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Frankenberger Tageblatt lang! Anzeiger Bezirks MM fir »it MM MDMmW IW-, das KSmM MMt und den U-dlr-I zn Ir-ntter, i. Z«. 7S. Jahrgangs Freitag, reo 6 Februar 1914 SO «in Sächs. > t o. >» ick !I- a- s- unser dse, 70/71. Don- lachm. lsung, ceinS- ud. rein >r»t»g, Uhr S» l««g de), hen. rs Ä ei». >»tag hr an all. Beritetgerung. So««abe»d, de« 7. Kebruar 1914, «ach«. 1 Uhr sollen in Riederlich- te«a« 2 Kühe versteigert werden. Sammelort: Richter» Gastwirtschaft. Frankenberg, den 5. Februar 1914. Der Gerichtsvollzieher. Oeffenttiche Sitzung »es BeziMausschusses IL. ISIL, nachmittag» S Uhr im Verhandlung« zimmer der Amtshauptmannschaft. Die Tagesordnung hängt im Wartezimmer der Amtshauptmannschaft aus. Flöha, am 4. Februar 1914. Der Amtöhauptmau«. „ _ -r.nok«nbera i. Sa. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg i. Sa. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Framenoerg /71. e ein-. dahin in der russischen Hauptstadt als ein deutliches An. »eichen dafür aus, daß unter den Auspizien Rußlands der- sucht werden soll, den Balkanbund zu neuem Leben zu er- wecken Der neue Balkanbund soll nicht nur Serbien und Griechenland in sich schließen, sondern man rechnet trotz des letzten Krieges allem Anschein nach auch au einen Anschluß Bulgariens. Dem „Matin" zufolge sollen dir dtp omatischen Beziehungen zwischen Griechenland und Bulgarien in kürzester »eit wieder ausgenommen werden. Die Regierung in Sofia hat die griechische Staatsleitung um ihre Einwilligung zur Ernennung eines neuen bulgarischen Geschäftsträgers in Athen gebeten, und zwar will man auf diesrn Posten den bisherigen Generalsekretär im Ministerium des Innern, Passarow, be. ^Em derartiger Balkanbund aber birgt mancherlei Gefahren in sich, insbesondere wenn er, wie eS den Anschein hat, unter russischer Führung steht; eS ist dies eine Konstellation, die leicht auch auf internationalem Gebiet ihre Rückwirkung aus- üben kann. Rußland kann dadurch in die Lage kommen, seinen Einfluß auf dem Balkan wieder an dir erste Stelle zu rücken, und eS liegt auf der Hand, daß dies wieder andere Mächte auf den Plan rufen muß. So bietet der Balkan immer wieder einen Herd von Komplikationen, deren Ende noch nicht abzusehrn ist. ktn neue» Vailvwlnnwr ES ist wohl kein bloßer Zufall, daß in dem Augenblick, wo der gruchlschr Ministerpräsident Venizelos auf seiner Rund- reise bei den Großmächten in Petersburg weilt, dort auch drr serbische Ministerpräsident Pasttsch eingetroffen ist; vielmehr macht eS durchaus den Eindruck, als wenn Herr Pasttsch diesen Moment im Einverständnis mit den in Frage kommen den Stellen abgrpaßt hätte, um gemeinsam mtt den Peters, burger Machthabern die Dinge auf dem Balkan zu besprechen. Bisher stand Rußland den Griechen ziemlich fern und mit Serbien war in der letzten Zeit eine «sichtliche Spannung ringetreten, die wohl gleichfalls Herrn Pasttsch bewogen hat, nach Petersburg zu reisen und um gut Welter zu bitten. Der Empfang, ^er dort den Balkandiplomaten zuteil grwor. dm ist, war ein sehr warmer und der angeschlagene Ton ein durchaus herzlicher, so daß man sich nicht der Vermutung mtfchlagm kann, daß irgend etwas im Werke ist. In der Tat meldet der Pariser »Figaro- aus Peters, bürg, man lege in dortigen politischen Kreisen die gleichzeitige Anwesenheit der Ministerpräsidenten Pasttsch nnd Venizelos lieber sie aeiurcb englircbeii verledunge» zahm am Mittwoch in der Budgrtkommisston des Reichstags die Staatssekretär« v. Tirpitz und v. Jagow bemerkens werte Darlegungen. Der Staatssekretär des Reichsmarine« amtS erklärte das von England angebotene Verhältnis der Kriegsflotten von 16 zu 10 auch heute noch als annehmbar für uns. Der gelegentlich einer Wahlrede von Churchill an geregt« Gedanke eines FeierjahrrS sei dagegen unmöglich. Positive Vorschläge Englands seien an uns bisher auch nicht herangetretrn, würden jedoch wohlwollend geprüft werden. Deutschland steigert« sein« FlottrnauSgabe in dm letzten fünf Jahren um 65, England, das damals schon eine doppelt so starke Flotte hatte, um 216 Millionen, wozu noch der zu erwartende RachtragSrtat von 60 Millionen kommt, Frank reich um 134, Rußland um 302 Millionen, die fast aus schließlich auf die russische Ostsrefloltr entfallen. Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, v. Jagow, be zeichnete darauf unser gegenwärtiges Verhältnis zu England als ein recht gutes. Entspannung und Annäherung schritten fort. Auch der Grundton in der öffentlichen Meinung sei rin anderer geworden. Diesseits wie jenseits des Kanals hab« die Erkenntnis an Boden gewonnen, daß beide Völker in vielen Fragen mit- und nebeneinander arbeiten können. Die jüngsten Balkan- und andere Vorgänge haben dazu viel beigrtragen. In England konnte man sich überzeug-n, daß Deutschland kein« aggressive Politik verfolgt. Mit England konnte Deutschland avSgleichrnd zwischen den Mächtegruppen wirken und international« Konflikt« verhüten. Die Beziehungen wischen beiden Kabinetten seien vertrauensvoll und von gegen- eiligem Entgegenkommen getragen. Uebrr Einzrlfragen wur. >rn Verhandlungen geführt, aber noch nicht abgeschlossen, um m wirtschaftlichen und kolonialpolitischen Wettbewerb. In trrrssrngtgmsätze zu vermeiden. Es spielten da auch Interessen anderer Staaten (gemeint ist Portugal) hinein. Man dürfe erwarten, daß das endliche Ergebnis beide Länder befriedigen würde. Der Staatssekretär bestätigte die Erklärung des Herrn v. Tirpitz, daß wegen des Feierjahres im Flottenbau, das auch in England wenig Anklang finde, amtliche Vorschläge von London auS der deutschen Reichsregirrung nicht gemacht worden seien. In der Besprechung ging die Kommission auf das Feier jahr nicht «in. Ein Redner bemerkte, dir unfreundliche Hal tung' vieler englischer Blätter lege uns eine gewisse Zurück haltung auf. Mißtrauen sei eine erste politische Tugend. Bedenklich für Dtülschland sei der Äusvau der russischen Ost- seeflotte. Wmer wurde betont^ daß gegen die Organisation drr türkischen glotte durch England kein Einspruch erhoben wordm sei, daß man dagegen der deutschen Milttärnnsston Schwierigkeiten in dm Weg zu legen versuchte.. Staatssekretär V, Tirpitz «rklärte, daß wir zur Steigerung der Grschützkaliber durch die ausländischen Kriegsflotten genötigt wurden. Au unserem bewährten Flüttrngesetz htettm wir fest, denn nur ihm hätten wir die Besserung unserer Beziehungen zu Eng land zu danken. Die Nichtbrschickung drr Weltausstellung in San Franzisko erfolgte aus wirtschaftlichen, nicht aus poli tischen Gründen. Der Zweck drr Entsendung einrr Schiffs diviston in drn Atlantischen Ozean war die Erprobung und zugleich der Wunsch, sie ünserrn Kolonien zu zeigen. DaS EschM drS Märtnestaatssekretärs wurde bewilligt. Am heu tigen Donnerstag wird die Frage der Luftflotte beraten. Bom Reichstag 205. Sitzung vom 4 Februar Präsident Kaemvf gibt im Namen drS HausrS dem tiefen Bedauern Ausdruck über den Autounfoll. den die Abgeordneten Pütz (Ztr.) und Hebel (Ztr.) auf dem Wege zum RetchStagS- grbäude erlitten. Die zweite Lesung de» Etats deS ReichSamt» de» Innern (11. BeraiungStag) wird mit einer Besprechung über die Hand habung des Vereins-und BersammluugSgesetzeS fort gesetzt. Anträge de« Zentrums, der Polen und der Sozialdemo kraten fordern die Aufhebung deS Sprachen-Paragraphen, ferner die Beseitigung deS Verbots der Teilnahme jugendlicher Personen an politischen Vereinen und Versammlungen. Da» Recht der Polizeibehörden, Beauftragte in öffentliche Versammlungen zu ent senden, soll im einschränkenden Sinne klargestellt werden. Die Ausübung des VersammlungSrechtS gegen Verhinderung durch polizeiliche Anordnungen über die Polizeistunde soll geschützt wer den usw. Abg. v. LaSzewSkl (Pole): Die Handhabung deS VerelnS- grsetzeS gibt andauernd zu Beschwerden Anlaß. Schuld daran ist in erster Linie der unglückselige Sprachenparagraph. Es entspricht dem Naturgesetz, daß man nicht nur in der Familie, sondern auch gegenüber den Stammesbrüdern die Muttersprache gebrauchen soll. Der Spraqenparagraph ist nur ein Ausnahmegesetz gegen die Polen. Man will den Gebrauch der polnischen Sprache in den polnischen Vereinen überhaupt untersagen. (Zuruse bei den Polen: UnerhörtI) Alle polnischen Vereine, sogar die Enthaltsam» kettSvereme, werden für politische erklärt. Gewalt kann ein Land erobern, aber niemals auf die Dauer regieren. Abg. Legien (Soz ): Das Vereinsgesetz wird trotz aller Ver sprechungen vom Reaierungstisch aus immer noch kleinlich ange- wendct. DaS ganze UeberwachungSrecht der Polizei muß beseitigt werden. Kein vernünftiger Mensch hat daran gedacht, für die Genehmigung der Abhaltung von Versammlungen eine Gebühr zu erheben. In Sachsen hat man drei Mark dafür gefordert und daL sächsische Ministerium hat dies bestätigt. Auch die Arbeiter« Sportverrlne sind als politisch erklärt worden, ebenso die sozial demokratischen Gewerk,chasten. Den christlichen Gewerkschaften und Sportvereinen bürgerlicher Parteien gegenüber tut man das nicht. Der Berliner Polizeipräsident v. Jagow hat das VerctnS- gesetz als Strafgesetz bezeichnet. Man weiß da nicht, ob Vie ju ristischen Kenntnisse oder die Gewissenhaftigkeit bei Herrn v. Jagow geringer sind. (Vtzepäsidem Dr. Paasche rügt den Ausdruck.) Herr v. Jagow sagt gleichsam unter und die Unwahrheit, wenn er in einem Gutachten, das soviel gelten muß wie eine Zeugen aussage, behauptet, die Genrralkommisston der Gewerkschaften nehme an den Sitzungen deS sozialdemokratischen Parteitages teil. (Vizepräsident Dove weist den Vergleich als unzulässig zurück.) Wir verlangen dasselbe Recht, das die gesamten bürgerlichen Par teien genießen. Abg. Marx (Ztr.): Wir beklagen daS Unrecht, auch wenn eS politischen Gegnern geschieht. Die freien Gewerkschaften er klären jedoch selber, daß sie eins mit der sozialdemokratischen Partei sind. Redner begründet sodann die Forderungen deS Zentrums- Antrags und erinnert an bas Verbot deS Amundsenschen VortragS in norwegischer Sprache. Auch den Berliner Schutzleuten muß die Vereinigung gestattet werden. Direktor im RetchSamt des Innern Lewald führte au», die Handhabung des Vereins- und Versammlungsgesetzes stehe den emzrlstaatlichen Regierungen zu. Die Reichsleitung sei gar nicht in der Lage, im Falle von Beschwerden einzugreifrn, obwohl daS ReichSvereinSgesetz auch der Beaufsichtigung des Reiche» unter liege. Die verschiedenen AuSführungSbrstimmungen ständen durch aus auf dem Boden deS VereinLgesetzes und feien von dem Wunsch getragen, da» Gesetz in einem liberalen, von Schikanen freiem «inne auszusichren. Die Angriffe der Vorredner hätten auch nicht den AussuhrungSbehörden, sondern den auslegenden Gerichten ge golten. In den gerichtlichen Urteilen herrsche nach der sechsjäh rigen Praxis deS Gesetzes eine große Sicherheit und Ueberem- stimmung. Zur E nbringung einer Novelle zum Vereinsgrsrtz be- bZ den meisten Bundesregierungen keine Neigung. Auch hüllen die Verbündeten Re« «ttrangrn ihren Standpunkt nicht geändert. Redner «ab dann eine ausführliche Darstellung de» Falles Amundsen. Landwirt schaftliche und sportliche Vereine können tatsächlich al» politische gelte«. Da» Verbot de» Berliner Polizeipräsidenten gegen den dortigen Schutzmannverein war berechtigt. Abg. v. Bett (kons.) lehnte jede Aenderung de» BereinS- aesetzeS ab/ — Abg. Martin (Refp.) hielt an der ZuständiMt der Gerichte fest. K« 8ei«st «ml Vst»«»« Frankenberg, dm 5. Februar 1914 Bo« «rLtze» Unsere Bewegung« sollen anmutig und natürlich sein. DaS ist leicht gesagt, aber wo sollen wir von Kindheit an in allerlei „Kultur" ringezwängte Menschen Natürlichkeit nnd dir daraus sich von selber ergebende Anmut hernehmen! Selbst beim weiblichen Geschlecht, dem man m dieser Hinsicht gern einen Vorzug u priori einräumt, sucht man diese Eigen schaften jetzt ost ganz vergeblich. Man beobachte nur aus der Straße Gang und Haltung von Männlein und Wribleln, und die Augen werden einem übergehen. Auch solch ein An- mutsproblem ist das Grüßen. Noch schaudernd erinnern wir uns der hölzern-mechanischen Schw nkbrwegungen, die wir als Tertianer und Sekundaner al« Gruß auSzugrbm wagten. Dem Ungeschick dieses speziellen Knabenalters mag man solche Greuel immerhin verzeihen. Aber grüßen wir Großen denn wirklich sehr viel bester? Fritz Züricher verneint «S im Kunst wart und wünscht, wir könnten wieder grüßen wie die Dogen- frauen oder die Frauen drr Dürerzeit. „WaS für ein ewig gefrorenes Lächeln", schreibt er, „hat sich erstarrend auf unser Grüßen gelegt. Sogar gute Freunde, die der Konvention von Herzen gram sind, können sich des vorgeschriebenen Lä- chelgrußes kaum erwehren. Aber fast noch böser ist der feu dale Steifgruß. Junge Leute sind ihm heute schon verfallen, deren Körper schlank wie eine Gerte, sich wundervoll vernei gen könnten. Sie tun's nicht, denn der Steifgruß mit up- bewegten Mienen, drr eckigen Hutabnahme und dem starrt» Nacken gilt als nobel." i* Neue Bilder an unserer AuShängetafel: Der Besuch des Königs von Sachsen in Leipzig. — DaS Grubenunglück auf der Zeche Minister-Achenbach. — Ein neues unversink« bares Rettungsboot. -f* Bo« Eiseubahusverkehr. In einer in vorliegender Nummer abgrdrucklen Zuschrift aus Bürgerkreisen wird Bezug genommen auf ein Gerücht, wonach die für drn nruen Fahrplan in Aussicht gestelltrn Zugsverbesserungen auf der Eisenbahn linie Chemnitz—Hainichen—Roßwein vom Finanzministerium gestrichen worden sind. Wir hoffen noch, daß dirstS Gerücht sich nicht bestätigen möge. Es würde die Bewohnerschaft drS ganzm an der Strecke Niederwiesa—Hainichen gelegene« Be zirks arg verstimmen und verbittern, wenn im neuen Fahr plan alles beim alten bleiben würde. Die Eisenbahnverbindungen unserer Stadt sind nicht mehr zeitgemäß und entsprechen keineswegs dem starken Verkehr, den unser Bahnhof aufwetst. Es genügt nur der Befriedigung des allerdringendsten Bedürfnisses, wa» ge wünscht und zum Teil in Aussicht gestellt wordm ist. Sollte der Strich durch die Verbesserungen im Borentwurf tatsächlich erfolgt sein, dann möge er wenigstens aus einer Substanz bestehen, die leicht radierungsfähig ist. Unsere Bevölkerung, die sich bet dem Eisenbahnunglück so mannhaft gezeigt hat, wünfchl's non Herzec! fdg Aus der Realschule. DaS Königliche Ministerium res Kultus »nd öffentlichen Unterrichts hat Herrn Ober- tudienrat Professor Bauer in Meerane zum Königlichen Prüfungskommissar für dir Reifeprüfung, drr sich 22 Schüler der 1. Klosse unterziehen werden, ernannt. Die schriftlichen Prüfungen finden in der Zeit vom 16. bis 21. Februar, die mündlichen Prüfungen am 18. und 19. März statt. Die eterliche Entlassung drr Abiturienten erfolgt am 25. März. io. Die gestrige Nachwahl zu« «trcheuvorftaub t« DttterSdach, an drr sich sämtliche rtngetragrnen Wähler be teiligten, ergab die ktnsttmmigr Wahl des Herrn Gemrinde vorstand Lange daselbst. i* Da» launige Konzert, das die Kapelle der Unter- osfizierschule am Mittwoch abend im Kaisersaal unter Leitung dr« Herrn Musikmeister Kaiser gab, war gut besucht nnd fand lebhaften Beifall. Die Darbietungen warm auf den humo ristischen Ton gestimmt; sie machten dem Prinzen Karneval als gegenwärtigen Beherrscher der Vergnügungswelt alle Ehre. Die Ausführung der musikalischen Humoresken und Scherze durch das Musikchor war in allen Teilen gut und dem Cha rakter der Kompositionen entsprechend. Ganz besondere An erkennung verdient die ausgezeichnete Durcharbeitung der interessanten Humoreske über daS Hobellted „Da streiten sich die Leut' herum". ES gehörte seines, musikalisches. Brr-