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Morler s Menzbote 9S. Msnstrsg, den 3. Fsdeuav 1929 Mv. 3V NlgMurg, LeubM, Mühlhausen MbersrE Remtengrün, Schönberg, Siebenbcunn, EM, Wahlbach u. das übr. ebere Wl. Sonntags eine tlluftrirrte AnterhaltungSbetlago Druck und Verlag: Otto Meyer, Adorf (Vogtl.), Bergstraße 14. — Verantwortlicher Schriftleiter: Otto Meyer, Adorf (Vogtl.) Mum der MenMe. Das W> 'scha isin mst n. in Hal au^ G l.nd vo i 1 des Z aen->vck ö gesetzt vnn 31. I« , 1916 in rei F.niung d Bela^ mal uni vo ' 9. Ju'i 1928 ^Zichn Ges. Mait Seite 105) nieoidnel, st omn 1. 1929 o > zum D.ck n er Z o u in de "stm n n Bad Elfter, BadenneukivrHe«, Bäfeabruan, Jugelsdurg und Svhl nur Zieg öcke verwende ine i n d > in die n s uch i ngluii eiii t (ungelön) w r en n d. Amtshauptinannfrhaft Oelsartz i. W-, am 2. ^Febiu 1929. Montag, den 11. Fedrum 1929, vormitta s 9,10 Ubr findet mi Sitzui gesaale der m e h uplm umschun VMM BeKlsauMuMung snnt. En Ta.eeordnunz.Mgl am Anschlag r.II INI aintsnnuvtnionnscha-tlichen Dienst- g. d ude ous. O ls .v . B-, 2. Fe6 um 1929. Der Amtsl-auptmann. Was gibt es Aeues? . — Der Reichspräsident empfing am Sonnabend den oeutschen Gesandten in Polen, Rauscher, zum Vortrag. — Der Reichstag überwies die Vorlage betreffs Ratifi kation des Kellogg-Paktes nach kurzer Aussprache dem Aus wärtigen Ausschuß. , , — Der Antrag Dr. Stresemanns, die Minderheitenfrage «Ms die Tagesordnung der Märztagung des Völkerbundsrates zu setzen, ist in Genf eingetroffen. — Parker Gilbert trifft im Laufe des Montag von Varis in Berlin ein. — Einem Gerücht zufolge beabsichtigt Hoover, den bis herigen Generalgouverneur der Philippinen, Stimson, zu seinem Staatssekretär zu machen. — Der amerikanische Vizepräsident DaweS beabsichtigt, nach dem Ablauf seiner Amtszeit eine Euvopaveise zu unternehmen. — In Washington verlautet, daß Präsident Coolidge nach Ablauf seiner Amtszeit zum Richter am Obersten Ge richtshof der Vereinigten Staaten als Nachfolger von Oliver Holmes ernannt werden wird. — Indische Stämme haben die afghanische Stadt As- .nar besetzt. — Bei einem Stratzenbahnzusammenstoß im Osten Ber tins wurden 17 Personen verletzt. — Die strenge Kälte herrscht im ganzen Reich. Di« Temperatur sank bis 25 Grad unter Null. Gegen die Kriegsschuldlöge. In zahlreichen deutschen Städten und Dörfern fanden am Sonntag Kundgebungen gegen die Kriegs schuldlüge statt, die vom Kyffhäuserbund ausgingen. Lie drei Millionen deutsche Krieger, die dem Kyff- häuscrbund angehören, haben sich damit dem Bekennt nis des Reichspräsidenten v. Hindenburg angeschlossen, das er bei der Einweihung des Tannenberg-DenkmelS ablegte. Mit remen Händen — so erklärte Hinden- Namen des deutschen Volkes und des deutschen Heere» sei Deutschland in den Kriea ae- gangen. Leider ist damals dieser feierliche Protest aegen die Kriegsschuldlüge ohne große Wirkung ge blieben. .Um so nötiger erscheint es deshalb, daß "rwieder von deutscher Seite gegen die Kriegs schuldluge Verwahrung eingelegt wird. Die Kriegsschuldlüge ist zweimal im Versailler Vertrage festgelegt. In seiner Einleitung erhält sich die unwahre Behauptung, daß der Weltkrieg seinen Ursprung in der Kriegserklärung Oesterreich-Unga-nS an Serbien vom 28. Juli 1914, in der Kriegserklärung Deutschlands an Rußland vom 1. August 1914 und an Frankreich am 3. August 1914, sowie in dem Ein marsch in Belgien habe. Im 231. Artikel des Vertrages wird dann weiter erklärt, daß Deutschland und seine Verbündeten als Urheber für alle Schäden und Verluste verantwortlich sind, die die alliierten und assoziierten Regierungen imd ihre Staatsangehörigen infolge des ihnen durch den Angriff Deutschlands und seiner Verbündeten auf- gezwungenen Krieges erlitten haben. Die Wiedergut- machungsverpflichtüng Deutschlands wird also abgeleitet von seiner alleinigen Kriegsschuld. Bei der heutigen politischen Konstellation, bei der tiefen Verwurzelung des Versailler Vertrages in der gesamten Weltwirtschaft können wir damit nicht rech nen, daß der Aufhebung des Schuldparagraphen die Aufhebung der uns damit auferlegten Lasten auf dem Fuße folgen wird. Die Befreiung auch von den un erträglichen materiellen Verpflichtungen des Vertrages aber wird um so eher kommen, je schneller Deutschland von dem moralischen Druck der Kriegsschuld befreit ist. Zu dem Vorwurf, den Krieg verschuldet zu haben, tritt aber noch eine zweite ebenso haltlose Beschuldi gung, die ganz besonders die deutschen Soldaten des Weltkrieges trifft: der Vorwurf der Kriegsgreuel. Die Protestkundgebungen des Khffhäuserbundes haben des halb gerade nach dieser Richtung hin eine ganz beson dere Bedeutung. In der Mantelnote vom 16. Juni 1919, die nach der Auffassung der Entente einen wesentlichen Teil des Versailler Vertrages selbst darstellt, heißt es wärt- lich: „Ins Elsaß log Ml." Säst Volmaree. Poincarö, der am Freitag in der französi,chen Kammer die dritte Lieferung seiner Elsaß-Rede von sich gab, ist noch immer nicht zu Ende gekommen. Am Dienstag soll die vierte Lieferung erscheinen, und es bleibt abzuwarten, ob dies die letzte sein wird. Jeden falls soll die Elsaß-Debatte noch die Sitzungen vom Mittwoch, Donnerstag und Freitag in Anspruch neh men, so daß Poincarö noch Gelegenheit haben wird, Vergessenes nachzuholen. Es gehört viel rhetors'^es Geschick dazu, bei einer Rede nach dem System der , Ratenzahlung nicht langweilig zu wirken. Wie bei einem Zeitungsroman muß man die Pointen sorgfältig ! rationalisieren, um bis zum Schluß die Spannung zu erhalten. Die erste Fortsetzung am Donnerstag war etwas matt ausgefallen. Sie hatte sogar bei d n Sozialisten und einem Teil der Radikalsozialisten leb haftes Mißfallen erregt, weil Poincare als Zugeständ nis an die Autonomiebewegung die Zusicherung gab. das Konkordat sowie das Schulregime im Elsaß auf rechtzuerhalten und die Laien-Gesetze in Elsaß-Loth- ringen nicht einzuführen, falls die Mehrheit des Land s sic nicht verlange. Es war hiernach klar, daß Poin- carö bei der nächsten Lieferung diese schwa ^e SteOe seiner Rede wiedergutmachen mußte. So b r e die Freitag-Lieferung das, was die Kammer von Pocn- carö hören wollte, die Hetze gegen Deutschland, ohne die es bei einer Elsaß-Debatte nun einmal nicht abgeht. Trotz Locarno verschonte er dabei nicht ein mal die Reichsregierung, wenn er auch zunächst die Alldeutschen vorschob. Die Alldeutschen — so erklärte er — verhehlten nicht, daß sie gegebenenfalls dem Elsaß moralische Unterstützung bei einem Handstreich gewähren würden. Die Propagandafonds des Reichs haushalts überstiegen 630 Millionen Franken. Könne man glauben, daß die Vorkämpfer des Deutschtums im Ausland vergessen worden seien? Wenn die elsäs sischen Autonomisten die These der nationalen Mii d r- heiten unterstützten, so erweckten sie in Deutschland einen lebhaften Widerhall. Briand habe dem Ausland »« verstehen gegeben, daß ein Gesuch der autonomistischen Agitatoren an den Völkerbund von diesem nicht angenommen würde, da Frankreich nach den Bestimmungen des Versailler Friedensvertrages seine volle Oberhoheit über Elsaß- Lothringen wiedergewonnen habe. Poincarö behauptete dann weiter, die Autono misten hätten ihre Tätigkeit bereits im Oktober 1918 begonnen, als Deutschland erstmalig den Verlust der Reichslande befürchtet habe und der Kaiser den Vater des jetzigen Abgeordneten Hauß zum Unterstaatssekretär ernannte. Der Waffenstillstand habe zwar die ur sprünglichen Hoffnungen der Autonomisten vernichtet, doch hätten sie nicht auf weitere Betätigung verzichtet. Bereits Anfang 1919 habe ein Mitglied der Elsässischen Volkspartei gefordert, daß das El'aß allein voran zu gehen hätte. Im August des gleichen Jahres habe sodann ein elsässisches Blatt gefordert, daß das fran zösische Joch ebenso wie das deutsche aügelehnt werden i müsse. Im September seien einige elsässische Födera- i listen für die Gründung einer selbständigen Republik ! eingetreten, unter Umständen unter französischer Schutz herrschaft. ?um Schluß wurde Poincarö pathetisch. „Nein," erklärte er u. a., „das Elsaß ist keine nationale Min derheit, nein, das Elsaß log nicht, als es im Jahrs 1871 für die patriotischen Abgeordneten stimmte, es log nicht, als 1914 so viele seiner jungen Leute zu unseren Heeren eilten und es nach dem Waffen stillstand unseren Soldaten und Vertretern der öffent lichen Macht einen begeisterten Empfang bereitete. Nein, es log nicht, als es den 1 400 000 Toten hul digte, die eS von dem deutschen Joch befreiten. Alle," schloß Poincare seine Rede, „die ihr für die heilige Sache gefallen seid, habt euch nicht getäuscht. Das Elsaß log nicht!" -v * Stresemann antwortet Vor Vertretern der Presse wandte sich Dr. Strese mann am Sonnabend gegen die von Poincare erhobene Beschuldigung, daß die elsässischen Autonomisten aus dem deutschen Propagandafonds unterstützt würden. Die Gesamtsumme der im Reichshaushalt vorgesehenen Propagandamittel habe Poincare mit 94 548 720 RM. angegeben. Um klarzustellen, wie die im Haushalt vorgesehenen Mittel verteilt feien, die überhaupt für Propagandazwecke in Frage kommen, könne er erklären, daß für die Reichskanzlei 822 000 Mark einschließlich der Posten für die Reichszentrale für die Heimatbe wegung, für das Auswärtige Amt ein Geheimfonds von sechs Millionen und ein weiterer Posten zur Förderung des Nachrichtenwesens vorgesehen sei. Bei der Kul turabteilung handele es sich um einen Betrag von sechs Millionen Mark, viereinhalb Millionen hiervon für Schulzwecke. Das Innenministerium verfüge über einen Betrag von zwei Millionen Mark, das Ministerium für die besetzten Gebiete über vier Millionen, davon drei Millionen für kulturelle Zwecke im besetzten Gebiet. Wenn alle diese Posten zufammengezogen würden, so ergebe sich ein Betrag von 21 638 000 Mark. Es sei vollkommen unbekannt, so erklärte Dr. Stresemann, worauf sich die Berechnungen des fran zösischen Ministerpräsidenten stützten. Jedenfalls könne man angesichts der oben genannten Beträge von eine« von Berlin ans mit großen Geldmitteln geförderten Pangcrmanismus nicht sprechen. Was die Ausgaben für die besetzten Gebiete angehe, so müsse bemerkt wer den, daß die besetzten Gebiete zu Deutschland gehören. , - . Indessen beschränkt sich die Verantwort lichkeit Deutschlands am Weltkriege nicht auf die Tatsache, den Krieg gewollt und entfesselt zu haben. Deutschland ist in gleicher Weise verantwortlich für die rohe und unmenschliche Art, auf die er geführt wurde . . ." Es folgen dann in dieser Mantelnote die unge heuerlichsten, das deutsche Volk, insonderheit aber die deutschen Weltkriegssoldaten entehrenden und beschimp fenden Behauptungen, die darauf hinausgehen, den Deutschen als einen Barbaren, als einen Menschen zweiter Klasse hinzustellen. Welchem alten Soldaten stiege nicht die Zornesröte ins Gesicht, wenn er die schamlosen Verleumdungen seines Handelns und Tuns liest? Wir verlangen die Aufhebung der SaMdlüge als „moralische" Begründung des Versailler Ver trages. Wir verlangen vor allen Dingen zunächst die Außerkraftsetzung des Artikels 231 so lange, vis ein objektiver internationaler Untersuchungsausschuß der nicht am Weltkriege beteiligt gewesenen Mächte auf Grund der veröffentlichten Akten aller beteiligten Nationen das Urteil über Recht oder Unrecht dieses ungeheuerlichen, das deutsche Volk auf das tiefste ver letzenden und auf das schwerste schädigenden, bis heute durch nichts bewiesenen Vorwurfs gesprochen hat. Wir verlangen Recht um Recht. Wir verlangen Wahrheit! Drei Millionen ehemalige Soldaten erheben durch den Kyffhäuserbund diese Forderung, die zugleich eine Forderung des ganzen deutschen Volkes in allen seinen Parteien und Schichten ist. Das Jahr 1929, in dem sich zum zehnten Male der Tag der Vertragsunterzeich nung jährt, soll ein Kampfjahr gegen die Lüge vo« Versailles werden.