwidrige Haltung gegenüber dem Director der Oberfeuerwerkerschule zu Schulden kommen ließ. Textliche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden gegen Vergütung dankend angenommen. Pulsnitz. Einen glänzenden Verlauf nahm das am Donnerstag Abend im Saale des Schießhauses arran- girte Künstlercoucert zum Besten der Weihnachtsbescheerung für arme Kinder. Bereits geraume Zeit vor Beginn desselben hatte sich der Saal bis aufs letzte Plätzchen gefüllt, sodaß später Kommende mit Stehplätzen an den Eingängen fürlieb nehmen mußten. Das Conzelt wurde eröffnet mit einem Trio für Clavier, Violine und Cello von Schubert, gespielt von den Herren Zeidler (Cello) und Hildebrandt (Violine) und Frl. Lehmann (Pianoforte), darauf folgte die Schmuckarie aus der Oper „Margarethe" von Gounod, gesungen von der hier durch ihre gesanglichen Vorträge so schnell beliebt gewordenen Opernsängerin Frl. Koreng. Es wechselten sodann Solovorträge für Cello, Violine, Klavier und Gesang. Sämmtliche Künstler leisteten Vorzügliches und bereiteten den Zuhörern durch ihr Spiel einen großen, hier selten in solch edler Musik gebotenen Genuß. Nament lich fanden die gesanglichen Leistungen des Frl. Koreng sehr reichen Beifall, daß sie einige Lieder zu wiederholen sich veranlaßt sah. Das Concert war von ca. 400 Per sonen besucht und für den oben genannten edlen Zweck, die Christbescheerung für hiesige ärmere Kinder, wird jeden falls ein hübsches Sümmchen übrig bleiben, da die aus führenden Künstler in ihren Honoraransprüchen (wie wir hörten insgesammt 110 Mark) außerordentlich bescheiden waren. U. Oberlichtenau, 5. Oktober. Wie ange bracht es bei Gastwirthen etc. ist, den Tageserlös am Abend der Tageskasse zu entnehmen, zeigt hier wieder folgender Fall: Als sich die Frau des Restaurateurs W. Pofandt am letzten Donnerstag Morgen gegen 3 Uhr nach der Gaststube begab, um sich zu überzeugen, wieviel Uhr es sei, gewahrte sie, daß ein Fenster offen stand. Bei näherer Untersuchung bemerkte dieselbe nun, daß der verschlossene Schubkasten eines Schrankes, in welchem sich die Kasse befand, erbrochen und ihres Inhalts, meist aus Kupfergeld und etwas Nickel bestehend (das Silbergeld etc. hatte P. vorsichtigerweise am Abend herausgeuommen) beraubt war. Weiter hat sich der Dieb noch ungefähr 50 Stück Zigarren angeeignet. Ob derselbe nun in seinem Handwerk gestört worden, oder ob es derselbe nur aus's Geld abgesehen hat, sei dahingestellt, denn alles Andere, was sich sonst noch an Nahrungsmitteln, Getränken u. s. w. dort befunden, hat der Dieb unberührt gelassen. Von dem Thäter, welcher mit den Räumlichkeiten vertraut sein muß und seinen Weg dann wieder durchs Fenster nahm, fehlt noch jede Spur. Derselbe muß sich allem Anscheine nach, das betr. Fenster schon gelegentlich seines Ver weilens in der Gaststube am Tage zuvor unbemerkter Weise ausgewirbelt haben. — Anläßlich der in den letzten Tagen erfolgten Ent lassung zur Reserve, machen wir darauf aufmerksam, daß Mannschaften, welche aus dem aktiven Dienst entlassen sind, sich spätestens 14 Tage nach ihrer Entlassung bei dem Bezirksfeldwebel, zu dessen Meldebezirk der von ihnen