Volltext Seite (XML)
Aus stabe k-v und v Sächsische und m«hi«r«, ltstbellag«» tloussertunst Dienskag, den 14. Mai 1SZS v««la»»»rt »«««»«, «n,<lg,n,ttll«: dl« llpaINg« rr mm ki«!I« z,n, » Psg^ — sll« gamM-nan,eigen und LleNengeiuch« » P,,. — Sile Platzooilchillle» Unnen wt, t«>n« TemLhi leiste» Nummer 111 — 34. Jahrgang lilchel»! » mal wSqenlllch mll der lNustklerlea Tiall» diil-i« „D«r glUllleller' und mehieeeu leilbellage, Manalllch, velus-veell«: A mll 6l. «ennoblall und Feueirell,, M r,7» lu-g V. ohne 8» «ennoblall » mll Feueneller M r.ro ll,,g <l ohne 8t. Bennablal« « ahn« Feuekleller M l,70 LUljelnumm«, U> VI,.. Sonnabend. ». Sonnlag-Nr. A Plg. »<»««>«»! Dl«»»»».«., Pollerstr. U, gern,. M7U ». rlvl» »«lchüllistell«. r«»ck »ud Verlag! Germania Buchdrucker«! L «erla, lh. ». «. Uilnk-l. Polle,ftr. l7, Sernr rillir, t-lilcheck: Nr 10». Bank: Sladlbank D,e«d«n R«. »17»7 UnsKKsiHgÜyS ^SYSSLSlGuNg Gül* vki*V»Güvkv I^oüGVlL KuIGui* 2m jZalle von höherer (Lewalt. -Verbot, etntreUnd« Betriebsstörungen Hal oer over ^niereiu leine Ansprüche, falls dis Zeitung m beschränktem Umsange, verspätet oder nicht erscheint - (Lriuilung-ort I?re oe» polen in Dauer um Mrschall pilsudski Eln Ausruf des polnischen Staatspräsidenten - Die polnische Hauptstadt unter dem Eindruck der Todesnachricht „Oer größte Mann der potn. Geschichte" Warschau. 13. Mai. Warscha u steht ganz unter dem Eindruck der Nachricht vom Tode Pilsudskis lNiihereo Leitest). Der von der Strafte sichtbare Vorhos des Belve dere Schlosses ist seit dem Hinscheiden des Marschalls hell erleuchtet. Nm Gitter des Schlohhoses sammeln sich trotz der späten Nachtstunden zahlreiche Menschen an, die in tiefem Schweigen verharren. Noch im Verlause der Nacht erschienen der Staatspräsident, Mini ster, Generale und andere Würdenträger, um von dem grofteu Toten Abschied zu nehmen. Verantwortung ruhen sollte. Er hinterlictz dem Volke das Erbe seiner aus die Ehre und die Ma cht deo Staates gerichteten Gedanken. Dieses Testa ment, uns Lebenden überliefert, haben wir zu übernehmen und sortzuführen. Mögen angesichts seines Geistes und der kommenden (Geschlechter Trauer und Schmerz in uns das Vcrantwortnngsbewutztsein des gesamten Volkes er höhen. Staatssekretär Meißner beim poln. BoMaster Der Staatspräsident erlies; einen Aufruf andie Bevölkerung, der folgenden Wortlaut hat: „Marschall Joseph Pilsudski ist dahingcgaugen. Durch seine lebensgrosse Mühsal hat er die Kraft im Volke nusgerichtet. Den Staat hat er durch den Genius seiner (Gedanken «ud seinen eisernen Willen zum Leben erweckt. Er führte ihn zur Wiedergeburt der eigenen Macht, zur Entfaltung de» Kräfte, auf die sich Polens kommendes Schicksal stützen wird. Als Lohn siir seine ric- Berlin, 1.3. Mai. Im Auftrage des Führers und Reichskanzlers stat tete der Chef der Präsidialkanzlei Staatssekretär Dr. Meissner heute vormittag dem polnischen Botsckzafter Exzellenz Lipski einen Besuch ab, um die ties emp fundene Anteilnahme des Führers und Reichskanzlers an dem schweren Verlust, der Palen durch den Tod des Marschalls Pilsudski betroffen hat, zum Ausdruck» zu bringen. sist« Arbeit war cs ihm vergönnt, unseren Staat als leben dige Schöpfung nnd nnsere Armee ruhmvoll und siegreich zu sehen. Dieser grösste Mann der polnischen lUcschichte hat die Kraft seines Geistes aus der Tiefe der nationalen Vergangenheit geschöpft und die Zukunft stn übermenschlicher Gedankenanspannung voransgeahnt. Lich selbst sah er darin nicht mehr, denn er ahnte schon langst, dass seine körperlichen Kräfte sich dem Ende neig ten. Er suchte und zog daher Männer zur selbständigen Arbeit heran, auf deren Schultern schliesslich die Last der Oie polnische presse Letztwlllige Verfügungen des toten Marschau, 13. Mat. Schon der frühe Morgen zeigte In Warschau die Fahnen aller üsfenttichen Gebäude auf Halbmast. Auch an den Woh i- stiiusern der Bevölkerung sieht man immer mehr Trauerfahnen. Nur wenige Blätter sind heute früh erschienen, und zwar in stark beschränktem Umfang. Der Min! sterrat, der ln der Nacht tagte, beschloss die Anordnung der nationalen Trauer, für die die Einzelauweisuu- gen noch veröffentlicht werden. Der Innenminister hat bis »uk weiteres alle öffentlichen Vorstellungen und ähnliche Veranstal tungen verboten. Auch die polnischen Sender geben vorläufig tnur Nachrichten und keine Programmsendungen , Der in der Nacht ernannte Leiter des Kriegsmi» piister in ms erlieft einen Tagesbefehl an die Ar mee: darin wird gesagt, daft der Marschall Polens sein Leben beendet habe, daft aber der Schlag, der die Nation und die Armee getrofscn habe, in nichts den Wert und die Kraft des soldatischen Dienstes schwächen könne. Für den 13 Mai be siehst (general Kosprzychi die Verlesung des Ausrufes des Ltoolspräsidenten vor der Front aller Truppenteile, die An bringung von Trauerkokarden an allen Standarten und Regi- mnlssohnen; weiter haben alle Generäle, Offiziere und Untec- olli ziere Trauerflore anzulegen. lieber das Begräbnis des Marschalls lind noch keine Anordnungen getroffen. „Kurier Porannn". brr bisher als einziges Blatt des Regierungslagers heute früh erschienen ist, teilt mit, daft ein letzter Wille des Marschalls über sein Begräbnis seit einigen Jahren vorhanden ist Danach koke der Marschall als Ausdruck seiner tiefen Hochachtung vor ter Wissenschaft sein Gehirn wissenschaftlichen I w e <k e n bestiin >nt. Sein Herz solle nach Wilna gebracht werden, in die Stadt, in der er nm meisten weilt und in deren Nähe er geboren ist. Der Marschall habe ten Wunsch zum Ausdruck gebracht, daft die sterblichen llebcr- reste seiner Muller nach Wilna gebracht würden, und daft lein Her; zu ihren Füften niedergelegt werde. Die Beisetzung lene« Leichnams habe er im Wawel-Schl oft in 3 r ob au gewünscht, das die Gräber der polnischen Könige enthält. Er habe das gewünscht, da er von Krakau aus als stommondant der Legion im Jahre llttl in den Kamps gegen Rügland gezogen war. Dort Im Wawel Schloft ruht auch der Lar § des Dichters Julius Slomacki, der auf Befehl des Moc- schells vor einigen Jahren dorlhin überlührt worden war, I n übrigen veröffentlicht die Presse ausführlich den L e - benslaus des Marschalls. (Siehe S. 3.) * Präsidialkanzlei, Reichstag und Reichs ministerien flaggen halbmast Berlin, 1.3. Mai. Amtlich wird beftanntgegeben: Aus Anlas; des Ab lebens des Marschalls Pilsudski flaggen die Gebäude der Präsidialkanzlei, des Reichstages und sämtlicher Reichs ministerien heute und am Beisetzungstage halbmast. zum Tode pilsudskis Marschalls über seine Beisetzung Tie Nachrufe beweisen das Ausmclft der Erschütterung und die Tiefe der Trauer des ganzen Landes. Auch die Blätter des oppositionellen Lagers, das im schweren Gegensatz zum Marschall und zu seiner Regierung in den letzten neun Jahren stand, huldigen dem loten Kämpfer um die polnische Freiheit. Ein Mann habe die Augen geschlossen, schreibt „Kurjer Worszaw- ski", unter dessen Führung sich der polnisctie Staat und das polnische Staatssnslein gestaltet hüllen, ein Mann, dessen Schassen eine Epoclw der polnischen (tzeschiclste darstelle und der dieser Epoche seinen Namen ausgedrückt habe. Andere oppo sitionelle Blätter bringen in ihren Nachrufen ebenfalls zum Aus druck, wie sehr die Nachricht voin Tode Pilsudskis ganz Polen erschüttert hat und am Sarge dieses graften Soldaten hätten alle Streitigkeiten zu schweigen. Nur das Parteiorgan der No- tionaldemokratie, „Gazeta Warsznwsko", begnügt sich mit der Wiedergabe der amtlichen Nachrichten und schreibt dazu, der Tod des Marschalls schasse eine neue Situation in der inneren Loge Polens. Die Tatsache, das; eine so hervorragende M'rsönlichkeit von der Bühne abgetreten sei, könne nicht ohne Einslnft aus di« weitere Entwickelung der Ereignisse und aus die Lage des Landes bleiben. Die ersten Londoner Stimmen zum Tode pilsudskis London, 13 Mai. Die Nachricht vom Tode des Marschalls Pilsudski ist i n London völlig überraschend gekommen. Ihr spätes Eintrefsen hat eine aussührlicl-e redaktionelle Würdigung für die meisten Blätter unmöglich gemacht. Es tritt jedoch überall die Ansicht zu Tage, daft das moderne Polen einen uner- etzlichen Verlust erlitten habe. Als l>esondere Lekstumzen »es Marscl-alls iverden aufgesührt die ersoigreict-e Durch- ührung derErrichtung des ju n gen Staat e s. die iegreiche Abwehr de s bolschewistischen V o r st o ft e s und der mit Deutschland abgeschlossene Pakt. In der „Times" heisst es u. o.: Als die liberalen Theo rien der ersten Zeit keine Stabilität zustande bringen konnten, wandte sich das polnische Boll« immer bereitwilliger dem Sol daten und dem Manpe der Tat zu. Als grofter Soldat und sähtzzer Staatsmann, der er war. zog er es vor, sich im Hinter« grunde zu halten und durch andere zu handeln. Aber seine Landsleute pflegten schlieftlich in allen kritischen Augenblicken im wechselvollen Dasein der neuen Sluolsschöpsung aus ihn zu blichen. Laval in Moskau emaeiroffen Moskau, 13. Mal. Laval Ist Montag vormittag in Moskau einge« troffen. Zu seinem E m pf a n g halten sich eingesunden Auftenkommissar Litwinow, der Ehcs des Protokolls, Krestinsky, der Vorsitzende der Moskauer Sowjets Bulganin, der Kommandierende des 'Moskauer Miliiärkrelses Kork, und andere leitende Beamte des Auftenkommissariaies und der Volkskommissariate. Die 'Bahnhofshalle des weik-russisck bal tischen Bahnhofs war mit französischen und somietrussischen Fahnen geschmückt. Eine Ehrenkompagnie war zum Empfang des französischen Auftenministers ansmarschiert. Als der Zug einlies, ertönten die französische und die Sowjet Hymne. Un mittelbar nach dem Empfang begab sich Laval in die ihm von der Sowjetregierung bereitgestellte 'Wohnung im Repräsentan tenhaus des Auftenkoinmissarlats, der früheren Villa des ehe maligen Mroftkaufmauns Rnbuschiuski. —WW-——WW——-— „Daily Herold", das Blatt der Arlustterpartei, glaub! pro« phezeien zu müssen, daft der Tod des Mnrfchalls in Polen eine kritisch Loge schosse. Dazu sührl es ou s^ Pilsudsk^s Dik tatur mar in erster Linie persönlicher Art Sein Au- sel>en auch bei seinen ('Gegnern mar gewolUg. Ietzl. wo er dahin« gegangen ist, fällt es nicht leicht, in die Zukunft zu bücken. Tie neue Versossnng oibt dem Präsidenten halbdiklotorische Be fugnisse. olier der Präsident selbst mar non dem 'Marschall ouserseheu warden. Es fragt sich, ob Präsiden! Aloscuki die ihm erteilten 'Wstugnisse ohne die Unlersttitznna durch die Autori tät des Marschalls behalten Kanu, ob es einen Kamps unter den 'Ministern gebe und ob das Ende eine W''äerherketzung der parlamentarischen Regierung sein wird. Eines ist klar: Es gibt in Palen keinen natürlichen Erlx'n des Ani'ebens und der Stellung Pilsudskis. Trotz dieses von der parteipolitischen Einstellung des „Daily Herold" stark gefärbten Ausblickes ist sich jedoch auch dieses Blatt darüber klar, das, es ans dem Gebiet der äuftereu Politik wahrscheinlich nur m enig A e oder u n g e n gelren werde In den letzten Jahren sei die volniselze Politik mehr von Tatsachen als von persön lichen Neigungen beherrscht gewesen. Der Eindruck der Todesnachricht in Varis Paris, 13. Mai. Tic Nachricht non dem Ableben des Marschalls Pilsudski mochte in Poris einen umso tieferen Eindruck, als der obgesogtr Besuch Lavals beim Marschall die Vermutung hotte auikom- men lassen, die Krankheit Pilsudskis sei nur diplomatischer Na tur. Dem polnischen Notionolhelden iverden von der gesamten Presse l o n g e N a chrns e gewidmet. Alan versucht, seiner Persönlichkeit gerecht zu werden und dabei auch die Politik zu erklären, die Polen in eine Abwehrstellung zu Souyelruh- lond gebracht und zu einer Annäherungspolitik gegeniib r Deutschland, verbunden mit einer Abkühluna des polnisch sra i- zösischeu Verhältnisses beigelrogen hat. ..Wenn man" io schreibt der „Motin", „die Einzelheiten des bewegten Lbeus Pilsudskis überiliegt. so versteht man heute die Haltung (eines Volkes, dos sich von Nuftbmd gemartert und von Deutschland bedroht sah. Es muhte »saft gegen Nnftland nnd Furcht -wr Dentschlond empttnden. Frankreich wird sich ehrsurchGvoll vor der sterblichen Hülle eines Mannes verneigen, der sein Land über alles geliebt und ihm seine Freiheit wiedereroberl Kat " „Journal" spricht von einem Ereignis, dos für Polen von ungewöhnlichem Ernste sei: denn Polens ganze politische Ent wickelung werde in Frage gestellt. Es handele sich darüber hinaus auch um ein hochbedeutsames Ereignis für Europa, in dem die polnische Stabiliat ein wesentlicher Faktor sei. Pil sudski sei anlirussisch eingestellt gewesen, was zur Annäherung nn Deutschland beigelragen habe. Aber das Misstrauen gegen über den Sowjets fei nicht die einzige Richtlinie dieser Politik gewesen. Pilsudski habe aus seiner Skepsis gegenüber der Be ständigkeit der französischen Politik kein Hehl gemacht. Das Blatt glaubt nicht, daft sich in der politischen Richtung, die Pil sudski Polen gegeben Hobe, sofort eine Aenderung zeigen werde. Die radikalsozialislische „Republigue" läftt ihrer Abneigung gegen die Männer des neuen Kurses in Pole» auch angesichts der polnischen Nationaltrauer freien Laus Auftenvolitisch. so sagt das Blatt, habe 'Pilsudski allmählich die getreuesten Die ner der französischen Freundschaft onsgeboolel. Von seinem Vorurteil gegen Ruftland veranlasst, habe er die Annäherung nn Deutschland durchgesiihrl. Er habe sie verwirklicht, als Hitler in Berlin triumphierte. Seit dem Jahre l!>3l habe die Achse der polnischen Diplomatie in Berlin gelegen. Geradezu ge hässig ist aber der Ton, in dem die „RepubligNc" sich mit der künftigen Entwicklung ln Polen besaht. Do heisst cs n. o.: „Wos wird jetzt werden? Werden die Dikloloren den über leben, der sie beseelte? Wird die oberste Eligue der Volksbe wegung Widerstund leisten, die die Rückkehr zur Freiheit for-