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Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen -Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Mcitzen, des Amtsgerichts und Stadlrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen, für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: di«8gespalteneRa«nizeile2<>Goldpfennip, Lie 4 gespaltene Zeile Lee amtlichen Bekanntmachungen 40 Dold» Pfennig, die 3 gespaltene Beklamezeile i» textlichen Teile 100 Goldpfennig. Rechweisungsgedühr 2V Doldpscnnig. Dor» geschriebene Erscheinung-» —, . „ „ , tage und PlatzvorfchristNl werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen» annahme dis vorm.IVUHr » Für die Bichtigkcit der durch Fernrus übcrmittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Ieder Rabatianspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klägerin gezogen werden muh oder der Auftraggeber in Konkur-gerat. Anzeigen nehmen alle Vermittlung-stellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Da- »Wilsdruffer Tageblatt» erscheint täglich nachm. 5 Uhr für den folgenden Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in der Gefchäslsstelle und den Ausgabestellen 2 Md. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 Mb., bei Postbesttllung 2 Wk. zuzüglich Abtrag» — ... ... —. -- .. . gebühr. Einzelnummern tSPsg. AllcPostanstalten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umaeaenv PostdotenundunsereAus- «riiger und Geschästsstellen ' nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen b-steht kein Anspruch aus Lieserung der Zeitung oder Kürzung de» Bezugspreises. — Rücksendung «ingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. s Nr. 159. — 84 Jahrgang Teiegr.Adb .Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend,den 11 Juli 1925 vir Zanktionslläätr bleiben belebt. Der Zollkrieg mit Polen. Den Polen beginnt der ft lxichl^rtig herausbe- schtvorene Zollkrieg mit Dentschlun' -l recht unan genehm zu werden, obwohl die ^«»nahmen, die wir in diesem Kriege ergriffen haben, erst wenige Tage alt sind. Leider ist es aber das ehemals deutsche Ostoberschlesien, das unter diesen deutschen Maßnahmen besonders zu leiden hat. In Kaitowitz ist es zur Stillegung von Gruben und Hütten gekommen. Ausgedehnte Arbeiter- und An- sestelltenentlassungen sind bereits erfolgt. Andererseits ist natürlich auch nicht zu verkennen, daß auch wir in Deutschland manches zu leiden haben, daß namentlich die Ostdeutsche Industrie über den Zollkrieg mit Polen alles »udere als entzückt ist. Namentlich in Deutsch-Oberschlesieu. das ganz besonders auf den Güteraustausch mit Polen eingestellt ist, sehnt man die Wiederherstellung eines ver traglichen Zustandes herbei. Polens Ausfuhr geht fast zur Hälfte nach Deutsch land, während von uns nur etwa 8 9L unseres Außen- lxmdels nach Polen gehen. Die polnische Einfuhr uach Deutschland weist säst ausschließlich Rohstoffe uud Lebens mittel auf. Demgemäß stellt auch Polen in den Verhand lungen über einen Handelsvertrag mit uns die Absatz möglichkeit für Rohstoffe in Deutschland Kanz in den Vordergrund. Der Gipfelpunkt der Naivität Kegt aber in dem polnischen Verlangen, monatlich 350 000 Tonne« Kohlen möglichst zollfrei nach Deutschland einzu- Dhren. Außerdem will Polen auch ein Vieheinfuhrkontin- Kent zu ermäßigtem Zollsatz oder gar zollfrei zugebilligt «halten. Wir haben in Polen genau dieselbe Erscheinung wie in Frankreich: Polen hat weit mehr Kohlenberg, werke, als es für seinen industriellen und sonstigen Bedarf nötig hat. Bei unserem Kohlenüberfluß und an- GefichtS der Tatsache, daß überall in der Welt eine -i Kohltnabsatzkris« besteht, haben wir natürlich gar teine Veranlassung, die deutsche Krise durch ein bevor» z»gteS Hereinlassen polnischer Kohle noch zu verschärfe». ' Die Polen sollen sehen, daß sie ihre Kohlen anderswo los- »erden. Das können sie auch; denn Rußland besitzt be» lanntlich so gut wie kein Kohlenvorkommen. Freilich scheinen die polnischen Bemühungen nach Kohlenabsatz dorthin ebenso ergebnislos geblieben zu sein wie die Ver zeche, die ostoberschlesische Kohle in Österreich oder in der Tschechoslowakei, sogar in Italien loszuwerden. Gewiß hat infolgedessen die deutsche Kohlenindustrie einen nicht unerheblichen Vorteil von dem Zollkrieg. Aber wir sind in den Verhandlungen mit Polen bereit gewesen, ein Kohlenkontingent in Höhe von 100 000 Tonnen für die Einfuhr zu bewilligen. Polen kann sich aber anscheinend mit der Tatsache nicht befreunden, daß wir ihm gegenüber zollpolitisch freigeworden sind, daß es mit den Diktat» methodenvonVersaillesvorüberist und daß Polen infolgedessen um unseren guten Willen werben muß. Werben muß natürlich durch praktisches Entgegenkommen. Kin Staat, der, wie erwähnt, fast die Hälste seiner Aus- stthr nach Deutschland bringt, ist auf diesen guten, Willen «»gewiesen; statt dessen will uns Polen nicht einmal grund- - fätzlich die Meistbegünstigung bewilligen. Vom polnischen Gesichtspunkt aus betrachtet, kann man es verstehen, daß Warschau sich sträubt: wir würden dann nämlich in den Genuß weitgehender zollpolitischer Bevorzugung treten, die Polen Frankreich bewilligt hat, als man in Paris 500 Millionen Frank Anleihe dem polnischen Staat zu Rüstungszwecken bewilligte. Wir aber haben natürlich gar keine Veranlassung, daraus Rücksicht zu nehmen, daß sich Polen fast als französischer Vasallenstaat Mhlt. Pole« will auch feinen Fleisch Überfluß ab- leite«, obgleich Deutschland den Fleischverbrauch aus eigenen Beständen bestreiten kann. Natürlich sind es in der Hauptsache die ehemals preußischen Landstriche, die für «« Viehproduktion und den Viehexport in Frag« kommen. Das erschwert uns die Ablehnung; aber das, was wir hei diesem Zollkrieg mit Polen durchsetzen wollen, wiegt schwerer. Kein Staat hat wohl die sogenannten Rechte, di« der Versailler Vertrag ausgesprochen hat, mit größerer Schärfe durchgeführt, als Polen das tut. Kein Staat be- handelt seine deutschen Untertanen mit derartig rücksichts loser Schärfe wie Polen. Kein Staat setzt sich derart über rein menschliche Erwägungen, beispielsweise in der Op tantenfrage, hinweg rvie Polen, und bedenkenlos wird die Liquidation deutschen Eigentums durchgeführt. Das alles zu ändern und zu befsern beabsichtigt die deutsche Negierung. Durch Verhandlungen, wie sie seit Jahren von nnS mit Polen betrieben werden, haben wir nach i dieser Richtung hin so gut wie nie etwas erreicht. Polen verlangt nun von uns, wir sollten ein vor läufiges Abkommen abschließrn, bei dem wir auf die Meistbegünstigung verzichten und uns lediglich darauf be schränken sollen, daß der Wert der ausgetanschten Waren sich auf beiden Seiten entspricht. Das würde nichts anderes bedeuten, als daß Polen — abgesehen von den weit über die deutschen Zollsätze hinausgehenden polnischen Zollbe lastungen — ohne weiteres seine Politik der Ein fuhrverbote Deutschland gegenü der fort- setze« könnte, während wir bekanntlich «ur ein Kohlen» einfuhrverbot haben. Außerdem würde ein derartiges Ab- IranzöMbelgische Müsterbesprechmg. In Paris haben zwischen dem französischen Außen minister Briand und dem belgischen Außenminister Vandervelde wichtige politische Besprechungen statt gefunden. Wie es heißt, haben beide Minister die Räumung der Städte Düsseldorf, Duisburg, Ruhrort sowie gewisse Fragen besprochen, die sich auf die Räumung des Ruhr gebietes und der Kölner Zone beziehen. In einer Unterredung erklärte der belgische Außen minister, daß das Ruhrgebiet und diejenigen deutschen Gebiete, die nach dem 1. Januar 1923 besetzt worden seien, zu einem Zeitpunkt geräumt werden sollen, der vor dem in London festgesetzten Datum liege, also vor dem 16. August. Hinsichtlich der Räumung von Düsseldorf, Duisburg und Ruhrort erklärte Vandervelde, daß die Be setzung dieser drei Städte keine französisch-belgische, sondern eine interalliierte Angelegenheit sei, die Räumung verlange also auch eine interalliierte Vereinbarung, einen „aus führlichen Gedankenaustausch". Deutschland muß gegen diese Auffassung sofort den schärf st en Einspruch erheben, da die Besetzung von Düsseldorf, Duisburg und Ruhrort nicht uach einem Be schluß aller Verbündeten erfolgt ist, sondern von dem da maligen französischen Ministerpräsidenten spontan ange- ordnet wurde. Die englische Regierung war sogar zu nächst peinlich über die Besetzung überrascht. Frankreichs Gicherheiissorgen. Ministerpräsident Painlevs hat der Kammer einen Gesetzentwurf zugehen lassen, der eine Vorbereitung des gesamten Landes zum Krieg während des Friedens vorsteht, um in einem Weltkrieg die gesamten verfügbaren Kräfte der Landesverteidigung mit einem Schlage zur Verfügung stellen zu können. Der vorliegende Entwurf würde gestatten, mit einem Male das methodisch zu organisieren, was man während der Kriegsjahre habe kommen eine Sanktionierung ver bereits vor Ausbruch des Zollkrieges verhängten polnischen Einfuhrverbote dar- stellen. Gewiß haben wir ein Interesse an einem fried lichen wirtschaftlichen Zusammenarbeiten mit Polen, aber was wir erreichen wollen, ist den Wirtschaftskrieg schon wert. Dannn ist auch zu wünschen, daß ohne Unterschied der Parteien sich alle Deutschen hinter die Absicht der Ne gierung stellen, bei dieser Gelegenheit über die rein wirt schaftlichen Erwägungen hinaus für die deutschen Volksgenossen in Polen ein« Linderung ihrer schwere« Laa« ru erkämpfen. Gsgen die KrLegsschuldlüge. Ei n französischer „AppellandieGewissxn*. Pariser Blätter veröffentlichen einen von dem be kannten Schriftsteller Victor Margueritte verfaßten und von etwa hundert im öffentlichen Leben Frankreichs an hervorragender Stelle stehenden Politikern, Militärs, Künstlern und Schriftstellern unterzeichneten „Appell an die Gewissen". Der Aufruf fordert mn der Wahrheit, der Gerechtig keit und des Friedens willen die Ausmerzung der Artikel 227 bis 231 des Versailler Friedensvertrages, d. h. des Deutschland mit Gewalt abgerungenen Bekenntnisses seiner alleinigen Schuld am Kriege und des den 'Alliierten vorbehaltenen Rechtes zu Sanktionen und Ge° wattmaßnahmen gegen Deutschland. Wenn Frankreich, so heißt es in dem Aufruf, an dem Dogma festhält, daß Deutschlands Angriff durch den Ein fall in Belgien unzweideutig charakterisiert sei, so müsse diese gefahrdrohend« Frage unter allen Umständen ge klärt werden. Das könn« aber nur vor einem inter nationalen Gerichtshof geschehen, wenn die Archive aller Länder geöffnet sein würden. Es gebe trotz aller Sicherheitspakt« keine Sicherheit ohne A b- rüstung der Geister. Es wird zuletzt betont, daß der Appell nicht »As Anssluß der Schwäche zu inerten sei, sondern als die Bekundung französischer Rechtlichkeit, als ein Schritt zur Verwirklichung der menschlichen Solidari tät, den das Deutschland G»«jh«s begreifen und verstehen werde. Dis Steuern der Landwirtschaft. Aus dem rlgraran-schuß des Reichstages. Der A « sschuß für die Agrarenquete im Reichs tag behandelte im weiteren Verlaus seiner Verhandlungen die Sten ersorgen der Landwirtschaft, ferner die Fragen der inneren Preisbildung und der sozialen Aus wirkung der Zölle. Ein Sachverständiger des Deutschen Land- wirtschastsratrs erklärte, di« steuerliche Belastung der Landwirtschaft stehe heute in keinem Verhältnis mehr zu ihrem Reingewinn. Hieraus sei zu einem großen Teile die Verschuld»«»« des Landwirt- rurückzuführen. Der Sachver» mayfeng nach und nach zusammenkonstruieren müssen. Während die unter dem vorigen Ministerium vorbereiteten Projekte des Generals Rollet mehr militärischen Charakter getragen haben, richtet sich der Entwurf Painleves Haupt sächlich auf die wirtschaftliche und moralische Ausnutzung der Kräfte des Landes; er stellt den Umriß einer großen neuen militärischen Reform dar. Jie WimmW W MsmrtW- Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Berlin, 10. Juli, lleber neue Schwierigkeiten in der Auswertungsfrage berichtet der Nachttag, daß zwischen den Re gierungsparteien darüber beraten werde, ob bei den Abstim mungen über die Auswertungsvvrlage Fraktionszwang bestehen soll oder nicht. Man müsse sich darüber einigen, daß entweder sämtliche Regierungsparteien Fraktionszwang sür die Aufwer tungsvorlage in ihrer gegenwärtigen Form beschließen oder aber die Abstimmung bei allan Regierungsfraklionen feigegeben wird. Der gemeinsame Beschluß aller Regierungssraktionen für Frak tionszwang sei ziemlich ausgeschlossen, infolgedessen könnten ein zelne Mitglieder der Regierungssraktionen, und zwar sowohl bei den Deutschnationalen als auch bei der Wirtschaftspakt,, deren Hausbesitzer zum Teil gegen das Auswertungslompromiß ein gestellt sind, sich der Abstimmung entziehen oder gar gegen ein zelne Paragraphen der Aufwertungsvorlage stimmen. Es be steht also die Möglichkeit, daß die Mehrheitszisfer der Regie rungsparteien nicht ausreicht, um die Auswertungsvorlage in zweiter und dritter Lesung zur Annahme zu bringen. Würde die Auswertungsvorlage scheitern, so würde ein ganz unhaltbarer Zustand eintreten, denn am 15. Juli läuft die Frist sür die dritte Steuernotverordnung ab. Eine abermalige Verlängerung ist im Reichstage aber nicht durchzusehen. »anmge Piosegor lvr. Beckmann stellte fest, datz das Finanzministerium durch seine Steuerpolitik der „Einpeitscher der landwirtschaftlichen Zölle" gewesen sei. Andererseits habe es für die Landwirte keinen Zweck, über die Steuerbelastung besonders zu klagen, da der steuerliche Druck heute jeden Zweig der Wirtschaft erfasse. Wenn die Landwirtschaft höhere Preise bekomme, werde sie aus ihrem Boden aucb mehr herausholen können. Aus Fragen fügte der Sachverständige hinzu, daß die Preise für Getreide sich dem Weltmarktpreis anpaffen würden, sobald die Ausfuhr frei werde und die Umsatzsteuer Verschwinde. AnsdensangeSoi an MK-el-Krim? Kabylenvorstoß gegen Fez. Madrid, 9. Juli. Das Protokoll über eine gemeinsame französisch- spanische Aktion rin Marokkogebiet ist hier unterzeichnet ^"kd?n. Der französische Abgesandte, Malvy, erreichte ein vollständiges Übereinkommen mit der spanischen Ne- diesem Übereinkommen wurde festgelegt, daß Abd el-Knm ein Friedensangebot gemacht werden solle. Spamcn und Frankreich würden sich bereit erklären, die Unabhängigkeit des Rifgebietes anzue^kennen unter der Bedingung, datz Rbd-el-Krim die Suprematie des Sultans anerkennt. Abd-el-Krim solle als Mandatar des Sultans k die Herrschaft über das Rifgebiet führen. Unterdessen ist Abd-el-Krim zu einer groß-angelegten Offensive übergegangen, über die der amtliche französische Heeresbericht folgendes mit teilt: Die Nifleute haben gegen die Uerghafront 10 000 Mann aufgeboten, die vor allem die treugebliebenen Stämme in dieser Gegend zum Abfall bestimmen sollen. Es scheint, daß der Feind sein Augen merk diesmal auf Fez richtet. Der Bezirk von Laza ist dabei weiter bedroht. Die Bevölkerung ist unruhig und wird teilweise von den Franzosen entwaffnet. Die Räumurra von Tara wird weiter fortgesetzt. SSrsenstreik und AnkiheMwertmg. Starker Eindruck im Reichstag. Die Vorgänge an der Börse, namentlich der Beschluß des Vörssnvorstandes, die Anleihepapiere bis zur völligen Klärung der Auswertungsfrage nicht zu notieren, wurden im Reichstage viel besprochen, und man kann sagen, daß sie bei allen Parteien einen gewissen Eindruck gemacht haben. Es ist deshalb noch sehr fraglich, ob der Beschluß, die Auswertung bei den Anleihen von 5 A auf 21L A her- abzusetzcn, im Plenum nicht wieder aufgehoben wird. Die Hauptverstimmung an der Börse ist nicht daraus zurückzuführen, daß etwa Leute, die iu der Inflationszeit und auch später zu sehr billigen Preisen aus rein spekula» tiven Gründen die Anleihen erworben haben, jetzt keine Gewinne erzielen, sondern Verstimmung besteht darüber.