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Amts- Nil A«zrigel>tlltt für de« Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den kar genden Tag. JnsertionSp'reiS: die «einspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespalten« Zeile 30 Pf. Fkrnsprrchrr Nr. H0 Abouncment Nkrtelj. I M. 50 Pf. i-inschließl. »s »Jllustr. UnterhaltungSbl.* u. der Humor. Beilage »Seifen« .-lasen* in der Expedition, bei ,ns«r»n Boten sowie bei allen ReichSvosta i;u.9kN. LUrgt.-Ahrost: Ä:nt?d!att. 57. IaS r g a » g. Dienstag, den 1. Fbraar LVL« Folgende im Grundbuche für Gtbeuftock auf den Namen des Baumeisters LSasrck «»«km»»« in Zschorlar» eingetragenen Grundstücke sollen am 18. Kürz linv, vormittags '/,10 Mr an der Gerichtsstelle im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werde« r 1. Blatt 1195, nach dem Flurbuche 50,L Ar groß, unter Berücksichtigung der herge stellten Straßen und Schleusen, auf 9030 Mk. — Pfg. geschätzt; 2. Blatt 1276, nach dem Flurbuche 9,> Ar groß, unter Berücksichtigung der hergestellten Straßen und Schleusen, auf 2275 M. — Pf. geschätzt. Die Grundstücke, Parz. Nr. 458a und 458e, sowie 458ä sind zu Bauland aufge schlossen; sie liegen an der Parallelstraße zur Weststraße und an der VerbindungS« straße zwischen West- und Parallelstraße hier. Die Einsicht der Mitteilungen des Grundbuchamts, sowie der übrigen die Grundstücke betreffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist jedem gestattet. Rechte auf Befriedigung aus den Grundstücken sind, soweit sie zur Zeit der Eintragung des am 4. Dezember 1909 verlautbarten Versteigerungsvermerkes aus dem Grundbuche nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, wid rigenfalls die Rechte bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. Diejenigen, die ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht haben, werden aufgr- fordert, vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Einstellung deS Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der Versteigerungserlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes treten würde. Eibenstock, den 24. Januar 1910. Königliches Amtsgericht. Ein Steuerplan. Der bekannte, aber viel angefochtene Steuerrefor mer Dr. Delbrück, der seine Behauptungen von großen Hinterziehungen bei den direkten Steuern im deutschen Reiche immer von Neuem vorbrimgt, hat in einer öffent lichen Versammlung einen interessanten Steuerplan entwickelt, der nicht neu ist, aber doch länger geruht hat. Darnach sollen alle Personen, welche Geschäfte über Kapitalsanlagen vollziehen, abschließen oder be glaubigen, verpflichtet werden, hiervon den Steuerbe hörden von Amtswegen Mitteilung zu machen; z. B. Bankiers vom Ankauf von Wertpapieren oder Errich tung von Depots und der Höhe derselben, Justizper sonen von der Hergabe von Geldern zu Hypotheken rc. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß ein guter Teil des vorhandenen Vermögens heute der Steuer hin terzogen wird, aber eine Garantie dafür, daß dieser Plan dem gegenwärtigen Zustande Sin Ende macht, ist hiermit n icht gegeben Wer der Steuer entgehen will, legt sein Geld im einem ausländischen Bankhaus an> wo man sich freuen wird, flüssige Geldmittel zu er langen. Dr. Delbrück hat auch die Sparkassen Verwaltungen verpflichten wollen, zur Steuer von der Einlagen Höhe ihrer Kunden, ayo wswe'demr Lome, M nnluiiq an die Steuerbehörde zu machen. Mag dieser Wunsch fol gerichtig sein, er erweckt ganz besondere Bedenken, weil bei seiner Verwirklichung zu befürchten steht, daß den kleinen Leuten ihr Sparsinn gründlich vergällt wird. Wenn die Steuer in all und jede Sache sich einmischt, dann reißt der Geduldfaden, und das Geld wird wie der zu dunklen Geldmännern getragen, die viel ver sprechen, aber wenig halten. Wir gelangen damit zu Siner rapiden Steigerung der allgemeinen Unzufrie denheit und zu einer beklagenswerten Schmälerung des National-Vermögens. Und, was ferner sehr ins Ge wicht fällt, zu einer finanziellen Bedrängung der Städte! Wie unendlich viele Städte und Kreise müssen g/anz enorm mit einem für sie günstigen Abschluß der Sparkasse rechnen? Und daß es damit vorbei sein wird, wenn die Verwaltungen nur Gehilfen der Steuerbehör den sind, liegt auf der Hand. Auch wenn alle deutschen Staaten in diesem Gesichtspunkte einig wären, die Maß nähme wäre ein zweischneidiges Schwert. Daran ha ben sich die gescheidtesten Finanzmänner nicht berange- traut. Wenn für die direkte Steuer nun einmal eine bittre Nuß geknackt werden soll, dann wäre es schon am ein fachsten, eine allgemeine Selbsteinschätzung einzufühf ren. Dabei muß sich jeder mit der Steuerbehörde ah- finden, und die Arbeitgeber wären von der umständ lichen Verpflichtung, die in den meisten deutschen Bun desstaaten besteht, das Einkommen ihres Personals an zugeben, befreit. Ob das nötig ist, ist eine andere Frage; aber wenn etwas geschehen soll, dann ist doch am be sten eine Maßnahme, die Klarheit ohne Chikanen si chert, als Chikanen, die doch keine Klarheit bringen. Tagesgeschichte. Deutschland. Der Kaiser hörte am Sonnabend im Berli ner Schloß die Vorträge des Staatssekretärs des Reichsmarineamts Admirals von Tirpitz, des Chefs des Admiralstabes der Marine Admirals von Fischel, und des Chefs des Marinekabinetts Vizeadmirals von Mül ler. Kaiser Wilhelm hat laut ,,B. T." an den Präsidenten der französischen Republik ein in herzlichen Worten gehaltenes Telegramm ge sandt, in dem er sein tiefes Mitgefühl mit den vom Hochwasser betroffenen Pariser Bürgern ausspricht. — In dem Befinden des Reichstagsprä sidenten Grafen zu Stolberg-Wernigerode ist eine stete, wenn auch nur langsame Besserung zu verzeichnen Bei der Natur der Erkrankung wird es dem Präsidenten wohl nicht möglich sein, die Präsidialgeschäfte vor Ostern wieder zu übernehmen. — Gouverneur von Schuck mann. In der Sonnabend-Sitzunq der Budcettommünon des R-ichStageS führte der Staatssekretär des Reichskolonialamts Dern bürg aus, daß er die Zeitungsnachrichten über den dem Gouverneur von Südwestafrika v. Schuckmann gebrach ten Fackelzug für so unwahrscheinlich gehalten habe, daß er es überhaupt nicht für notwendig erachtet ha be, deswegen hinauszutelegraphieren. Er habe nun mehr folgendes von Gouverneur von Schuckmann ohne Anfrage abgesandtes Telegramm erhalten: „Selbst verständlich habe Fackelzug weder geahnt noch angenom men. 10 Uhr schlafend; höre Amgen; kaum erwacht. Leute abzogen mit „Deutschland, Deutschland". Bin gar nicht aufgestanden. 'Außer durch Absingen patrio tischer Lieder Ruhe nicht gestört. Schuckmann". Die ses Telegramm bestätige seine Ansicht, die er bei Ge legenheit der Zeitungsmeldungen ausgesprochen habe. Im übrigen bemerke er, daß der Gouverneur bereits im November v. I. ein ärztliches Attest eingereicht habe, wonach seine Beurlaubung in die Heimat notwendig sei. Er hoffe, daß die Gesundheit des Herrn von Schuckmann wiederhergestellt, und der verdiente Gouverneur dem Schutzgebiet erhalten bleiben werde. Der spanische M i ni st e r p r ä s i d e n t Mo ret erklärte, daß er sein Gutachten zugunsten der Gebrüder Mannesmann, entgegen der Be hauptung des Marokko-Weißbuches und der offiziösen Presse, vollkommen unverändert aufrecht erhält. Zur Frage der Schiffahrtsabgaben. Wie bekannt hat der Bund der Industriellen auf seiner Generalversammlung am 24 Januar ds. Jahres sich gegen 'Schiffahrtsabgaben ausgesprochen. Diese Tatsache verdient besondere Beachtung, denn wie aus dem nunmehr vorliegenden ausführlichen Bericht über die General-Versammlung ersichtlich ist, wurde die se Resolution beantragt durch den Verband Thüringi scher Industrieller, der auf der Versammlung mit ver treten war. Es geht daraus jedenfalls das Eine her vor, daß die Anschauung des Ministers von Zille, der kürzlich den Standpunkt der meiningischen Staatsregie rung im Sinne der preußischen Schifsahrtsabgaben- Politik präzisierte, von der thüringischen Industrie in ihrer Gesamtheit durchaus nicht geteilt werden dürfte, wahrscheinlich auch nicht durchgängig von der meingi- schen Industrie. Die Resolution des Bundes der In dustriellen ist aber auch insofern bedeutsam, als auf der Generalversammlung .auch Vertreter des Verban des Württembergischer Industrieller abwesend waren, und daß in dem Generalversammlungsbericht nichts verlautet, daß sich diese württembergischen Vertreter gegen die Resolution gewendet hätten Die Resolution ist also einstimmig gefaßt worden Die Besetzung des erzbischöflichen Stuhles von Posen wird, wie die „Schief. Ztg." er fährt, noch nicht so bald erfolgen. Der Stuhl wird unbesetzt bleiben, so lange die Gesamthaltung des Po- lentums die Fortsetzung der heutigen Ostmarkenpolitik nötig macht. Helgoland Ueber die Zukunft der Insel Helgoland wird anläßlich der letzthin geäußerten Be fürchtungen von einem Kenner der Verhältnisse, der auch mit den Plänen des Reichsmarineamtes vertraut ist, geschrieben: Bekanntlich fordert der preußische Etat für 1910 neue Summen für Errichtung von Schutz mauern an der Südwestseite der Insel, um die fort schreitenden Abbröckelungen an dieser Seite zu vorhin dern. In der Presse ist die Befürchtung ausgesprochen worden, daß der Bestand der Insel zur Zeit gefährdet sei und die vielen Millionen, die man für die Insel seit 1890 ausgegeben habe und noch auszugeben gedenke, eines Tages in den Wellen der Nordsee verschwinden werden. Diese Befürchtung liegt aber nur vor, wenn die Schutzarbeiten aus Kurzsichtigkeit nicht ausgeführt werden sollten. Werden die Pläne der Regierung in die Wirklichkeit umgesetzt, so ist der Bestand der Insel gesichert. Die Lage ist folgende: Abbröckelungen durch Unterwaschungen finden nur an der Südwestseite der Insel statt, die Ms porösem Gestein besteht. An die ser Seite umtoben die Stürme die Insel, unterwaschen am Wasserspiegel das Gestein, höhlen es aus und las sen es allmählich nachfallen. An der Nordost- und Unterlandseite sind diese Abbröckelungen bisher nicht beobachtet worden, da hier die Düne den nötigen Schutz für die Brandung bietet. Schützt man jedoch die Süd westseite durch Granitmauern nach den vorliegenden Plärren, so hören die Unterwaschungen mit ihren Folge erscheinungen auf. Darauf ist das Bestreben der Ver waltung gerichtet und dadurch wird auch erreicht, daß die in Angriff genommenen Hafenbauten, die an sich nicht gefährdet sind, ihren Zweck erfüllen. Dec mili tärische Wert der Insel ist bekannt, die Insel als Flöt' tenstützpunkt hindert feindliche Flotten am Einlaufen in die deutschen Flußmündungen. Helgoland als starke Festung muß erhalten werden und kann nur erhalten werden durch den Bau der geplanten Schutzmauern, ohne die allerdings die Batterien einmal ins Meer versinken würden. Dieser Bau ist also eine Notwen digkeit für den Bestand der Insel und einen Teil der Be festigungsanlagen. Hoffentlich sind die gesetzgebenden Körperschaften nicht zu kurzsichtig und unterstützen die weitausschauenden Pläne der Regierung. Eisenach, 30. Januar. Bis heute morgen 9 Uhr war folgendes Wahlergebnis bekannt: Ju- stizrat Appelius (natl.) 5716, Postassistent Hädrich l wirt- schaftl. Bg.) 3940, Leber lsoz.) 10181 Stimmen. Etwa 10 kleinere Orte fehlen noch, die jedoch an dem endgül tigen Ergebnis nichts mehr ändern dürften. Oesterreich-Ungarn. Pest, 29. Januar. In der heutigen Audienz deS Grafen Khu en-Hedervary bei dem König lehnte dieser die Demission des Ministerpräsidenten ab und genehmigte den Vorschlag der Anordnung von Neu Wahlen, ohiN> daß über deren Zeitpunkt schon eine Ent scheidung getroffen wurde. Rntzland. Petersburg, 30. Januar. Die Revision des Generals Jakubowsky im Amurgebiet ergab, daß beim Bau von Kasernen und Befestigungen Millionen unterschlagen worden sind. Unter den Schuldigen befindet sich der Stabschef des Amurgebiets, General Debesch, der bereits abberufen worden ist. Der In- genieurgeneral, der seinerzeit den Bau der Befestigun gen von Port Arthur leitete, soll mitschuldig sein; er ist bereits nach Petersburg berufen worden. Die ganze Angelegenheit wird streng geheim gehalten Portugal. Große Besorgnis. Die durch die Ableh nung des deutsch-portugiesischen Han delsvertrags in der Reichstagskommission hervor gerufene Ueberraschung in Portugal ist umso größer, als die meisten portugiesischen Zeitungen noch bis in die letzten Tage hinein ihren Lesern versicherten, daß der Reichstag in aller Kürze den Vertrag annehmen werde. Namentlich in den Kreisen der Kakao und Weinexpor- teure ist man sehr besorgt, erstere, da die größten eng lischen Fabriken, wie Cadbury, Kry und Rowntrec die Boykottierung des portugiesischen Kakaos fortsetzen, an dererseits Nordamerika vom 1. April an die portugie sischen Kakaobohnen nicht zum Minimaltarcs herein lassen wird, und nun ein deutsch portugiesischer Zoll-