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und , für Riesa, Strehla «nd deren Umgegend. Wochenschrift zur Belehrung und Unterhaltung. 81. Dienstag, den 8. Oktober 18FO. Herz des jungen Mädchen» barg ein zärtliche», reines Gefühl für einen jungen Mann, den ihr Bater als Waise zu sich genommen und erzo gen hatte. Pank war der Gefährte aller ihrer Freuden, der Vertraute ihrer Leiden, war ihr be« ster Freund gewesen; sie sahen sich täglich, und was Wunder, wenn sie sich bald innigst liebten? Nie hatten sie es sich selbst, nie eö sich gegensei tig gestanden. Als der Reiche, der glänzende Arthur de Hanau kam und um Clothilden'S Hand anhielt, wurde Paul fast wahnsinnig vor Schmerz und Verzweiflung; .aber er war ja eine Waise, war ja arm; er kannte ja nicht einmal die Namen Derer, welchen er das Daseyn ver danktes Mißtrauisch, wie alle jene Bcklagenswer- then, die das Glück einer Häuslichkeit, einer Hei- math im Vaterhause, nje/hnuch nicht in frühester Jugend kennen gelernt, hielt eS der arme Jüng ling nicht für möglich, durch eine Erklärung dem Glücke seines Nebenbuhlers ein Hinderniß in den Weg legen zu können; auch war er nicht von je nem Muthe der Entsagung beseelt, um einen An dern im Besitze des Wesens zu sehen, für welche« er seinen letzten Blutstropfen freudig hingegcben hätte. Nachdem er eines Morgens Klothilde zärt lich umarmt, verschwand er, ohne gegen irgend Jemand ein Wort von seinem Vorsatze geäußert zu haben, und von diesem Tage an hörte mau nichts mehr von ihm. Einige Monate später feiert« man de« Vermählung Klothildens mit Arthur d« Hanau. Sie folgte ihm nach Deutschland. Die Hungen Gatten verbrachten ein ganzes Jahr unter Ver gnügungen und Festen; Nichts schien ihr Glück zu stören. Nur .zuweilen warf eine Wolke von Traurigkeit einen leise« «Schütten -uf iCsochjlden» schön« Stirn: sie wurde jedoch WYM hqly rin dieser verrätherischcn StimmuyuMd MtzüM ihre Umgebung mit ihrer heitern Miene von an- DerSiredeHanau. (Erzählung aus dem XVH. Jahrhundert.) Nach Henry de Sauclivre», deutsch von H. Unter allen den Leiden, welche das schöne Frankreich im Laufe des sechzehnten Jahrhunderts zu einem Schauplatze unsäglichen Elendes mach ten, welche daß Mißtrauen, die Zwietracht, die Anarchie und den Tob unter seine edelsten und besten Söhne warfen, war das fürchterlichste sicher« I lieh der religiöse Fanatismus. In allen R Provinzen veranlaßten die furchtbaren Verfolgung ' I gen, welche chie unglücklichen Calviuisten wäh ¬ rend dieser beiden Jahrhunderte, Zeiten voller > I Thränen und Trauer, zu tragen hatten, die iE- , I Wanderung vieler mächtiger Familien, welche Me > I Reichthümer, ihre geistigen Talente, ihre industri- « I eilen Kräfte auf anderen Boden verpflanzten. c I Der Sire de Hanau war das Haupt ei- « D ner jener protestantischen Familien, welche Frank- j I reich verließen und in Deutschland gastliche Auf- * I nähme fanden. Hanau war im höchsten Grade ' I Sonderling; er lebte allein, fern von den Men- > D schen, die er alle verachtete. In seinem Zimmer e I «ingeschlossen' duldete er Niemand um sich als I 8 ritz, seinen alten Diener; von dem Geräusche V I der Außenwelt vernahm er Nicht» als das Sau- ; I sen des Windes in den Wipfeln der hohen Ul- I men, welche das Schloß umkränzlen. c- I Dieß Leben führte er bis zu seinem Tode fort, st I I» der Zeit, wo unsere Geschichte beginnt, war sein Sohn, der Sire Arthur de Hanau, der einzige Erbe eines alten Namens und eines gro ßen Vermögens. Er war eben nach Deutschland zurückgekchrt, von seinem jungen Weibe begleitet. » I Klothilde war die Verbindung mit Arthur weniger aus Liebe, als aus Pflichtgefühl und aus Gehorsam gegen ihren Vater, den Grafen Sainte- Whöme, ringegangen, welcher letztere in dieser Verbindung Das sah, was M» heutzutage „eine gute Partie" zu -nennen beliebt. Aber das glühende