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Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger siir die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal »»d Umgegend. Inserate, die 4gespaltene Korpurzeile 10 Pfg., sowie Bestellungen ruf drn All- jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Nebereinkunft. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeils 10 Pfg., sowie Bestellungen auf drn All- Abonnementsprei« inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterbaltung«blattes" gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitun^boten vierteljährlich ab Schaller 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Hau« l Mark 20 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi» Dienstag vormittag l/,n Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi» Freitag vormittag l/,11 Uhr einzusenden. Ar. 93. Lchristieilmlg, Nruck und Verlag von N. öchuvig, Drelnig Mittwoch, den 2V. November 19V 7. 17. Jahrgang. Zum Butztage. „Alle» verstehen heißt alles verzeihen" lautet ein Wort unserer Tage. Wir sollten uns einmal klar werden, wie weich und schwach unsere Zeit, und wir mit ihr, geworden ist. Wir glauben liebevoll zu sein, wenn wir für alle« eine Erklärung haben, sei e« au« dem Charakter, sei es au« Erziehung oder sonstigen Umständen. Es fehlt nur noch, daß wir geradezu sagen, der Betreffende konnte Nicht ander«, er hat gar keine Schuld. Für uns selbst erwarten wir im stillen dieselben Milderungigründe. — Wie wollen wir aber dem Anderen helfen, wenn wir so denken? Flecken, die zu übersehen ich mich bemühe, kann ich nicht tilgen, Krankheit, die er zu leugnen sucht, kann der Arzl nicht heilen. Wer heute den Mut hat, Sünde Sünde, Unrecht Unrecht zu nennen, wird al» hart, ja al» unchristlich gescholten. — Und wie hat Jesu« gedacht? — Ihn jam merte de« Lölkes und er hat es lieb gehabt, auch die großen Sünder, und er hat ihnen doch sein „Sündige Hinfort nicht mehr" in die Seele gerufen. Er hat sie zur Umkehr gebracht, aber nicht, indem er die Augen zudrückte über ihr Tun, er hat sie ihnen dafür geöffnet: „Du hast gesündigt, aber du kannst auch ander«", — da« war der Sinn seiner Rede. Nirgends finde ich, daß sie sich vor ihm zu entschuldigen suchen, oder von ihm „verstanden" werden möchten, oder daß er rhre Schuld leugnet. Sein Ver stehen war ein anderes. Er verstand, daß dennoch Gute» in ihnen lag, daß sie selbst nur erst finden mußten, daß Kräfte in ihnen schlummerten, deren sie sich nur bewußt wer den mußten. Er glaubte an sie trotz ihrer Sünde und derhald erbarmte er sich ihrer und zeigte ihnen ihre Sünde. Sollen wir ihm nicht nachfolgen ? Der Wille zum Guten ist in unserer schlappen Zett, ach, so gering geworden, da» 'Vertrauen zu ferner Kraft so klein l Wir brauchen starke und feste Menschen mit weitem Herzen und klarem Blick, die, selbst im Kampfe stehend, mit Heller Stimme dem Genoffen zurufen: „Dort steht dein Feind, auf und besiege ihn! Nur Mut, du kannst e«! Gehe hin, und sündige hinfort nicht mehr!" L-rtliches und Gä»sts<h-S Bretnig. Aemeinderatsvericht vom 16. d. M. 1) Bon der landständischen Kanzlei zu Bautzen sind aus der Landkreiskaffe einge- gangen am 9. Juli d. I. 500 Mark für die Schule auf da» Jahr 1907, für Geisteskranke Und Blinde 422.08 Mark auf da« Jahr 1906 und au» .der o. Lossa-Slistung für 7 Hilfs bedürftige 138 Mark auf da« Jahr 1907. Weiter sind noch eingegangen am 8. d. M. für verwahrloste und verwaiste Kinder 404 Mark und für in Bezirk»- und sonstigen Anstalten untergebrachte Sieche 42Z Mark auf da» Jahr 1906, sowie 150 Mark zu Straßen- und Brückenbauten auf da» Jahr 1907. 2) Die amtliche Regelung de» ver kauften Gemeindeländer erfolgte am 12. Noo. d. I. 3) Auf ein Gesuch der freiwilligen Feuerwehr hin wird derselben die für da« 30, Stiftungsfest zu zahlende Armenkaffen abgade erlassen. 4) Ein Gesuch, den schon hinterlegten Betrag für die Armenkaffe auf einen anderen noch abzuhaltenden Tanztag iu verlegen, wird genehmigt. 5) wird be schlossen, von heute an die Gesuche um Er laß von Tanzabgaden zur Armenkasse nicht mehr zu berücksichtigen. 6) werden drei Armenangelegenheiten vorgetragen und er ledigt. 7) Bon der am 7. d. M. stattgefun- denen Biersteuerrevifion wird Kenntnis ge nommen. 8) Um die günstige Jahreszeit ausmnützen, soll der Weg nach dem Char lottengrunde und zwar da« Stück Kirchsteig nach Nr. 117 zu, welche» durch Hecken begrenzt ist, gebessert werden. 9) findet die Wahl de» Gemeindevorstande» und de» ersten Gemeindeältesten auf die Zeit vom Jahre 1908 di» Ende 1913 statt. Es werden die seitherigen, als Gemeindevorstand Herr Adolf Petzold und al» erster Gemeindeältester Herr Paul Gebler wiedergewählt. — Weiter ist noch zu berichten, daß der Sparkassenüberschub mit Genehmigung der Kgl. Amtthauvtmann- schäft in folgender Weise Verwendung findet: Für Unterhaltung und Erweiterung der Straßenbeleuchtung 800 Mark; für die Schul kasse zur Deckung notwendiger Autgaben, al» Echulbibltothek, Bücher für arme Kinder 400 Mark; al» Beihilfe zur Verzinsung der der Gemeinde durch den Kirchenbau entstandenen Schuldenlast 1500 Mark; al» Beitrag zur Fluroermessung im Jahre 1909 1000 Mark; zur Herstellung öffentlicher Brunnen 175 Mark; zum Volk»bade 100 Mark; zur Anschaffung einer fahrbaren Krankentrage für die Sani tätekolonne, welche dem ganzen Orte zur Ver- fügung steht, 225 Mark; Beihilfe für den Turnverein zur Pflege de» Kinderturnen» 100 Mark; für Desinfektion bei ansteckenden Krankheiten 200 Mark. Bretnig. Al« am Sonntag nacht« mehrere hiesige Radfahrer von Seeligstadt nach hier auf dem Vierenwege zurückfuhren, bemerkten sie einige Hindernisse in Gestalt von Bäumen, Holzböcken und größeren Steinen, die in kurzen Zwischenräumen quer über die Straße gelegt waren. Jedenfalls ist e« daraus abgesehen gewesen, auf diese Weise Unglücktfälle herbeizuführen. Leider konnten die Täter noch nicht ermittelt werden. — Wegen Körperverletzung, begangen an seiner Ehefrau, ist am Montag der Arbeiter H. zur Haft gebracht worden. Großröhrtdorf Die EcgänzungS- wahlen von Abgeordneten zur Handel«- und Gewerbekammer Zittau finden am Mittwoch, den 27. November in Zittau statt. Als Wahlmänner für den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz wurden bei den Urwahlen bekanntlich gewählt: zur Handelskammer: die Herren Kommerzienrat Max Großmann und Fabrik besitzer Heinrich Unger in Großröhrsdorf, Fabrikbesitzer Raupach in Pulsnitz und Fabrikbesitzer Paul Gebler in Bretnig; zur Gewerdekammer: die Herren Schmiedemeister Gustav Böhme, Buchbindermeistrr Emil Berger und Fabrikant August Boden, sämt liche von hier, und Kaufmann Bruno Schölzel von Bretnig. N i e d e r st e i n a, 17. November. Der in den 40er Jahren stehende Fabrikarbeiter Frenzel von hier ging am Sonnabend morgen wie alltäglich in die Raupach'sche Fabrik in Pulsnitz auf Arbeit. Ec nahm noch einKistchen an seinen beim Militär stehenden Sohn mit, welche» er zur Post geben wollte. Einige Stunden später fand man ihn im Kunath'schen Teiche ertrunken auf. E« ist nicht erwresen, ob ein Unglücksfall oder Selbstmord vorliegt, es sprechen jedoch mehr Umstände für letzte ren. Kamenz. Da» Kriegsgericht de« 12. Armeekorps sprach kürzlich den Soldaten Bruno Alfred Freudenberg von der 2. Kompagnie de» 178. Infanterie-Regiment» hier, der am 17. September vom Divisiontgericht der 1. Division wegen Verleitung zum Meineide zu 1 Jahr Zuchthaus verurteilt worden war, nach längerer Beweisaufnahme frei. Der Angeklagte wurde sofort entlassen. Kamenz. Am Sonntag früh wurde aus der Bahnlinie Kamenz—Pirna auf Bischheimer Flur ein verstümmelter Leichnam, zwischen den Schienen liegend, aufgefunden. Nach den Mili tärpapieren und den Zeugnissen, die bei dem Toten gefunden wurden, ist es ein 29 Jahre alter landwirtschaftlicher Arbeiter aus Diera bei Meißen, namens Albin Theodor Starke. Demselben ist der halbe Kopf und eine Hand abgefahren worden. Der Leichnam wurde von der Octspolizei in Bischheim aufgehoben und in die dortige Leichenhalle überführt. Ein Verbrechen scheint für ausgeschlossen, da bei dem Toten noch das Geld und die Uhr vor gefunden wurden. Or Selbstmord oder Ver unglückung vorliegt, konnte noch nicht festge- stellt werden. Starke ist geistig nicht normal gewesen und war vor mehreren Jahren bereit» einmal in der Heilanstalt Hubertutburg unter gebracht. Oßling. Tätlich verunglückt ist am Sonnabend der im Steinbruche zu Schreckthal beschäftigte Arbeiter G. Johann Patzke. P. hat mit noch einem Arbeiter geschlagene Steine vom Steinbruche nach dem Maschinen hause befördert. Die hierzu verwendeten Lowry» gerieten auf der abfallenden Giei»- strecke jedenfalls infolge ungenügenden Brem sen» in schnelle« Rollen. Sofort sprangen beide Arbeiter ab. Patzke scheint dabei vom Trittbrett abgerutscht zu sein und ist zwischen die Lowry» gefallen, die einige Meter weiter ausgleisten und zum Halten gebracht wurden. Der bedauernswerte Patzke hatte sich so schwere Verletzungen zugezogen, daß er bei der Ueberführung in» Krankenhau» zu Wit tichenau verstarb. Patzke war 43 Jahre alt und hinterläßt Witwe und 3 Kinder im Alter von 10, 7 und 3 Jahren. — Unter dem Verdachte de» versuchten Giftmorde» wurde am Donner»tag abend ein in Zittau wohnender ältere« Liebetpaar ver haftet. Der betreffende Mann, der von seiner Gattin getrennt lebt, hatte mit einer Frauent- person ein Liebervrrhältni» angeknüpft. Die Tochter de« Manner, die bei ihm wohnte, schien der Geliebten im Wege zu sein, die sich des jungen Mädchen« anscheinend dadurch zu entledigen suchte, daß sie ihm Gift gab. Die Verdachtsmomente gegen die Frauensperson sollen schwerwiegende sein. — Zu dem Grftmordversuch, der am Diens tag abend an der Tochter de» Dienstmanns Moritz Riehle in Zittau verübt wurde, wird weiter berichtet, daß die Witwe Dambonn, die al« Wirtschafterin bei Riehle tätig war, in sehr hohem Maße verdächtig ist, di« Tat verübt zu haben. Während sie in Unter suchungshaft genommen wurde, ist der Dienst mann Riehle wieder auf freien Fuß gesetzt worden, weil sich seine völlige Unschuld an dem versuchten Verbrechen ergeben hat. Fräulein Riehle, auf die da» Attentat verübt wurde, ist 23 Jahre alt. Da» Verhältnis zwischen ihr und der etwa 45 Jahre alten Dambonn war schon lange ein sehr gespanntes. Da» in der Suppe vorgefundene Gift stellte sich al« Cyankali herau». Die Dambonn muß eine sehr reichliche Dosis verwendet haben, denn Fräulein Riehle verspürte beim Kosten der Suppe sofort einen stark beißenden Geschmack. Bei der Dambonn soll übrigen«, al» sie festgenommen wurde, noch ein Rest von dem verwendeten Gift vorgefunden worden sein. Dresden, 18. Noo- Die Regierung beabsichtigt, noch in der gegenwärtigen Tagung de« Landtage« eine Vorlage, betreffend die Regelung der Beamtengehäiter, einzubringen und wird darüber in einer der nächsten Land- tag»sitzungen Erklärung abgeden. — Zu den Gerüchten über den Rücktritt des Herrn Kul tusminister» Exz. v. Schlieben, der krankheits halber au« seinem Amte zu scheiden beabsich tige, liegen offizielle »eußerungen de» Herrn Ministers in dieser Hinsicht nicht vor. E« kann jedoch al« feststehend angenommen werden, daß der Rücktritt nicht während der Dauer der Tagung des gegenwärtigen Land tages erfolgen wird. — Die Wahlrechtsvorlage dürste in der Zweiten Kammer, wie man aut Dresden schreibt, nicht mehr im Monat November, sondern am 2. Dezember oder an einem Ser nächstfolgenden Tage auf die Tagesordnung gesetzt werden. Die Beratung wird sicher mehrere Tage beanspruchen- — Glückliche Gewinner. Acht bei der Firma A. Heinze in Herrnhut beschäftigt« Gärtner und Arbeiter spielten ein Los der Völkerschlachtdenkmals-Lotterie. Zur größten Freude der Spielgenoffen fiel auf da» Lo« ein Gewinn von 10 000 Mark, so daß jeder Beteiligte 1250 Mark erhält. — Einen gewiß seltenen Ausgang hat der Mitte Juni d. I. über da» Vermögen de» Handelsmann«» Eduard Moritz Zierold, Inhaber der Firma A. H. Mehnert jr. Nachf. in Oberwiesenthal, eröffnete Konkurs genom men. Dl« Forderungen de: Gläubiger wurden sämtlich voll gedeckt und der Gememschuldner erhielt noch über 1000 Mark Var ausgezahlt. — Der Stadtrai in Netzschkau verbietet den Zusatz von Mehl, Semmel usw. zu den Wurst- und Fleischwaren. — Die warmen Tage der letzten Wochen haben in der Natur noch eigenartige Abnor mitäten gezeitigt. In Grünbach im Erzge birge standen -bei einer Höhenlage von ca. 700 Meter in den letzten Tagen noch die Ro sen in voller Blüte. In Eich konnte man vorige Woche noch einen mit prächtigen Früch ten behangenen Apfelbaum sehen. Kirchennachrichten von Bretnig. Mittwoch, den 20. November: Allgemeiner LandeSbubtag. 8^/, Uhr: Beichte. 9 Uhr: Preoigtgottesdienst, Text: Matthäus 13, 12. Nach der Litanei: Feier de» heil. Abend- mahle«. Abend» 5 Uhr: Abendmahltgottes- dienst. Dresdner Schlachtvtehmarkt vom 18. November 1907. Zum Auftrieb kamen: 4696 Schlachttiere und zwar 718 Rinder, 933 Schife, 2770 Schweine und 275 Kälber. Die Preise stellten sich für 50 Kilo in Mark wie folgt: Ochsen: Lebendgewicht 44—47, Schlachtge wicht 81—35; Kalben und Kühe: Lebend gewicht 41—45, Schlachtgewicht 75—78; Bull-n: Lebendgewicht 44—47, Schlachtgewicht 77—80; Kälber: Lebendgewicht 50—53, Schlachtgewicht 78—82; Schafe: 88—90 Schlachtgewicht; Schweine: Lebendgewicht 47—49, Schlachtgewicht 61—63. E» find nur die Preise für die besten üishiorten verzeichnet.