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MMufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das ^Wilsdruffer Tageblatt- erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 AM. im Monat, bet Zustellung durch die Boten 2,30 AM., bei Postbestellung 2 «W. zuzüglich Abtrag- gebühr. Einzelnummern 15Rpfg.AllePostanstalten Wochenblatt für Wllsdruff u. Umpeaend Postboten und unsereAus- trägerund Geschäftsstellen . - nehmen zu jeder ^eit Be, stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — ALcksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliest. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 2V Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachrmgnr 40 Reichs- Pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Rachweisungsgebühr 20 Reichspsennige. 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Denen, die mehr als nur ein Körnchen Wahrheit in diesem Memoran dum des Reichsbankpräsidenten sehen und es begrüßen, daß Dr. Schacht vor allem eine Beschleunigung der Reichsfinanzreform verlangt, hat die Reichs regierung in einer auffallend scharfen und schroffen Ant wort auf die Denkschrift erwidert, man werde bereits am Mittwoch im Reichstag „die Grundzüge des finanziellen Gesamtprogramms" zu hören bekommen. Das wäre er freulich, verdient aber doch die Feststellung, daß die Reichs regierung sich mit Zustimmung der ihr nahestehenden Parteien bisher geweigert hat, ihren Finanzreformplan eher zu veröffentlichen, als bis nicht der Noung-Plan endgültig angenommen sei. Dann sollten auch der Etat für 1929/30, der Nachtragsetat für 1929, die Gesetze für die Durchführung des Houng-Planes, die Reform der Arbeits losenversicherung und eben die Steuer- und die Finanz reform dem Reichstag vorgelegt werden. Dabei ist vorwegzunehmen, daß die Ankündigung der Regierung, sie werde für ihr Refoimprogramm und für ihre Gesamtpolitik vor dem „dafür allein veranlwort- lichen" Reichstag die Vertrauensfrage stellen, offenbar eine innenpolitisch gemeinte Gegenaktion gegen die Ausführungen Dr. Schachts bedeutet. Unterstützt wird das noch durch Meinungsäußerungen gleichfalls zum Teil sehr entschiedener Art in den Blättern, die partei politisch der Regierung nahestehen und Wo man, ent sprechend der Regierungsantwort, bis zu einer offenen „Kriegserklärung" gegen Dr. Schacht schreitet. Das „Ver trauensvotum", wie es die Negierung verlangt, dürfte natürlich auch ausgesprochen werden trotz der Bedenken hinsichtlich der bisher befolgten Haltung der Regierung in all den von Dr. Schacht berührten und kritisierten Fragen. Allerdings ist in der Regierungserklärung angekündigt, daß die Vorlage über eine Reform der A r b e i t s l o s e n- versicherung „die Verstärkung der Zuschüsse der Reichsanstalt für Arbeitslosenversicherung" herbeiführen wolle; nun ist vor einigen Tagen ein Antrag des Reichs arbeitsministeriums bekanntgeworden, die Beiträge für die Arbeitslosenversicherung um 2t Prozent zu erhöhen, ein Verlangen, das bei einem Teil der Regierungs-' Parteien auf scharfe Ablehnung gestoßen ist. Andererseits sind auch außenpolitisch — worauf ja auch Dr. Schacht in seiner Denkschrift eingegangen ist - gegen das deutsch-polnische Abkommen sehr erhebliche Bedenken geltend gemacht worden. Auch dieser Vertrag sollte ja krst dem Reichstag vorgelcgt werden, wenn dort der Zoung-Plan und seine Durchführungsgesetzc dem Ja oder -nein unterworfen werden. Jetzt aber darf man wohl damit rechnen, daß auch dieses Thema ausgiebig behandelt j"^d> wenn ein Vertrauensvotum über die Gesamt- polltlk der Rcichsregierunq auf der Tagesordnung des Reichstages steht. ' Ganz abgesehen von dieser politischen Gegenaktion des Kabinetts muß aber auf Grund der Regierungs erklärung die wenig erfreuliche Feststellung gemacht werden, daß das Verhältnis zwischen Neichsregierung und Reichsbankpräsidcnten nicht das beste ist. Hier ist wohl die prekäre Kassenlagc des Reiches der Punkt, um den sich alles dreht, der ja auch in der kommenden Regierungs erklärung eine besondere Nolle spielen soll und an dem die Kritik des Reichsbankpräsidenten scharf einsetzte. Auch hierüber liegen amtliche Mitteilungen vor, die von Schwie rigkeiten für die finanzielle Überwindung des Jahresulti- mos mit seinen großen Geldanforderungen sprechen und hierfür die Unterstützung des Bankkapitals in Anspruch nehmen wollen. Daraus entnimmt Dr. Schacht die Berechti gung, von seiner Stellung als krcditpolitischer Regulator aus entsprechende Bedenken geltend zu machen, denen ja z. -v der Reichsverband der deutschen Industrie schon in seiner vor einigen Tagen erschienenen Denkschrift über die Steuer- und Finanzreform gleichlautenden Ausdruck gab. Tw Regierungserklärung deutet mit ihrer Ankündi gung, im l^ogramm der Steuer- und Finanzreform werde der Reichskanzler auch über eine Sanierung der K a s s e n l a ge bestimmte Vorschläge machen, die An schauung des Kabinetts an, daß es sich hierbei sozusagen um das Hauptproblem handelt. Das Intermezzo Neichsregierung—Dr. Schacht ist überaus unerfreulich; man möchte nur der Hoffnung Aus druck geben, daß dieser Zwischenfall wenigstens dahin führt, daß man endlich die dringend notwendige Steuer- Und Finanzreform mit Energie anpackt. Aufruf der Deutschnaiwnalen. Im Geiste Helfferichs. Ein Manifest der Deutschnationalcn Volkspartei ist erschienen. Es ist unterzeichnet von Geheimrat Hugenberg, den Fraktionsvorsitzenden im Reich, in Preußen und in Bayern sowie von einer großen Anzahl von Landcsver bandsvorsitzendcn. -.'M der Kundgebung heißt es u. a.. „über ein putzend Abgeordnete der Deutschnationalen Volkspartci haben das Gebot der Stunde nicht erkannt In kleinen Gruppen, die uch w e chscl seiug aufeinander be rufen und durch Solle aritatserklarunaen ermuntern. Zer Streit uni die SiMMeit Unerfüllbare Forderungen Frankreichs Die Pariser Verhandlungen Paris, 8. Dezember. Die Saarverhandlungen nehmen, wie von vornherein zu erwarten war, einen sehr langsamen Fortgang. Vor der Weihnachtspause werden keinerlei Entscheidungen irgendwelcher Art erwartet, ja man bezweifelt es in unter richteten Kreisen, daß vor der zweiten Haager Konferenz mit einer Belebung der Verhandlungen gerechnet werden kann. Die Franzosen haben in ihrer bei Beginn der Ver handlungen überreichten Denkschrift Höchstsorderungen auf gestellt, die außerordentlich weitgehend sind und vor allem dem Wunsche der französischen Interessenten stark ent- gcgenkommen. U. a. verlangt die französische Regierung die Austeilung der Saargruben zwischen dem preußischen, bay rischen und französischen Staat. Wenn die Franzosen an dieser und ähnlichen Forderungen festhalten sollten, würde jede weitere Verhandlung nutzlos werden; jedoch hat man auf deutscher Seite den Eindruck, daß die Fran zosen unter allen Umständen zu einer Einigung kommen wollen. Sie werden daher gezwungen sein, von ihren Höchstsorderungen ein gehöriges Maß zu streichen. Sie kennen den deutschen Standpunkt aus der deutschen Denk schrift und aus den mündlichen Besprechungen, bei denen sie nie im Zweifel über Deutschlands Vorschläge und die Grenze der deutschen Zugeständnisse gewesen sind. Die Aus sprache mit den Vertretern aller saarländischen Bevölkc- rungsschichten, die vor zwei Tagen in Paris weilten, hat die deutsche Abordnung in ihrer Auffassung weiter gestützt. Die bisher geübte Zurückhaltung bei der Darstellung des Verlaufes der Verhandlungen ist aus die Franzosen zurück- zusührcn, die es unter allen Umständen vermeiden wollen, mit ihren weitgespannten Erwartungen an die Ocffent- lichkeit zu treten, um eine spätere Enttäuschung ihrer Landsleute zu vermeiden. Ein Sonntag -er Wahlen. In Thüringen und in Bayern. Am Sonntag fanden die Wahlen zum Thüringischen Landtag statt. In den Wahlkampf zogen elf Parteien, die vor drei Jahren zustande gekommene bürgerliche Einheitsliste aus Landbund, Deülschnatwnalen, Volkspartci und Zentrum hat sich diesmal nicht bilden lassen. Als Ersatz in gewissem Sinne ist dafür eine Listen Verbindung zwischen Land volkpartei, Volkspartei, Wirtschaftsparlei, den Deutschnatio- nalen, der Volksrechtpartei und dem Zentrum anzusehen. Ins gesamt werden 56 Abgeordnete gewählt Die bisherige Zu sammensetzung des Landtages war folgende: S P D. 18 Man date, Landvolkpartei 9, K. P. D. 8 (die Kommunisten haben sich zersplittert; der Komunistischen Partei gehören nur noch zwei Abgeordnete an, während sechs zur Opposition gingen), D. V. P. 6, Wirtschaftsparlei 6, D. N. V. P. 4, National sozialisten 2, Demokraten 2, Volksrechtpartei 1. Ferner fanden in ganz Bayern Gemeindewahlen statt. Es wurde in 8000 bayerischen Gemeinden gewählt. Wahlberechtigt waren bei den letzten Gemeindewahlen 4197196 Personen, von denen damals 3 341 137 ihr Wahlrecht ausgeübt haben. In allen größeren Gemeinden, nämlich 1845, wird nach der Verhältniswahl, dagegen in den 6177 kleinen Gemeinden nach dem einfacheren System der Mehr heitswahl gewählt. * Vorläufiges amtliches Gesamtergebnis der Thüringer Landlagswahlen Weimar, 9. Dezember. Nach Feststellungen des Landeswahlleitcrs wurden bei den Thüringer Landtags wahlen folgende Stimmen abgegeben: Sozialdemokraten 257 352 (254 042), Landvolkpartei 1316688, KPD. 81120 (113 295), DVP. 70 413, Wirtschaftspartei 76 217 (75 690), DNVP. 31618, Nationalsozialisten 90 336 (27 846), Demo kraten 23 528 (266 832), Volksrcchtspartei 9622 (22 077), Kommunisten-Opposition 12 156 (—), Zentrum 9632, Haus- und Grundbesitz (nur in einem Wahlkreis vertreten) 423. Die Stimmen der Landvolkspartei, der Deutschen Volks partei, der Deutschnationalen Volkspartci waren bei der vorigen Landtagswahl mit dem Zentrum zu einer bürger lichen Einheitsliste vereinigt. Diese bürgerliche Einheits liste erhielt damals insgesamt 270 568 Stimmen. Dieselben Parteien haben bei dieser Wahl 243 351 Stimmen errungen. Nach amtlichem Ueberschlag werden voraussichtlich fol gende Mandate vergeben werden: SPD. 17 bis 18, Land volkpartei 9, KPD. 6, DVP. 5, Wirtschaftspartei 5 bis 6, DNVP. 2 bis 3, Nationalsozialisten 6, Demokraten 1 bis 2. Die übrigen Parteien werden keine Mandate erhalten. haben sie die demschnationale Kampffront verlassen. Sie mögen die von ihnen bewirkte, von der gesamten Linken höhnisch bejubelte weitere Zersplitterung der nationalen Opposition mit ihrem Gewissen ausmachen. Nicht „aus der Grundlage der heute gegebenen Verhältnisse", sondern in ihrer Änderung liegen die Aufgaben der Gegenwart und der Zukunft. Die Deutschnationale Polkspartei wird m engem Zusammenwirken zwischen Parteigliederungen und Fraktionen ihren Weg gehen. Im Geiste Helfferichs wird üe zielbewußt und in geschlossener Kraft den Kampf weiter führen, der das deutsche Volk vor dem durch die Annahme des Aoung-Planes und die Vorherrschaft des Marxismus' zugedachten Schicksal bewahren soll." Der Staat muß zahlen. Entscheidung im Braunschweiger Kirchenstreit. Im Braunschweiger Kirchenstreit hat der Staats gerichtshof für das Deutsche Reich folgende Entscheidung gefällt: Das Land Brauufchweig ist verpflichtet, für die Zeit vom 1. April 1928 an als Staatszuschüsse für die im Dienste der Landeskirche befindlich gewesenen oder befind lichen höchstens 231 Geistlichen des Landes Braunschweig einen Betrag in Reichsmark zu zahlen, der ziffernmäßig gleich ist einem Drittel der Marlbeträge, die diesen Geist lichen auf Grund der braunschweigischen Landes- und Kirchengesetze vom 28. Juni 1902 und vom 27. März 1911 zustehen würden. Schießerei auf -en Schienen. Ein Eisenbahnattentat vereitelt. Ein Bahnschutzbediensteter bemerkte auf der Bahn strecke Braunschwei g—H annover, dicht bei Braun schweig, mehrere verdächtige Personen auf dem Bahn körper. Als er sich näherte, wurde er beschossen und am linken Fuß verwundet. Von ihm selbst abgegebene Schüsse verfehlten das Ziel. Ein anderer Bahnschutz bediensteter, der auf die Schüsse herbeieilte, bemerkte wenige hundert Meter entfernt mehrere große Sand- steine zwischen den Schienen. Die Steine wurden so fort entfernt. Die auf die Ergreifung der Täter bereits bei den früheren Anschlägen ausgesetzte Belohnung ist aus 10 000 Mark erhöht worden. Die Verstöße beim Volksbegehren. Die Beschwerden größtenteils unbegründet. In der Presse der Parteien und Verbände, -die Himer dem Volksbegehren „Freiheitsgesetz" standen, ist eine große Anzahl von Fällen zur Sprache gebrach! worden, tu dcncn angeblich Behörden oder Amtspersonen gegen die gesetzlichen Bcstimm- mungen verstoßen haben, die den ordnungsmäßigen Verlauf des Eintragungsverfahrcns sicherstellen sollen Das Reichs- mmisterium des Innern hat, wie amtlich gemeldet wird, in allen diesen Fällen amtliche Ermittlungen veranlaßt. Die Antworten liegen noch nicht vollzählig, aber doch größtenteils vor. Danach hat sich erwiesen, daß die erhobenen Beschwerden in fast allen Fällen unbegründet sind. Wo Unregelmäßig keiten vorgekommen sind, haben übergeordnete Stellen überall rechtzeitig eingegrifsen Entschließung der Vereinigten Vaterländischen Verbände. Aus der Jahresversammlung der Vereinigten Valerländischen Verbände Deutschlands in Berlin wurde nach einem Vortrag, der die sozialpolitischen Folgen des Noung-Planes behandelte, und nach einer ein gehenden Aussprache eine Entschließung, ir. der die Verbände von jedem Deutschen Teilnahme am Volksentscheid ver langen, einstimmig angenommen. Ferner fordern sie unver zügliche Veröffentlichung des deuisch-polnischen Liqui dationsvertrages und Berücksichtigung der Landwirtschaft in erster Linie bei den Verhandlungen mit Polen Die Ent schließung ruft am Schluß zur Bildung einer breiren anti- marxistischen Front auf. Mich und Mreußenkaffe. Ein Staatsvcrtrag. Die seit längerer Zeit geführten Verhandlungen über eine Beteiligung des Reiches an der Preußischen Zentral- genossenschastskasse haben zu einem Abkommen zwischen dem Deutschen Reich und dem Preußischen Staat wegen einer Beteiligung des Reiches an der Preußischen Zentral genossenschaftslasse geführt. Tas Abkommen ist ein Staatsvcrtrag. Die Stammeinlage des Preußischen Staates^ber der Preußischen ZcmttalgenossenschaMasse ist auf ^5 "Mil lionen Mark erhöht worden. Das Reich beteiligt sich mit 50 Millionen Mark am Grundkapital der Anstalt. In dem Abkommen hat Preußen unter Wahrung seiner Interessen dem Reiche einen entsprechenden Ein fluß auf die Verwaltung der Anstalt eingeranmt. Tas Direktorium soll in Zukunft aus sechs Personen bestehet'