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NabemM' Anzeiger Zeitung für UmM, Seifersdnch Klein- u. EenPlsa Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Coßmannsdorf. Lübau, Borlas, Spechtritz re. Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis ein schließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 MI. Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf-, für auS- wärtige Inserenten 15 Pf. Reklamen i 20 Ps. Annahme von An zeigen für alle Zeitungen. Nummer 15. Kernsprecher: «mt Deuben L1SV Dienstag, den 3. Februar 1914 Fernsprecher r «Mt D-Ude« 2L20 27. Jahrgang. üur Nab uns fern Rabenau, den 2. Februar 1914. — Umständehalber findet der nächste Gerichtstag inRabenau nicht am 3. Februar, sondern Mittwoch, den 4. Februar, norm. 10 Uhr, statt. — Günstige Verhältnisse vorausgesetzt, soll in diesem Jahre in Rabenau eine Obst ausstellung des Obstbau- Vereins für Tharandt u. Umg. stattfinden. — Der letzte Sonntag brachte Frühlingswetter, was im allgemeinen dankbar empfunden wurde. Der Wintersport war zwar infolge der warmen Witterung vielfach zu Wasser ge worden, dafür waren aber die Ansflugspunkte gut besucht. — Am Sonntag abend scheuten bei der Gärtnerei Wild in Coßmannsdorf die Pferde des Gutsbesitzers K. in Obernaundorf und gingen durch; hierbei wurde das Geschirr stark beschädigt. Wie wir hören, brachte der Knecht die Pferde in die Stallung zurück und ist seitdem verschwunden. — In einer Versammlung zu Coßmannsdorf wurde erklärt, daß die Lasten für dieHainsbergerKirche in den ersten Jahren 11000 Mk. betragen; jetzt nach der Ein- pfarrung Coßmannsdorf belaufen sie sich auf 7000 Mk. bei 2000 Seelen. In Coßmannsdorf bleiben die Steuern trotz steigernder Ausgaben in gleicher Höhe wie im Vorjahre. — Der bei der Begerburg von einem Freiberger Zuge überfahrene Mann ist ein Birkigter Einwohner namens F. Weinhold und von Beruf Kaufmann. Dem Unglücklichen wurde der Kopf vom Rumpfe getrennt. — Die Zahl der Automobile ist in Deutschland in so starkem Wachstum begriffen, daß wir bald 100 000 Motorwagen haben werden. In noch schnellerem Tempo vermehren sich die Automobile in England. Dort sind im letzten Jahre allein 44000 neue Motorwagen und 39 000 neue Motorräder gezählt worden. Damit beträgt dort die Zahl der Automobile Ende des vergangenen Jahres 362 271 und die der Motorräder 180 000. — Die Niedersedlitz-Kreischaer Straßenbahn weist zum ersten Male seit ihrem Bestehen einen Reingewinn (3156,13 Mark) auf. — Vom Freiberger Landgericht wurden verurteilt: Gelegenheitsarbeiter Friedrich Alfred Lange aus Burgk wegen Hehlerei zu 3 Monaten Gefängnis, Handarbeiter Otto Hugo Holfert aus Possendorf wegen Unterschlagung zu 3 Wochen Gefängnis. — Wie aus Spaß leicht Ernst wird, lehrt folgendes Vorkommnis. In einem Bauerngut in Niederbobritzsch hatte man den Ausdrusch beendet, und der jüngste Dienst bote Wurde nach altem Herkommen zum Nachbar geschickt, damit er das — „Windsieb" hole. Zurückgekehrt wurde er natürlich tüchtig ausgelacht. Verärgert hierüber ergriff er eine in der Nähe stehende Flasche, in der er Schnaps ver mutete, und schüttete den Inhalt dem älteren Knecht in das Gesicht. Ein Schmerzensschrei — und hierauf tiefe Betrübnis ! Die Flasche hatte Lysol enthalten, und der bedauernswerte junge Mensch steht in Gefahr, sein Augenlicht zu verlieren. — Der Rechtsanwalt Dr. Kopsch inNoßwein wurde unter dem Verdacht von Unterschlagungen verhaftet und dem Landgericht Freiberg überführt. — Kommenden Mittwoch wird die Zweite Kammer die schon im vorigen Landtag geplante, damals jedoch wegen der eingetretenen Schneeschmelze nicht ausgeführte Fahrt nach Oberwiesenthal ansführen. Die Staatsbahnverwaltung stellt einen Sonderzug, der vormittags 8 Uhr vom Dresdner Hauptbahnhof abfährt und kurz nach 12 Uhr in Oberwiesen thal eintrifft. Von dort aus begeben sich die Landboten nach dem Fichtelberg, wo das Mittagessen stattfindet. Im Sport hotel in Oberwiesenthal wird der Kaffee eingenommen und 5,40 Uhr die Rückfahrt angetreten. Der Sonderzug trifft kurz nach 10 Uhr wieder in Dresden ein. Die Fahrt soll keine Studienfahrt im eigentlichen Sinne sein, doch soll den Abgeordneten Gelegenheit gegeben werden, die hervorragende Entwicklung des Verkehrs usw. in diesem Teile des Erz gebirges aus eigener Anschauung kennen zu lernen. — Die sächsische Staatsbahnverwaltung hat an die beim Eisenbahnunglück im Harrastunnel Verletzten und an die Hinterbliebenen der bei dieser Katastrophe Getöteten freiwillig Entschädigungen ausgezahlt. — Der Holzbedarf der Erde und seine Deckung. Forst- und Landwirtschaft sind lange Gegner von einander gewesen, weil große Waldflüchen von der letzteren in Acker land verwandelt werden, doch hat sich in neuerer Zeit eine merkliche Annäherung zwischen beiden vollzogen. Während die Landwirtschaft nach kurzen Zeitläufen schon auf Ertrüge rechnen kann, sind solche bei der Forstwirtschaft nach langen Zeiten erst zu verspüren. Obwohl Kohle und Eisen die Welt bald eroberten, sind die Werte des Holzes in ihrer Höhe geblieben. Die überaus vielfältige Verwendung des Holzes drängt zu der Frage, ob der Holzvorrat bei der immer währenden Steigerung des Bedarfs wohl ausreichen werde. Es wurde nun nachgewiesen, welch einen großen Flächen inhalt die Holzbestände in den verschiedenen Staaten ein ¬ nehmen. Während in Finnland 57 Prozent und in Schweden 52 Prozent des Bodens mit Wald bedeckt sind, kommen auf Rußland und Oesterreich ungefähr 39 Prozent. In Deutsch land ist nur der Oberfläche mit Wald bedeckt. Sachsen ist beteiligt mit 9 Prozent. Die Holzbestände in Amerika, Asien und Afrika sind unermeßlich, doch wird daselbst zumeist Raubbau getrieben. Zur billigeren Holzversendung sind An lagen von Bahnen, Regulierung der Flußläufe und der Aus bau vou Kanälen als besondere Notwendigkeit zu bezeichnen. Ein Mangel an Holzvorrat dürfte wohl kaum eintreten, so bald nur irgendwie für sachgemäße Neupflanzung und für richtige Pflege der Holzbestände Sorge getragen wird. Kleine Notizen. — Die in Oberleutensdorf Nr. 493 wohnhafte Hausbesitzersgattin Frau Mathilde Gruß fand in den letzten Tagen wiederholt an der Küchentür, wie auch an der Stalltür befestigt Drohbriefe vor, in welchen sie aufgefordert wurde, einen Betrag von 120 Kr. an einer ge nau beschriebenen Stelle der Gartenmauer zu hinterlegen, widrigenfalls ihr kleiner 5 Jahre alter Sohn innerhalb 48 Stunden ermordet werden würde. Ferner war in den Briefen ausgesprochen, daß auch noch andere Familienmitglieder am Leben bedroht seien. Der dringende Verdacht, diese Droh briefe geschrieben zu haben, richtete sich gegen den im selben Hause wohnenden 17 Jahre alten Malerlehrling Anton R., gegen den die Strafanzeige erstattet wurde. Bei seiner Leibes durchsuchung fand man außer einigen Briefen mit „der schwarzen Hand" auch zwei mit gestoßenen Pfeffer gefüllte Tüten vor, den der Bursche zweifelsohne im Betretungsfalle gegen die ihm entgegentretenden Personen geworfen hätte, um ungehindert die Flucht zu ergreifen. Der Bursche war ein häufiger Kinobesucher und eifriger Schundromanleser.— Der G.-V. Enders ans Raschau bei Oelsnitz, der sich ent fernt und mehrere tausend Mark unterschlagen hatte, wurde bei Pirna als Leiche aus der Elbe gezogen. (Soll nicht zu- trefsen.) — Der 6*/, jährige Sohn des Bahnwächters Horky in Kartitz bei Tetschen ist seit Freitag nachmittag verschwände n. Der Junge war auf dem Elbeis ge wesen und wegen zu weiten Vordringens von seinen Kame raden gewarnt worden. Man nimmt an, daß er trotzdem wieder aufs Eis ging, einbrach, unter die Eisdecke kam und ertrank. Der Knabe war mit einer grauen wollenen Mütze, Stoffjacke und neuen blauen Samthosen bekleidet. — Unsittlichkeiten schlimmster Art und Beleidigungen waren in Briefen enthalten, die Rektor und Professoren in Bonn erhielten. Die Täter sind die Studenten Heinr. Leis und Hermann Radtke. — Das sechsjährige Söhnchen des Arbeiters Weidhase in Eisenberg wurde beim Rodeln von dem Schlitten eines anderen Kindes so heftig angefahren, daß es bei dem Sturze das Genick brach und sofort verschied. — Das '/«jährige Kind des Schutzmannes Stelzner in Königsbrück, das in einem Kingerstuhl saß und einige Augenblicke unbewacht mar, rutschte nach unten, sodaß der Kopf am Querbrettchen hängen blieb und den Erstickungstod des Kindes brachte. — Der 12jährige Schulknabe Kurt, Sohn des Schneidermeisters Rudolf aus Sycau, hat sich nachts vom Hofer Zug über sah r e n lassen und war sofort tot. Was den Knaben zu diesem Schritt veranlaßt hat, ist unbekannt. Vor 5 Wochen war seine Mutter gestorben. — Einem Feuermann einer Fabrik am Gcünanger in Werdau gelang es, aus dem dort vorbeifließenden Mühlgraben eine Frau mit ihrem 4 Jahre alten Kind aufs Trockene zu bringen, die in der Nähe in selbstmörderischer Absicht in das Wasser gesprungen war. Sie hatte sich mit ihrem Kinde zusammengebnnden. Durch das Geschrei des Kindes war der Feuermann ans das Treiben der Personen im Wasser aufmerksam gemacht worden. Mutter und Kind brachte man zunächst nach einem warmen Raume der Fabrik und später nach ihrer Wohnung. Die Ursache soll in ehelichen Zwistigkeiten liegen. — Der Kriminalpolizei in Leipzig ist es gelungen, einen internationalen Hochstapler und Heiratsschwindler fest zunehmen, der sich Graf Egon von Rehnslyöld nannte. Er wohnte seit etwa drei Jahren in Leipzig und wurde als der Kaufmann Wilhelm Just aus Pohlitz bei Greiz entlarvt. Seine Verhaftung erfolgte unmittelbar nach seiner Rückkehr aus London, wo er mit einer vermögenden Leipziger Dame die Ehe abgeschlossen hatte. — Wegen Beharrens im Un gehorsam vor versammelter Mannschaft und Beleidigung von Untergebenen wurde vom Kriegsgericht in Leipzig der Unter offizier Gr. vom 139. Infanterie-Regiment in Döbeln zu der geringsten zulässigen Strafe von 43 Tagen Gefängnis verurteilt. — In Leipzig wurde das Schaufenster einer Rauch warenhandlung eingeschlagen und daraus eine größere Anzahl Felle, Nerz- und andere Muffe, Schals usw. im Gesamt werte von etwa 3400 Mark gestohlen. Vermutlich ist der Diebstahl von denselben Dieben begangen worden, die in letzter Zeit in verschiedenen Städten Deutschlands ähnliche Schaufensterdiebstähle verübt haben. — Der 10jährige, etwas beschränkte Knabe eines Hausbesitzers in Enlendorf hat eine große Feldscheune in Brand gesteckt. — Im Restaurationskeller des Buchhändlerhauses in Leipzig erfolgte in der Nacht eine schwere Gasexplosion. Sämtliche Fensterscheiben der Umgebung wurden zertrümmert. Vier Personen wurden schwer, zwei leicht verletzt. Dresden. Vermißt wird seit dem 27. Januar der 16 Jahre alte Sohn Alfred des in der Mathildenstraße 68 wohnenden Kellners Robert Borrmann. Der Vermißte, der bei der Firma Ebeling u. Cröner beschäftigt war, hat die elterliche Wohnung verlassen, ohne zu sagen, wohin er geht. — Mit der Kasse durchgebrannt ist, wie berichtet wird, der Beamte des Bäcker- und Konditorenverbandes namens Rost in Dresden. Die Höhe der Unterschlagung soll 3000 Mark betragen. — Das Konkursverfahren wurde über das Vermögen der „Dresdner Licht spiele G. m. b. H." — Prager Straße und Moritzstraße — eröffnet. — Für Dresden ist von einer Aktiengesellschaft ein für Männer bestimmtes Ledigenheim geplant, das auf der Gerokstraße errichtet werden soll. Es erhält 5 Stock mit 473 Zimmern. Weiter sind vorgesehen Volksbücherei-, Schreib-, Lese- und Handarbeitszimmer, Rasenspielplatz nach englischem Muster, Geräteraum, Volksküche und Restaurant. — Gerüchte von einem Kindesmord, die inDresden- Neustadt umliefen, sind darauf zurückzuführen, daß eine Witwe in einem Hinterhause der Förstereistraße in der Nacht ihren zehn Wochen alten Knaben im Schlafe erdrückt hat. — Ein Diebstahls- und Hehlerei-Prozeß beschäftigte die Strafkammer des Landgerichts Freiberg. Es handelte sich um umfangreiche Warendiebstähle in der Trikolweberei von Rapp daselbst. Der Hauptangeklagte Fischer, der den Verkauf der gestohlenen Gegenstände übernommen hatte, wurde zu 2 Jahren 6 Mon. Zuchthaus verurteilt. Außerdem wurden ihm die bürgerlichen Ehrenrechee auf die Dauer von 6 Jahren abgesprochen. Die übrigen sechs Angeklagten, da runter einige jugendliche, wurden zu Gefängnisstrafen zwischen 3 Monaten und 3 Jahren verurteilt. — Zu der Tragödie in der Pfotenhauerstraße 12 in Dresden, die sich, wie berichtet, vor mehreren Tagen in der Familie des Zollaufsehers Schwatlo ereignete, wird noch gemeldet: Das Befinden der Frau hat sich so gebessert, daß diese bereits wieder aus dem Johannstädter Krankenhause entlassen werden konnte. Auch der 45 Jahre alte Zollauf seher Schwatlo befindet sich wieder auf dem Wege der Besserung. Nach dessen Vernehmung dürfte erst völlige Auf klärung zu erlangen sein, wie sich der Vorgang zugetragen hat. Die 17 Jahre alte Tochter Luise, welche bei der Auf findung bereits als Leiche angetroffen wurde, ist inzwischen auf dem Tolkewitzer Friedhöfe beerdigt worden. Soweit nach Aussagen der Frau Schwatlo zu entnehmen ist, liegt eine Kohlengasvergiftung vor, von welcher die Familie nach dem Abendbrot überrascht worden sei. Tatsächlich ist auch von Kriminalbeamten am Morgen nach der Auffindung im Küchenofen noch Glut vorgefunden worden. Ob die Ofen klappe verschlossen gewesen ist, konnte mit Sicherheit nicht festgestellt werden, da die Kinder versucht hatten, infolge der Külte einzuheizen. Im übrigen sei mitgeteilt, daß die Familie Schwatlo in geordneten Verhältnissen lebte u. gut beurteilt wird. — Ein für chte rlich e s G r u benun g l ü ck hat sich Freitag Abend auf Zeche „Minister Achenbach" (Stumm'sche Werke) in Brambauer bei Dortmund infolge Kohlenstaub explosion ereignet. Der Bevölkerung bemächtigie sich enorme Aufregung, als die Nachricht von der Explosion durch das Anfahren der Sanitätskolonnen bekannt wurde. Die Zahl der Bergleute, die sich bei der Explosion auf der betroffenen Sohle befanden, beträgt 60 bis 70. Bis Sonnabend Morgen waren 25 Leichen geborgen. Weitere 4 bis 5 Mann werden noch vermißt, die, in der Grube eingeschloffen, ebenfalls den Tod gefunden haben dürften. Schwer Verletzte zählt man 12. Die Zeche „Minister Achenbach" ist vom Unglück schwer heim gesucht. Sie war am 18. Dezbr. 1912 ebenfalls der Schau platz einer Schlagwetter-Explosion, der 47 Bergleute zum Opfer fielen. Die geborgenen Leichen sind zum Teil schrecklich verstümmelt. In Frage kommen drei Reviere, die auch beim Unglück am 18. Dezember 1912 mitbetroffen wurden. Nach Ansicht der Sachverständigen handelt es sich diesmal nm eine Schlagwetterexplosion, die mit furchtbarer Gewalt große Stücke zu Bruch brachte. — An der englischen Küste sank der deutsche Vier master „Hera", wobei 19 Personen ertranken. — Vom Kriegsgericht in Walona wurde der türkische Major Vekir Aga wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. — Die Ge rüchte von Bauernaufständen in Bulgarien werden offiziös dementiert. — — Die Demission des elsaß-lothringischen Staatssekre tärs Zorn v. Bulach und der Unterstaatssekretäre Mandel u. Dr. Petri wurde genehmigt. Zum Staatssekretär ist Ober- prüsidialrat Graf Rödern in Potsdam ernannt worden. Un- terfiaatssekretär Köhler verbleibt im Amte. Der Vortragende Rat im Reichsamt des Innern Freiherr v. Stein ist zum Leiter der Abteilung für Landwirtschaft und öffentliche Ar beiten ausersehen unter Ernennung zum Staatssekretär.