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Da» Wilsdruffer Tageblatt enthSlt die amtliche» BeLanutmachungcu der Bnitshaupimaunfchaft Weihen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Noffen. für Äüraertum/ Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gespaUeneAaumzeileL0 Goldpfennig, die 4 gespaltene Heile der anrUichenBekannnnachungen 4VGold- Pfennig, die 3 gespaltene ReKlanrezeile im textlichen Teile LOO Goldpfennig. Ncchweifungsgedühr 20 Goldpfennig. Dor- geschriebene Erscheinungs- - _ tage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wlisdruff Nr. p berücksichtigt. Anzeigen annahme bis vorm. 10 Uhr — —-- . /Für die Nichtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder NabaUanfpruch rrlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, L°ss.?.«:.ssu'Lv« 'KPo1.°nft°ÄÜ Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend P°stb°«n — >— u.drien zu ,rd«r Zni B-, r^Uiuü.n eutakdtn -Im Kalle hdqern »cwall, Urik» od«r sonfti,crBclrikd«stSrun,kn destkhl ktin Anspruch aus L'rscruug ^rgMuu, -SN «ürzuug V-zu,«prUs-,. — Siü-tstuduag -iugrs-ndier Lchriftstü-t- ersol,t nur, weuu Port» °ctlie,t. Nr 246. — 85 Jahrgang Telegr.-Ndr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 2640 Mittwoch, den 20 Oktober 1826 Sie MederhersteilW des MelthMls. Ser Wortlaut des Wirtschaßsmamfesies. „Handel ist kein Krieg." fE?die angekündigte Denkschrift der Weltwirtschaft veröffentlicht worden. Sie hat folgenden Wortlaut: „Wir wünschen als Geschäftsleute, die Aufmerksamkeit auf gewisse schwerwiegende und beunruhigende Zustände zu len ken, die, unserem Urteil nach, der Rückkehr zum allgemeinen Wohlstand im Wege stehen. Man kann nicht ohne Bedenken mitansehen, in welchem Ausmatz Tarifbarrieren, Speziallizenzcn und Verbote feit dem Kriege sich in den internationalen Handel cinzuschicbcn und seinen natürlichen Ablauf zu behindern vermochten. In keiner sser»ode während der neueren Geschichte hat es der Handel notwendiger als heute gehabt, von solchen Einengungen frei zu sein, um den Handeltreibenden zu ermöglichen, sich den neuen und schwierigen Bedingungen anzupassen. Nud zu keiner Zeit haben sich die Beschränkungen des freien Handels so gefährlich vermehrt, ohne daß man der daraus entstandenen ökonomischen Konsequenzen gewahr geworden wäre. Der Zusammenbruch von großen politischen Gebietsein heiten in Europa war ein schwerer Schlag für den internatio nalen Handel. Innerhalb weiter Gebiete, deren Einwohner bis dahin ihre Produkte im freien Handel ausgetauscht hatten, wurden eine Anzahl neuer Grenzen errichtet, die durch Zoll gesetze eifersüchtig gesperrt werden. Alte Märkte verschwanden. Rassengegensätze konnten Gemeinschaften auseinanderreißen, deren Interessen untrennbar miteinander verwoben waren. Eine nicht unähnliche Situation würde entstehen, wenn ein Staatcnbund die Bande zerreißen wollte, die sie miteinander Verknüpfen, und anfangen würde, den gegenseitigen Handel zu hemmen und mit Strafen zu belegen, anstatt ihn zu fördern. Es kann kaum bezweifelt werden, daß unter diesen Umständen der Wohlstand eines solchen Landes sich rapide vermindern würde. Um diese neuen Grenzen in Europa zu kennzeichnen und zu verteidigen, wurden Lizenzen, Tarife und Verbote einge führt, deren Resultate sich für alle Beteiligten bereits als höchst nachteilig erwiesen haben. Der eine Staat verlor seine billige Nahrungsversorgung, der andere seine Belieferung mit billigen Waren, Industrien litten unter Kohlenmangel, Fabri ken durch das Fehlen von Rohmaterialien. Hinter den Zollmauern wurden, ohne wirkliche ökonomische Grundlagen zu haben, neue Lokalindustricn begründet, die in folge der Konkurrenz nur dadurch am Leben erhalten werden top?k»"^°°n d'e Zollmauern noch höher wuchsen. Eiscubahn- sind! 'machen Tr^nsitve^ festgesetzt und teuer. Die Prei e N w * Frachttransporte schwierig liche Teuerung ist hervorgerufe?: Luk'tton^ Ganzes genommen ist zurückgegangen, die Kredtte habe sich verringert und der Geldumlauf hat abgenommen Zu view Staaten haben u, Verfolgung verfehlter Ideen von natio nalem Interesse ihren eigenen Wohlstand in Gefahr gebracht und die gemeinsamen Interessen der Welt außer acht gelassen indem sie '^ kommerziellen Beziehungen auf die ökonomisch unsinnige Bags stellten, allen Handel als eine Form von Krieg zu betrachten. Daher ^""Eeine Erholung in Europa eintretcn, bis die Politiker in E" ^"bern, den alten und den neuen, sich dar über klar sind, daß Handel kein Krieg ist, sondern ein Austauschprozeß, und daß in Zeiten des Friedens unsere Nachbarn unsere Kunden sind, und datz ihr Wohlstand eine Vorbedingung für unser eigenes Wohlergehen ist. Wenn mir ihren Handel behindern, vermindern wir damit auch die Mög lichkeit, ihre Schulden abzuzahlen und unsere Produkte zu laufen. Eingeschränkter Import bringt auch Beschränkung des Exportes mit sich, und keine Nation kann es sich leisten ihren Exporthandel zu verlieren. Da wir alle von der Ein fuhr und Ausfuhr von Ware» abhängig sind sowie von dem Prozess des internationalen Güteraustausches, können wir nicht ohne schwerwiegende Bedenken eine Politik mitansehen, die die Verarmung Europas bedeutet. Glücklicherweise sind Anzeichen vorhanden, datz endlich die öffentliche Meinung in allen Länden, zur Erkenntnis dieser drohenden Gefahren gekommen ist. ^er Volkerbuud^und die Internationale Handelskammer sind am -vcrke, oormall- läten, Verbote und Einschränkungen aus ein Munmum zu re duzieren, um die Unausgeglichenheit in diesen Zustanden, außer in den Zolltarifen, zu beseitigen und Passagier- uud Güterverkehr zu erleichtern. Einslutzreichc Persönlichkeiten in einigen Ländern setzen sich für völlige Aufhebung der Zolltarife ein. Von änderen Seiten ist der Abschluß von langfristigen Handelsverträgen vorgeschlagen worden, die in jedem Falle eine Meistbegünstigungsklaufcl ent halten sollen. Einige Staaten haben in kürzlich abgeschlossenen Verträgen die Notwendigkeit anerkannt, den Handel von allen ,^Erdrückenden Beengungen zu befreien. Und Erfahrung wisib allmählich auch andere, daß das Niederreißen der ökono- Hindernisse zwischen den einzelnen Nationen sich a!s weiß Heilmittel gegen das Stagnieren des Handels er- az überall zu verspüren ist. Bei den zugleich wertvollen politischen Resultaten, die sich aus einer solchen Politik ergeben würden, und die bösen Wil len durch guten ersetzen würde und die Exklusivität der Völker in Zusammenarbeit umwandeln, wollen wir uns nicht auf halten. Aber wir wünschen unserer festen Überzeugung Aus druck zu geben, das, die Wiedereinführung der Handelsfreiheit die beste Möglichkeit in sich birgt, Handel und Kredit in der Welt wicderherzustellen." Unterzeichnet ist die Erklärung nach der Reihenfolge von maßgebenden Vertretern Österreichs, Belgiens, der Tschechoslowakei, Dänemarks, Frankreichs, Deutsch lands, Italiens, Norwegens, Polens, Rumäniens, Großbritanniens, Hollands, Ungarns, Schwedens, der Schweiz und der V e r e i n i g t e n S t a a t e n. Ltnierzeichner des internaiionalen Wirtschastsaufrufes. Von links nach rechts: Obere Reihe: M. Francqui (Belgien), Kommerzienrat Dr.-Jng. . ehrenh. Bosch (Deutschland), Lord Bradbury (England). Untere Reihe: I. P. Morgan (Amerika), L. Sergent (Frank reich), Reichsbankpräsident Dr. Schacht (Deutschland). Französische und italienische Vorbehalte. Die französischen Unterzeichner der Denkschrift haben einen Vorbehalt oder eigentlich eine Ergänzung ange fügt, in der sie darauf Hinweisen, daß als erstes Mittel die Herstellung der Währung in den noch nicht stabilisierten Ländern in Frage komme. Die schlechte Währung Frank reichs liegt natürlich den Franzosen zunächst am Herzen, aber im übrigen ändert dieser Vorbehalt nichts an ihre, grundsätzlichen Zustimmung zu dem Weltmanifest. Italiens Vertreter erheben ebenfalls einen Vorbehalt, nach dem sie andere und klarere Form gewünscht, auch Kritik an den künstlichen Prämien und Auswanderungs beschränkungen begrüßt hätten. Grundsätzliche Einwen dungen haben auch die Italiener nicht. Die schlechte Währung Frankreichs liegt natürlich den Franzosen zunächst am Herzen, aber im übrigen ändert dieser Vorbehalt nichts an ihrer grundsätzlichen Zustim mung zu dem Weltmanifest. * Sie Fehlgriffe des Versailler Vertrages. Zu der Veröffentlichung der Denkschrift wird aus deutschen Wirtschaftskreisen folgende Bemerkung gemacht: Der Kreis der deutschen Unterzeichner ist wohl aus rein organisatorischen Gründen zunächst nur verhältnis- mäßig klein. Es dürste aber kein Zweifel darüber bestehen, daß dieser Appell in den deutschen Wirtschaftskreisen einen starken Widerhall und zahlreiche weitere Befürworter unter den führenden deutschen Wirtschaftlern finden wird. Erns besonders Bedeutung erhält der Appell für Deutsch- ? land dadurch, daß von einer so großen Zahl führender Wirtschaftler ans nicht weniger als 16 Ländern die wirt schaftlichen Fchlgrffe des Versailler Ver trages erkannt werden und ihre Beseitigung als Vorbedingung für ein Wicderaufblühen der europäischen Produktion und des europäischen Handels angesehen wird. Aus Deutschland haben bekanntlich unterzeichnet: Kommerzienrat Dr. Bos ch von der I. G. Farben- industrie, Geheimrat Felix Deutsch von der A. E. G., Dr. Karl Melchior vom Hause M. Warburg u. Co., Franz v. Mendelssohn, der Reichsbankpräsident Dr. Schacht, Karl Friedrich v. Siemens, der Geschäfts führer der Discontogesellschaft Franz Urbig, General- vrrcuor nogier uno Hauoersrammerpraßdent F. H. Witthoeft von der Firma A. V. Meyer in Hamburg. Wie noch mitgeleilt wird, entstand der Gedanke, in einer Art Manifest zu gelegener Zeit an die Öffentlichkeit heranzutreten, um die Wirtschaftslage klarzulegen, vor etwa sechs Monaten gelegentlich der Anwesenheit Dr. Schachts in London. Die Teilnehmer an der zu diesem Zweck abgehobenen Besprechung hasten sich bereit erklärt, die erMS-er- Heu Unterschriften zu sammeln, was guch in Deutschlr/nr- a.c- vsben ist. Es ist eine private An gelegenheit, die abs^ dadurch nicht an Wert verliert. Vow ven Unterzeichnern bat niemand seine Unterschrift zurück-^ gezogen. Daneben läuft eine Aktion der Internationalen Handelskammer. Deren nationale Unterausschüsse wur den ebenfalls angewiesen, sich mit den in dem Manifest aufgeworfenen Fragen zu beschäftigen und darüber nach Paris Bericht zu erstatten. Der Bericht dieser Unteraus schüsse soll dem Zentralausschuß der Internationalen Handelskammer vorgelegt werden, und es ist anzunehmen, daß auch dieser Bericht veröffentlicht wird. * vu keMbMprWrnt über Sie Sr- ä««msg arr AinlLsMmWikestrr. München, 19. Oktober. Reichsbankpräsident Dr. Schacht, ' der zu den Mitunterzeichnern des internationalen Wirtschafts- - manifestes gehört, gab heute einem Vertreter der Telegraphen- ' Union zu dem. Manifest die folgende Erläuterung: Das Wirt- ! schastsmanifesi, das von führenden Wirtschaftlern aus 16 vcr- i jchiedenrn Ländern unterzeichnet ist, kann in seiner Bedeutung - unmöglich unterschätzt werden. Die wirtschaftlichen Persönlich keiten, die ihren Namen unter dieses Manifest gesetzt haben, haben rs zweifellos nach reiflicher Ueberlegung getan. Ein Beweis dafür ist, datz die Sammlung der Unterschriften und die Bearbeitung des definitiven Textes etwa ein halbes Jahr in Anspruch genom men hat. Daß auch amerikanische Namen sich bereit gefunden haben, diesem Manisest beizutreten, kann selbstverständlich nicht als «ine amerikanische willkürliche Beeinflussung europäischer Verhältnisse gedeutet werden, sondern ist nach der Richtung zu werten, daß von Vertretern eines Volkes, das über einen freien und unbehinderten Markt von 110 bis 120 Millionen Menschen verfügt, zum Ausdruck gebracht wird, welche unerhörten Austriebs- kräste von einem so großen einheitlichen Wirtschaftsgebiet für die Wohlfahrt aller darin arbeitenden Individuen ausgchen. Selbst verständlich drücken die Unterzeichner dieses Manifestes, welchem Lande immer sie auch angehören mögen, nur ihre persönliche Uebcrzeugung aus. Daß die Regierung dieses oder jenes Landes sich mit den Unterzeichnern nicht zu identifizieren wünscht, ist eine ! Selbstverständlichkeit. Aber deswegen verliert dieses Manifest j nichts von seinen'. Wert. Wir haben alle noch in zu lebendiger s Erinnerung dos Beispiel des Dcwesberichtcs. Als die Weis- ? heil der Regierungen am Ende war, hatten wir es nur einer i kleinen Kruppe von führenden internationalen Wirtschaftlern zu ? danken, laß ein wirtschaftlicher Ausweg aus den politischen i Schwierigkeit gesunden wurde. Wenn heute Namen, wie die- i jemgen, die unter dem Manisest stehen, aus 16 Ländern Namen, die anerkannten Führern der Wirtschaft gehören, für die wirt schaftliche Freiheit eintretcn, so kann dieses gewiß in der poli tischen Wagschals nicht seinen Einfluß verlieren. Wenn das Manifest auf der einen Seite die wirtschaftlichen Fehler her- vorhrbt, die Krieg und Frieden gebracht haben, so verliert sich das Manifest doch nicht in historischen Betrachtungen über Schuld und Sühne, sondern weist unbekümmert um olles, was geschehen ist, unbekümmert um politische Engherzigkeit, die noch in einzelnen Köpfen stecken mag, den Weg in die Zukunft, den Weg ins Freie. Das Manifest ist nicht eine Auslassung der Regierenden, die durch alle möglichen Fesseln in ihrer Freiheit behindert sind, j Es ist ein Ausfluß des gefunden Menschenverstandes aller Völker, j die den Weg zur wirtschaftlichen und damit zur geistigen Zufam- ! menarbeit freimachen wollen. keine Aenckerung der ckeutlAen Ovoirv-Politik. Berlin, 19. Oktober. Zu den in den letzten Tagen ins besondere in der ausländischen Presse austauchenden Gerüchten, daß die deutsche Regierung die Absicht Hobe, zwecks Durchsüh- rung des Programms von Thoiry die Einberufung einer Inter nationalen Finanzlonferenz vorzuschlagen, wird von zuständiger Seite sestgestellt, daß diese Gerüchte jeder Begründung entbehren. Ebenso ist die Meldung einer polnischen Zeitung, wonach die deutsche Regierung mit Gegenvorschlägen für die Regelung der Osffragen an die anderen Mächte herantreten wolle, völlig aus der Luft gegriffen. SoMpolWer WWß des Mchstages. Berlin, 19. Oktober. Der sozialpolitische Ausschuß stimmte in seiner weiteren Verhandlung dem 8 5 des Arbeits- gcrichtsgeselps in der Fassung der Regierungsvorlage zu, der die strittige Frage behandelt, wie weit Mitglieder einer Genossenschaft zugleich deren Arbeitnehmer sein können. Ferner wurde ein sozialdemokratischer Antrag angenommen, wonach den Arbeit nehmern Personen gleich stehen sollen, die, ohne in einem Ar- bettsverhältnis zu stehen, im Auftrage und auf Rechnung einer