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Dresdner Journal. ' ''' ' . r k s.ri Nt^^r Ztt'.l .1^ k ,'l^u.. ',l. Lerautwortlichcr Re-akteur: Z. S. Hartmann. ^V288 18S6 Erscheint mit «ulnahuie »er Sonn. — 4!ret« ftr daS Vtetteljahr Thaler. uud Festtag« täglich Abend» und »st 12. Jnserttoa-.Oe-ähren fllr de« Rau« durch all« Paftaustalte« zu beziehen. einer -esvaltenen Zeile 1 Reugroschr«. Amtlicher rhtil. Dresden, 11. December. Ihre König!. Hoheiten der Kronprinz und der Prinz Georg sind heute Mittag von Wermsdorf wieder hier eingetroffen. Bekanntmachung, die Eröffnung und den Besuch deS Königlichen Cabin-ts der Kupferstiche und Handzeichnungen betreffend. Nachdem die Königliche Sammlung der Kupferstiche und Handzeichnungen in den in dem neuen Museum für biesesbe eingerichteten Lokalitäten unterqebracht und daselbst von dem derzeitigen Direktor derselben, Ludwig Gruner, so weit ge ordnet worden ist, um dem Publicum nunmehr unter den durch den Raum und sonst nothwendigen Beschränkungen, den Zutritt zu derselben zur Ansicht und Benutzung gestatten zu können, so wird deshalb Folgendes zur Nachachtung be kannt gemacht. - S- 1 DaS Königliche Eabinet der Kupferstiche und Handzelch- nungen ist von jetzt an, jeden Dienstag und Freitag in den Stunden von 10 Uhr Vormittags bis 2 Uhr Nach mittags zur Beschauung geöffnet, jedoch mit Ausnahme des CharfreitagS, der gesetzlich geordneten Bußtage und wenn auf einen der obgedachten Tage rin Feiertag oder der Vorabend des WeihnachtSsesteS fällt. S- 2 Der Besuch der Sammlung ist nur denjenigen gestattet, welche mit EintrittSbilletS versehen sind, deren unentgeldliche Ausgabe an die sich Anmeldenden der Reihe nach, an den vorgedachten Tagen im Vestibüle deS neuen Museum- erfolgt. §. 3 Mehr alS 20 Personen sind in daS Eabinet mit einem Male nicht einzulaffen, ,S wird jedoch darauf Bedacht ge nommen werden, daß statt der Ausgehenden, wenn daS Be- dürfniß dazu vorhanden, eine gleiche Anzahl wieder einge lassen werde. S- 4 Wünschen Besucher des CabinetS von dem Director be gleitet und auf die interessantesten Gegenständ« aufmerksam gamacht zu «erden, so haben sie dies zuvor dem Direkt^ Äl.' zuzeigen, worauf Tag und Stunde der Führung bestimmt wer den wird. In der Regel können dergleichen Führungen nur Donnerstags stattfinden und sind zu einer solchen höchstens 6 Personen zuzulassen. UebrigenS sind für jede dieser Führungen 3 Thlr. zur Museumskasse zu entrichten. §- 5 Donnerstags in jeder Woche, dafern auf diesen Tag nicht ein Feiertag fällt, ist daS Eabinet von 10 bis 2 Uhr zu künstlerischen Zwecken für Künstler, Schüler der Kunstakade mie, der polytechnischen Schule und anderer öffentlicher An stalten geöffnet. ES ist jedoch nur denjenigen Personen der Zutritt in das Eabinet und daS Arbeiten in demselben gestattet, welche die Erlaubniß hierzu bei dem Direktor zuvor schrift lich nachgesucht und von demselben erhalten haben. Des halb sowohl, alS wegen der, von den im Sammlung--Local Arbeitenden, zu befolgenden Vorschriften, wird besonder« Be kanntmachung erlassen werden. tz. 6 DaS Mitbringen von Cartellen, Papierbehältnissen und dergl. sowie eigener Kupferstiche und Handzeichnungen wird keinem, die Sammlung Besuchenden (§. 2 und 3) gestaltet. Auch ist §- 7 die Berührung der Kunstwerke streng untersagt. Personen, welche dem entgegenhandrln oder durch ihr Betragen oder sonst den Anstand verletzen, oder zu Störungen Veran lassung geben, sind au- dem Eabinet zu weisen. Endlich S- 8 versteht eS sich von selbst, daß beim Eintritt in das Vestibüle deS Museums, alle diejenigen Vorschriften genau zu befolgen sind, welche für die, die Gemälde-Galerie Besuchenden be stehen und auf welche die Galerie-Diener aufmerksam zu machen angewiesen sind. Dresden, am 9. December 1856. Ministerium des Königlichen Hauses. von Aeschau. Nichtamtlicher Lheil. Nederficht. Tagetgeschichte. Telegraphische Nachrichten. — Wien: Nachrichten von den Majestäten. Eine ZeitungS- stimme über daS Attentat in Neapel. Berorstehende Reise d,S Erzherzogs Ferdinand Max. Die Bibliothek Hammer-Purgstall'S. Die Münzconferenzen wieder be gonnen. — Berlin: DaS Budget. Der Gesetzentwurf wegen Ablösung der den geistlichen rc. Instituten zustehenden Reallasten. — München: Minister v. d. Pfordten. — Weimar: Ein Eircularrescript des CultuSministerium-. Gegen dir „Wrim- Ztg." — Altenburg: Abreis, der Großfürstin Konstantin. Vom Landtage. — Olden burg: Zwei Rhedereigesellschasten concessionirt.— Pari-: Revue. Inskription deS kaiserl. Prinzen. Graf v. Hatz feld und Lord Eowley zurück. — Madrid: Die Wahlen verschoben. — Konstantinopel: Vermischtes. Die Einnahme von Herat bestätigt. — New-V ork: Flücht linge auS Eayenne. Walker'S Lage. Local - und Provivzialangelegenheiten. Berichte aus Dresden, Leipzig, Ehemnitz, Freiberg, Orderan, Plauen, Meerane und Budissin. Oeffentttche Gerichtsverhandlungen. (Dresden. Chemnitz. Kamenz.) Feuilleton Zfnferake. rageskalender. Börsnruachrichten Lage-geschlchte. Telegraphisch« Nachrichten. Paris, Donnerstag, 1t. December. Der Minister des Innern, Herr Billault, spricht in einem Rund schreiben sein Bedauern über die zahlreich gegen Ge meindebehörden verhängten Suspensionen aus, ordnet darin an, daß diesen seitens der Präfecten volle Frei heit der Diskussion, so lange sie sich in der gesetzlichen Schranke bewegen, zu gestatt en sei, und empfiehlt den Präfecten ausdrücklich an, die größte Mäßigung zu beobachten. > Konstantinopel, 3. Dec. (Tel. Dep. der Oest. Corresp.) Di« Expedition nach dem persischen Golf ist be reit- im Gange. Dem Vernehmen nach verlangt England eine geregelte Feststellung der wechsel seitigen Handelsbeziehungen; Frankreich soll diese- Verlangen unterstützen; Ferukh Khan hatte gestern eine lange Eonferenz mit Reschid Pascha. Wien, 10. December. Di« heutige „Wien.Z." enthält folgende telegraphische Depeschen: Venedig, 7. Dec. Heute fand zur Mittagszeit zu Ehren Ihrer Majestäten die Wettfahrt im großen Canal bei dem günstigsten Welter statt. Die unzählbare Masse der Zuschauer, die vielen mehrruderigen, prachtvoll gezierten Privatgondeln, geleitet von geschmackvoll und verschiedenartig costumirten Gondoliere«, die Unzahl anderer vier- und zwetruderiger Fahr zeuge, geschmückt mit reichen Teppichen und Fahnen, die verschiedenen Musikchöre, da- Jauchzen der fröhlich bewegten Menge boten »in unbeschreiblich schöne- und belebt,- Bild. Dir allerhöchst,n H,rrschaft,n g,ruhten im Palazzo Balbi da- Fest anzusehen und nach Beendigung der Regatta in rin,m Galaschiff, mit Pavillon d,n Canal graiAe, von Hunderten von Gondeln umschwärmt, unter dem lebhaften Zurufe der dichtgedrängten Zuschauer der ganzen Länge nach zu be fahren. Venedig, 9. Dec. Ihre k. k. Majestäten haben gestern Abend einen Ausflug nach Pola unternommen. DaS Wetter war sehr schön. Triest, 9. Dec. Ihre k. k. Majestäten sind bei gün stigem Wetter heute s^9 Uhr Morgen- in Pola eing,troffen. Se. Exc. der Herr Statthalter ist mit dem Lloyddampfer „Milano" dahin abgegangen. Wie», 10. December. DaS (gestern telegraphisch ge meldete) Attentat aus den König von Neapel giebt der „Ostd. Post." zu folgenden Betrachtungen Veranlassung. „Louis Philipp hatte während seiner RegierungSzeit sieben Attentate überstanden, der verbrecherische ErfindunqSgeist hatte mit der raffinirtesten Combination nach seinem Leden getrachtet; aber eine wahnwitzigere und plumpere Missethat als diejenige ist, welche mit dem Bayonnet und im Angesichte eines ganzen Heere- sich hervorwagt, ist in der Geschichte der Attentate ohne Beispiel. Es ist nicht zu läugnen, daß der Vorfall in Neapel durch den gleichzeitigen AufstandSversuch in Sicilien einen eigenthümlichen Hintergrund erhält und daß die poli tische Eonjertur einen rothen Faden zwischen beiden zu suchen berechtigt ist. Man wird da- Errigniß, da- am 7. d. M. in Neapel stattfand, in den verschiedensten Richtungen zu com- mentiren suchen, man wird von großen Verschwörungen sprechen, und die Untersuchung der Gerichte wird jedenfalls nachspüren, ob »ine solche zu Grunde liegt; aber die Form, welcha da« Verbrechen wählte, scheint uns eher ein Anzeichen, baß ,S einen vereinzelten Urheber hat, al« da- es da« Re» sultat eine- gemeinsamen Plane- sei. Ein« Verschwörung hätte andere Mittel ausgeklügelt al« ein solche«, welch,- in jedem Falle zu ihrer Entdeckung führen mußte, wo dir Chancen verbrecherischen Gelingen- so wenig und die d,S Mißlingen- und der Strafe so überwiegend waren. Dir Criminalg,schichte hat einen traurigen Reichthum von Beispielen, wo die Complicität eine Reibe von Jndicien für sich hatte, die schließlich doch als zusammen- hangSloS und zufällig sich herauSstellten. Nichtsdestoweniger ist da- Attentat — wenn auch die Vorsehung das Leben de» König- hütete — ein politisch,« Unglück; es hat die Situa tion getrübt und jede Au-sicht auf Concesfionen in weitere Ferne al- je gerückt. WaS die Mächte betrifft, so gehen wir nicht so weit, die „Pression", die sie üben wollten, für den Mordversuch eine- UebelthäterS verantwortlich zu machen; wir sind überzeugt, daß jeder englische wie französische Staats mann den geschehenen Vorfall perhorre-cirt. Thatsache aber ist'«, daß sie nun zu einem entgegengesetzten Resultate gelangt sind von Dem, wa- sie wollten; ihr, moralische Situation Neapel gegenüber ist durch dies,- Errigniß geschwächt, ihre Verlegenheit vi«-ü-vi» der Welt vermehrt worden. Frankreich hat die nächste Ursache, dieser unhaltbaren Stellung ein Ende zu machen." Feuilleton. Dresden. In diesen Tagen find hier !m Kunstverlage von E. Marzahn*) die überaus gelungenen Medaillon-Relief- porträtS der beiden jüngst von un« geschiedenen, Neuvermählten König-t-chier, Ihrer k. k. Hoheiten der Erzherzogin Mar garetha von Oesterreich und Erzherzogin Anna Erd großherzogin von ToSeana, erschienen, welche vor allen zeither in die Oeffentlichkeit gelangten Bildnissen der beiden er lauchten Prinzessinnen in Hinsicht auf Aehnlichkeit und an- sprechendste Ausführung unzweifelhaft den Borrang behaupten. Bon B. König, akademischem Modelleur, nach dem Leben modellirt, der seine Begabung und geistvolle Auffassung seit Jahren durch viele in die Oeffentlichkeit gelangte Proben, nament- lich durch die — in gleicher Größe wie die obrnbrmerkten er schienenen — ReliefporträtS Ihrer Majestäten deS allerhöchst seligen und deS regierenden Königs, an den Tag gelegt hat, find fit gleichwohl als rin bedeutender Fortschritt in seinen Leistungen zu betrachten. Mit täuschender Raturähnlichkeit eine wirklich künst lerische Durchführung verbindend und in fein nuancirter, leben- alhmender Weise die anmuthigen Physiognomien wirdrrgebend, eignen sich diese Bildnisse, abgesehen von dem hohen patriotischen Interesse, welche« sich an die hohen Frauen knüpft, zu werthvollem Schmucke rineS jeden Zimmer«, und zwar um so mehr, al« e« bel der Anfertigung gelungen ist, der Oberfläche de« Gyp«- Waterial« statt der ihr eignen mehlig-körnigrn Beschaffenheit den milchfarbenen Schimmer einer matten Schmelzglasur zu ver leihen. *) Zu haben bei I. »razzova, Schloßgaffe. * Leipzig, 10. December. Der Zwischenraum zwischen unser« letzten Referate und dem heutigen ist durch mannichfache Behinderungen ttwaS lang au-qrfallen und e« hat sich während dieser Zeit in unserm musikalischen Leben und Treiben Manche- aufgesammrlt, waS wir hier in Kürze erledigen wollen. Zurück greifend bis zum 24. November, haben wir zuerst die an diesem Tage stattgehabte zweite Quartett. Unterhaltung im Saale deS Gewandhauses zu erwähnen. Sie brachte unter Andern, ein Quartett von Franz Schubert (op. 16l, 6-clur), welches wir hier zum ersten Male hörten. E» ist die» Werk erst vor wenigen Jahren anS Licht gekommen und «nthält viel Geistreiche«, namentlich in harmonischer Beziehung; weniger vermögen wir un« mit den Gedanken an sich, namentlich im ersten und letzten Satze, wo ihnen etwa- Unedel-Leidenschaftliche» eigen ist, zu be- freunden, wie auch dir Form hier von den Gedanken etwa» Ver wischte» und Vage» ausgeprägt erhält. Da» Andante ist von hübschem, aber nicht bedeutendem Inhalt und da» Scherzo, in der Factur dem in desselben Componisten O-äur-Symphonie ähnlich, bietet die meiste Geschlossenheit. — Auch haben da» siebente und achte Gewandhaus-Loncert am 27. November und 4. Der. stattgefunden. In ersterm wurde al« Novität eine Sym- phonie von Th. Gouvy (Nr.L, v-woll) vorgeführt, ein recht an sprechende«, geschickt gemachte«, wenn auch nicht in der Erfindung sehr originelle« Werk, da« in seinem ersten Satze da« Beste bietet, formell sowohl wir ideell, im zweiten (dem Scherzo) nicht ganz frei von der französischen Frivolität in der modernen Op^rncomique ist und in den beiden letzten Sätzen etwa« Mühsam-Zusammen gesetzte« zeigt, jedoch aber in den Einzrlnheiten der Harmonifirung und Instrumentation mancherlei Pikante« aufweist. In dem« selben Loncrrte spielte auch Fräulein Louise Hauff» da« Clavier- Loncert in O-woil von Mendelssohn mit Gewandtheit und gutem Berständniß. 8» ist nicht blose Galanterie, wenn wir di« junge Dame gegen die Unzufriedenheit einiger Leipziger Berichterstatter in Schutz nehmen und diesen eine diesmal übel angebrachte Rigorosität vorwerfen. Wir haben wahrhaftig im Gewandhause schon schlechter Clavierspielen gehört und man hat nicht von blosen „Experimenten" u. s. w. gesprochen; auch können wir nicht damit übereinstimmen, daß Fräulein Hauffe nicht in die Intentionen de« Componisten eingedrungrn sei — wir haben im Gegentheil ein durchaus musikalisch richtige» Erfassen de» Stücke» mit Vergnügen bemerkt und un« über den vernünftigen, nicht chargirten Vortrag gefreut. — Außerdem sang Herr v. d. Osten au» Berlin mit angenehmer, aber dünner Tenorstimme, doch durchaus angemessenem Vortrag« die Arie de» Pylade« „Nur einen Wunsch" von Gluck und die Bildniß-Arie au« der „Zauber flöte", sowie Lieder w. An Orchesterstücken gab man die Ouver türe zur „Jphigrnia in AuliS" von Gluck und die von Gade: „Im Hochland" brtitelt. — Da« achte Gewandhaus-Concett brachte an Orchestersachen di« Ouvertüren zu „Euryanthe" von Weber und zu den „Abenceraqrn" von Cherubim, sowie die dritte Symphonie von Gade (^-moll), und damit war eigentlich da» Interesse am Loncert erschöpft; außerdem traten aber noch die Violinspieler Gebrüder Alfred und Henry Holme» au» London mit einem Concertante für zwei Violinen mit Orchestrrbrgleitung von Spohr (op. 48) und einem Duo für zwei Violinen ohne Begleitung, ebenfalls von genanntem Meister, auf, und Herr v. d. Osten sang mit Frl. Brenken, der nun schon zum dritten Male un« octroyirtrn seelenlosen Anfängerin, ein Duett au« Mo zart'« Oon;knn tutte. Die Violinspieler find noch jung, haben auch schon recht viel gelernt, sind aber noch nicht au« den mufika-