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für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtol latt der Kgl. Amtechanptmannschpft UN- -er Kgl. Schulinspection zu Kquhen sowie -er» Königlichen V?erjchtsaWtes UN- -es Sta-trathes zu Wischof«wer-a. Diese Seilschrift erscheint wöchentlich zwei Mai, Mittwochs und Ho«nae>,y0» und kästet eipschlseßlich der tzony- ahend« eMeinenden „delktristischen Heilagef' viersefjShrsich 1 Mark hü Pfg. (1Ü Ngr.). Znserat» Wtttzm Vi« vien-tagß und Fre!ch»S trüb H Uhx angenommen und tostet die gesprltene EorpuSjeile oder deren Raum tv Pfennige, 7^. I Sonnabend, den 22 September -1.877. Ungarn und Türken. Kein Land, wenn man von den direct am Kriege Betheiligten absieht, ist durch den Krieg in eine größere Aufregung versetzt worden, als Ungarn. Die Magyaren haben, wenn sie ihr Land im Gegensatz zu den deutschen Erbländern des Kaiserhauses, ihre Nationalität im Gegensatz zu den übrigen Natio nalitäten des UngarlandeS auffassen , freilich manchen schwerwiegenden Grund zum Mißtrauen in die Orientpolitik, welche aus hohen Militär- und Hofkreisen heraus beim Kaiser Franz Joseph befür wortet wird. Sie erinnern sich, daß dieses dieselben' Kreise sind, aus welchen nach dem Tage von VilagoS die Peiniger Ungarns hervorgegangen sind, die dem Kaiser Nikolaus zujauchzten, als diesem sein Feld marschall Fürst Paskiewitsch das besiegte Ungarn zu Füßen legte. Sie erinnern sich, daß über dieses niedergeworfene Ungarn eine Schaar deutsch - öster reichischer Beamten sich ergoß, die fanatische Anhänger der Bach'schen Centralisationsideen waren und welche heute, nachdem Oesterreich aus einem abso lutistisch regierten ein Verfassungsstaat geworden ist, als „VerfassuvgSfreunde" in Bezug auf die Rechts verwirkung Ungarns nicht eben anders denken, als unter Herrn v. Vach. Sie erinnern sich, daß damals auf Kosten der Magyaren die anderen Nationalitäten des UyzarlandeS: Die Kroaten, Serben und Ru- tyänen, uyd in minderem Grade. die Skuthenen und Slowaken beHinstjHt und grWMt Weden. Sie besorgen. Häher, daß eine Verminderung der Macht- stehnpg her Mygyären in Ungarn nicht bloS diese anderen Nationalitäten zur Erhebung weitgehender Ansprüche aus Autonomie der von ihnen überwiegend bewohnten Landestheile, sondern auch die der gegen wärtigen dualistischen Gestaltung der Monarchie feindseligen Parteien zu dem Versuche einer, sei es nun centraliftischeo, sei es föderalistischen Reaction, anxeizen möchte. Durch die magyarische Nation geht etwas wie Todesahnung ; sie Mit, daß sie nur im Besitze der Herrschaft ihre Dauer gefristet hat. Sollte es sich dkMal einst ereignen , haß sie züMcktMen muß in RH. üws lMd'.'zü den ubxWn Nätionälstätcn, daß sie atzWen muß, vyn Hejyeenaunst M rkichliched, av Me von hMr ^nechtSarbest Kn nähren, so Smrtuabbrttßigstcr 2ahr«anz. werden ihre Tage gezählt sein, wie die der ihr ver wandten Türken, die in gleicher Lage mit ihr leben. Es ist deshalb nicht irgend eine Laune, welche die Magyaren dazu veranlaßt, mit ihren Sympathien für die Türken sich so überschwänglich zu gebehMn es ist die Stimme res Schichals, die aus dieM' Zuge des Herzens spricht und sogar die Erinnerung an frühere Kämpfe auf Tod und Leben übertönt. Man kann vielleicht behaupten, daß in den hundert jährigen Kriegen, welche Oesterreich und die Pforte um den Besitz Ungarns geführt haben und in wel chen stets eine mächtige Partei auf türkischer Seite stand, die zwei Seelen, die in des Magyaren Brust wohnen, sich wider einander aufbäumten. Was, er von abendländisch christlicher Cultur in. sich aus genommen hatte, das zog dm Ungar zu dem deut schen Fürstenhause hin, welches auf die Krone Ungarns Erbansprüche erhob; was in ihm von dem wilden Sohns der asiatischen Steppen übrig geblieben war, das trieb ihn ins türkische Lager hinüber, um dort als Lohn für Vasaüendienst das Recht zur Bedrück ung des Volkes einzutauschen. Die ReligionSoer- schiedenheit zwischen dem katholischen Kaiser und den calvinischen Adelsfamilien spielte erst in zweiter Linie mit. Es ist nicht zufällig, daß zu den volksthüm- lichsten Figuren der ungarischen Geschichte je Rakoczy gehören, die mit den Türken im Bunde gegen di« Kaiserlichen zu Felde lagen. Je heißer bei den slawischen Nationalitäten der Haß gegen die Türken «ntbreuyt, desto eifriger be mühen sich die in Rücksichten auf dm Kaiserhof nicht gebundenen Schichten,^desDagyarenthums, ihre tür« kenfveundlichen Sympathien zum Ausdruck zu bringen. Während, die Czechen dem russischen General Tscher- näjeff wegen fÜner übrigens ziemlich zweifelhaften Türkensiege in Serbien einen Ehrensäbel stifteten, überreichte die studirende Jugend in Pest demtür- kischen Generalissimus Abdul Kerim einst ebenfalls einen EhrensLbel. Für den Sieg über die Serben bei DjuniS ging eine Deputation nach Eonstanttnppel, um die Sofias zu ihrer glänzenden Mitwirkung Sei der Wiedergeburt des ottomanischen Reiches zu be glückwünschen. In Constantinopel sucht man diese Sympathien der Ungarn reg« zu erhalten, wobei Wm- fall» dte Berechnuog.mitspricht, dastdie^OritsiDW der Wiener Hofburg As zu einem ^ewisienPuukle