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Sächsische Rad- u. Motorfahrer-Zeitung Organ für Radfahrer, Motorfahrer, Automobilisten Zeitung des Sächsischen Radfahrer-Bundes, e.V. Erscheint bis auf weiteres am 25. eines jeden Monats. Alle Einsendungen Inserate betr. sind nur zu richten an: Robert Weniger, Leipzig, Hohestr. 48. — Nachdruck von Original-Artikeln, soweit nicht ausdrücklich verboten, nur mit genauer Quellenangabe »Sächsische Rad- u. Motorfahrer- Zeitung' gestattet. — Anzeigen-Preis: O die viergespaltene Petitzeile 50 Pfg., bei größeren Auf trägen und Wiederholungen entsprechenden Rabatt. — Schluß der Schriftleitung: 8 Tage vor Erscheinungstag. Schluß der Anzeigen-Annahme: Dienstag vor Erscheinungstag. Nr. 8. Leipzig, den 23. Mai 1919. XXVIII. Jahrgang. Eine Säule im Als uns vor wenig Tagen durch die Presse die Nach richt von den entsetzlichen Friedensbedingungen unserer Feinde übermittelt wurde, da schien es. als setzte im deutschen Volke der Atem für kurze Zeit aus, und eine tiefe Ohnmacht ergriff alle. Seitdem wir wieder zu uns gekommen, wird uns von Tag zu Tag klarer, daß wir durch Anerkennung dieses Friedensvertrages völlig verarmen und auf ewige Zeit uns zum Sklaven anderer Völker machen würden. Deutschland und Deutschtum hätten aufgehört, jemals in der Welt eine Bedeutung zu erlangen, und es würden die Worte Gottlieb Fichtefl aus seiner Rede an die deutsche Nation zur Wahrheit werden: „Es ist kein Ausweg, so ihr versinkt, so ver sinkt mit euch die ganze Menschheit, ohne Hoffnung an eine neue Wiederherstellung“. Diese Erkenntnis hat sich denn auch in allen Kreisen unseres Volkes durchgesetzt. Selbst die Unabhängigen haben durch Haase erklären lassen: Undurchführbar, daher unannnehmbar. Vom Belt bis zu den Alpen, vom Rhein bis zur Memel hat sich das deutsche Volk wie ein Mann in letzter Stunde aufgerafft und ruft einmütig und machtvoll zugleich in die Welt hinaus: Nein, wir können und wollen diesen schmachvollsten Friedensvertrag der Weltgeschichte nicht unterschreiben, wir fordern unser Recht nach den 11 Punkten des Völker bundes, die, Wilson bekanntgegeben: mir ein Lump könnte so sein Vaterland verraten, darum lieber tot, als Sklave. Und wenn wir dann alles verlieren sollen, so wollen wir doch wenigstens das einzige, was uns noch bleibt, die Ehre, retten. „Nichtswürdig ist die Nation, die nicht ihr alles setzt in ihre Ehre.“ Jetzt gilt es, nicht zwecklos zu klagen, sondern zu handeln, unerbittlich hart und fest den Forderungen des Feindes gegenüber bleiben, lieber sonst ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. In dieser schwersten Zeit unseres Volkes bedürfen wir mehr denn je wahrhaft eiserner Männer als Führer, die uns als feste Säulen schützen sollen vor dem drohenden Zusammenbruch. Schauen wir in diesen schweren Verhältnissen daraufhin unseren lieben Sachsenbund an. so finden wir, daß auch uns zum Wiederaufbau des Bundes solch eiserne und ziel bewußte Männer als starke Säulen des Bundes gebäudes nottun. Glücklicherweise besitzen wir in der „alten Garde“ eine solch mächtige Säule im Säehs. Radfahrerbunde. Bei ihrer Gründung aus Mitgliedern des Bundes, die mindestens 10 Jahre lang ununter brochen dem Verbände angehören, haben wir wiederholt darauf hingewiesen, daß die alte Garde bei richtiger Auffassung ihrer Aufgabe als das Rückgrat des Bundes zu gelten habe. Ihre langjährige Tätigkeit vor dem Kriege und vor allen Dingen ihr mannhaft treues Zu sammenhalten während des Weltkriegs, hat Zeugnis Sachsenbunde. dafür abgelegt, daß wir uns in ihr nicht getäuscht haben. Ganz besonders der letzte Genqralappell der alten Garden am 13, April in Werdau unter Führung ihres erprobten Obmannes, unseres Adolf Schön, Werdau, und die dort beschlossene Resolution (siehe Nr. 7 der Bundeszeitung) haben bewiesen, daß ihre Mitglieder voll und ganz erfaßt haben, was unserem Bunde in nächster Zeit nottut. Es ist mit Freuden zu begrüßen, daß sie die Arbeit des in Dresden gegründeten Werbe ausschusses unterstützen wollen, und wir sind keinen Augenblick im Zweifel, daß den schönen Worten auch gleichschöne Taten folgen werden. Die Herren Berg mann, Leipzig, und Kietz, Auerbach, sind ja hierin bereits durch Zuwendung namhafter Geldopfer mit gutem Beispiel vorangegangen, andere werden sicher folgen, und viele Wenige machen ein Viel. Dank schulden wir den lieben Gardisten zunächst für Ihre treue selbst lose Arbeit im Verband, sie haben uns manche Anregung gegeben und des öfteren gezeigt, daß etwas zu erreichen ist bei festem Willen. Bewunderung nötigt uns ihre Tatkraft auf oft isolierten Posten im Saehsönlande ab, und es muß doch etwas besonders Schönes um den Radfahrsport sein, wie er im Sachsenbunde gepflegt wird: denn bis ins hohe Alter hält er seine Jünger in echter Kameradschaft innig umschlossen. Den größten Dank können wir unserer alten Garde dadurch ab statten, daß alle Mitglieder des Bundes, dife 10 Jahre lang dem Verband angehören. ohne bisher ihre Zu gehörigkeit zur alten Garde ausgesprochen zu haben, sich bis spätestens 31. .Mai bei Herrn Rob. Weniger. Leipzig. Hohestraße 48, als Gardisten anmelden. Der sonst übliche einmalige Mitgliedsbeitrag von (i Mk. fällt weg, außerdem erhalten diese Neueintretenden das Gardezeichen frei geliefert. Wir Alten wollen den Jungen zeigen, welch sportlicher Geist und selbstlose Hingabe zum Bunde in uns steckt. Mannigfache Er fahrungen werden durch die Alten dem Bunde zugute kommen und freudig und gern nimmt der Werbeausschuß ihre Anregungen entgegen. Es ist Pflicht eines jeden alten Bundeskameraden. Sonntag, den 29. Juni, mittags 1 Uhr, zum Gardetag in Leipzig zu erscheinen. Die Heerschau hält der Führer. Adolf Schön. Werdau, ab. er erwartet, daß auch jüngere Mitglieder unseres Verbandes den V< rhandhmgen bei wohnen. So rüsten wir uns denn jetzt zu drei wichtigen Veranstaltungen: am 29. Mai (Himmelfahrt) erwarten wir die Mitglieder des Bundeswerbeausschusses zu angestrengter Beratung in Leipzig, vier Wochen später, am 29 Juni, die alte Garde und zwischendrin gedenken wir Pfingsten zu feiern. Wehmütigen Herzens aber festen Glaubens an eine schöne Zukunft uns. res Volkes.