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Riesaer Tageblatt Sonnabend, 2S. Oktober 1VS8, avfndS «er» zur daß doß aus dir den bis- Postscheckkimlo: »«ttrn ISLS Wnk»a^ «es» Nr.» Srahtanschriftt Lageblatt Riesa Fernruf 1237 Postfach Nr. öS Verdacht gegen die Marseiller Kommunisten verdichtet sich Organisiertes bolschewistisches Ganstertum führte eine Grostaktton der Räuberei durch »ahm, ist und und Anzeiger tLldeblatt and Anzeigers. Dies« Zeitung ist da» zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen »«» »mtttanptmann» »u Drobeubaiv behördlich bestimmte Blatt und enthält amtlich« Bekanntmachungen de» Finauzamte» Rlesa und de» chaupchollamte» Mette» Sonnabend, 2S. Oktober 1SS8, avfndS S1. Jahrg. SÜSNS»» gedrungen, haben gemäß bolschewistischer Tradition Möbel erbrochen, Geld »nd Schmuckstücke gestohlen. Etwa IN Per, soneu, s» melde« der „Figaro", seien Opser der Gangster geworden. Sogar da» „Oeuvre" hält mit Einzelheiten nicht hinter dem Berge. U. a. hätte» die Gaugfter, die so, fort au» de» Vorortvierteln am Unglücksherd eingetrof- se« gewesen waren, di« BstroS der französischen Lnstsahrt, gesellschast Air Kraue« nnd die Kaff« eines Restaurants anSgeranbt. Auch i» dem Hotel „Noailles", in dem der sranzöfisch« Ministerpräsident abgestiegen »ar, sei ei» übles Subjekt gerade in dem Augenblick von einem Polizei, beamten mit dem Spaten niedergeschlagen worden, als eS eine «affe erbrach. Der Hotelportier habe einem Reisen de«, der eiligst Herbeigelanse» kam, um seine Gepäckstücke z« retten, geantwortet, dast eS unnütz sei, den» die allge meine Plünderung hab« bereits begonnen. I» allen um, liegenden Straßen, so berichtet das „Oeuvre" weiter, hätten Abteilungen der Mobile» Garde «nd Polizeibeamte die Verbrecherwelt daran hindern wollen, die Tüten einzu« drücken und z« plündern. Aus zahlreichen Blättermeldungcn ergibt sich so ein getreues Bild kommunistischer Verworfenheit, wie es bei ähnlichen Ereignissen seit dem Ende -es Weltkrieges über all zu verfolgen war. So hatten die Lösch-, Rettung»- und Ordnungsmannschaften eine schwere Aufgabe. Erst nach Mitternacht gelang es den vereinten Anstrengungen der zahlreichen Feuerwehrmannschaften, unterstützt von Ma- rinetruppen und Kolonialsoldaten, den Brand einzu- dämmen und teilweise zu löschen. Der Schaben ist noch obwohl sämtliche Löschzüge eingesetzt sind. Kn unmittelbarer Nähe des brennenden Warenhauses liegt auch das Gebäude, i« dem der radikalsozial« Partei» kougrcß tagte. Vorzeitiger Abbruch des radikalfozialen Parteikongresses Auch Schlußbankett soll wegen des GrotzseuerS abgesagt werden Marseille. Ministerpräsident Taladier, Kammer- Präsident Hcrriot, Innenminister Larraut und die meisten Mitglieder des Büros der radikalsozialen Partei kamen am Nachmittag in der Marseiller Präfektur zusammen und beschlossen, den Politischen Ausschuß für Freitag abend einzubcrnsen. Man glaubt, daß dieser am Sonnabend vor- niittag dem Kongreß vorschlagen ivird, infolge des Groß- scuerS, das die Stadt betroffen hat, das Schlußbankett am Sonntag ausfallen zu lassen und nnmittelbar nach An nahme der Schlußerklärung den Parteitag zu schließen. Kongrestteilnehmer übersiedeln auf zwei Dampfer Obwohl kurz nach Ausbruch des Brandes Alarm schnellen Räumung geschlagen wurde, ist eS möglich, Kunden von Rauch und Flammen überrascht worben sind Familien, deren Angehörige bis zum Abend noch nicht nach Hause gekommen sind, haben auf der Polizei und bet den Krankenhäusern um Auskünfte gefragt. Es konnte ihnen jedoch kein Bescheid gegeben werden und es muß erst der morgige Tag abgewartet werden, um mit der Ent wirrung und Abtragung der Trümmerstätte zu beginnen. Für die Teilnehmer des radikalsozialen Partei- kongrcsscS, die in den drei ebenfalls in Brand geratenen Hotels ihre Wohnung hatten, ist auf zwei im Hafen lie genden Dampfern Unterkunft geschaffen worden, wo ihnen Süll Kabinen zur Verfügung gestellt wurden. Riesenhafte Ausmaste des Brandes in Marseille Paris. Das Grobfeuer, das am Freitag nachmittag in einem Warcnhans in der Hauptstraße Marseilles ans- gebrochen war, hat trotz der angestrengten Löscharbetten sämtlicher Feuerwehren von Marseille immer größere Ausdehnung angenommen und ans eine Reihe von benach barten Häuser« übergegriffen» darunter ans das Hotel, in dem Ministerpräsident Datadier, Außenminister Bonnet nnd eine Reihe von anderen Mitgliedern der Regierung sowie viele Delegierte des Marseiller «ongreffes der Radikalfozialen Partei abgestiegen waren. DaS Hotel mußte vollständig geräumt «erde». Rach unbestätigten Meldnngen sollen bereits mehrer« Todes- opser und eine große Anzahl von Verletzten z» verzeichne» lei». Pari s. Die Brandkatastrophe in Marseilles, die «ine Unterbrechung des radikalsozialcn Parteikongrcsses zur Folge hatte, beherrscht bas Bild der Sounabeud-Früh» blätter. Kn spaltcnlangen Berichten schildern die Zeitungen das entsetzliche Schauspiel. Zahlreiche Fotos geben ei» Bild von dem Umfang dieser FenerSbrnnft, die ein ganzes Stadtviertel in Mitleidenschaft zog. In einer Reihe von Blättern wird begonnen, die Schuldfrage zu erörtern, viele Zeitungen vermeiden allerdings in auffallender Weis«, dieses Thema z« behandel«. Wen« es geschieht, beeilt «an sich, Kurzschluß oder „Unvorsichtigkeit eines Rauchers" fest, zustellen. Das „Journal" allerdings versichert, daß in gewissen Unterhaltungen am «ranbherd zweideutige Mit, tciluugen gemacht worden seien. Di« Hypothese der »öS, Willigkeit müsse genau so wie die Annahme von Unoor, sichtigkeit ins Auge gefaßt werden. Bestimmte Festste!, lunaen und zahlreiche Zeugenaussagen wären merkwürdig vieldeutig. Während also die Meinung des BlatteS u«t zweifelhaft auf Brandstiftung dnrch die kommunistische Unterwelt hinausgeht, ergeben sich aus anderen Blätter» ähnliche Anhaltspunkte: es handelt sich um die rätselhaft schnelle Bereitschaft des Pöbels, der bei Ausbruch des Brandes sofort mit Plünderungen begann. Es ist, Ntte einige Blätter melden, sofort «nd dann di« ersten Stuüben der Brandkatastrophe hindurch massenhaft zu Räubereien gekommen. Die Unterwelt von Marseilles hat «ach diese» Meldungen die günstige Gelegenheit der Panik und dell allgemeinen Durcheinanders benutzt, um ««gestört ,« plündern. Die Kommunisten siud tu die Wohnungen ein. Die Zimmer des Ministerpräsidenten, des Außen ministers und der anderen Kongreßteilnehmer standen in Flammen. Das Aktenmaterial der Minister konnte nur mit Mühe »nd Not in Sicherheit gebracht werden. Wie Havas aus Marseille meldet, ereigneten sich in dem brennenden Hotelgcbäude ununterbrochen Explo sionen, die das Zusammenbrechen der Decken der verschie denen Stockwerke zur Folge hatten. Der starke Mistral, der seit Tagen über Marseille fegt, machte es den Wehren un möglich, das Feuer einzudämmen, das Im Gegenteil vom Wind immer wieder neu angesacht wird und bereits ein großes benachbartes Bankgebäude ergriffen hat. Von dem Sonderkommissariat der Polizei, das zur Neberwachung des vom Ministerpräsidenten und seinen Freunden be wohnten Hotels eingesetzt worden war, sind sämtliche Akten und Schriftstücke sofort auf die Polizeipräfektur in Sicherheit gebracht worben. Die ganzen Gebäude des Boulevard Garribaldi bis zur Arbeitsbörse von Marseille sind bereits vom Feuer bedroht. Die Feuerwehr des Marine-Arsenals von Toulon ist bereits berbeigerufen worden. Reben dem vom Ministerpräsidenten bewohnten Hotel „Roailles" steht ebenfalls das Hotel „Astoria", das Easö „La Eauebiöre", die Büros der Transatlautic-Gescllschast und der Air France in Flamme«, weiter zwei Kinos, die «och rechtzeitig von de« Znschaneru geräumt «erde» konn ten. I« Paris werden bereits die verschiedegften Mut maßungen über di« Ursache« des gewalligen Brandes laut. Das Warenhaus nur noch ein Trümmerhaufen Marseille. Der Riefenbrand in Marseille dehnt« sich immer weiter au». Der Riesenbrand wirft über die ganze Stadt einen gespenstische« Lichtschein, der von weitem sichtbar ist. Kn der Umgebung des Brandes ist der Ber, tehr vollkommen unterbrochen. Von dem fünsftöckigc« Warenhaus, in dem ber Brand seinen Ausgang «ur »och ein Hausen vou brennenden Trümmern bogenen Eisenträgern Übri» Tas Feuer halte sich so schnell auSgebreitct, Verkäuferinnen des Warenhauses »um Teil Fenstern springen mutzten, um sich zu retten. Nach herigen Angaben haben vier Angestellte des Warenhauses hierbei den Tod gefunden. Die Feuerwehr versuchte von den Dächern der Nach barhäuser ein weiteres Ausbreiten des Brandes zu ver hindern. Ihre Arbeit wird nach wie vor durch den starken Wind außerordentlich erschwert. Di« Feuerwehr hat eine lange Schlauchleitung bis znm alten Hasen gelegt, um ge nügend Wasser zur Verfügung zu haben. Die Fenerwehr von Lyon ist mit einem Sonderzog nach Marseille abge, reist. Außerdem sind noch die Wehren aus Toulon und der Flugschulen von Jstres und Salon herangezogen worden. Nach bisher unbestätigten Meldungen ans Marseille ist mit zahlresihen Todesopfern zu rechnen. Bei dem all gemeinen Durcheinander, das der Riesenbrand hcrvorge- rufen hat, lassen sich noch keine genauen Angaben hierüber beschaffen. Der stellvertretende Ministerpräsident EhantempS, der ebenfalls im Hotel NoailleS abgestiegen war, soll versucht haben, während des Brandes in sein Zimmer vorzudrin- gen, um noch einige wichtige Akten vor dem Brand zu retten. Er mutzte den Versuch jedoch wegen der unge heuren Hitze und der drohenden Einsturzgefahr aufgebcn. Waren Kommunisten die Brandstifter? Grober Warenhausbrand tu Marseille — In unmittelbarer Nähe des radttalsozialeu Varleikongresses nicht abzuschätzen. Er beträgt viele Millionen Frc. Neben dem völlig ausgebrannten Kaufhaus haben insgesamt zehn Gebäude, darunter drei Hotels, und vor allem das Hotel „Noailles", in dem Daladicr und die französischen Minister abgestiegen waren, schwere Brandschäden erlitten. Ti« Zahl der Opfer ist noch nicht genau sestgestellt. Bisher werde» 5 Tote und 35 Verletzte gemeldet. Von letzteren wurden 15 mit mehr oder weniger schweren Brandwunde» in die Krankenhäuser eingeliesert. Man befürchtet aber, daß noch zahlreiche Opser unter den Trümmern eines gleichfalls eingeäscherten Krankenhauses liegen. Ein Blatt will auk Grund deu Vcrmitzlenmeldungen um Mitternacht melden können, daß mindestens 30 Personen, und zwar teils Angestellte, teils Kunden des Kaufhauses, sich nicht mehr aus dem brennenden Gebäude haben retten können. Die mit der Untersuchung betrauten Stellen ließen durch blicken, daß mit der Annahme zu rechnen sei, daß diese Zahl an Opfern noch unter den Trümmern begraben liege. Von gewisser Leite werde sogar die Zahl 50 genannt. Die Radikalsozialiften wollen sich nickt ausräuchern lassen Parteitag wird den Kommunisten znm Trotz »eitergesührl Wirksame Kampfansage Daladiers an die Brandftifterpartei? Paris. Die Brandkatastrophe von Marseilles hat das Programm des radikaliozialrn Kongreür« völlig um- gestoßen, aber nicht abgeschlossen. Die außenpolitische Aus sprache wird jedenfalls am Lonnabend vormittag 0.30 Uh» wieder ausgenommen: ob aber Herriot und Bonnet ihre ursprünglich für Freitag nachmittag vorgesehenen Rede» hallen werden, steht noch nicht fest. Der Re-aktionsausschutz für die allgemeine politisch« Entschließung ist Freitagabend zusammengetreten, um den Wortlaut der Entschliehung auszuarbeiten: sie soll nur knapp ausfallen und an die radikalsozialistische Doktrin einer Einigung aller Republikaner erinnern und «in« er neute Kampfansage an die kommunistische Partei ent halten. Kn Kreisen der jungen Parteimitglieder wird ganz ossen darauf bingcwiesen, daß Marseille als «in franzö sisches Elnkago zu gelten habe: seine kommunistische Unter welt habe ihren ''chiveren Verbrechen der letzten Monate nun mit Brandstiftung die Krone ausgesetzt. Daladier müsse die einzigartige Gelegenheit erfaßen nnd autoritär» Maßnahmen ergreifen, um Frankreich zu retten. Die Radikalfozialen werden energisch Paris. Unter dem Vorsitz von Ministerpräsident Daladier hatte am Freitag vormittag im Rahmen deS Radikalsozialen Parteikongresses in Marseille der Partet ausschutz für allgemeine Politik über die Partei-Ent schließung zur Innenpolitik beraten, die dem Kongreß am Lonnabend zur Abstimmung vorgelegt werden soll. Der Ausschuß einigte sich über folgende Hauptgrundiäye, di« t» der Entschließung enthalten sein werden: N Ausruf zur Einigung an alle Franzosen: 2s Notwendigkeit einer wirtschaftlichen und finanzielle» Wiederausrichtung zur Gewährleistung der nationalen Sicherheit: 3j Ausruf an die Arbeiterschaft, um ihre Mitarbeit bet den von der Regierung vorgesehenen Maßnahmen zu er langen. Dabei wird die Nadikalsoziale Partei ihrem Bedauern darüber Ausdruck geben, daß die Kommunistische Partei sich durch ihre feindselige Haltung von selbst aus -er Volksfront ausgeschlossen habe. 4j wird die Möglichkeit einer Volksbefragung in dem Falle ins Auge gefaßt, falls die von -er Regierung ge planten Reformen nicht d parlamentarische Zustimmung erlangen sollten. Diese V- Befragung müßte nach einem WahlmvduS vollzogen we.oen, „der die Unabhängigkeit und die Autonomie der Parteien sicherstellt". Ganz verttfchlanb gratuliert Bei Dr. Goebbels am Geburtstagstisch»- Glückwünsche aus allen Bolkskreisen — Telegramme des Führers und Herman» Görings Berlin. Aus allen «reisen des dentsche» Volke» und seiner Fuhrung von Herzen beglückwünscht »nd mit kleinen und großen Ehrengaben in unübersehbarer Füll« beschenkt, beging Rcichsminister Dr. Goebbels die Feier seines ll. Geburtstages. Der Führer «ab Reichskanzler und seine Mitarbeiter in Partei und Regierung, die Schassenden aller Gebiete -es deutschen öffentlichen Lebens unb ««gezählte Volks, genossen aus allen Gaue» Großdeutschlauds haben des Ehrentages gedacht und dem Minister ihre beste« Wünsche sür das neue Lebensjahr zum Ausdruck gebracht. Litauen hebt Kriegszustand auf Eine bringende Forderung des Memelgebietes ersüllt Koivno. Wie amttich gemeldet wird, hat di« litauisch« Regierang de« Kriegszustand vom 1. November ab ansge, hoben. Damit wird «. a. auch eine der dringendsten For- Aunaen des Memelaebietes erfüllt. Der Kriegszustand ,Ä"«en seit dem Jahre ISS» »nd i« Memel, gemet fett isrv. Varis. In Marseille brach in dem großen Waren» Haus „Rouvclles Galöries" am Freitag nachmittag ei« Brand aus, der sich bei dem starken Wind auch auf das auf der anderen Straßenseite gelegene Hotel „de Noailles" und aus das benachbarte BankhanS ausdehnte. Unaushör, lich ereignen sich in dem brennenden Warenhaus Explo sionen. Decken der Stockwerke fallen ei«. Die Straßen» srout des Warenhauses ist bereits eiugestürzt. Km Inner« brennt alles aus. Einige Berkänserinuen mußten ans dem vierten Stockwerk in die Sprungtücher der Feuerweh» springen. Die Löscharbetten waren bisher völlig ersolgloS, von Marseille und Umgebung