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Dresdner Journal : 08.08.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189008082
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900808
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900808
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-08
- Tag 1890-08-08
-
Monat
1890-08
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 08.08.1890
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M 182. vernxspretsr kür l)r«»ä«n viertelAkrlick 2 H»rtr 60 kk , d«i ä«u 8»iserl. äsutSekeo 1'o»t»v»t»Itoo visrtot- jLdrUeü S »o«ert»tUb äs» äsukcksv Loicüo» tritt ?o»t- uoü LtLwpeiLULctü»^ tlioia. Linrolo« ^uwutsri»: 10 ?k. ^ultaQcklxuuxsirvkükreor kür ä«o L»im» einer kte»p»Iteoe» . e kleiner Lcdritt LV ?s. Unter „Linxe^anät" cUo - 60 kk. Lei D»d«Ue»- unä Li§vrns»t» entexr. F_ > ^.»8. Lreedeloevt ILzliek mit XuenLLws äer 8onn- u. ksiertegs k«rv»prvok-AL»olUiu>»r Nlr. 12-b. Freitag, den 8. August, abends. DresdnerAmW. ^ür die GesamUeitang verantwortlich: ^ofrat Dtto Banck, Professor der titteratur- und Kunstgeschichte. 1880. rv» LnkUnaixnnxea LusvLrter - UiixLss: Fr. Lranctrtrttr^, LomwimovLr Uee vresUosr louriml»; Uewdore LerU» Vie» L-ipitx Leiel Sr«»l»» rr»nUart ». N.: Äaa»en«t«n <c logier,' I,rU» Vi«v S»mdLrU- kr»U I.«tp»ix -er»»Lt«>t ». N.-Llüved«»: il/o««,- k»rl, LvLäoo - LerUn - rrentturt » U »tntt^ert: Dante «t Co , LerUn: /ni aiicirntia»^. Lr««I»n: F,n»i ^atatt,' UeLnover: 0. Lctüerier,' LkU« «.S.: LareL <L Oo. . Nereusxederr Lvoixl. Lrpeäitioo Ne« OresUver Journale. OreeUen, Avioxeretr. LV. t'ervsprsoU-^oectUu»»: lir. 128b. Amtlicher Teil. Dresden, 3 t. Juli. Se. Majestät der König haben dem Kirchschullehrer Cantor Gotthold Kretzsch mar in Eschefeld das Albrechtskreuz Allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Teil. Gele graphische Wachrichten. Helgoland, 7. August. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser Wilhelm wird Sonntag hier erwartet. Ein Komitee von Helgoländern trifft nach Besprechung mit dem geh. Regirrungsrat Wermuth Vorkehrungen zu einem würdigen Em pfange Sr. Majestät. Paris, 8. August. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Dem „TempS" zufolge reist der Präsident Hr. Carnot heute abend nach Fontainebleau ab, Mi nisterpräsident Frrycinrt begiebt sich am Sonntag nach der Schweiz und von dort nach kurzem Auf- enthalte nach Air leS bainS. Die Handelskammer von Bordeaux erhob beim HandelSminister gegen die strengen Maßregeln deS neuen Zollreglements ter Bereinigten Staaten Widerspruch uud forderte die Regierung zu Ber- Handlungen auf, um für die französischen Handels beziehungen ein günstigeres Zollregime zu er langen. Paris, 8. August. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Das „Journal des DSbatS" sagt, das französisch englische Abkommen mache der französischen Diplo matie Ehre. England habe damit seine Achtung vor dem Völkerrecht bewiesen. Die „Justice" sieht das Abkommen nicht alS einen Erfolg an. Portsmouth, 8. August. (Tel. d. Dresdn Journ.) Nach dem Dejeuner wohnte der Kaiser gestern den.Schießübungen in Whale Irland und später den Übungen der Torpedoboote bei. Abends kehrte der Monarch nach Schloß OSborne zurück, wo Familientafel stattfand, zu welcher auch Lord Salisbury geladen war. Bei einbrechender Dun kelheit wurden die Schiffe und Jachten in der Bucht glänzend erleuchtet; in West-CoweS wurde zu Ehren Sr. Majestät ein prächtiges Feuerwerk abgebrannt. Heute nachmittag 4 Uhr erfolgt die Abreise deS Kaisers von Osborne. Rom, 7. August. (W. T. B.) Der Ausstand der Schlächtergehilfen ist beendet. Buenos AyreS, 7. August. (Tel. d. DreSdn Journ.) Das neue Kabinett setzt sich auS folgen den Mitgliedern zusammen: General Roca (In neres), Eduard Costa (Auswärtiges), Vicente Lopez (Finanzen), Guterzez Lastra (Unterricht), General Levalle (Krieg) Saenz Pena wurde zum Präsi- deuten der Nationalbank gcwählt. Buenos AyreS, 7. August. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die öffentliche Meinung scheint der neuen Regierung günstig gestimmt zu sein. DaS Mini- sterium legte heute vor der Kammer sein Programm dar und erklärte, es werde die Verfassung achten, die Staatsgelder ehrlich verwalten und die Hilfs quellen deS Landes weiter entwickeln. Dresden, 8. August. Kulturkampf in Ungarn? In Ungarn scheint neuerdings ein ernstliches Zer- würfnis zwischen der Regierung und der katholischen Geistlichkeit des Landes in der Entstehung begriffen zu sein. Wie Wiener Blätter berichten, hat nämlich der Fürst-Primas von Gran, Kardinal Timor, sich kürz lich dem Belichterstatter eines Buda-Pester Blatte- gegenüber bezüglich der schon seit längerem die Ge müter in Aufregung haltenden Frage der „Weg taufungen" in einer Weise geäußert, welche keinen Zweifel darüber zuläßt, daß auch Ungarn seinem Kulturkämpfe entgegeugeht. Da die Sache sonach die öffentliche Aufmerksamkeit noch öfters auf sich lenken wird, dürfte eS angezeigt erscheinen, auf den kürzlich an anderer Stelle von uns bereits berührten Gegen stand des Streites, die „Wegtaufungen", etwas näher einzugehen. Nach einem im Jahre lk68 erlassenen Gesetze sollen in Ungarn von den aus gemischten christlichen Ehen stammenden Kindern — ohne jede Rücksicht auf den Willen der Eltern — die Knaben in der Religion des Vaters, die Mädchen in der Religion der Mutter er zogen werden. Da dieses Gesetz indessen keine Straf androhung enthielt, so kam eS vielfach vor, daß Geist liche aller Konfessionen auch solche Kinder aus Misch ehen tauften, die nach dem Gesetze einer anderen Kon fession hätten angehören sollen. Die Pfarrer tauften die Kinder auf diese Art einander weg und es kam im Laufe der Zeit zu endlosen Prozessen und Be- chwerden, in denen die katholische Geistlichkeit tets den Standpunkt hervorhob, daß eine welt- iche Behörde niemals von Amts wegen das Glaubensbekenntnis eines katholisch getauften Kinde» ändern dürfe. Da die Wegtausungen kein Ende nah men, so wurde im Jahre 1879 die in dem Gesetze von 1868 fehlende Strafandrohung dadurch gegeben, daß demselben ein Artikel beigefügt wurde, welcher bestimmte, daß wer eine minderjährige Person ent gegen den gesetzlichen Bestimmungen in eine andere Religionsgenossenschaft aufnimmt, mit Arrest bis zu 2 Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 300 Fl. zu bestrafen sei. Auf Grund dieses Gesetzes verfügte sodann der damalige Kultusminister Trefort noch, daß Seelsorger, welche die Tanfe an Kindern einer anderen Konfession vollziehen, dem Pfarrer, der nach dem Ge setze zur Vornahme der Taufe berufen gewesen wäre, hiervon Anzeige zu erstatten verpflichtet seien. Auf die Seelsorger, welche diese Anzeige unterlassen, sollte wegen Verletzung des Gesetzes von 1868 die in dem Zusatz zu demselben angedrohte Strafe angewendet werden. Aber auch diese neuen Bestimmungen machten die Sache nicht besser. Die ungarischen Gerichte entschie den in den Fällen, die vor ihr Forum gelangten, stets dahin, daß durch die Taufe die Aufnahme in die Religionsgenossenschaft nicht vollzogen werde, und daß sich daher die betreffenden Pfarrer keiner Übertretung des Gesetzes schuldig gemacht hätten. Infolgedessen sah sich am 26. Februar dieses Jahres der neue Kultusminister im Kabinett Szapary, Graf Csaky, ver anlaßt, eine weitere Verordnung zu erlassen, durch welche die Sache so geregelt wurde, daß der Seelsorger, welcher ein nach dem Gesetze nicht seiner Konfession angehöriges Kind taust und die Ausführung des Tauf aktes nicht dem zuständigen Seelsorger anzeigt, mit einer Geldstrafe von zehn bis fünfzig, oder im Wieder holungsfälle bis hundert Gulden bedroht wurde. Wie man sieht, deckt sich auch dieser neue Erlaß des Grafen Csaky ebenso wenig mit den Bestimmungen des mehrfach erwähnten Gesetzes von 1868/79, wie der des Ministers Trefort. In diesem Gesetze ist nicht die Unterlassung der Anzeige mit Strafe bedroht, son dern die widerrechtliche Ausnahme in eine Religions genossenschaft. Es müßte also, um Klarheit in der Sache zu schaffen, zunächst eine Bestimmung darüber getroffen werden, welcher Akt als Aufnahme in eine Religionsgenossenschaft anznsehen ist. Feuilleton. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 7. d. Mts.: „Die Königin von Saba". Große Oper in 4 Akten, nach einem Text von Mosenthal. Musik von Karl Goldmark. Am letztvergangenen Freitag ist nun auch die Hof- vper mit einer sehr befriedigenden Darstellung des ,Lohengrin" in ihre Spielzeit wieder eingetreten und hat seitdem schon eine zweite Schöpfung Richard Wag ners, den neubearbeiteten „Tannhäuser", dessen starke Anziehung durch den Reiz der veränderten Besetzung und mehr noch der prächtigen Jnscenierung von guter Dauer zu sein scheint, sowie Lortzings „Waffenschmied" und gestern K. Goldmarks benanntes lebenskräftiges Werk zur Ausführung gebracht. Die „Königin von Saba" befindet sich jetzt ein volles Jahrzehnt lang auf dem Repertoir unseres Theaters, ist niemals zu einer merklichen Ruhepause gezwungen worden und teilt so allein von allen neueren Produkten das günstige Schicksal ihrer Wagnerschen Bühnenschwestern, mit denen sie auch in der Faktur manchen verwandten Zug aufweisen kann. Diesen in unserer Epoche selten gewordenen Vorzug wirklicher Daseinsfähigkeit verdankt sie zunächst ihrer interessan ten, oft zwar mit geschmeidigem, den Mangel an Jn- spi.ation recht verdeutlichendem Kalkül, unbedingt Neues, Überraschendes zu schaffen, öfter jedoch mit poetischer Intention und überall mit entschiedenem Talent gestalteten, dramatisch belebten Musik, die reich an leidenschaftlichen Accenten des Gesanges und glän zender Tonmalerei ist und einzelne Ensemblesätze von breiter Anlage, großem Zug und energischer Steige rung enthält, deren nahezu erreichten schönen Vorbil dern wir in „Tannhäuser" und „Lohengrin" begegnen, — sodann der hierorts in einzelnen Partien vorzüg lichen Darstellung, welcher man die Beihilfe der Frau Schuch als Sulamith zum Vorteil des Gesamteindrucks wieder zuführeu sollte, und endlich der kostbaren sce- nischen Ausstattung, wie sie gleich geschickt und ge schmackvoll in allen Details der Anordnung kaum eine andere Oper gegenwärtig bei uns findet. Diese drei die andauernde Beliebtheit des Werkes beim Publikum stützenden Faktoren sind bereits mehr fach ausführlich gewürdigt worden, und fo lange sich der mittlere mit den beiden anderen, für die nächste Zeit wohl unveränderlichen harmonisch vereint, bietet sich der Kritik kein Anlaß zu einer weiteren Wort- nahme. Nur Frl. Maltens vorzügliche Leistung sei von neuem aus dem Kreis der Darstellung heraus gehoben, zur wiederholten Anerkennung ihrer drama tisch bedeutungsvollen Gestaltung der schönen und stolzen Heidenkönigin, für deren Charakteristik sie mit einem Vortrag voll innerlicher Erregung und Wahr heit des Ausdrucks eine wahrhaft königlich gehaltene Repräsentation und ein überaus beredtes, plastisch durchgebildeter Spiel verbindet und zugleich poetisch und sinnlich ein wahrhaft dämonisches Element ent wickelt. Im übrigen nutzte der neue Erlaß ebenso wenig wie der frühere, denn wiewohl sich einzelne Pfarrer an denselben hielten, so beharrte doch die Mehrheit der katholischen Geistlichkeit bei dem einmal eingenom menen Standpunkte, daß ein katholischer Pfarrer zu dem Religionswechsel eines katholisch getauften Kindes die Hand nicht bieten könne. Die Folge dieser Auffassung war daß sogar ein Teil der ungarischen Bischöfe die Veröffentlichung des Ministerialerlasses nicht gestatten wollte. Es kam infolgedessen am 12. April dss. Js. zu einer Konferenz der katholischen Bischöfe, in der beschlossen wurde, die Veröffentlichung des Erlasses »war zu gestatten, gleichzeitig aber die Entscheidung des Papstes einzuholen. Nach der eingangs erwähnten Kundgebung des Kürsten-Primas von Gran - welche in den Worten gipfelte, „der Erlaß des Grafen Csaky müsse aufgehoben werden, sonst werde es niemals Frieden geben" — scheint es nun außer Zweifel, daß die Antwort der Kurie ganz im Sinne der ungarischen Bischöfe ausgefallen ist, und daß diese in dem Streite nicht nachgeben werden. Da aber auch die ungarische Regierung sich schwerlich zum Aufgeben ihres Stand punktes entschließen wird, so ist ein Ende des Zwistes vorläufig noch nicht abzusehen. Tagesgeschichte. * Berlin, 7. August. Se. Majestät der Kaiser hat sich heute vormittag in Begleitung des Prinzen von Wales und der Herzöge von Edinburg und Connaught von Cowes aus nach Portsmouth begeben. Daselbst wurde der Monarch von den Admirälen Commerell und Gordon empfangen, worauf Se. Maje stät die Kriegsschiffe, die Fabrik von Dampfmaschinen vnd das Torpedolager besichtigte. Hierauf begaben fick) die hohen Herrschaften nach dem großen Bassin. Mittags fand ein Gabelstühstück im Admiralitätshause statt. Nachmittags erfolgte die Fahrt nach der Königs treppe, von wo eine Dampfpinasse die allerhöchsten und höchsten Herrschaften nach dem Torpedoübungs- schiffe „Vernon" brachte. Als Se. Majestät nach mittags auf der Dockeisenbahn nach dem Admirali tätshause zurückkehrte, fuhr in dem Augenblick, als Sc. Majestät den Eisenbahnwagen verließ, die Equi page des Admirals Commerell zu nahe an den Wagen heran. Se. Majestät sprang aber behend zur Seite, wodurch jede Kollision verhütet wurde. — Der hiesige, in seiner politischen Einsicht be währte Mitarbeiter der offiziösen Wiener „Pol. Corr." schreibt: Obgleich von wohlunterrichteter Seite an ver schiedenen Stellen und zu wiederholten Malen darauf hingewiesen worden ist, daß die Reise Sr Majestät des Kaisers nach Rußland in erster Linie einen verwandtschaftlichen und freundschaftlichen Charakter trage und in dieser Beziehung den Reisen nach dem Norden und nach England als gleichartig zur Seite zu stellen sei, so vermochten diese Aufklärungen doch nicht zu verhindern, daß die Vermutungen über die Zwecke der Kaiserreise zu wahrhaft erstaunlichen Re sultaten gelangen. ... Daß es zu politischen Ausspra chen zwischen den beiden Kaisern einerseits und den leitenden Staatsmännern andererseits konimen dürfte, liegt in der Natur der Sache. Regierende Häupter und leitende Staatsmänner treiben eben Politik, wenn sie sich mit einander unterhalten; aber daß deutscherseits ein bestimmtes politisches Programm mit nach Rußland hinübergenommen, durch welches ein engerer Anschluß an Rußland beabsichtigt werde, muß um so entschiedener in Abrede ge stellt werden, als die Beharrlichkeit, mit der von Seiten, welche Deutschland nichts Gutes wünschen, immer wieder auf diesen Punkt zurückgekommen wird, deutlich zu erkennen giebt, daß man dort einen An haltspunkt für die schon jetzt vorbereitete Behauptung gewinnen möchte, die Kaiserreise sei ein Mißerfolg ge wesen, denn das deutsche politische Programm für die selbe sei nicht zur Ausführung gekommen. Bemerkens wert ist es, daß die englische Reise des Kaiser- verhältnismäßig weit weniger Beachtung findet, als die noch in Aussicht stehende russische. Wenn man aber daraus folgern wollte, daß in politischen Kreisen dem Zusammentreffen des Kaisers mit der Königin Viktoria weniger Bedeutung beigelegt wird, als der bevorstehenden Begegnung zwischen dem deutschen und russischen Kaiser, so wäre dies ein großer Irrtum. Die Welt, insofern sie friedliebend ist, hat allen Grund, sich dazu zu be glückwünschen, daß mit dem Kaiserbesuche in England sich eine Thatsache vollzieht, welche geeignet ist, die Beziehungen zwischen Deutschland und England, denen das jüngste Abkommen zwischen den beiden Ländern bereits einen so freundschaftlichen Charakter aufgedrückt hat, womöglich noch vertraulicher zu gestalten. Diese Reise darf gewissermaßen als eine Vervollstän digung des Friedensvertrages bezeichnet werden, der Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien mit ein ander verbindet. Da mit dem Dreibund ausge sprochenermaßen in erster Linie bezweckt wird, den europäischen Frieden aufrecht zu erhalten und allen Versuchen, denselben zu stören, mit vereinten Kräften entgegenzutreten, fo ergiebt sich, daß eine Befestigung der guten Beziehungen Deutschlands zu einem fried liebenden Staate wie England, zum mindesten eine moralische Verstärkung der Prinzipien bildet, welche dem Dreibunde zu Grunde liegen. Das Erscheinen Lord Salisburys, sowie des Grafen Hatzfeldt während der Anwesenheit des Kaisers in England in Osborne bildet sicherlich einen Beweis dafür, daß der Reise deS Kaisers nach England, deren freundschaftlicher und verwandtschaftlicher Charakter aller Orten anerkannt wird, gerade so gut auch eine gewisse politische Be deutung zukomme, wie sie der russischen Reise zuge schrieben wird. — Der Staatssekretär, Staatsminister vr. v. Böt ticher, trifft, dem „W. T. B." zufolge, am Sonnabend mit einem Kriegsschiff in Helgoland ein, um die Insel, als deutschen Besitz, vom englischen Gouverneur Mr. Barkly zu übernehmen. — Wie aus Helgoland, 7. August, gemeldet wird, ist daselbst eine amtliche Bekanntmachung ver öffentlicht worden, welche folgendes besagt: „Es ist bekannt, daß die formelle Übergabe Helgolands an den Repräsentanten der deutschen Regierung am 9. August stattfindet. Der deutsche Repräsentant wird bei seiner Landung mit einem Salut von 17 Kanonen schüssen vom britischen Kriegsschiffe empfangen. Er wird am Landungsplatz durch den Gouverneur in Uniform, in Begleitung des ersten Beamten und der Einwohner empfangen und zum Gouvernementshause geleitet werden. Die formelle Übergabe wird dann stattfinden, indem der Gouverneur die Artikel des englisch-deutschen Übereinkommens verliest, die sich auf die Uebergabe Helgolands beziehen. Die deutsche Flagge wird hierauf neben der englischen gehißt und von den britischen und deutschen Kriegsschiffen mit 21 Kanonenschüssen begrüßt; beide Flaggen wehen bis Sonnenuntergang und beide werden dann gleichzeitig heruntergeholt. Am folgenden Morgen wird die deutsche Flagge allein gehißt. Der englische Gouver neur wird sich verabschieden, sobald die Salute ge feuert worden sind, und wird sich an Bord der „Enchantreß" begeben, vom deutschen Gouverneur bis rum Landungsplätze geleitet. Beim Verlassen der Insel erhält der Gouverneur von den deutschen und britischen Kriegsschiffen einen Salut von 17 Kanonen schüssen. — Die „Berl. Pol. Nachr." schreiben: Unsere sozialpolitische Gesetzgebung geht u. a daraus au-, die minder begüterten Klassen gegen SchicksalsschlSge sicher zu Die Muttergottes von Birkenstem. Eine Geschichte aus den bayerischen Bergen. Von Friedrich Dolch. 16 (Fortsetzung.) Das Gespräch der beiden Jäger wurde durch ein leises Klopfen an der Thüre unterbrochen. Auf das laute „Herein" des Försters öffnete sich dieselbe lang sam und ein stattliches, aber sehr bleich aussehendes Bauernweib erschien auf der Schwelle. „Ihr seid's, Bucherbäuerin?" sagte der Förster befremdet und erhob sich von der Bank. „Ihr kommt zu mir?" „Nicht zu Euch, nur mit dem Oswald hält' ich ein Wort zu reden," erwiderte die Angeredete mit tonloser Stimme und drückte die Thüre hinter sich ins Schloß. „Mit mir?" rief der Jagdgehilse verwundert. „Ja, ich wollt' Euch bitten, mit mir zu meinem Mann zu gehen, denn er liegt im Sterben und ver langt nach Euch —" „Was? Der Bucherbauer liegt im Sterben? — Aber setzt Euch doch nieder, Ihr könnt Euch ja kaum mehr auf den Füßen halten." „Sie haben ihn heute in der Früh' heimgebracht," rief die Bäuerin, die händeringend auf einen Stuhl gesunken war. „Der Hacken Ruap, sagt er, hält' ihn heimgetragen. Sie seien mit einander beim Wild schießen g'wesen und da sei er abg'stürzt von einer Wand —" Der Förster wechselte einen raschen Blick mit seinem Gehilfen ,Habt Ihr denn den Doktor geholt?" fragte er dann. „Was sagt denn der?" „Daß er nimmer helfen kann, denn mein Mann hat sich bei dem Sturz innerlich so arg verletzt, daß er's heut' nacht noch gar machen wird. Er phanta siert schon zeitweis' und führt dann so schauderliche Reden, daß einem ganz angst und bang dabei werden könnt'. Wenn er nachher wieder zu ihm selm kommt, dann verlangt er alleweil nach Euch, Oswald, und d'rum hab' ich endlich meine ganze Kuraschi z'samm- g'nommen und bin her zu Euch —" Verworrener Lärm, der sich dem Hause näherte, erregte die Aufmerksamkeit der sich in der Stube Be findlichen und lockte sie vor die Hausthüre. Die Straße herauf kamen mehrere Männer, die, wie es schien, auf einer Tragbahre etwas Schweres trugen und von einer durcheinanderlaufenden Menschenmenge, welche sich um sie drängten, begleitet wurden. Als sie näher kamen, bemerkten die vor dem Hause Stehen den, daß der Gegenstand auf der Tragbahre mit einem großen Tuche bedeckt war, aber des Försters scharfes Äuge hatte im Nu die Umrisse eines menschlichen Körpers unter dem Tuche erkannt. „Hollah, Ihr Leut'," rief er, von einer Ahnung durchzuckt, den Trägern zu, „wen bringt Ihr denn da?" „Ten Hacken-Ruap,' erwiderte einer der Männer, während die Träger die Bahre niedersehten, um einen Augenblick auszuruhen. „Er hat aus'n Wallfahrtszug g'schossen, muß aber jedenfalls im Rausch 's G'wehr überladen hab'n, denn es hat's ihm -'sprengt und er i» fürchterlich zug'richt't word'n, daß er fchier augen blicklich tot g'wesen is."
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