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Amts- Mi> AlWcklltt für den Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- scrtionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Ps. 8«. Seürk des Mtsaenckts Eibenstock < i Expedition, bei unfern Bo- tcn, sowie bei allen Rcichs- und dessen Almgeoung. P°«° - Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hanncbohn in Eibenstock, inm — t». Jahrgang. Donnerstag, den 23. Juli 18NS 7. öffentliche Sitzung des Stadtvcrordneten-Collcgiums Kreitag, den 24. ds. Ms., Kvends 8 Ayr im Rathfiaussaalc. Eibenstock, am 2V. Juli 1896. Der Stad tvcrordnctcn-Vorstchcr. E. Hannebohn. 1) Richtigsprcchung der 95er Sportelkasscn-, Dienstbotcnkrankcnkasscn-, Pcnsionskassen-, Biersteuer-, Armenkassen, Feuerlöschkassen- und Stadtkassenrechnung. 2) Beschlußfassung über die künftige Unterhaltung der über den Dönitzbach führenden Brücke auf Kosten des Forstfiskus. 3) Desgl. über Verwendung des 95er Sparkassenreingewinnes. 4) Desgl. die Wahl des Herrn Bürgermeisters zum Direktor des Gasbeleuchtungs aktienvereins und als Mitglied in den Bezirksausschuß betr. 5) Desgl. die Erwerbung von Areal zur Verbreiterung der Nordstraße betr. 6) Kenntnißnahme von der Anstellung einer 4. Hebamme. 7) Beschlußfassung über Verwilligung der bei Erwerbung der zur Errichtung der Wasserleitung benöthigten Wiesenparzellen entstandenen Kosten aus der Wasser- leitungsanleihc. Hierauf geheime Sitzung. Bekanntmachung. Am 1. August dss. Js. ist der 2. Gruiivstcucrtermin auf das Jahr 1896 fällig. Derselbe ist bei Verineidung der zwangsweisen Einziehung bis spätestens zum 10. August Vss. Js. in hiesiger Stadtstcuereinnahme zu entrichten. Gleichzeitig wird nochmals an die Entrichtung der Ortsschankgewerbesteuer und Hundesteuer auf das 2. Halbjahr 1896, sowie des 2. Termins des Wasser zinses erinnert. Eibenstock, am 22. Juli 1896. Der Rath der Stadt. Hesse. Kirchner. Wac Kinley und Bryan. Anfang« November findet in Nordamerika die Präsiden tenwahl statt. Die beiden großen Parteien de« Lande« haben ichon ihre „Konvente" abgehalten und ihre Kandidaten auf gestellt; die Republikaner den durch seine hohe Schutzzollbill bekannten Blae Kinley, die Demokraten einen Silbermann Bryan. Nach einer kurzen, machtvollen Blüthezeit hat die demo kratische Partei Amerika«, die Partei Clcveland«, de« jetzigen Präsidenten, unverhältnißmäßig rasch abgewirlhschastet. Sie gleicht in gewissem Grade dem kontinentalen Liberalismus, auch sie trat al« antikorruptionistische Partei, al« freudig be grüßte Gegnerin der republikanischen, auf den Plan, ihr Programm voll mit volk-freundlichen, vielverheißenden Ver sprechungen und dem leidlichen Willen, da« Schlechte au-zu- rotten. Leider mangelte e« ihr selbst am Nothwendigsten, an der eigenen sittlichen Reinheit, und die „Tammany - Hall"- Enthüllungen de« Jahre» 1894 zeigten zur Evidenz, daß die Demokraten um kein Haar bessere Menschen sind, al« die Anhänger der republikanischen Partei. So war denn ein Umschwung unvermeidlich, und al« in diesem Jahre die „Na- lionalkonventionen", die Delegirtcn-Vcrsammlungcn au» allen Bundesstaaten der Union, zusammentraten, war die Demokratie bereit« derart in Verruf, daß man Allgemein annahm, der republikanischen Kandidatur Mac Kinley« würde kein nennen«- werthe« Hinderniß erwachsen. Da wurde es aber bekannt, daß auf dem republikanischen Nationalkonvent zu St. Loui« folgende Stelle mit anhalten dem Bcifalle angenommen worden war: „Die Partei erklärt sich auf« Entschiedenste gegen die freie unbeschränkte Silber prägung, wenn sie nicht auf dem Wege eine« internationalen Uebercinkommen« zwischen den maßgebenden handeltreibenden Nationen der Welt zu erreichen ist, so lange diese« nicht er zielt ist, muß die bestehende Goldwährung aufrecht erhallen und da« gcsammte Silber- und Papiergeld der Vcr. Staaten im paritätischen Verhältnisse mit dem Golde bewahrt werden." Die Entschiedenheit dieser Erklärung entfesselte nun wie im Sturmwind eine heftige Agitation in den Süd- und Ost- Staaten, an deren Spitze der Gouverneur von Chicago, Altgeld, steht. Kleine Farmer und vor allem Minenleute glaubten gern seinem Programm, da« er al« demokratische« Parteiprogramm verkündigte, daß nämlich die Wiederherstell ung der freien Silberprägung nach dem alten amerikanischen Werthverhältnisse von 16 zu 1 ihnen die Schulden tilgen, da« Geld verbilligen, den Bodenwerth heben und sonst noch einige Wunder wirken würde. Und so findet jetzt unter dem Eindruck dieser Agitation und der massenhaft angewenbeten ebenso billigen wie zündenden Schlagworte u. Versprechungen ein in den Ver. Staaten noch nicht dagewescne« Schauspiel statt, daß Demokraten sich in Republikaner und Republikaner sich in Demokraten verwandeln, je nachdem sie aus dem Silber- oder Goldstandpunkte stehen, und daß die festesten Parteiorganisationen ganz neue Formen erhalten. Ob Mac Kinley siegen wird, ob Bryan, wer vermag da« heute zu unterscheiden? Für die europäischen Interessen bedeutet der eine Regen, der andere Traufe, und c« ist im Grunde ziemlich gleichgültig, ob man gleich oder erst auf dem Umwege de« Regen« in die Traufe kommt. Mac Kinley, der Mann der höchsten Schutzzölle, hat durch seine berüchtigte Bill bereit« zur Genüge gezeigt, wa« er leisten kann, und ruft ihn da« Schicksal wirklich aus die höchste Stelle der Union, dann mag die europäische Industrie getrost ihr Ränz lein schnüren und sich andere Absatzgebiete für ihre Erzeug nisse suchen. Amerika ist dann ihr gelobte« Land, da« sie, wie der Prophet de« alten Testament«, vom hohen Berge herab sehen, aber nicht betreten darf. Noch viel schlimmer in ihren Wirkungen wäre freilich eine Präsidentschaft Bryan; wir glauben aber, daß der Silberrausch, der die Sinne der amerikanischen Demokraten gefangen hält, verflogen fein wird, noch ehe c» zur Thal kommt. Die amerikanischen Bürger sind zu praktische Menschen, um ihr eigene« Land dem Ruin preiszugeben. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Kaiser hat am Montag die Fahrt nach Molbesjord angetreten, wo derselbe am Donners tag mit dem König Oskar von Schweden zusammcntrcffen wird. — Ueber eine Ehrung de« Deutschen Kaiser« durch nor wegische Soldaten berichtet die Bergener „Annonce Titendc" Folgende«: „Bei dem Rücktransport einer Abthcilung von Landwehrleutcn de« Soguschen Korp« begegnete da» schiff, welche« die Soldaten an Bord hatte, in Lördal dem deutschen Kaiserschiff, da« im dortigen Hasen vor Anker lag. Der Kom mandeur de« norwegischen Dampfer«, Kapitän Voß, fuhr um die Aacht de« Kaiser« herum, nachdem er zur Begrüßung Flaggenschmuck hatte hissen lassen und brachte mit der Mann schaft dem Kaiser ein neunmaliges kräftige« Hurrah. Der Kaiser, welcher Admiralsuniform trug, kam in Begleitung meh rerer Adjutanten sofort aus Deck und dankte außerordentlich erfreut den norwegischen Offizieren und Soldaten für die uner wartete Begrüßung." — An den Probst Bartsch in Wojnice im Kreise Schmiegel, der seine« deutschen Namen» ungeachtet zu der Kategorie polnischer Pröbste gehört, für welche die deutsche Sprache nicht vorhanden ist, richtete ein Invalide Michael Gronostei in deutscher Sprache und in höflichster Fassung die Bitte, ihm ein Tauszcugniß seiner Tochter auszuhändigen. Darauf erfolgte unter dem 29. Mai, dem „Pos. Tagebl." zufolge, feiten« de« Herrn Bartsch folgende Antwort in pol nischer Sprache: „Wenn Du Dich al« Pole nicht schämst, an den Pfarrer um Uebcrsendung eine« Taufscheine« deutsch zu schreiben, so stelle ich Dir anheim, den verlangten Taufschein zu suchen, wo Du willst." Den Namen de« also bedeuteten Bittsteller« änderte Herr Bartsch in der Adresse eigenmächtig in Gronostoj um. Da« „Pos. Tagebl." bemerkt dazu: Ein dreisterer Mißbrauch der amtlichen Stellung und eine stärkere Mißachtung der deutschen Staatssprache al« in dieser Antwort ist wohl selten dagewescn. Sind denn die Pröbste von amt«- wegen nur für diejenigen Parochianen bestellt, welche sich der polnischen Sprache bedienen? Und wa« geht e« den Probst bci Ertheilung einer amtlichen Auskunft an, ob der in deutscher Sprache an ihn Schreibende von deutscher oder polnischer Herkunft ist? Bon der Grobheit der Antwort gar nicht erst zu reden. Diese Tonart scheint in neuerer Zeit die „berech tigte Eigenthümlichkeit" polnischer Geistlicher im schriftlichen Verkehr mit Deutschen zu werden. Die Rechnung auf die deutsche Schwäche und Dickfelligkeit trügt zwar für gewöhn lich nicht, aber c« hat doch Alle« seine Grenzen, und so hoffen wir, daß noch der Tag kommen wird, an welchem polnischen Fanatikern vom Schlage de« Herrn Bartsch klar gemacht werden wird, daß wir un« in Deutschland und nicht in Ga lizien befinden. — Die „B. N. N." schreiben: Dem sozialdemokratischen Redakteur Rosenow in Chemnitz, welcher am vergange nen Sonnabend eine über ihn wegen „Verächtlichmachung von Staat«einrichtungen" verhängte dreimonatige Gefängniß- strafe verbüßt hatte, ist bei dem Verlassen de« Gefängnisse« eine gedruckte Verfügung der Chemnitzer Amt«hauptmannschaft überreicht worden. Durch dieselbe wird dem „Genossen" Ro senow der Aufenthalt in einer Reihe namentlich aufgeführtcr Ortschaften auf die Dauer von zwei Jahrm untersagt. Die Verfügung ist, wie e« in derselben heißt, ergangen, „weil mit Rücksicht auf die Erfahrungen, die bi«her bei Ihrem öffent lichen Auftreten und während Ihrer Leitung de» „Beobachter«" zu machen gewesen sind, zu befürchten ist, daß Ihnen der Aufenthalt in den genannten Orlen, in welchen entweder so zialdemokratische Vereine bestehen oder bi« in die letzte Zeit sozialdemokratische Versammlungen abgehaltcn worden sind, in besonderem Grade die Gelegenheit zur Wiederholung von Rechtsverletzungen in der durch die vorauSgcgangcnc strasbare Handlung «»gezeigten Richtung darbieten und dadurch Ge fährdungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung verur sachen werde." Zum Schluß werden dem Rosenow für den Fall der Zuwiderhandlung gegen da« Verbot die zwangsweise Ausbringung au« dem betreffenden Orte sowie achttägige Hast strafe angedroht. Der sozialdemokratische „Vorwärts" ist über diese einem Genossen widerfahrene „Jnternirung auch ohne Aus nahmegesetz" tief erschüttert. Er meint, daß, wenn sechs Jahre nach dem Aufhören de« Sozialistengesetze« solche Verbote u. Auf enthaltsbeschränkungen erlassen werden könnten, so sei dadurch be wiesen, daß Ausnahmegesetze mit Expatriirung u. Jnternirung sür da« Königreich Sachsen völlig überflüssig wären. Wenn wir unsererseit« dieser Ausfassung auch nicht beipflichten können, so gereicht c« uns doch zur Genugthuung, daß trotz de« Nicht vorhandensein« eines Sozialistcn-Gesetze« zu dem hier er wähnte» verschärften Vorgehen gegen einen Hetzapostel in Sachsen eine gesetzliche Handhabe sich gefunden hat. Bemerken»- wcrth ist auch da« Eingeständniß de« „Vorwärts", daß man in Sachicn „unter dem gemeinen Rechte auf die einfachste Weise da« erreicht, was unter dem Sozialistengesetz Schwierig keiten gemacht hätte." Wie wirksam die über den sozialdemo kratischen Agitator verfügte Sperre sich gestalten dürfte, er sehen wir au« der weiteren Mittheilung de« „Vorwärts", daß einige der für den Rosenow gesperrte» Orte unmittelbar an der Stadtgrenzc liegen, wa« dem Gemaßregelten „ein Ver lassen der Stadt fast zur Unmöglichkeit macht." — Metz, 19. Juli. Ueber einen gelegentlich de« großen ZeughauSbrande« gelieferten Beweis von persönlichem Muthe erfährt die „B. P." nachträglich Folgende«: Al« die Explosion vorüber war und nur noch ein Flammenmeer die ganze Stätte bedeckte, bemerkten einige inzwischen wieder Nähergekommene einen einzelnen Soldaten, welcher, ring« von Flammen umgeben, unter Ausbietung seiner ganzen Krast noch immer am Retten war, was es zu retten gab. Mit der größten Unerschrockenheit brachte der Mann, ein im ersten Jahre dienender Musketier der 6. Kompagnie Inf.-Regt«. Nr. 67 Namen« Froehlich, eine Anzahl der Zündstoffe, so u. A. Kisten mit Patronen u. s. w. außer Explosionsgefahr. Der in der Nähe weilende kommandirende General Graf Haeseler, welcher den ManncSmuth de« Soldaten beobachtet hatte, ließ dessen Personalien feststellen. Gleich am folgenden Morgen wurde von der Kompagnie, welcher der Soldat angchört, Be richt erstattet, der auf dem Instanzenwege an den Grasen Haeseler gelangte und von diesem an da« Militärkabinet de« Kaiser« weilergegeben wurde. Inzwischen ließ aber gleich am selben Morgen der an Stelle de« beurlaubten Hauptmann« v. Mach die Kompagnie führende Premierlieutcnant v. Strässer diese antretcn. Musketier Froehlich wurde vor die Front gerufen, sür sein tapfere« Verhalten belobigt und seinen Ka meraden al» Muster von Unerschrockenheit vorgestcllt. Einige Tage später ernannte ihn der Regiments-Kommandeur Oberst Windt bei der Paroleau«gabe zum Gefreiten, wobei er ihm mittheilte, daß über sein Verhalten höheren Ort» berichtet werde. — Gera, 19. Juli. Zum 16. mitteldeutschen Bun dcSschi eßen war die Stadt Gera zum Empfang der lieben Gäste au» Franken, Hessen, Sachsen, Schlesien und Thüringen überaus festlich geschmückt. Mit diesem Feste er hielt der neue, am Fuße bewaldeter Höhen gelegene schöne Schützenplatz mit seinen mit allen Vorrichtungen der Neuzeit versehenen Schießständen seine Weihe. Nachmittag« um !> Uhr gab der hohe Protektor de« Bundesschießen», Erbprinz Hein rich XXVII. von Reuß j. L, den ersten Schuß auf die Jagd scheibe ab und eröffnete damit den Wettbewerb im Schießen,