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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.04.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189104084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910408
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910408
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-04
- Tag 1891-04-08
-
Monat
1891-04
-
Jahr
1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.04.1891
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Redaktion n»d Erprdition JohanneSgasse 8. Lprkchltnndrn drr Rrdartio» Borintltags 10—12 Uhr. Nachmittag- 5— 6 Uhr. tzttr dir «Itckß»I>« »«„»tanrirr «t-nulcriri, «acht sich die Redacl»en nicht verbindlich. Annahme »er für »ie nächstsalgendc Nummer »estimmten Inserate au Wachentagen bis 3 Uhr Nachmittags, an Tonn- un»Festtage«früh vis' >9 Uhr. Zu dr» Filialen für Zns.-Zlnnalimr. Ltta Klemm a Sartim. (Alfred Hahn», UniversilätSstraße 1, - DrM für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. NbonnernentsprelS vierteljährlich . Alk. in Alt-Leipzig, inet. Bringerlobn Mk., durch die Post bezogen <1 Ml. Einzelne Nr». 20 Pj. Belegexemplar 10 Pi. Gebühren tür Extrabeilage» <!» Tngeblatl-Fvrmal gesalzt; ohne Poslbesörderung i;o Mt., mit Poslbesörderung 70 Mk. Inserate 8 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höhen» Tarif. Reklamen unter dem Redact ionsstrich die 4 yespalt. Zeile 50Pf., vor den Famil iennachrrchte» die tigespallene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die («rprditlon z» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenunwrnwl" oder durch Pvst> Nachnahme. S8. Mittwoch den 8. April 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekaniltmachung. Mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten haben wir bc- lchlvssen, die Fluchtlinien der Riebecknraße von der Stötteritz« Straße bis zur Reitzenhain« Strasse und der Reitzenhainer Strasse, auf deren Ausdehnung vom Ostplatz bis zur Riebeckstrahe, soweit nicht nach unserer Bekanntmachung vom 20. Juni 1890 bereit- ein Tdeil derselben sestgestellt ist, nach Maßgabe des Planes D. ki. V. Xo. 4732/5457 festzustellen. Dieser Pia» liegt von der Veröffentlichung dieser Bekanntmachung an in unserer Tiesbauverwaltuug (Rathhaus II. Stock, Zimmer Nr. 14) vier Wochen lang zu Jedermanns Einsicht aus, und sind Widersprüche gegen denselben innerhalb dieser Frist schriftlich bei uns anzubringen. Nach Ablaus dieser Frist eingebrachte Widersprüche werden gemäß ß. 22 de- Regulativs, die neuen städtischen Anbaue und die Regu lirung der Straßen bete., vom 15. November 1807 als versäumt betrachtet und haben demgemäß keine» Anspruch aus Berücksichtigung. Leipzig, am 4. April 1801. Tcr Rath »cr Stadt Leipzig. ko. 1599 486. vr. Georg!. vr. Redlich. Lekittlntmachung. Wegen vorzuuehmender Einlegung von Wasserrohren wird van heute ab die Augustenftrafte zu Leipzig-Mahlt aus deren Strecke vom Kirchplatz lnS zur Halleschen Straße, sowie vom >4. ». MtS. ab die lviünfterstrahe zu Leipzig-Reudnitz aus deren Strecke von der Ost- bis zur Eilenburger Straße auf die Daner dieser Arbeiten für den durchgehenden Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 7. April 1891. ' '' Der Rath der Stadt Leipzig- IX. M8 Vr. Gcorgi. Leistner. Lekanntmachnng. Der Umbau von ca. 290 lauf. Met. Schleuste IH. Tlasse In der Hauptstraße in Leipzig-Anger-Crottendors soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnung für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Berwaltung, RatdhauS, 8. Stockwerk, Zimmer Ni. 14, aus und könne» daselbst «„gesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren von 0,75 .6, welche ev. in Briefmarken einzusenden sinh, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind verslcgelk und mit der Aufschrift! „Schlcntzcnumbau in Leipzig-Anger-lsrattendarf" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 13. Ifd. MtS., Nach mittags 5 Uhr, einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote ab« zulehne». Leipzig, den 4. April 1891. Der Rath »er Stadt Leipzig. Io. 1579. vr. Georgt. Etchortus. Lekannlmachung. Tie Herstellung von ea. 388 lfd. Metern Hauptschleuhen van 40 ein weiten Thonrohren in der Markt-, Hedwig- und Ludwtgftraste in Lcipzig-Reustadt soll an einen Unternehmer verdungen werden. Tie Bedingungen und Zeichnung für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Berwaltung, Rathhaus, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14, ans und können daselbst eingesehcn oder gegen Entrichtung der Ge- biihren von 0,75 X, welche event. in Briefmarken einzusenden sind, culnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift; „Schleust«! in Leipzig-Neustadt" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 13. April 1891, Nach mittags 5 Uhr, einzureichen. Tcr Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote abzulchnen. Leipzig, den 4. April 1891. Der Rath »er Stadt Leipzig. Ie. 1579. vr. Georgt. Cichortus. In Gemäßheit de» ß. 1 der Borschristen für die Ausführung von Anlagen zur Benutzung der Stadtwasscrkunst vom 6. Februar 1888 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr Richard N«»ack» Schenkcndorfstraße 22, zur llebernahme solcher Arbeiten bei uns sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachgewiesen hat. Leipzig, den 4. April 1891. Der Rath der Stadt Leipzig - " i. Wo, X. 1965. vr. Georgi. Solfram In Gemäßheit des A. 1 der Vorschriften für die Ausführung van Anlagen zur Benutzung der Stadtwasserkunst vom 6. Februar 1888 »lachen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr Martt» Linke, Jnselstraße Nr. 15, zur llebernahme solcher Arbeiten bei uns sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachgcwiesen hat. Leipzig, den 4. April 1891. Der Rath »er Stadt Leipzig. li. «0 X. 1905. vr. Georgt. Lolfram I. Städtische Fortbildungsschule. (Johanniöplatz 6—7.) Tie Anmeldung neu eintrctendcr Schüler bat in der Zeit von Moniag, den 6 April, bis Freitag, den Ist April, zu ge- lieben, und zwar varmittaga van 1«—IS Uhr »er au« üiesigrn Schulen abgrgangenen, Rachmittags van 4 -3 Uhr Sc» von auswärt« kommenden. In den angegebenen Vormittagsstunden werden auch die Ab meldungen hiesiger Eaufirmandrn angenommen L. Xirvctintor, Direktor. Zweite Städtische Fortbildungsschule für Knaben. (Schlrtterftraste «r. 10.) Tic Anmeldung neu etntreteuder Schüler erbittet sich der Unterzeichn«« Montag, den 6. April, bis Donnerstag, den 9. April 1891, Vormittag« von 10—1 Uhr und Nachmittag» von 4 0 Uhr, und zwar am 6. und 7. April solcher aus hiesigen Schulen, am 8. und 9. April der von auswärts kommenden. Auch bat zur selben Zeit die Abmeldung drr in andere Leipziger Schule» übertretenden oder «ach auawärts -erziehende« Schüler zu crsolgen. Leipzig, den 29. März 18Sl. vr. Sito^rl. Oeffenlliche Buchhändler-Lehranstalt. Tie Anmeldung neu »intretender Schüler erbitte ich mir lm Lause dieser Woche, in der Stunde von 3-4 Uhr. Ta» letzte Sch»I;ruguih ist v-rzniegen. vr. timltt, An der Pleiße 4. kl Nach hier erstatteter Anzeige ist im Lause der letzten Michaelis- messe in einem hiesigen Rauchwaarengeickast ei» Packet mit 86 Stück Zobrlschwriseii vertauscht worden. Zur Ermittelung des Eigenthüiners wird dicS hierdurch bekannt gemacht. Leipzig, den 5. April 1891. Da» Polizriauit der Stadt Leipzig. In Stellvertretung: vr. Schmid. Ml. vie Lage in Ostafrika. Mit dem Eintreffen des BaronS v. Soden in Tanga, welches am 6. April erfolgt ist, beginnt ein neuer Abschnitt in der Entwickelung von Deutsch-Ostafrika. Die Periode der .Kämpfe wird als abgeschloffen betrachtet, und an ihre Stelle soll die Organisation des Handelsverkehrs zwischen dem Sccngebiet und der Küste treten. Tie Schutztruppe soll auf die Hälfte ihres jetzigen Bestandes vermindert und der größere Tbeil derselben in Garnisonen verthcilt werden. 200 Mann sollen ein fliegendes EorpS bilden, was jeder Zeit in den bedrohten Punctcn Verwendung finde» kan» Ter Hauptzweck dieser Politik ist die Ersparung von Kosten, die Ausgabe» sind für die Zukunft auf 2 Millionen jährlich berechnet. Ter Löwenanthcil an der Entwickelung der Eolonic soll Privat- Unternehmungen überlassen bleiben, welche vom Reiche nur soweit unterstützt werden, als eS die Mittel gestatten. Der Plan ist unzweifelhaft gut, aber ein Rückblick auf die Kämpfe dcS lebten Jahres führt zu der Annahme, daß die Zeit der Kämpfe noch nicht abgeschlossen ist, und daß die Schutztruppc noch vielfach Arbeit finden wird, die eher ihre Vermehrung als ihre Berminderung wünschenSwerth erscheinen lassen. Tie Aufgabe, welche dem Eommisiar v. Wiffmann oblag, war wesentlich kriegerischer Natur, er batte den Auftrag, die Erhebung der arabischen Sclavcnhändler an der deutschen Küste zu bekämpfen und zu unterdrücken und die Besitzvcr- hältniffe wieder berzustcllen, welche bis zum August 1889, der Zeit dcS Ausbruchs des Ausstandes, bestanden. Major v. Wiffmann hat diese Ausgabe in glänzender Weise gelost, die Kämpfe gegen Buschiri und Bana Heri haben den deut schcn Siegen ein neues Ruhmesblatt hinzugefügt, und allsei tige Anerkennung ist dem kühnen und rielvewußten Führer der deutschen Sache in Ostasrika zu Tyeil geworden. E» waren wichtige Ereignisse, welche in die Zeit des CominissäriatS Mffmann'S sielen. Stanley nahm seinen Rückzug von Wadelai durch Las denrsche Gebiet, inrtr-vr-. Peter« zog dieselbe Straße, nachdem er sein gefahrvolles Unternehmen glücklich zu Ente geführt batte. Der einzige Abschnitt in der Wirksamkeit Wifsmann'S, der »och der Aufklärung bedarf, ist sein Bcr- hältniß zu Emin Pascha einerseits, zu Stockes andererseits Vom militairischcn Standpuncte aus scheint weder Emin noch Stockes besonders glücklich operirt zu haben. Die Kämpfe gegen die Wangoni« konnten wahrscheinlich vermieden werden, wenn Emin sich darauf beschränkte, auf dem kürzesten Weg den Victoria-Nyanza zu erreichen, aber die weitere Verfolgung dieser Angelegenheit durch Stockes war offenbar der größere Fehler. Wiffmann bat wohl die Leistungen Emin's unterschätzt, die von Stockcö aber weit überschätzt, besonders erscheint eS als ein Verhängnis^ voller Mißgriff, daß Emin durch die von Zanzibar aus ge troffenen Anordnungen in eine Art von AbhangigkeitSver hältniß zu Stockes gebracht wurde. Schließlich Kat mau von StockcS nichts mehr gehört, während Emin, der vom Victoria- Nyanza zurückberufcn war, auf seinem Posten verbleibt. Zur Bekämpfung der feindlichen Wangoni ist Ramsay mit 200 Mann abgcsandt worden; eS liegen aber noch keine Nach richten über das Ergcbniß seiner Sendung vor. Emin ist dem Borwurf, daß er die Kosten seines ZugeS weit über das verabredete Maß gesteigert hat, durch Sendung von 3000 Frasilah Elfenbein begegnet, welche einen Werth von 80 000.6 repräsentircn, also ist diese Angelegenheit beglichen. Wiffmann hat seine letzte militairische Expedition vor Ablauf seines Commiffariatö in glänzender Weise durch- gesührt. Die Karawanenstraßc nach dem Kilimandscharo darf nach Errichtung der Stationen in Masinde und in Moschi als verhältnißmäßig gesichert angesehen werden. Er hat den Massai und Aruscha-Stämmen einen hcil- amen Schrecken eingefloßt und den betriebsamen und riedlichen Bewohnern des Pare Gebirges eine unvcr wfftc Genugthuung gewährt, indem er die Räuber, welche ihre Pflanzungen verwüsteten, ihre Frauen und Kinder fort geführt hatten, zur Rückgabe des Raubes und zum Schaden ersatz zwang. Dafür, daß keine Wiederholungen der räubc rischen Uebersälle mit Aussicht aus Erfolg stattsinde» können, ist durch Anlegung der Stationen Sorge getragen. Auch der unbotmäßige Häuptling Machembe im Süden des deutschen Gebietes hat die Ueberzeugung gewonnen, daß er auf die Tauer seinen Widerstand gegen die deutsche Macht nicht auf recht erhalten kann, er hat deshalb Frieden-Vorschläge gemacht und seinen Sohn als Geißel nach Mikindani gesandt, um die Aufrichtigkeit seiner Absichten darzuthun. Es ist demgemäß zu erwarten, daß auch dort sich allmälig friedliche Zultände gestalten werden. Aber damit ist den Kämpfen sicher noch kein Ziel gesetzt, denn wohin auch die Führer deutscher Unter nehmungen in Ostafrika ihre Schritte gerichtet haben, überall sind sie mit den Eingeborenen in Kampf gerathen, oder mit arabischen Sclaven- und Elfenbeinjägcrn, wie Emin auf seinem Wege nach d»m Victoriasee. Es wäre zu viel erwartet, wenn man sich der Hoffnung hingeben wollte, daß in Zukunft Alles glatt abaehen werte blcS des halb, weil Baron von Soden den Posten des Gouverneurs in Dar e« Salaam angetrelen hat. Zunächst bleibt abzuwarten, waS Hauptmann Ramsay argen die Wangoni ausgerichtet hat, dann aber drobt eine stete Gefahr von den arabischen Sclavenjägern, welche sich durch die deutschen Eolonisten in ihren LebenSbedingunge» getroffen fühlen. Emin bat auf diesen Punkt sogleich seine Aiismerksamkeit gerichtet, indem er mit den Arabern in Tabora feste Beziehungen anbahnte. Aber die Sache ging später wieder in die Brüche, weil er sich genöthigt sah, dieselben Leute, mit denen er in Tabora sich auf guten Fuß gesetzt batte, zu verletzen, weil er eine» für sie bestimmten Sclaven tranSport abfina^ TaS sind Widersprüche, die in den seit langer Zeit in Ostasrika bestehenden Verhältnissen ihre voll ständige Erklärung finden, aber das Dasein dieser Wider sprücbc zeigt, daß die Aera der Kämpfe noch lange »ich« abgeschlossen ist und daß die A»Ssübru,ig des Programms des Herrn von Soden auf große Hinderiiiffe stoßen wird. Es liegt gewiß nickt im Interesse deS Deutschen Reiches, die Erfolge, welche durch die thalkräftige Verfolgung unserer Colonialpolitik in Ostasrika errungen worden sink, in Frage zu stellen, durch Rücksichten der Sparsamkeit und durch ängstliches Festballcn an einem Plane, der vielleicht die Gegner der Colonialpolitik leichter gewinnt, als das Beharren auf dem eingeschlagenen Wege. Tic Ostasrikaiiischc Secn-Gesellschast ist ein vielversprechender Anfang für die Betbätigung von Privatbestredungen im Dienste der Coloni- sation, aber der deutsche llnternci'mungsgeist würde sich weit umfangreicher entfalte», wenn Gewähr dafür gegeben wäre, daß die Sicherheit von Handels - Unternehmungen von Reicks wegen verbürgt würde. TaS Streben, der Privattkäligkcit militairische» Schutzen bieten, ist vorhanden, aber die An kündigung, daß die >Lchutztruppe aus die Hälfte zurückgcsübrt werden soll, ist nicht besonders ermulbigend. ES sei denn, daß Männer wie vr. Peterö und Hauptmann v. Graveuren», Privat-Schutztruppen organisircn und daß Major v. Wiffmann sich gleichfalls in »iilitairischer Bczielumg vom Reiche unabkäiigig macht. Wen» sich diese Beränrerung vollzickt, dann ist für die Colonisation am besten gesorgt, aber vknc »lititairischcn Schutz ist in Ostasrika nichts zu erreichen. * Leipzig, 8. April. * Wie man der „Post" aus Darmstadt schreibt, er wartet man dort Ende April den Besuch der Königin vo» Großbritannien und gleichzeitig den dcS Kaisers. Tcr Besuch wird zwischen die Ausflüge deö Kaisers ;>»» Grafe» Gvrtz in der Wcttcrau und »ach Baden zur Aucr- hahnbalz erfolgen. * Die Wicderbesctziiiia des Postens eines Unierstaats- secretairS im preußischen CulluSministeriiii» macht besondere Schwierigkeiten, da die Stellung eine der arbeits reichsten im Staatsdienste ist. Durch das CultuSmiiiisterii»» gehen jährlich etwa 90 000 verschiedene Schriftstücke, welche sämmtlich in die Hände des UnterstaatSsecretairS kommen. Wenn er denselben auch nur zum Theil eine eingehende Auf merksamkeit widmen will, beträgt seine tägliche Arbeitszeit ohne Unterbrechung mehr als >2 Stunden. * Der von Berlin scheitende chinesische Gesandte Hung-Seün empfing am letzten Srnnabend den A»f- .ichtSratds Präsidenten der H a mbürg A >» erikanischen Packetfahrt Actieu-Gesellschaft, Herrn Woldemar Nissen, der ibn im Namen der Hamburger Handelskammer ersuchie, bei seiner Rückkehr nach Cbina seine» Einfluß zur immer weiteren Ausgestaltung der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und China geltend zu machen. Der Gesandte versicherte, daß er bei seiner Rückkehr nach China sein Bestes thun werde, um die Wünsche deutscher HandclS- kreise nach Kräften zu fördern. — Am Sonntag Abend gab der Gesandte Hsü seinem scheidende» Vorgänger e», Abschicdö- effen, an welchem auch der gleichfalls zur Verabschiedung hier eingetroffene Pariser Gesandte Hsi Fu-Tchcn Theil nabm. * Wie vor Kurzem Herr Harmening in Heidelberg, so erschien dieser Tage Herr Barth in Mannheim und Karlsruhe, um die HeilSlchren der Deutschfreisinnigcn dem badischen Volke »luiidgerecht zu machen. Da in Baden mit Ausnahme der Interessenten wenige Menschen sich zu den wirthschastlichcn Anschauungen dieser Partei bingezogcn fühlen, verspricht dieser Versuch, da« Land durch die Lyuiphe des Freisinnes zu bekehren, wenig Erfolg. In Karlsruhe trat dem Abg. Barth der Professor drr Geschichte an der Technische» Hochschule I)r. Böthlingk in »»itbigcr Rede gegenüber, indem er die Angriffe gegen den Fürsten Bis marck kräftig zurückwicS. DaS von ihm auSgebrackte Hoch aus den Fürsten fand denn auch in Anbetracht, daß die große Mehrheit der Versammelten den De»tschsrcisin»iae» und der Demokratie angehörte, eine» sehr lebhastcn Anklang. Daß die Partei, die um jeden Preis in Baden Fuß fassen möchte, dies nur mit Hilfe auswärtiger Redner versuchen kann, wirst kein besonderes Licht auf die politischen Fähigkeiten ihrer Führer. * Der ehemalige Deputirte für Dalmatien, Senats- Präsident Lapenna, ist, wie aus Wien gemeldet wird, gestorben. * lieber den russischen AndreaSordc», der durch die kürzlich erfolgte Verleihung an den Präsidenten Carnot ein gewisse- TageS-Jntcresse gewonnen hat, werte» der „Kreuzzcitung" folgende Notizen mitgclhcilt: Der kaiserliche Orden des heiligen Apostels Andreas hat nur eine Claffe. Tie Insignien bestehen auS: 1) einem blaue» Kreuz in einem dreifach aekrüutcu zweilüpsigen Adler. DaS Kreuz trägt da» Bildnis; des gekreuzigten Apostels Andreas, des erste» Berkäudigers des Evangeliums im russischen Reich, und an seine» vier Ende» die lateinischen Charakter«: 8. >. I'. kt., d. i. Laoet»« Emiren» I'atra»»» ktuüuino. Auf dem Revers findet sich inmitten des Adlers die Lrdensdevise: für Glauben und Treue: 2) einem silberne» Eterne mit einem dreisach gekrümen zweiköpfigen Adler auf goldenem Grunde in der Mitte »nd der Ordcnsdevise oben aus blauem Felde und zwei Lorbcerzweigcn unlen, 3) einem hellblauen Bande von der rechten Schulter zur linke» Hüfte, 4) einem langen Mantel von grünem Sammet, weiß gefüttert, mit Silberquaslen und Silber- schnüren, 5) einem Wassenrock von weißem Glacb mit Gold- Verbrämung, 6) einem schwarzen Hut von Sammet mit rolber Feder und dem Andreaskreuz, ?) der Lrdenskette, zusammengesetzt aus drei Stücken, die sich regelmäßig wiederholen: de», kaiserliche» Adler, einem weiß und roth geränderten Schilde mit dem blauen Andreaskreuz in der Mitte und einem mit der Kaiserkrone ge- schmückten Schilde, aus dessen hellblauem Grunde der goldene Jnltialenzug Peters des Großen verzeichnet ist. Gewöhnlich werden mir Kreuz, Stern und Band getragen. Mantel, Wassenrock, Hut und Kette werden nur bei besonderer Gelegcnbeit angelegt. Tie russischen Großfürsten erhalten statutengemäß den Orden nach der Taufe, die übrigen zur Kaiserlichen Familie zählenden Prinzen »in Tage der Großjährigkeit. Ter Orden wurde von Peter dem Groben am 10. März 169!» gestiftet und an diesem Tage dem Grafen Fedor Golowin, Generaladmiral und Feldmarschall, zuerst verliehen. Peter der Große verlieh den Orden nur an 38 Per- sonen und wünschte ihn selbst nur sür eine Kriegslhat zu erhalten Die- geschah, a>« der Zar am 10. Mai >703 bei der Mündung der Narwa zwei schwedische Kriegsschiffe erstürmt hatte. Die Kaiserin Katharina I. verlieh den Orden zwölsmal. Kaiser Peter ll. verlieh ihn an 5, Kaiserin Anna an 24, dl« Kaiserin Eliiabeth an 68, Kaiser Peter Ilk. an 14 Personen. Katharina die Große per- lieh den Orden I40ma>, Kaiser Paul 49ma>, Alexander I. verlieh den Andreasorden an 130 Personen, darunter an sämmtliche Mit streit« von 1812. Kaiser Nikolaus verlieh den Orden 215, Alexan der Ik. I68mal Ausnadm«w«ie wird drr Orden auch mit Schwertern und mit Brillante» verliehen Der König von Rumänien besitzt ikn mit Schwerlern — wohlverdient, da ohne die Hilfe der r»inani!chen Armee die Russe» vor Plenum verloren waren. Fürst Bismarck besitzt den Orden mit Brillanten. Außerdem besitzen ihn »och von deutschen Generalen und Staatsmännern: Gras Mollke, General. Oberst v. Pape, der Reichskanzler General v. Caprivi und di? Botschafter General v. Schweinitz und Prinz Neuß. Mit de» Fürsi - lichkeiten wird der Orden etwa in 20 Exemplaren in Deutschland vertreten sein. Man siebt, so ungewöhnlich ist die Verleihung der Deco ralion an das Staatsoberhaupt von Frankreich an ich nicht. DaS Charakteristische liegt nur darin, daß der Orden durch das selbstherrliche Oberhaupt eines autokralischcn StaatSwesenS an das Oberhaupt eines völlig innerlich »»k äußerlich dciiiokralischcn Staates verlieben wurde und das: »lau ans diesem Act: somit auf eine ungewöhnlich intime Verbindung zwischen den beiden Staaten wird schließen müssen. * Petersburger Blätter melden, das Ministerium dcS Auswärtigen babe die deutsche RcichSregierung zu gemeinsamen diplomatischen Schritten gegen die agitatorisch betriedene, ans Verlockung zur Auswanderung »ach Brasilien und Argentinien gerichtete Thätigkeit snd amerikanischer Agenten anfgcsordert. Es soll a» d>e genannten sütaincrikanischcn Republiken die Forderung gefiel!' werde», die entsprechenden Maßregel» zur Verhinderung tcr Einwantcruiig inillclloscr Emigraiuen z» treffe», sowie der Auswanderung Derer, welche nach ihrer Heiinath zurnckzi: kehren wünschen, keine Hindernisse in den Weg zu legen, zu welchem Zwecke Rußland Beamte entsenden will, um die Verhältnisse tcr dorthin ausgcwandcric» russischen linier lhane» Narznstctlcn. * DaS Duiilcl, welches bisher auf der Urheberschaft d?S in Sofia verübten MordanschlagS lag, scheint sich a mälig auszuhctlen. Wie bereit« genicltct. Hallen Fürst Fei dinank und seine Mutter, Prinzessin Clcmentine, ebenso wie tcr Minister des Auswärtigen Gretow Drohbriefe erhalten, ßi welche» ihnen der Tod angcknntigl wurde, wen» sie nicht Bulgarien verließe». Man erkannie, daß der Absenter lei» Bulgare sein könne. Die Nachforschungen der Behörden haben nun den Erfolg gehabt, daß als Verfasser jener Briese der Kawaffc de« russischen GeiicralconsuIalS A ndre a Sochoruckow ermittelt wurde. Ans die nnzwciselhasieii Nachweise des Ministeriums de« Auswärtigen bat der de>m> - Gencralconsnl Baron Wange »beim die Verbaslnng d - Kawaffen verfügt. Außerdem steht fest, daß Bcnkcrcw ini. Karawelow in einem Orte an der Donau eine Zusammen kunst gehabt hat. Hält »lau hiermit zusammen, was über Ben dercw's Ausenthalt in Rumänicn, die gleichzeitige Anwesenheit politischer Agenten und Ruffcnsrcundc, sowie die Ansammlung von bulgarischen Emigranten i» Reni verlautet, so kommt man zu dem Schluffe, daß ein neuer Putsch gegen Bnl garicn in umfassender Weise vorbereitet Worten war. Nur durch die Errettung Stai»I.'utow'S blieben die hieraus bc züglichcn Pläne nnauSgcsührt. * Die serbische Sknpschtina nahm am Montag mit großer Majorität das Prcßgcsctz in zweiter Lesung an. De? Referent, einige Rakicale, sowie Garaschaniii bclämpsien den Paragraphen l7 und verlangten die Einräumung der Unverletzlichkeit ausschließlich für den regierenden Kenia, dessen Gemahlin und den Kronprinzen. Die Redner mol virtcn ihren Standpunct mit der sonnigen Unmöglichkeit einer unparteiischen Geschichtsschreibung, der staatsgesahrliche» E >: Mischung deS Königs Milan in die innere Politik, sowie in die Zwiste de» Elternpaares »nd dessen verderbliche Folg.» für das Land und Volk. Der Paragraph >7 wurde sek.inn mit dem Zusatz: „Lebende Ascentettten und Dcseciitenlen" ergänzt. * In St. Gallen siegte bei der am Montag znni ersten Mal stallgchabtcn Wahl der Regierung durch das Volk die conscrvativ dcinokratischc Liste, die Liberalen nnlerlagcn. * Tcr spanische Ministcrralh beschäftigte sich mit der Budgctfrage. DaS Budget weift ein Desieit von 02 Millionen auf, also uni die Hälfte weniger als im Vorjahre. Das Ministerium hofft, daß das Desieit in den zwei folgenden Fahren ganz verschwinden wcrtc. Die schwebende Schuld beziffert sich ans 303 Millionen. Für die Nenherstellnng von Kriegsschiffen sind l7t Millionen auSgeworsen. Zum Koch'schcn Heilverfahren. X Wie weiiig auch »och das Urthcil über die Kvch'sche Ent deckung abgeschlossen ist, so kann man doch schon jetzt bebauple», daß durch dieselbe eine neue Epoche der Bebaiidlnug der am Iiänsig sten vorkommenden »nd die größten Opfer sordernden KrankbeN, der Lungcntubercutose, clngcleitet wurde» ist, die auch, wenn ma» von den überschwänglichen Hoffnungen nbsieht, die trotz Koch'. Mahnung gehegt morden sind, indem man Wniiderdinge von dem neuen Mittel erwartete, eine erfolgreiche z» werden veriprichl. Eine ganz hervorragende Rolle scheint hei dem Verfahren der chirurgischen Beihilfe Vorbehalten zu sei», Lurch die sogar die vvn Koch gesetzte Grenze der Wirkung seines Mittels weseiitlich hii,a»sgeichobeil werden dürste. Wie bekannt, hat Koch gleich bei seiner ersten Peroffeiit lichung betont, daß Lungentuberculvjc in fortgeschrittenem Stadium und mit Cavernenblldung complieirt wohl nur ausnahmsweise einen dauernde» Nutzen von der Application des Mittels haben würde. Wenn auch anznnehinen sei, daß das tubercnlös insicirte Gewebe bei ihnen ebenso wie bei anderen tubercnlös Erkrankte» von dem Mittel beeinflußt werden wird, so sei doch zu fürchte», daß die in unmittelbarer Folge entstandenen necrotiichen Geweb Massen und eitrige» Sekrete keinen genügenden An-weg sinden werden, es also möglicher Weise zu sehr schweren Störunge» > » Ort und Stelle in Folge der Stagnation dieser ahgetödtelei, l wcbsmassen kommen könne. Koch fand deshalb den Versuch sel r naheliegend, solchen Patienten »löglichensalls durch eine chiruigi'ct- Beihilfe die Wobtlhate» seines Mittels zu Gute komme» z» laste?.. Sviiiieiibnrg hat nu» zuerst diesen Versuch im „Moabiter Kiemle?' Hause" zu Berlin ausgesührt. Ihm ist nun der Privaldvcent n„ der Universität zu Halle, I'r. »»'<1. Edmund Leser gefolgt, der Gelegenheit gehabt hat, zwei Tuherculöie in einem bereits irrtge schrittenen Stadium der Erkrankung mit Bildung von Eavernen in den Lungen operativ zu behandeln, worüber er in einem im Verei: der Acrzte zu Halle gehaltenen Vortrag berichtet hat, der auch in einem Separatabdruck aus der Mnncnen« Medieinische» Wochen- schrist unter dem Titel: „Beitrag zur operative» Er öffnung von tubcrculösen Lungencaverne» behufs Behandlung mit Kochs Flüssigkeit" erschienen ist. Leser sieht diese Operationen zur Zeit nur als Bcriuche am Lebenden an, welche ihre volle Berechtigung erlange», einerseits durch ihre relative Gesahrlosigkeit, andererseits durch die An sicht, welche sie ans eine dcsinitive, aus anderen Wege» niid mit anderen Mitteln nicht zu ermöglichende Heilung vor geschrittener Lmigentuberculosen erösincn Wenn man an.li jetzt »och nicht i» der Lage ist, strenge Jndicalionen sür diese Operalionen auszustkllen, so muß uns doch die Ileberlegiing dazu bestimmen, das es iebr grsabrbriiigend erscheint, bei fortgeschrittener Lungen liiberculoje, namentlich bei lnbezciilöse» Höhleiibildiliigen in den Lungen, Kvch's Tuberenlin dein Organismus einziivrrleibeii, ob»?
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