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Riesaer G Tageblatt »--»»MM and Aniriaer <ra>MM m» Anntzett. Tageblatt Riesa. Dresden 1580. Fernruf Ar. 20. Da» Masaae Tageblatt ist da« g« Veröffentlichung der amtkicheu vakamtimachamgaii d« AmKhcmpHnaunschast Girokasse: Postfach Nr. 82. Großenhain, de« Amtsgericht« und der Amttanwaltschaft beim Amtsgericht Riesa, de« Rate« der Stadt Riesa, Riesa Str. 82. de« Finanzamt« Riesa und de« HauptzollamtS Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt. 6S. Dienstag, 22. März 1S32, abends. 85.Aahrg. Da« Riesaer Tageblatt erscheint i«d«N Ta« abend« '/,« Uhr mtt Autnakwe der Sonn- und Festtage. yezuaSpret», gegen Dorau«»ahlung, für einen Monat 2 Mark ohne Zustellgebühr, durch Postbezug StM. 2.14 «iuschl. Postgebühr (ohne Lustellungtgebühr). Für de« Fall de« Eintreten« von ProduktionSverteuerungen, Erhöhungen der Löhn« und Materialienpreise behalten wir un« da» Recht der Preis, eohühung und Nachsordrrung vor. 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Berantnmrtltch für Redaktton: Heturtch Uhlrm»NN, Riesa; für Anzeigenteil: Wilhelm Dtttrich, Mesa Vie kemeinllettnanren vor Sem kuin. V»M»strlrla8lea rerrütten Ule VemeltiUeNnsoren. — me lestlenUe Itelcstzlillle. Dsutscklsn«! ksisrt — Vsimsrr groksr Isg. vemelOMMeniWii ter liWWleii MimMe. vdz. Berlin. Die Arbeitsgemeinschaft der kommu nale« Spitzenoerbände (Deutscher Städtetag, Deutscher Land kreistag, Reichsstädtebund und Deutscher Lanbgemeindetag) verhandelt bereits seit einigen Wochen mit der Reichsregie rung über neue Hilfsmaßnahmen für die Gemeinde«, ohne daß diese Verhandlungen bisher schon zu einem Ergebnis geführt hätten. Am Montag erläuterte auf einem Prefseempfang der Präsident des Städtetages, Dr. Mulert, die Lage der Ge meinden und die gemeinsamen Forderungen der kommu nalen Spitzenverbände. Er wies daraufhin, daß die über wiegende Zahl der Gemeinde« nicht in der Lage sei, einen Ausgleich der Hanshaltspläne für das am 1. April begin nende Haushaltsjahr herbeiznsühren. Die monatlichen Lasten der Gemeinden und Gemeindeverbänbe für die Er werbslosen' betragen gegenwärtig etwa tzS Millionen, wäh rend die monatlichen Einnahmen aus Einkommen- und Körperschaftssteuer ans SS Millionen zurückgegaug«, find. Wenn man bedenke, baß diese Ueberweisungssteuern vor zwei Fahren noch das Fünffache der Erwerbslosenlasten ausmachten, so werde dadurch der eigentliche Grund der kommunalen Finanznot deutlich. Die wachsenden Kassen schwierigkeiten führten immer mehr dazu, daß alle vorhan denen Einnahmen für Unterstützungen, Gehälter und Löhne in Anspruch genommen werden und kaum noch Beträge zur Erfüllung sonstiger Zahlungsverpflichtungen bereit gestellt werden können. Bet einem Neberblick über die voraussichtliche Gestaltung der Gemeindesinanzen im Haushaltsjahr 1832 wies Dr. Mulert daraufhin, daß allein die Belastung mit den Aus gaben für die Erwerbslosen, die 1831 etwa 1100 Millionen betrug, von denen 230 Millionen vom Reich getragen wur den, im Jahre 1832 auf 1888 Millionen steigen werde. An dererseits werde der Gemeindcanteil an der Einkommen- und Körperschaftssteuer gegenüber 1831 um rund 600 Mill. auf nur 828 Millionen, also um nicht weniger als 83 Pro», zurückgehen. Dagegen werde die Erhöhung des Gemeinde anteils an der Umsatzsteuer nur 120 Millionen erbringen. Die Gemeindebtersteuer, di« 1881 noch 148 Millionen bracht«, werbe infolge der Steuersenkung SO Millionen weniger bringen, von denen nur 2» Millionen durch das Reich er stattet werden. Durch die Beseitigung -er Mineralwasser steuer haben die Gemeinden einen Verlust von 20 Millionen erfahren. Auch der Finanzanteil der Gemeinden an der Haus- zinSstcucr werde sich um etwa srund 50 Millionen) ver ringern. Schließlich würden die Einnahmen aus den Neal- steueru um 20 Prozent oder rund 148 Millionen zurückgehen. Alles zusammen genommen bedeute das eine Gesamtver ringerung der steuerliche« Einnahmen der Gemeinden um 828 Millionen Mark, also um mehr als 20 Prozent des heu tigen Standes. Dieser Ausfall werde noch vergrößert durch den weiteren Rückgang der kommunalen Wcrksüberschüsse. Angesichts dieser Zahlen sei es klar, daß die Gemeinden im Jahre 1832 ErwerbSloscnlastcn von 1560 Millionen nicht tragen könnten, zumal das Rechnungsjahr 1031 trotz aller Einsparungen noch mit einem Fehlbetrag von rund 280 Millionen abschließe. Die entscheidende Maßnahme zur Sanierung -er Ge meindesinanzen sei die von den kommunalen Spitzenver bänden schon seit Jahren geforderte Vereinheitlichung der Erwerbslosenbetrenung. Sollte diese bis zum 1. April nicht burchznführen sein, so seien sofortige Teilmaßnahme« un erläßlich. So müße die bisherige Rcichshilfe der Gemein den in Höhe von 230 Millionen für das nächste halbe Jahr mindestens in gleicher Höhe gezahlt werden. Darüber hinaus sei es unerläßlich, die neuen Zugänge mm Wohl« fahrtserwerbslosen bei den Gemeinden abzustoppen und einen Teil der Wohlfahrtserwerbslosen in die Srifcusür- sorge zurückzuführen. Bei Ausbleiben der ReichShilf«, so «klärte Dr. Mnlert zum Schluß, würde kein anderer Ausweg bleiben, als die Bürgersteuer, die jetzt nur 8 Monate lang erhoben wirb, das ganze Jahr hindurch zu erheben. des Auslanddcutichtums, der deutschen Kunst, der deutschen Wissenschaft, der deutschen Akademien, Hochschulen und wis senschaftlichen Gesellschaften, der deutschen Press«, Verirrter der Konfessionen und deS Auslandes. M WWWnl zör Sieltze ScSeMr. X Weimar. Der Herr Reichspräsident hat au den Vorsitzender, des Goethe-AnSschuffes in Weimar, Herr« Staatsminister a. T. Dr. h. c. Leutheußer-Weimar folgende« Bries gerichtet: Sehr geehrter Her« Staatsminister! ES ist mir «in Bedürfnis, auch Ihnen als deu Borsttze»- den des Weimarer Gpetheausschuffes nnd durch Sie der Be völkerung der Stadt Weimar mein aufrichtiges Bedaneru zum AuÄruck zu bringen, daß es mir durch die politisch« Lage unmöglich geworden ist, der Einladung der thürin gischen Regierung zur Goethe-Jahrhundertseier persöuüch zu folgen und den Kranz des deutschen Volkes am Sarge des großen deutschen Dichters selbst niederzulegen. Meine Wünsche begleiten nicht nur deu äußere» fest, lichen Verlauf dieser Feier. Möge der 22. März in nuferem Volke deu selbst,erfleischenden Stritt der Meiuuuge» V>» rücktreten lasten vor dem Gefühl einer schicksalhaft verbun denen deutschen Kultur und Volksgemeinschaft, und möge dieser Tag alle Deutschen in- und außerhalb -er ReichS- grenzen zusammensühreu rn der Erinnerung an ein« groß« Vergangenheit und in der Hoffnung auf ein« beste« Zu kunft, für die wir, allen Gewalten zum Trotze, über die Rot der Gegenwart hinaus Reich und Volk und auch di« deutsch« Kunst erhalte» wollen! Mit freundlichen Grütze» s«». »»« HindeNduu» * Tn Mskßttjln il! Wtim. ft Weimar. ReichSstrnzter Tr. Brüning W k» Be gleitung von Staatssekretär Dr. Printer gesteru abend zur Teilnahme au der Goethefeier in Weimar eingetroffeu. Er wurde am Bahnhof von einem Vertreter der Zentrums partei und katholischen Verbänden mit einem Blumen gebinde herzlich willkommen geheiße«. Oberbürgermeister Dr. Mueller vertrat die Stadt Weimar. Beim Verlasse» des Bahnhofs wurden dem Kanzler Ovationen dargebvacht» MtW kirn Wem« MM siir MiM m SM unv WMift. Berlin. lFunkspruch.) Als Auszeichnung für Ver dienste um Kunst und Wissenschaft hat der Reichspräsident im Goethejahr 1832 eine silbern« Medaille gestiftet, die bei den Feierlichkeiten in Weimar erstmalig einer Reihe von Persönlichkeiten verliehen wird. Sie wurde geschaffen von Professor Waldemar Raemiscb, Lehrer an den Vereinigten Staatsschulen für freie und an gewandte Kunst. * Hne MW ks PrWkiittn Hoover. ft Washington. Zur 50. Wiederkehr des TageS, an dem Robert Koch den Tuberkelbazillus entdeckte, erließ Präsident Hoover eine längere Kundgebung, in der er Kochs Verdienste um die medizinische Wissenschaft und um die Menschheit mit warmen Worten preist und die ganze ameriftrnische Nation, in der die Todesfälle von Tuberku lose seit 1882 auf den vierten Teil gesunken seien, auttordert, am 24. März bas Andenken Kochs gebührend zu ehren. Ae MWkl in MU! n. M. Frankfurt a. M. Die Geburtsstadt Goethes beging heute den 100. Todestag ihres größten Sohnes. Im Opern- Hans fand ein Festakt statt. Nach einem Musikvortrag des Opernorchesters ergriff der Träger des Frankfurter Gocthe- preises Professor Albert Schweitzer, das Wort zu einer ein drucksvollen Gedenkrede. Er gab ein Bild von Goethes Leben und Wirken. Die Welt gedenke des Hinschcidens Goethes in der gewaltigsten Schicksalsstundc, die je für die Menschheit geschlagen habe. Darum habe es einen Sinn, daß unser Blick aus ihn, den Verkünder echtesten persön lichen Menschentums, gerichtet sei. Das „Sei Du selber", das aus seinem Leben und seinen Werken hcransklingc, be komme in unserer Zeit die Bedeutung einer welthistorischen Parole. Für uns in unserer Zeit gelte noch der Spruch aus „Hermann und Dorothea": „Denn gelöst sind die Bande der Welt; wer knüpft sie wieder als nur die Not, die höchste, die uns bcvorstcht". Möge auch jenes andere Wort an uns wahr werden: „Aber cs siege der Mut in dem gesunden Geschlecht" Me VoeMeleler i» Veimsr. Weimar. lFunkspruch.) Der Tag deS Gedenkens an den Tob des großen deutschen Dichters ist ein Frühlingstag. In der Goethestadt Weimar strahlt die Märzsonne. Die wärmt noch nicht, aber sie leuchtet. Vor hundert Jahren zur gleichen Stunde sagte der sterbende Dichter im fermem Haus am Frauenplan: „Macht doch die Fensterladen awf, damit mehr Licht hcretnkommt". Heute liegt die Stadt im Lichte. Der kühle Frühjahrs wind bewegt die Fahnen in -en Reichs- nnd Landesfarben auf den öffentlichen Gebäuden der thüringischen Landes hauptstadt. In den Straßen zeigt sich eine festlich gekleidete Menge. Zur Zentenarfeier des Todesjahres Goethes haben sich zahlreiche Vertreter des Reiches, der Länder, des Schrift tums, von Kunst und Wissenschaft tu der sonst so ruhigen Jlmstadt versammelt. Weimar. lFunkspruch.) Die offiziell« ReichSgedSchtnik- feier für Goethe begann heute vormittag 8P0 Uhr mit einer Veranstaltung in der Weimar-Halle, in Gegenwart des Reichskanzlers Dr. Brüning und zahlreicher Ehrengäste »uS dem In- nnd Ausland. Ein Liebervortrag des Leip ziger Thomaner-Chors leitete die Feier stimmungsvoll ein. Präsident der Goethegesellschaft, Professor Dr. Julius Petersen, hielt die Gedächtnisrede. Das vergangene Jahr hundert, so sagte er einleitend, war das Jahrhundert Goethes, bas Jahrhundert der Humanität, die Goethe in seinem Leben und Werk gekündet und gestaltet hat; das Jahrhundert der Entdeckungen des „Stirb und Werde!". Professor Petersen führte weiter aus: Goethes Lcbensglaube ruhte auf der Ueberzcugung, daß keine äußere Gewalt ein Werden dauernd Niederhalten oder die Ewigkeit eines in Tätigkeit sich erhaltenden Deins zerstören könne: ^Keinc Zeit und keine Macht zerstückelt geprägte Form, die lebend sich entwickelt". Dieser Glaube gab ihm Halt. Mißverstanden in seinen wissenschaftlichen Erkenntnissen, nahm er die Ungunst eines mechanistischen Zeitalters hin, überzeugt davon, daß die Zukunft zur Anerkennung seines Weltbildes gelangen werde. Mißverstanden in seinem vaterländischen Fühlen hat er, der die Not der Zeit miterlebt, und die Not der Zu- funft vorausgcfühlt hat, den festen Glauben an die Zukunft seines Volkes niemals aufgegcben, überzeugt von der gro ßen Bestimmung des deutschen Volkes, die noch nicht erfüllt lei. Die Zeit muß ihm auch darin recht geben. „Gedenke zu leben!" das ist sein Mahnwort an sein Volk. Heute ist das große deutsche Volk niederaetreten, zer rissen, aber erfüllt von dem Ewigkeitsbewußtsein immer neuen Werdens im Fluß der lebendigen Entwicklung. Der Redner erinnerte an das Weimar zu Goethes Zeiten: Weimar wurde das Herz Deutschlands. Schiller und Goethe haben den Gipfel ihres Einflusses auf die Nation nicht gleichzeitig erreicht. Schiller ist schneller zu seiner Führerrolle gelangt, Goethe ist langsamer, aber tiefer ein gedrungen in die Seele seines Volkes, das ihm erst zureifen mußte. Der Redner sagte, daß die drei Perioden in Goethes Leben — der junge, der mittlere und der alte Goethe — jedesmal die Erfüllung der Lebensidee einer ganzen Ge neration bedeuteten. Goethe, der Dichter, konnte nur dar stellen, was er erlebt hatte; er mußte von allem Erlebten sich durch die Gestaltung befreien. Die Wahrheit war sein inneres Gesetz. Er, der allen Zeitgenoffen als ein Glücks kind galt, gestand am Ende seines Lebens, daß er eigentlich kein Glück erlebt habe, es sei denn das des Schassens ge wesen. Tie KrsnMttlegW in -er Weimer RrßeiWsi. Weimar. lFunkspruch.) Um 11 Uhr 30 erfolgte die Kranzniederlegung in de» Fürstengrust in Weimar. Die beiden Eichcnsärge mit den schlichten Inschriften „Goethe" und ,/Schiller" sind heute mit je einem silbernen Kranz ge schmückt. Der Kranz ans dem Sarge Schillers ist von Ham burg, der Kranz auf dem Sarge Goethes von den Frauen Prags gestiftet. Nach einigen Weihewortcn des Präsidenten der Goethe- Gesellschaft, Prof. Petersen, wurde unter Glockengeläut die Kranzniederlegung vor der Büste Goethes vollzogen. Zunächst betrat die Großherzogin Feodora von Sachsen, begleitet von Reichskanzler Dr. Brüning und Staatssekretär Dr. Meißner, die Kapelle, um sich zur Kranzniederlegung in die Fürstengruft zu begeben. Als erste legte die Fra« Groß herzogin als Herrin der Fürstengrust ihren Kranz nieder. Sodann traten Reichskanzler Dr. Brüning für di« Reichs regierung und Staatssekretär Dr. Meißner für den Reichs präsidenten an den Sarkophag. Es legten unter anderem noch.Kränze nieder di« Staats- und Ministerpräsidenten der deutschen Länder, die Vertreter der Reichs- und Landes behörden, des Reichstags, des RcichSrats und des öster reichischen Nationalrates. Vertreter der deutschen Städte.