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Der sächWe FrMer, Tageblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt der «gl. «mtshauptmaimschaft, der Kgl. Schultnspektio« und des Kgl. Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des »gl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda. mR« amMleVluy ver MtMvOMG rmv SomraveuoA erschein »»d«,»«ll»trtpisch,» BeN»ß«* Lei «bhoümg viertel, tztzrlich 1 ur 5V b5 LusieLm, Ms Hau« 1 70 »et all« PoAaustaÜm t 50 «Mifiv« Bestellgeld. Epiztlue 8Immneru lost« 10 Rümmer der 8eituug«prii»listr 6587. K-rxsprechlklk Str.«. Bestellungen werdm bei all« Poftanstaltrn de« deutsch« Reiche», sür vischof»w«cha und Umgegend bet unser« Zettungtbotm, sowie i» der Seschllstsstellr diese« Blatte« angenommen. Schluß der «eschüstsstelle Abend« » Uhr. Jahrgang. Inserat«, welche in diesem Blatt« die wettest« «erbreitung fkdrn, Verden bi» vor«. 10 Uhr angenommen, größer, und komplizierte «nzrtgen tag« vorher, und lostet dw viergesMten« KorpuSMe 12 «1, dir Reklame»»«!« 30 Brrtngper Jnseratenbetrag 40 Mr Rückrrstattung ringesandter Manuskripte us«. ktnr Gewähr- Für den Monat MSrz nehmen alle Postanstalten und Landbriefträger, sowie die Geschäftsstell e und alle Austräger des „Sächsischen Erzählers" Bestellungen entgegen. Der „Sächsische Erzähler", welcher täglich erscheint, mit Zeitiger belletrist. M/n UDf Beilage, welche jeden Mittwoch und Sonnabend beigelegt wird, kostet wie bisher Ist* monatlich, wenn man ihn in der Geschäftsstelle oder von einem Postamt abholt, wenn er durch den Briefträger ins HauS gebracht wird 58 Pf., durch die Austräger frei ins Haus 55 Pf. monatlich. Wer schrreV und zrrVerlKsfig über wichtige Ereignisse in der Stadt, in der engeren Heimat, im deutschen Baterlakd und darüber hinaus unterrichtet sein will, wer eine Geist und Gemüt anregende Lektüre wünscht, der bestelle den „TSchfifchett Erzähler", der seiner Bedeutung und Verbreitung nach das Hauptblatt »es AmtsgerichtSb«Ms Bischofswerda und im Hinblick auf die sorgfältige Bearbeitung des redaktionellen Stoffes und auf die Fülle des Gebotenen ein beliebtes und gern gelesenes Blatt ist. Die «eschSftSftelle. i --- / Das politische Rätselspiel in Oesterreich und Ungarn. Immer wieder erscheint die innere politische Lage im habsburgischen Doppelreich rätselhaft und verschleiert. Blicken wir zunächst auf Ungarn, so sehen wir, daß die lange politische Krisis in dieser Reichshälfte der großen Donaumonarchie, welche der Kamps des Ministeriums Wekerle und der hinter ihm stehenden Mehrheit des ungarischen Abgeordnetenhauses mit der Krone um die nationalen, politischen und militärischen Forderungen der ungarischen Unabhängigkeitspartei erzeugt hatte, selbst jetzt noch fortwährt. Wohl war das Kabi nett Wekerle im Januar 1910 schließlich zurück getreten, aber sein Nachfolger, das Ministerium Khuen-Hedervary, sieht sich noch größeren Schwierig keiten als die Wekerlesche Regierung gegenüber. Denn wenn sich auch die neue ungarische Regie rung des Vertrauens des Kaisers und Königs Franz Josef erstellt, so stehen ihr dafür die Parteien des ungarischen Abgeordnetenhauses um so feindlicher gegenüber; hat doch der neue Ministerpräsident Graf Khuen-Hedervary das Ab-, geordnetenhaus, weil dessen Mehrheit seiner Regie rung gleich von Anbeginn an mit unverhohlener Feindseligkeit gegenübertrat, alsbald bis auf weiteres wieder vertagen müssen. Und es ist nur eine Frage der nächsten Wochen oder höchstens Monate, daß der ungarische Reichstag aufgelöst wird, weil Graf Khuen-Hedervary in allgemeinen Neuwahlen die einzige Möglichkeit erblicken muß, sich eine ge fügigere Volksvertretung zu verschaffen. Die Aus sichten hierauf sind jedoch für ihn vorerst nichts weniger als günstige; hat er doch nicht einmal mit der vom Grafen Andrassy geführten Ber- fassungSpartei, die doch immerhin noch am ehesten gewillt war, die neue Regierung zu unterstützen, zu einem (Unverständnis gelangen können, da die Unterhandlungen Khuen-Hedervarys mit den leiten- den Persönlichkeiten der Andrassyschen Partei über die Bildung einer Regierungspartei gescheitert sind. Dies hat nun den jetzigen ungarischen Minister präsidenten veranlaßt, sein erst neulich dem Kaiser und König Franz Josef eingereichtes Dimissions- gesuch zu erneuern und hierbei zugleich den vom Grafen Andrassy gemachten Vorschlag der Bildung eines Koalitionsministeriums Tisza - Andrassy - Kossuth zu empfehlen. Der greise Monarch wies aber sowohl diesen Plan als auch das erneute Dimissionsanerbieten Khuen-Hedervarys zurück und versicherte ihn ausdrücklich seines königlichen Ver- trauens. Graf Khuen-Hedervary muß also den Kampf mit den ungarischen Oppositionsparteien unter den schwierigsten Verhältnissen für ihn durchkämpfen, und es ist noch völlig ungewiß, wie dieser politische Feldzug endigen wird. Ebenso rätselhaft wie die weitere Entwicklung der Dinge jenseits der Leitha, bleibt jedoch auch die fernere Gestaltung der innerpolitischen Lage in Oesterreich. Hier bildet nach wie vor der Streit zwischen Deutschen und Tschechen den Brenn- und Mittelpunkt der gesamten Situation, von der Ge staltung des deutsch-tschechischen Verhältnisses hängt mehr oder weniger das Schicksal des österreichischen Reichsrats ab. Nun haben sich im böhmischen Landtag die Dinge abermals scharf zugespitzt, die erneuerten Berständigungsverhandlungen zwischen Deutschen und Tschechen sind infolge des Starr sinns, mit welchem letztere an ihren maßlosen nationalen und politischen Forderungen festhalten, wiederum gescheitert, so daß der Prager Landtag, der kaum erst vor einer Woche zusammengetreten war, durch kaiserliches Reskript schon wieder auf unbestimmte Zeit hat vertagt werden müssen. Jetzt ist guter Rat teuer, da sich die Deutschen und Tschechen wiederum wie Hund und Katze gegenüberstehen und niemand vermag mit einiger Sicherheit zu prophezeien, welchen Ausgang diese fortdauernde schleichende österreichische Krisis nehmen wird. Zunächst werden die erwiesene Arbeitsun fähigkeit des böhmischen Landtags und sein hierdurch bedingter vorzeitiger Schluß zweifellos auch auf den österreichischen Reichsrat zurückwirken, der in der zweiten Februarhälfte wieder einberusen werden soll. Vermutlich wird die Bienerthsche Regierung dem Reichsrat nur das Rekrutenkontingent unter breiten können und das Budget und die neuen Steuervorlagen abermals zurückstellen müssen, weil der Reichsrat unter dem Druck der deutsch, tschechischen Spannung schwerlich sonderlich arbeits kräftig werden wird. Hs Deutsche- Reich. Mit dem Fastnachtsball im Berliner Schloß hat die diesjährige Saison der Hoffestlichkeiten ihr Ende erreicht. Berlin amüsiert sich zurzeit über den Kummer einer Reihe von Amerikane rinnen, die -em Kaiser grollen, weil sie kein« Einladung zu den Hofbällen erhalten haben, trotz dem sie doch bei der Schleppen-Cour vorgestellt wurden. Nun ist es aber noch nie so gewesen, daß die bei der Schleppencour Borgestellten unter allen Umständen Einladungen zu den Hofbällen erhielten, und w«m die Dollarprinzessinnen sich bereits teuere Ballkleider in Paris hatten anfer tigen lassen, so müssen sie sich den etwaigen Scha- den selbst zuschreiben. Prinz Heinrich von Preußen, der Bruder des Kaisers, wird nächstens eine Reise nach England antreten. Sie gilt dem Besuch König Eduards und mehrerer mit dem Prinzen Heinrich befreun deter Mitglieder der englischen Aristokratie und trägt durchaus privaten Charakter. Ein gewisses Aufsehen erregt ein eigentüm- lichrr Streit zwischen dem Herzog Ernst Günther, dem Bruder der deutschen Kaiserin, und dem Kreistag von Gravenstein in der Provinz Schles wig-Holstein. Der Hofbesitzer Hansen-Graven- stein hatte gegen die Gültigkeit der Wahlen im Wahlverband der größeren Grundbesitzer, dem auch der Herzog angehört, und speziell gegen die Wahl des Grundbesitzers Wohlers in Gravenstein Einspruch eingelegt. Der Kreistag hatte nun in geheimer Sitzung die Frage zu prüfen, ob Her zog Ernst Günther Mitglied eines regierenden Fürstenhauses ist oder nicht. In letzterem Falle mutzte die Wahl verworfen werden. Nach mehr- stündiger Beratung kam der Kreistag zu dem Beschluß, dem Einspruch stattzugeben und die Wahl aufzuheben, da das vorliegende Material zur Genüge beweise, daß dem Herzog Ernst Gün ther die vorerwähnte Eigenschaft nicht zustehe. Der Herzog hat daraufhin sofort den Bezirks ausschuß angerufen. Die Sozialdemokraten brachten im Reichstag einen Antrag auf Erhebung Elsaß-Lothringens zu einem selbständigen Bundesstaat ein. Die neue feldgraue Uniform soll nach eurer Meldung der „Schles. Ztg." im Felde und be^ allen Gefechtsübungen getragen werden. Die bisherige Uniform dagegen soll weiter getragen werden als Paradeanzug, beim Garnisonwach dienst, beim Kirchgang, beim Gerichtsdienst, beim Ordonnanzdienst und als Ausgehe, und Gesell- schaftsanzug. In der Dienstagssitzung des weimarischen Landtags kam die Stellungnahme der weimari schen Regierung zur Schiffahrtsabgaben-Vorlage infolge einer Anfrage des sozialdemokratischen Abg. Baudert aufs Tapet. Ter Departements- chef Geh. Staatsrat vr. Paulsen beantwortete die Interpellation mit einer längeren Erklärung. Er führte in ihr ungefähr aus, die großherzog- liche Regierung habe die preußische Regierung in der Frage der Schiffahrtsabgaben im Bundes rat deshalb unterstützt, weil sie den Ausbau der Wasserstraßen und eine einheitliche Regelung des Verkehrs als im Interesse des gesamten Reichs liegend gehalten habe. Der Gedanke ge meinsamen Zusammenschlusses sei ja auch der Grundgedanke bei der Gründung des Reichs gewesen. Die Befürchtung, die man hauptsächlich bezüglich der Schädigung der In- dustrie hege, sei völlig unbegründet, auch der Einwurf, daß die Eisenbahn den größten Nutzen von dem Gesetz haben würde, sei nicht gerecht fertigt, da der eventuelle Nutzen der Eisenbahn bei ihrem Etat gar keine Rolle spiele. Daß die Landwirtschaft den größten Vorteil von den Ab-