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Sächsische Amts- und Anzeigevlatt für Schandau, Sebnitz nnd Hohnstein. AG- Die „Sächsische Elb-Zciti»ig" erscheint regelmäßig Freitags und ist durch die Expedition in Schandau, sowie durch alle Postanstaltc» für 10 Ngr. viertelfährl. zu beziehen. — Inserate nehmen an: Hr. Duchbindermstr. Broscp i» Sebnitz, Hr. Kämmerer Hesse in Hohnstein u. Hr. Kaufm. Angermann in Königstein, welche man an erwähnten Geschäftsstellen spätestens bis Mittwoch Abend, in der Expedition d. Bl. aber bis Donnerstag früh 9 Uhr abzugebe» bittet. Vl'. 30.Freitag, den 26. Juli 1861. Wochenschau. Sachsen. Schandau. Wieder können wir mit Vergnügen und Genugthnung auf einen festlichen, froh- verlebten Tag zurückblicken. — Der vergangene Sonn tag brachte uns auö dem Nachbarlande Böhmen auf 2 Dampfschiffen eine zahlreiche Gesellschaft auö Lcitmeritz, Lobositz, Aussig und Tetschen, die sich unter den befeuern den Klängen deö Musikcorpö dcö Regiments Haugwitz auöschiffte und nach dein Schützcnhause zog, dessen innere und äußere Räume während dcö Nachmittags-Coneertes eine ungewöhnlich große Anzahl von Gästen, Fremden und Einheimischen, beisammen sah, zwischen denen die lauteste Fröhlichkeit und das herzlichste Einvernehmen herrschte. Wer hätte aber auch nicht fröhlich sein sollen; in der freien, schönen Natur, zwischen dem frischen Grün der Bäume, unter denen, wie auf dem Nasen und all überall, wo nur ein Plätzchen war, fröhliche Menschen in buntem Gemisch lagen,, saßen, hin- und wiederwogtcn und der herrlichen Musik lauschten, so manchesmal bekannte, licbgcwordene Melodien begrüßend. Das gewählte Pro gramm wurde in all seinen einzelnen Piücen präciS, sicher und mit dem besten, verständnißvollsten Bortrage zu Ge hör gebracht, unwillkürlich einen daran gemahnend, wie man das deutsche Vaterland und in ihm speciell wieder Böhmen so recht eigentlich das Heimathland der Musik nennen kann, der echten Musik, die zu Gemüth und Herz spricht, erhebend und tröstend wirkt. — Manch schöner Anklang an die Werke der verschiedensten deutschen Meister schlug lieb und bekannt in den einzelnen Stücken und Pot- pourri's an unser Ohr, während wieder dazwischen durch ein „Oberländler" oder „Tyroler" wie Gruß von den herüberblauenden Bergen des Nachbarlandes klang. — Bis zum Ende herrschte ungetrübte Freude, die hoffentlich Niemandem getrübt worden ist, wenn auch auf dieselbe hie und da ein leiser Schatten durch einige Mängel be züglich leiblicher Genüsse geworfen worden sein sollte, in welcher Hinsicht jedoch dem rührigen Restaurateur Herrn Ziegenbalg ein Vorwurf nicht trifft, da nur die Verspä- tigung der bestimmten Nachricht Schuld trug. — Nach der Rückkehr in die Stadt — gegen '/< oder halb 10 Uhr, — brachte das Musikcorpö dem Hrn. Bürgermeister Har- tung beim Lichte bengalischer Flammen ein Ständchen. — Dann wogte Alles "dem Elbufcr zu, wo wie am Nach mittag im Hellen Sonnenschein, jetzt beim Mondlicht das bunte fröhliche Treiben wieder begann, bis man sich nach dem, etwas späten Eintreffen des 2. Dampfschiffes gegen 11 Uhr zum Aufbruche anschickle. — Vorher noch sprach von der Landungsbrücke aus ein Gcsellschaftsmitglied in längerer, beifällig aufgcnommencr Rede freundliche Worte des DankeS und deö Abschieds, mit einem Hoch auf Schandau, Pirna re. und seine Bewohner schließend. Beides erwiderte Herr Bürgermeister Hartung in bündiger, nicht minder herzlicher Weise und wir können uns seinem Wunsche, daß die Nachbarländer und ihre Bewohner auch in ernster Stunde zusammenhalten möchten, nur aus vollem Herzen und in der Ucbcrzcugung anschließcn, daß derselbe überall freudigen Anklang und Wiederhall gefun den, einen Wicderhall, gleich stark, wie ibn die Berge zu rückgaben beim Lösen der Geschütze. — Während der letz ten flüchtigen Augenblicke des Abschieds leuchteten die bun ten Farben der bengalischen Flammen von allen Stellen deö Ufers, dieses und seine ganze Umgebung mit Licht und Glanz übergießend, überall Blitz, Knall, Rauschen und Zischen von Raketen, Schwärmern und Schüssen — und dazwischen abwechselnd Sachsens und Oesterreichs National- Hymnen. — Jetzt drehn sich die Näder, langsam stoßen die Schiffe vom Ufer, noch einmal feurige hoch aufstei gende Abschicdszeichcn, noch einmal donnern vom Ufer AbschiedSgrüße, tönen von den Schiffen die geliebten Volks lieder; — letztes, tausendstimmiges Lebewohl, — dann Stille und Nacht, — rings um, nur in unseren Herzen nicht, da wird das Vergangene noch lange mit leuchten den Zügen stehen! — Wie auö einem in heutiger Nummer befindliche» Inserate ersichtlich ist, findet nächsten Dienstag Nachmittag 4 Uhr auf hiesigem Bade von dem Musikchor deö Regi ments Haugwitz aus Theresienstadt ein großes Ertra- Concert, verbunden mit Ball, statt, wozu wir Freunde der Musik uns hierdurch noch besonders aufmerksam zu machen erlauben, als uns eben ein derartiger wirklicher Genuß nur zu selten geboten wird. — Aus Veranlassung dcö nächsten Sonntag begin nenden Dresdner Vogelschießens haben die Directorien der königl. sächs.-böhm. Staatöcisenbahn und der sächs.- böhm. Dampfschifffahrts-Gesellschaft Veranstaltungen ge troffen, den Besuchern des beliebten Volksfestes Gelegen heit für Hin- und Rückfahrt so günstig wie möglich zu bieten und verweisen wir deshalb noch besonders auf die in heutiger Nummer darauf bezüglichen Inserate. — Am 21. d. M. Mittags verunglückte der 38 Jahr alte, als Tagarbeitcr in hiesiger Dampfschneidemühle be schäftigte C. G. Thomas auö Friederödorf bei Ncusalza beim Baden in der Elbe und hinterläßt eine Frau und zwei noch unerzogene Kinder in den dürftigsten Verhält nissen.