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Dienstag Nr. 62. —— 3. März 184«. Leipzig. D-, Z.-üu-iq Zu b?Nkl>e:> aurcli all? Postämter des In- un» LuülanSeL. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz! Deutsch« Allgemein« Z«it««g. AM U-bervlick. Deutschland. ^Dresden. Landtag. — Hr. Mattes in Tübingen. — Die Universität Heidelberg. — Die Stephani'sche Sache. — Das Haupt zollamt in Luxemburg. — Hr. Starklof. Duell in Oldenburg. Mreutzen. Lieriin. Prinz Waldemar. (Z-)Kerliu. Russisch-polnische Roth- ständc. Grausame Ironie. — Die Zustände im Poscnschen. -fl Vrcs- lau. Die polnische Bewegung. "Äreslau. Nachrichten aus Krakau. Äus öchlesicn. Der Aufstand. Vrcslau. Der Ausbruch des Auf standes. — Der englische Resident für die Moldau. - Köln. Der Carncval. Die Prüfungskommission in Königsberg. Nesterreich. Die Vorgänge in Galizien. Verhaftungen in Wien. Portugal. Die Kammern. Dom Miguel. Spanien. Die Infantin. Don Jose Manso. Das Ministerium. Hr. Pa checo. Der Clamor publico. Der Palast Vista Alegre. Großbritannien. Parlament. Die Zeitungen. Sir R. Peel. Die Kartoffclnoth in Irland. Die Feier der Siege in Ostindien. Robert Sale. Sammlung in Kalkutta für die Irländer. Frankreich. Dcputirtenkammcr. Einberufung der Truppen. GrafMon- tcmolin. Die arabischen Gefangenen auf Marguerite. Madagaskar. Gc- neral Levasseur. Ostindien. Schweiz. * Von der Aar. Luzern. Die kleinen Cantone? — Fürsprech Winkler. Die waadtcr Kirchcnsachc. Italien. ^Hom. Die Familie Borghese. Rußland und Molen. Die polnische Nationalität. Haiti. Aufgebot. Proclamation. Wissenschaft und «Kunst. h Leipzig. Concert. Handel und Industrie. * Leipzig. Börsenbericht. — Frequenz der Leipzig-Dresdner Eisenbahn. — Leipzig. Ankündigungen. Deutschland. -X-Dresden, 28. Febr. (Vergl. Nr. 61.) Die ll. Kammer schritt nun zu dem letzten Abschnitte des Dcputationsbcrichts, welcher die Ei senbahn von Löbau nach Zittau betrifft. Auch bei dieser Bahn hat die Regierung, und zwar aus denselben Erwägungen und Rücksichten wie bei der Chemnitz-Riesaer Bahn, dem Unternehmen vorbehaltlich der stän dischen Genehmigung eine Bethciligung zum vierten Theile des Anlage- capitals mit öOO,ooo Thlr. Mgesagt, und die Deputation empfiehlt der Kammer hier ebenfalls, das Verfahren der Regierung nachträglich zu ge nehmigen. Die Deputation hat ferner aus den in ihrem Berichte dafür entwickelten Gründen der Kammer den Antrag vorgeschlagen: cs wolle die StaatSregierung allen ihren Einfluß und, dafern nöthig, den zur Zeit noch bestehenden Vorbehalt rücksichtlich der Staatsbctheiligung an der Lö bau-Zittauer Eisenbahn dahin anwcnden, ein billiges Ucbcreinkommen zwischen der Sächsisch-Schlesischen und der Löbau-Zittauer Eiscnbahngesell- schaft über Einheit des Betriebs und der Verwaltung beider Bahnen zu vermitteln, .über den Erfolg der alsbald darüber zu eröffnenden Verhand lungen aber, wenn nicht noch der gegenwärtigen, doch der künftigen Ständc- versammlung Mittheilung machen. Der Abg.'Hensel II., welcher hier die Discussion eröffnete, sprach für sich und di« südliche Lausitz die Hoffnung aus, daß die Kammer, wie in den Beschlüssen über die Baicrschc und die Chemnitz-Riesaer Bahn, auch in Bezug auf die von Löbau nach Zittau sich nicht von den Schwan kungen des Geldmarkts oder dem Stande der Äcticn möge leiten lassen, und rechtfertigte das Unternehmen als ein sowol in Rücksicht auf inlän dische Industrie und Handel als auch in Rücksicht auf das Ausland höchst einflußreiches und wichtiges; in letzterer Beziehung wies der Abgeordnete auf die Verbindung Sachsens mit dem gcwcrbrcichstcn Theile Böhmens hin und meinte, diese Verbindung würde aufgelöst worden sein, wenn Sachsen seine Eisenbahnen nickt bis zur böhmischen Grenze ausdchnc, und es habe in der That vor Genehmigung der, Löbau-Zittauer Eisen bahn die Gefahr nahe gelegen, daß diese Befürchtung durch eine Bahn zwischen Reichenbach und Görlitz verwirklicht werde. In Bezug auf den Antrag der Deputation zu einer Vereinigung der Betriebsverwaltung die ser Bahn mit der Sächsisch-Schlesischen müsse er erklären, daß er zwar dieselbe ebenfalls wünsche, jedoch glaube, daß die Zustandebringung dieser Vereinigung mit großen Schwierigkeiten verbunden sein werde. Staats- ministcr v. Falkenstein bemerkte, daß cs zur Zeit allerdings noch nicht übersehen werden könne, inwieweit eine solche Vereinigung möglich sein dürfte, die Negierung hoffe jedoch, daß die Direktorien beider Bah nen sich gegenseitig cntgcgcnkommcn würden, wo cs sich um Herstellung der möglichst billigen Betriebsordnung handle. Was die Bahn selbst bc treffe, so halte sie die Regierung für eine außerordentlich zweckmäßige und für das Land wohlthätige, deren Ausführung in jeder Beziehung im Interesse des Landes liege. Der Abg. Brockhaus erklärte, daß er wie bei der Chemnitz-Rie saer Balm so auch bei der von Löbau nach Zittau gegen die Betheiligung des Staats stimmen werde, und bemerkte daß er letztere noch viel weni ger als durch das allgemeine Landcsintcrcsse geboten anschcn könne. Wenn ferner die Deputation in ihrem zweiten Anträge sage, daß die Negierung den noch bestehenden Vorbehalt geltend machen solle, um ein billiges Ucbcreinkommen zwischen der Schlesischen und Löbau-Zittauer Bahn über Einheit des Betriebs zu vermitteln, so könne er fick auch hiermit nicht einverstanden erklären, da er die Anwendung dieses Vorbehalts, wenn die Einigung beider Bahnen nicht freiwillig erfolge, als einen gewissen Zwang für unbillig und unzweckmäßig halte, weshalb er das Präsidium ersuche, die Fragestellung über diesen Antrag seiner Zeit theilcn zu wollen. Der Abg. v. Thielau äußerte, daß er die "Frage, ob bei der Lö bau-Zittauer Bahn ein allgemeines Landesintcrcssc vorlicgc, nicht näher erörtern wolle, aber darauf müsse er Hinweisen, daß diese Bahn dicLan- dcsintcrcsscn mehr als eine andere verfolge, ba sic an der Grenze des Landes auömünde. Hinsichtlich der Betriebsordnung halte auch cr den Antrag der Deputation sür im Interesse des Landes und der Actionaire, glaube aber, daß cs schwierig sein werde, diese Einigung bis zum 1. April d. Z., wo die Erklärung der Regierung abgegeben werden müsse, zu Stande zu bringen, und zwar um so schwieriger, als die Regierung hierauf früher gar keine Rücksicht genommen hätte, was schon dar aus hinlänglich hcrvorgebc, daß der Bahnhof der Sächsisch-Schlesi schen Eisenbahn in Löbau um zwei Ellen tiefer liege als jener der Löbau- Zittauer Bahn. .Der Abg. Scholze unterstützte die von dem Abg. Hen sel II. ausgesprochenen Ansichten und wies zur Begründung der Renta bilität dieser Bahn besonders auf die starke Bevölkerung des angrenzen den Böhmens hin, wo auf der Quadratmeile n,ooo— t 7,000 Menschen zu finden seien. Auch Staatsministcr v. Zeschau bemerkte, daß die Rentabilität dieser Bahn, der ein Zufluß aus dem gewerbreichstcn Theile Böhmens nicht cytgehen könne, gar nicht zweifelhaft sei und daß die Grunde zur Bethciligung des Staats hier noch, gewichtiger sein müßten als bei der von Chemnitz nach Riesa, denn die Löbau-Zittauer Bahn könne in der Folge cincHauptvcrbindungsbahn mit dem Auslände werden. Der Abg. Hensel II. sprach noch seine Verwunderung darüber aus, daß gerade ein Vertreter der Stadt Leipzig sich gegen die Staatsbethei ligung bei dieser Bahn ausgesprochen habe, was den Abg. Brockhans veranlaßte, sich dahin zu erklären, daß er nicht glaube, hierher gesendet worden zu sein, um nur für die Interessen der Stadt Leipzig zu spre chen, statt bic Interessen des gesammten Landes zu vertreten; er werde hierin jederzeit seiner Ucberzeugung folgen, und müsse die in ben Worten des Abg. Hensel II. liegende Verdächtigung zurückweiscn. Da jedoch der Letztere erklärte, daß eine persönliche Beleidigung nicht in seiner Absicht gelegen habe, auch der Präsident bemerkte, daß cr eine solche in den Worten des Abg. Hensel nicht gefunden habe, so wurde die Sache hier mit als abgethan betrachtet, und nach einem kurzen Schlußworte bcs Re ferenten schritt der Präsident zur Fragestellung über die vorliegenden De- putationsanträgc. Der erste derselben, dahin gehend, daß die Kammer sich mit der von der Staatsregierung ausgesprochenen Bethciligung an dcr Löbau-Zittauer Eisenbahn einverstanden erklären und dieselbe geneh migen möge, wurde gegen 4 Stimmen angenommen. Bei dem zweiten, die Vereinigung dcr Betriebsverwaltung dcr Löbau - Zittauer mit der Schlesischen Eisenbahn betreffend, wurde die Fragestellung vom Präsidium gclheilt, und cs fand derselbe in dem einen Thcilc einstimmig, in dem an dern aber gegen 6 Stimmen ebenfalls Annahme. Hierauf fand noch eine Abstimmung durch Namensaufruf statt über Lie von dem Präsidenten ge stellte Frage, ob sich die Kammer auf das Decret, die Eisenbahnen be treffend, bezüglich dcr darin enthaltenen Anträge in dem von ihr beschlos senen Maße erklären wolle, welche Frage gegen 3 Stimmen mit Za be antwortet wurde. — Am 20. Febr. erhielt Hr. Mattes in .Tübingen den Ministcrial- bcfehl, seine Vorlesungen sofort cinzustcllcn. (St. B.) — Dem Frankfurter Journal wird untcrm 26. Febr. aus Heidelberg berichtet: „Unsere Stadt, welche seit einiger Zeit, besonders seit der Auf lösung unseres Landtags, sowol in politischer als religiöser Hinsicht in ei niger Aufregung sich befindet, wurde in diesen Tagen in große Bestürzung gesetzt. Es trafen nämlich Briefe von Berlin und andern Orten ein, welche berichteten, daß sowol den Preußen und Hannoveranern als auch den Württembergern und Hessen verboten werden solle, die hiesige Uni versität in Zukunft zu besuchen." — Das Obcrappcllations- und Cassationsgericht in Darmstadl hat in seiner lehtcrn Eigenschaft am 23.Febr. in der «stcphanischcn Re curs fache (Nr. 60) sein Urtel verkündet. Das Gericht cassirtc darin das Urtel des ObcrgcrichtS in Mainz. Die auf die Dcnunciation des WcinhändlcrS Lorch gebaute gerichtliche Verfolgung Stephani e (wegen angeblichen Betrugs bei einem Weinocrkauf) durch die Staatsbehörde bleibt sonack auf sich beruhen. (Schw. M.)