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Mockenicksit für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Erscheint: Mittwoch* und Sonnabend*. AbonnementSpreiS: jtinschließlich de« jeder Eonnabend-Nummer beMe^enden Evnnt-g«blatte«) Vierteljährlich I Mk. 2S Pfg. Inserate werden mit U) Pfennigen für den Raum einer gespaltenen Corpus- teile berechnet u. sind bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittags » Uhr hier aufzugeben. «Amtsblatt des Königlichen Amtsgerichts, sowie des Ktadtrathes zu Aulsnih. Wnfun-dreWgster Jahrgang. Buchdruckerei von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Paul Weber in Pulsnitz.^ Geschäftsstellen jür Königsbrück: bei Herrn Kaufm. M. Tschersich. Dresden: Annoncen-Bureaus Haasen st «in L Vogler u. Jnvalidendant. Leipzig: Rudolph Moss» ^11^1 ^«1«» von uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken oder Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. LxpkäiiiON l!k8 ^Ml8dlLli88. 21. Februar 1883. Mittwoch. Zeitereignisse. — Zum Präsidenten des Schwurgerichts zu Bautzen ist für die im zweiten Kalendervierteljahre des lausenden Jahres beginnende Sitzungsperiode wieder der Director des dasigen Landgerichts, Herr Dr. Wiesand, ernannt worden. Zittau, 15. Februar. Der soeben erschienene Schluß bericht der Handels- und Gewerbekammer Zittau auf das Jahr 1882 bringt auch Nachrichten über einen neu erfundenen Sprengstoff „Bautzener Sprengstoff" genannt, Welche von so bedeutender Wichtigkeit sind, daß wir ge wiß nur im Interesse der Leser handeln, wenn wir den betreffenden Berichtpassus hier wiedergeben. Derselbe lautet: ,-8on Interesse ist die Herstellung eines neuen Sprengstoffes. Um den vielfachen Unglücksfällen, welche unvermeidlich mit der Herstellung und dem Verbrauche Von Dynamit oder Schwarzpulver in Verbindung stehen, möglichst wenig ausgesetzt zu sein, beschloß die Aktienge sellschaft Sächsische Pulverfabriken zu Bautzen die Her stellung eines neu erfundenen Sprengstoffes, welcher die Kraft des Dynamits besitzt, und vollkommen ungefähr lich bei der Herstellung sowohl, wie beim Verbrauche ist. In der 3. Hälfte 1882 wurde mit der probeweifen Fa brikation dieses Stoffes in der Pulverfabrik zu Sing witz begonnen, und zeigen die bisherigen Erfahrungen, daß es gelungen ist, das Problem zu lösen, einen kräf tigen und dabei ungefährlichen Sprengstoff herzustellcn. Laut gerichtlich eingetragener Schutzmarke wurde dieses Fabrikat „Bautzener Sprengstoff" genannt; es hat die gleiche Kraft wie Dynamit, enthält aber, abweichend von den meisten anderen neuen Sprengstoffen, keine Spur Von Nitroglycerin-Präparaten, Knallquecksilber oder Queck silber-Ammonium. Der Erfinder und Hersteller des Bautzener Sprengstoffes ist, ein in der Spreng-Technik wohlbekannter Fachmann, der König!. Artillerie-Oberst lieutenant a. D. Ed. Schultze. Der neue Sprengstoff hat namentlich nachstehende Vorzüge: a) er ist zwar brennbar, aber absolut nicht explosibel, sobald nicht gleich zeitig ein, nur für diesen Stoff hergestelltes Zündhütchen mit angewendet wird; d) weder die strengste Kälte, noch Nässe, üben irgend einen Einfluß auf diesen Sprengstoff aus; o) die Gasentwickelung beim Verbrauche ist eine sehr geringe und unschädliche, so daß die Bergleute in den Gruben nicht wie bei Dynamitgasen an Kopfschmerzen zu leiden haben; ä) der Herstellungspreis ist em wesent lich geringerer als der des Dynamit. — Nunmehr ist eine vergrößerte Produktion in Aussicht genommen, und wird in dem nächsten Jahresberichte eingehender darüber berichtet werden können." — Der Stadt Zittau steht in den nächsten Jahren eine größere Reihe von Jubiläen bevor. Schon 1884 feiert die dasige priv. Schützengrsellschaft ihr 300jähriges Jubiläum, 1886 werden es 300 Jahre, daß Zittau im emes Gymnasiums ist. Im selben Jahre feiert I bilLum^ Buchdruckerkunst in Zittau dasselbe ^el Eier jährlich verspeist werden, wird wohl kern Nechnenmeister herausdifteln, dagegen weiß man ziemlich genau, wie viel Eier in den Handel kommen. Der Gefammtwerth ist etwa 110 Millionen Mark. Ein fleißiger Schüler rechnet im Kopf aus, wieviel Stück dieser Summe entsprechen, wenn man das Stück zu fünf Pfennigen annimmt. Die Länder, welche Eier in den Handel bringen, sind: Dänemark mit einer Aus fuhr von 25 Millionen M., Oesterreich-Ungarn von 30 Millionen, Frankreich von 24, Italien von 23 und Ruß land von 8 Millionen Mark. Von den Eier einführen den Ländern steht das britische Reich mit annähernd 50 Millionen obenan. Deutschland, das eigentlich Eier aussühren müßte, schickt immer noch etwa 15 Millionen Mark für diesen Artikel ins Ausland. Sollte die deut sche Landwirthschaft nicht im Stande oder dahin zu b-ingen sein, daß sich dieses Verhältniß umkehrt? — Ein sehr beherzigenswertheS Wort über die An ¬ schaffung des Landesgesangbuches wird in der „Sächs. Schulztg." vom 9. Februar gesprochen, das wir seiner gesunden Ansicht wegen wörtlich folgen lasten: „Die Frage, wie es mit der Herstellung des Einbandes ge halten werden soll, ist bisher noch 'kaum berührt worden. Es ist ganz natürlich, daß die Herstellung des Druckes nur an einer Stelle erfolgen kann. Hinsichtlich des Ein bandes ist dies aber weniger nothwendig, noch wün- schenswerth. Vielmehr scheint geboten, es den Kirchen vorständen, Geistlichen und Lehrern dringend ans Herz zu legen, daß sie nicht fertig gebundene Bücher von einer Zentralstelle beziehen, sondern vielmehr bei den von ihnen zu bewirkenden ersten Massenanschaffungen die Buchbinder des heimischen Ortes berücksichtigen möchten. Schon die Billigkeit erfordert es, daß wenigstens ein Theil der von dem Bezirk gemachten Aufwendungen den Gewerbtreibenden desselben zu Gute gebracht wird und nicht an einzelne große Unternehmer ferner Großstädte abfließt." Markneukirchen, 16. Februar. Ein gestern Abend zwischen Wernitzgrün und Schönbach vorgekommener Raubansall hat die Gemüther der Bewohner der ganzen Umgebung aufs Tiefste erregt. Der Instrumentenmacher Franz Bleyerschmidt aus Schönbach, welcherJnstrumenten- theile hier abgeliefert hatte, traf in einer Restauration in Wernitzgrün drei Männer, in deren Gesellschaft er den Heimweg antrat. Als sie etwa V« Stunde gegangen waren, hörte Bleyerschmidt, daß seine Begleiter einen Angriff auf den Cartonnagensabrikant Müller aus Land wüst planten. .Er wollte darum die gefährlichen Menschen verlassen, wurde aber von diesen angegriffen und mit Messerstichen und Schlägen so zugerichtet, daß er heute gestorben ist. Wie blutgierig sich die Strolche gezeigt haben, geht daraus hervor, daß sie ihrem Opfer ein Ohr abgerissen und ihm die Waden kreuz und quer durchschnitten haben. Uhr und Geld nahmen sie an sich und ließen den Verwundeten liegen. Der genannte Müller fuhr kurz darauf am Thatorte vorüber, bemerkte aber den Unglücklichen nicht, doch holte er die drei Strolche ein, von denen einer einen Schuß auf ihn ab- seuerte, aber fehlte. Einer der Thäter war von einem österreichischen Gendarm schon verhaftet worden, aber in Schönbach entfloh er wieder. An dem Thatorte wurde ein Hut, welcher die Firma eines Hutmachers in Königs berg in Böhmen trägt, aufgefunden, es ist also anzu nehmen, daß die Räuber aus Böhmen waren. Berlin. Es geht doch nichts über gewissenhafte Erfüllung einmal übernommener Pflichten! Wie beredt und eindringlich hatte nicht am Freitag Vormittag noch der Abgeordnete Stöcker im Reichstag für den Antrag Lingens zu Gunsten der Sonntagsheiligung der Postbe amten gesprochen! In der Abendsitzung fand die Ab stimmung statt, und da galt es zu handeln! Einhundert und drei Stimmen dafür, einhundert und drei Stim men dagegen, so stellte sich das Verhältniß der Ab geordneten, und damit war der Antrag abgelehnt. Unter den Abstimmenden aber fehlte diesmal der Abgeordnete Stöcker, der doch durch sein Votum den Ausschlag zu Gunsten der Sonntagsheiligung hätte geben können. Und wo befand sich der pflichtgetreue Volksvertreter? In einer Volksversammlung, wo er Witze über den Urschleim und den Urleim reißen und den Professor Dubois Ray mond als angeblich getauften Juden der Spotlust seiner frommen Zuhörer preisgeben mußte. Freilich, da konnte die Sonntagsheiligung der armen Postbeamten zurück stehen. Es geht doch nichts über ein strenges Pflicht gefühl. (B. T.) — Eine Eingabe der Berliner ärztlichen Bezirks vereine um Aufhebung des Dispensionsrechtes der ho möopathischen Aerzte (Ausgeben selbstbereiteter Arznei) ist vom Reichskanzler abschläglich beschieden worden. — Die „Tribüne" wird mit Ende dieser Woche zu erscheinen aufhören, nachdem die Aktiengesellschaft, welche das Blatt erworben hat, bereits in Liquidation getreten ist. Der „Berl. Börsen-Kurr." schreibt darüber u. A.: „Die Abonnenten der „Tribüne" werden, so weit die selben sich diesem Arrangement fügen, an die „Nat.- Ztg." übertragen werden. Die „Tribüne" hat noch einen Abonnentenbestand von nahezu fünftausend, und dieserhalb ist es überraschend, daß sie zu erscheinen aus hört. Die secessionistische Partei, welche das Blatt von dem früheren Besitzer gekauft, hat bei dem Betriebe allerdings mehrere hunderttausend Mark im Verlaufe von etwa zwei Jahren zugesetzt. Die „Tribüne" hat ungefähr zwanzig Jahre bestanden und zeitweise bis acht zehntausend Exemplare Auflage gehabt." — Die Frage der Vermehrung der Artillerie, welche für Deutschland durch die bestimmte Erklärung des Kriegs-Ministers v. Kamele in der Budget-Kommission des Reichstages von der Tagesordnung abgesetzt worden, bleibt für Oesterreich dauernd eine brennende. Das hauptsächlichste Bestreben, welches sich bei der Reorgani sation der österreichischen Wehrkräfte kundgiebt, geht darauf aus, dieselbe möglichst der Verfassung des deutschen Heeres nahe zu bringen und die Kavallerie wie die reitenden Batterien schon im Frieden aus Kriegsfuß zu stellen. Eine Mobilisirung der 10 reitenden Batterien zu je 6 Geschützen, 128 Mann und 109 Pferden würde eine Vermehrung um 550 Mann und 1060 Pferde be deuten, für welche das gemeinsame Ordinarium um 500,000 Gulden verstärkt werden müßte. Hierzu kommt noch die bereits erwähnte Errichtung des 14. Artillerie- Regiments, durch welche in Verbindung mit der Einführ ung der bisher in Oesterreich noch nicht vorhandenen Landwehr-Kavallerie jedes einzelne Armee-Korps zu selbstständigen Operationen befähigt werden soll. Die Vorlagen für diese Neuschöpfungen werden voraussichtlich noch in diesem Jahre den Delegationen zugehen. — Das Wrack der „Cimbria" wird gesprengt, weil es ein gefährliches Hinderniß für die Schifffahrt bildet. Der Hamburger Schifffahrtsgesrllschaft wird jetzt nach gerühmt, daß sie sich gegen die Geretteten in jeder Weise sehr loyal gezeigt habe. Guben, 14. Februar. Vor etwa 14 Tagen brachten einige Zeitungen die Notiz, daß ein dreijähriger Knabe aus dem Dorfe Madlow bei Kottbus verschwunden sei. Da alle Nachsuchungen vergeblich waren, tauchte der Verdacht auf, daß Zigeuner denselben geraubt hätten. Auf Grund dieser Mittheilungen hat, wie man der „Voss. Ztg." schreibt ein Mädchen der hiesigen Polizei angezeigt, daß sie anfangs voriger Woche aus einem mit zwei Schimmeln bespannten bewohnten, gelb und grün angestrichenen Wagen, der am Krossener Thore an der Luftbrücke hielt, außer einigen brünetten, schwarz haarigen Kindern ein blondlockiges Kind herausblicken gesehen habe. Eß ist dann weiter festgestellt worden, daß dieser Wagen sowie ein zweiter mit einem braunen Pferde bespannter später die Stadt verlassen hat. — Aus Anhalt. (Zur Warnung!) Der Kassirer der Darlehnskasse in Ballenstedt am Harz ist durch einen Betrüger recht empfindlich geschädigt worden. Unter dem Vorwande, in Ballenstadt ein Haus gekauft zu haben und zur Anzahlung sofort eines größeren Betrags bedürftig, präsentirte ein jüngerer Mann bei der Dar lehnskasse daselbst drei Sparkassenbücher von der Kreis sparkasse in Köthen mit einer Einlage von 9000 Mark und ersuchte um Auszahlung dieses Betruges gegen Ver pfändung jener Bücher. Der Kassirer prüfte die Bücher und zahlte die geforderten 9000 Mark. Als demselben indessen im Laufe desselben Tages Bedenken gegen die Richtigkeit der in den Büchern verzeichneten Einlagen aufstiegen, wurde telegraphische Anfrage in Köthen ge halten und es stellte sich heraus, daß auf diese drei Bücher insgesammt 6 Mark und nicht 9000 Mark ein gezahlt seien. Der Schwindler hatte das Blatt, auf dem die geringen Einlagen verzeichnet waren, herausge nommen und selbst in jedem Buche eine Einlage von 3000 Mark unter Nachahmung der Unterschriften ringe-