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Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das »Wilsdruffer Tageblatt* erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2.— AM. frei Haus, bei Postbestellung 1.80 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Poft- dotLn, unsere Austräger u. Geschäftsstelle, nehmen zu lederet, Bestellungen ent- Wochenblatt für Wusdruff u. Umlleaend gegen. Im Falle höherer Dswalt.Krieg od. sonstiger "" "" ' " Betriebsstörungen besteht kLr» Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises, «ücksendung eingesandter Schriftstücke- erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anjtig-nvreis- «au«-usliegendcm Tarif Nr. 4. - Nachweisung^-Gebühr: W Npfg. — Dorgrschriebra« Erschemungslage und Piatzvorschristei» werden nach Möglichkeit derü-Nsichtig,. Anzeigen. Annahmq durch Fernruf Übermut. Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 nüc/Anz?ig^öde^ men wir keine Gewahr. — — Jeder Radattanspruch erllfcht. wenn der. Betra- durch Klage eingezogen werden« must odeo der Auftraggeber in- Konkurs gerat. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des StadL- rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 226 — 93. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, den 27. September 1931 Eigenartige „Pakt-Fanatiker". Ein recht temperamentvoller Herr ist er, der franzö sische Außenminister BarthouI Wenn er es politisch für notwendig hält, oder wenn jemand finanzielle Forde rungen an das Portemonnaie Frankreichs stellt, dann kann er böse werden. Ganz böse aber wurde er, als ausgerechnet der schweizerische Bundesrat Motta für sein Land Geld von Frankreich forderte, Entschädigung für Weltkriegsschäden, die eine Reihe von schweizerischen Bürgern erlitten halten. Da schlug, bei seiner schon fast groben Antwort, Barthou sogar ein paarmal zornbebend mit der Hand aufs Pult. Denn den Bundesrat Motta kann er gar nicht mehr leiden, seit dieser ihm bei der Genfer Aufnahme der Sowjets eine weitbeachtete Rede entgegengestellt hat. Aber Barthou verbindet mit solchen Temperaments ausbrüchen auch eine große Zähigkeit. Das zeigt sich jetzt wieder bei den Genfer Verhandlungen über einen Pakt, mit dem man die Unabhängigkeit Öster reichs „garantieren" will. Die seltsame Rolle, die Italien nach den Ereignissen des 25. Juli an Österreichs Grenzen spielte, hat in Paris keineswegs gefallen und daher bemüht sich Barthou, den Völkerbund zum Träger und Garanten eines solchen Unabhängigkeits paktes zu machen und für diese Absicht auch Italien zu gewinnen. In Rom aber war — früher die Ab neigung gegen den Völkerbund sehr stark entwickelt, sogar bis zur Forderung einer Reform an Haupt und Gliedern. Aber das Hai Barthou durch zähe Arbeit ebenso über wunden wie Mussolinis Viermächtepakt und Abrüstungs- sorderungcn. Von all dem redet heute kein Mensch mehr. Das alles ist beiseitegcstellt. Und warum soll es Herrn Barthou nicht gelingen, den Duce nun auch bei dem neuesten Paktplan Herumzukriegen, wie es schon ein paar mal geschehen ist! Allerdings würden sich dann einige Hoffnungen Mussolinis verflüchtigen. Aber das ist schon mit verschiedenen seiner Paktvorschläge geschehen! Außer dem braucht er zu einer größeren Kreditaufnahme den Pariser Geldmarkt. Bei den Engländern kann er keinerlei Unterstützung für seine Sonderpläne nördlich des Brenner und im Donauraum erhoffen, denn das politische Interesse Englands endet ja, um an ein Wort Barthous zu erinnern, bekanntlich an der Nheingrenze. Man macht also heftig in Unabhängigkeitspakten. Und darüber läßt man eine andere Unabhängigkeit, die Italien, England und Frankreich garantiert haben, durch zahllose Rechtsverletzungen einfach zertreten, ohne dabei auch nur Hinzuschauen: die sogenannte „Autonomie" des Memellandes. „Sogenannt" mutz man schon sagen, denn von dieser am 8. Mai lS24 geschaffenen Autonomie ist nichts mehr übriggelassen worden. Dafür sorgte schon der seit 1928 dort aus unerfindlichen Gründen vorhandene „Kriegszustand". Den „Garanten" des Memelstatuts war das alles sehr egal! Denn durch die Fußtritte und Miß handlungen, durch die Rechtsbrüche der Litauer wurden ja bloß Deutsche betroffen! Das fällt übrigens hier und da auch schon in Neutralien auf, und aus der Schweiz konnte man jetzt die Feststellung hören, der Kleinstaat Litauen verfahre ebenso ungeniert mit dem Memelstatut Wie Polen mit dem Mindcrheitcnvertrag. Das wird dann durch eine lange Aufzählung der Widerrechtlichkeiten be wiesen, die sich die Litauer bisher geleistet hätten, und diese neutrale Stimme kommt zu der weiteren, unzwei deutigen Feststellung, daß dort die Schulautonomie aus geschaltet, von Rechtssicherheit keine Rede sei, daß eine sörmliche Verwaltnngsrevolution durch Entlassung der öffentlichen Beamten und Angestellten durchgeführt werde. Und dann als Schlußstrich: „Die internationale Memelkonvention existiert nur noch auf dem Papier." Diese neutrale Stimme klang und klingt sonst durchaus nicht irgendwie deutschfreundlich. Wenn aber an diese Feststellungen dann noch als deutliches Ergebnis angefügt wird, daß die Litauer wahllos alles zusam menschlügen, was das Memelgebiet an inter national garantierten Rechten besäße, dann kommt selbst diese schweizerische Stimme zu dem Eindruck, daß das Vorgehen Litauens „in das Gebiet der großen Mode von heute, der Verwendung des europäischen Hitlerschrecks" falle. Man wisse in Kowno die „Ab neigung" der Garanten des Memelstatnts gegen das Dritte Reich dahin ausznnutzen, daß diese der ihnen ob liegenden Schutzpflicht einfach nicht Nach kommen. Also wird damit auch einmal von neutraler Seite her der Katze die Schelle umgehängt: dem neuen Deutschland gegenüber fühlen sich diese „Pakt-Fanatiker" innerhalb und außerhalb Genfs vertragsrechtlich über- baupi nicht gebunden! Wir Deutsche selbst haben das ja vor allem in der Abrüstungsfrage feststellen können, dann bei der Entwicklung im Mcmclgcbiet, die an sich ja schon auf einem schweren Bruch der Versailler Bestimmungen beruht, usw. Daß die Garanten des Statuts deutscher seits mehrmals auf die Nechtsbrüche „aufmerksam ge macht" Wurden, bat überhaupt nichts aenutzt, und wenn Mm M Kunst Große Kuliurkundgebung in Berlin Das Amt „NS-Knlturgemeinde" veranstaltete aus Anlaß feines Eintritts in die NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude" im Berliner Sportpalast eine große Kund gebung, in der grundsätzliche Richtlinien über die künf tige Arbeit der NS-Kulturgemeinde gegeben wurden. In seiner Begrüßungsansprache betonte der Neichs- amtsleiter der NS-Kulturgemeinde, Dr. Walter Stang, die NS-Knlturgemeinde sehe es als eine ihrer wichtigsten Aufgaben an, allen Volksgenossen die Teilnahme an dem deutschen Kulturleben zu ermöglichen. Insbesondere werde dafür Sorge getragen werden, daß die Reichshauptstadt trotz aller gegnerischen Erklärungen zu einem deutschen Kultnrmittelpunkt ausgebaut werden könne. Der Stabsleiter der PO., Dr. Ley, führte u. a. aus: Wenn Nationalsozialismus Sieg der Vernunft über Unvernunft ist, so kann man auch sagen, daß er den Sieg der Klarheit über die Unklarheit der vergangenen Zeit bedeutet. Es wird unsere Hauptaufgabe sein, einmal den Typ des deutschen Arbeiters zu schassen und auch für ihn einen Begriff zu formen, jenen Begriff nämlich der höchsten Disziplin. Diejenigen Menschen, die sich selbst und damit ihre Arbeit in der höchsten Disziplin haben, müssen als Vor bild, als Typ für den deutschen Arbeiter gelten. Nicht von ungefähr stellt die deutsche Sage immer wieder den Schmied als den Ausdruck der Arbeit hin. Das sind Menschen, die mit dem Eisen ringen. Hier kann nicht Wieder geknüpft und geleimt werden. Wenn hier Fehler begangen werden, so hat das ganze Stück keinen Wert mehr. Die Menschen, die mit dem Eisen ringen, müssen sich vor Beginn ihrer Arbeit am besten und höchsten selbst disziplinieren. Der Arbeiter wird gewissermaßen zum Soldat; beide gehören zusammen. Wenn wir mit Stolz erklären, daß der Deutsche der beste Ar beiter und der beste Soldat der Welt ist, so drücken wir damit aus, daß unsere Rasse zu der höchsten der Welt gehört. Bauen wir aus diesen klaren Begriff der Arbeit unsere soziale Ordnung auf, fo werden wir die größte und gewaltigste soziale Ordnung der Welt haben, ruhend auf Kameradschaft und Treue. T^s sind unsere Erkenntnisse: Alles, was im Volk ge schieht, die Arbeit vor allem, ist begründet durch die Rasse. Die Summe der Arbeit ist die Kultur unseres Volkes. Deshalb muß jeder, der Arbeit leistet, als Kulturträger des Volkes geachtet und geehrt werden. Attes das zusammen ist nur möglich, wenn jeder sich in die Gemeinschaft einfügt, denn nur sie befähigt da zu, den Stürmen des Schicksals Stand zu halten, und schließlich brauchen wir Organisationen. Die Gemeinschaft muß man üben, man darf sie nicht nur predigen. Der Un ternehmer muß sich üben, seine Gefolgschaft kennenzulcrncn und die Gefolgschaft muß bemüht sein, die Belange des Unternehmers zu begreifen. Arbeiter, Künstler und Sol daten sind eins, sind das deutsche Volk! Reichsleiter Alfred Rosenberg zeichnete ein Bild der Zerrissenheit in Wissenschaft, Wirtschaft, Technik und Kultur in den letzten Jahrzehnten. Regelung -es Zahlungsverkehrs mit Italien. Im Auswärtigen Amt ist ein Abkommen über die Regelung des Zahlungsverkehrs zwischen Deutschland und Italien unterzeichnet worden. Durch dieses Abkommen, das am 1. Oktober 1934 in Kraft treten wird, werden alle im Warenverkehr zwischen Deutschland und Italien zu leistenden Zahlungen einem Verrechnungsverfah ren unterworfen, an das die Einführer und Ausführer in den beiden vertragschließenden Ländern gebunden sind. Die beiden Regierungen hoffen, daß durch den Abschluß dieses Abkommens die aus den Devisenschwierigkeiten sich ergebenden Hemmnisse für den beiderseitigen Waren verkehr nach Möglichkeit eingeschränkt werden. Gleichzeitig mit dem Verrechnungsabkommen ist eine Vereinbarung über die Erleichterung des Reise verkehrs zwischen den beiden Ländern getroffen worden. jetzt dieselben Mächte in Unabhängigkeits- und Ostpakten machen, dann darf Deutschland als Antwort mit bitterem Lächeln wohl auf das verweisen, was diese Mächte aus der Unabhängigkeit des deutschen Memelgebietes werden ließen. Denn auch dafür gab es ja eine internationale Garantie einschließlich der durch den Völkerbund. dem DM Alke. Für den Nationalsozialismus ergibt sich die riesiige Aufgabe, zu brechen mit dem Unwahren einer nur tech nisierten Zeit des 19. Jahrhunderts, aber auch mit dem Intellektualismus der letzten Jahrzehnte. Die erste Auf gabe ist das Freimachen und die Pflege des erbgcsunden Instinkts, das Wecken des Vertrauens zum unverbildeten llrteil. Das Schönheitsideal eines Volkes ist nicht Ange legenheit einer einzelnen Kaste sondern ist Vorbild und Sehnsucht für die ganze Nation. Der deutsche Arbeiter ist für uns kein krampfverzerrter Idiot sondern ein starker, schöpferischer Mensch. Wir hoffen, daß kommende Bild werke ein Lied von der großen Arbeit, vom Sinn des Werktages singen werden, in dem das Arbeitserlebnis aller uns als Sinnbild des deutschen ringenden Wesens vor Augen gestellt wird. Die kommende Kunst wird monumental, werkgerecht und artgcmäß sein. Aus diesem Gesichtspunkt heraus voll zieht sich auch im neuen Deutschland eine neue griechische Wiedergeburt, nicht in dem Sinn der verstaubten Archäolo gie, auch nicht in dem Sinn, bei einem angeblich „frem den Volk" Lehren zu suchen, sondern — nach Ausscheiden des Vorderasiatischen im Griechentum — weil wir im griechischen Volk ein Brudervolk des Germanischen er blicken. Wir nehmen uns die Freiheit, nicht die gesamte Ver gangenheit Deutschlands zu verherrlichen, sondern das aus ihr zu erwählen, was lebensfördernd für uns gewor den ist. So wie wir heute gegen einen nationalen Kitsch auftreten, so werden wir auch einen gewissen religiösen Kitsch der Verganghent auszuschalten haben. Rosenberg ging dann ans eine Rede ein, die kürzlich in Nom gehalten wurde, in der es hieß, daß Rom „mit leidig" auf gewisse Lehren hcrabschaucn könne, die in Nordenropa gelehrt würde», denn als es dort noch keine Menschen gegeben hätte, die schreiben konnten, hätte Rom schon über einen Cäsar und Augustus verfügt. Ironisch erklärte Neichsleiter Rosenberg, daß die Assyrer und Aegyp- tcr noch viel älter seien als die Römer und daß in die be treffende Rede eigentlich über den Vorrang dieser beiden Kulturen auch heute noch eine Einfügung gemacht wer den müsse. Im übrigen aber auch seien die Italiker einst aus dem Norden nach Rom gekommen, und die römische Kultur wäre ohne diese Italiker nicht entstanden, sondern es wäre bei der etruskisch-afrikanischen Dekadenz geblie ben. Im übrigen legen wir Wert darauf, jung und nicht übermäßig veraltet zu sein. Die NS.-Kulturgemcinde wird noch in diesem Herbst sine Kunstausstellung in der früheren „Sezession" in der Tiergartenstraße veranstalten, die den Titel „Die Aus lese" führen wird. An dieses Werk werden sich Kultur veranstaltungen in den großen Betrieben Deutschlands anschließen, wobei Pg. Rosenberg bemerkte, daß er noch lm Oktober bei einem großen Werk Süddeutschlands diele Arbeit durch eine solche Kulturkundgebung einleitcn werde. Er hoffe, daß die ganze deutsche Arbeiterschaft hier mit- helfe mit ihrem erwachenden gesunden Instinkt und daß sich die ganze deutsche Volksfront auch in der Kunst zu sammenschließe. L)er Begriff Kriegsteilnehmer. Nochmalige Klarstellung des RcichsinnenministeriumS in der Frage der Ehrenkreuzverleihung. Wie das Reichsministerium des Innern mitteilt, ist die in einer Berliner.Morgenzeitung vom 26. September enthaltene Nachricht, daß die Verlei hung des Ehrenkreuzes für Kriegsteilnehmer eine Tätigkeit im Kriegsgebiet bedingt, falsch. Kriegs teilnehmer ist jeder Reichsdeutsche, der im Weltkriege zur Wehrmacht eingezogen war, also auch derjenige, der während des Weltkrieges bei der Wehrmacht inder Heimat Dienste geleistet hat. Das Erfordernis eines Aufenthalts im Kriegsgebiet gilt lediglich für das Personal der freiwilligen Krankenpflege, des frei willigen Automobilkorps und des freiwilligen Motorboot- korvs. — Verleihung -er Ehrenkreuze kostenfrei. Nm Irrtümern entgegcnzutreten, weist das Reichs ministerium des Innern darauf hin, daß die Ver leihung des Ehrenkreuzes des Weltkrieges für den Antragsteller mit keinerlei Kosten verbunden ist. Sowohl die Nntragsvordrucke wie die Ehrenkreuze und Besitzzcugnisse werden unentgeltlich aus gehändigt. Auch etwaige mit der Verleihung zusammen hängende Verhandlungen, Urkunden und Bcschciniaungcn sind gebühren- und stemvellrei.