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Der WM LrMer, Tageblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. «»tS-latt der Sgl. Amtshauptmaimschast, der Kgl. Schulinspektion und des Kgl. Hauptzollamtes z» Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda. jede» WerVaaAM» für den solgack« Tag rmd SMrtri fitsch^vr^lg»' bei Xbhoümg viertel» u» LV b«t Zustellung in» Hau» 1 u» 7V i PostäuMtm » K0 exklusi»« BesteLgrld. «mmu« der LettuugDpreislist« «87. Bestellungen werben bei alle» Postaustalten de» deutsche» Seiche», für Bischaftwerda und Uumegeud bei unseren zeitungrboten, sowie in der SeschSfttstelle diese» Blatte» angaunmuen. Schluß der G«schLst»stülr Abend» 8 Uhr. Inserat«, welche in diesem Blatt« di« weiteste BrrbreiU», M>«, wndrn bi« vor«. 10 Uhr angenommen, grSßm« und kompltzirrtr «nzriam tag» vorher, und kostet »v vtergrspalten« Sorpu»»rllt 18 «i, die Rrllamejelle S0 Geringster Juseratrnbekaa 40 el. Aür Rückerstattung etngesandtrr Manuskript« usw. kein« »ewllhr. Die außerterminliche Musterung der Volksschullehrer und Kandidaten -es Bolksfchulamtes ßndei Dienstag, den 8. Februar 1910 Diejenigen BolkSschullehrrr und Kandidaten deS BolkSschulamteS, welche am 1. -l-vll -» I. bei einem Infanterie-Regiment ttwgeßttllt zu nmch« wünsch«! und nicht al» Einjährig.Freiwillige dienen wollen, werden daher aufgefordert, an dem vorbezeichneten Tage vormittag- SV« Uhr nn ElHKPrNlhaN- BmtPsv zu erscheinen. Militärpflichtige BolkSschullehrrr und Kandidaten de» BolkSschulamteS können am 1. April M»r -am» eingestellt werden, wenn sie auf die Bortelle der Losung verzichten. Dies» Erklärung kann hier abgegeben werden. -- Roch nicht militärpflichtige taugliche BolkSschullehrrr rc. dürfen sich zum Diensteintritt freiwillig bereit erklären. Ein Recht auf die Wahl des Truppenteils haben die BolkSschüllehrer u. s. w. nicht. Der Losungsschein oder die Geburtsurkunde sind, soweit sich solche nicht bereits hier befinden, mitzubringen. Bautzen, am 1. Februar 1810. Der ZWU-Borfitzeude deS König!. Ersatz-Kommission im Aushebrmgsbezirk Bautzen. Biehmartt in Pulsnitz: Dienstag, -e« 8. Februar. Ursprungszeugnisse sind mitzubringen. "WR Neue Erfolge der Sozialdemokratie. Nachdem die Sozialdemokratie bereits in einer ganzen Reihe von Nachwahlen für den Reichstag gesiegt hat, hat sie nunmehr auch noch in der Reichstagsersatzwahl im Wahlkreis Eisenach den Sieg davongetragen, und ist gleich im ersten Wahlgang der Sozialist Leber als Reichstags abgeordneter gewählt worden. Die große politische Bedeutung bei dem Sieg der Sozialdemokraten in Eisenach liegt nun aber gerade darin, daß der sozialistische Kandidat gleich im ersten Wahlgang die Stimmenmehrheit erhielt und die beiden anderen Kandidaten der bürgerlichen Parteien zusammen nicht soviel Stimmen empfingen, wie der Sozialdemokrat. Bei Stichwahlen sind ja die Sozialisten sehr leicht im Vorteil, wenn die bürgerlichen Parteien nicht fest zusammenhalten, was ja bekanntlich ost sehr schwierig, ja un möglich ist, aber der glatte Sieg des sozialistischen Kandidaten gleich im ersten Wahlgang und in einem Kreise, der früher liberal vertreten war, kann doch nicht anders als ein Anwachsen der sozialistischen Opposition im ganzen Deutschen Reich bezeichnet werden, denn der Ausfall der Reichstagsersatzwahlen in Eisenach ist ja keines wegs ein Einzelfall, sondern die Sozialdemokratie hat auch bereits bei den Ersatzwahlen eine ganze Anzahl andere Siege zu verzeichnen. Da die sozialistische Theorie in der Staatspolitik und in der Wissenschaft noch keineswegs an Ueberzeugung und Wahrheit gewonnen hat, also alles, was die Sozialdemokratie zu erstreben vorgibt, nur eine Wahnvorstellung ist und bleiben muß, so kann das Anwachsen der sozialistischen Stimmen bei den Reichstagsersatzwahlen nur als eine Ver stärkung der Oppositionslust in den breiten Schichten des. Volkes aufgefaßt werden, und wenn eine solche Oppositionslust an Breite und Ver tiefung immer mehr gewinnt, so muß man sich doch wohl als unbefangener Beobachter sagen, daß die Zahl der Reichstagswähler bedenklich ge wachsen ist, die mit der Regierungspolitik und den bestehenden Lasten im hohen Grade unzu frieden sind. Wir sagen damit gewiß nichts neue-, aber wenn der Aerger über die politischen Zustände im Reiche und über die Art der neuen Steuern und die immer noch drohenden größeren finanziellen Lasten andauernd da» deutsche Volk m seiner Seele belästigt, so sollten doch »uch die berufenen Vertreter des deutschen Volkes in der Regierung, wie im Reichstag auf Mittel sinnen, diese Last der politischen und wirtschaftlichen Ver ärgerung vom Gemüt des deutschen Volkes wieder zu beseitigen. Nach den Erfahrungen der letzten Reichstaasersatzwahlen muß man ja wahrhaftig befürchten, daß in allen den Wahlkreisen, wo die Sozialdemokratie bereits einen bedeutenden An hang besitzt, sie bei der nächsten Wahl den Sieg davontragen wird, wenn sich die politischen und finanziellen Zustände im Deutschen Reich bis zu den nächsten Wahlen nicht bessern. Wir besitzen nun einmal im Deutschen Reich das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht. Mit diesem Wahl recht ist es in Zeiten großer politischer und wirtschaftlicher Verstimmung gar nicht so sehr ausgeschlossen, daß einmal der ganze Reichstag eine oppositionelle Mehrheit zeigt. Nun wäre ja diese oppositionelle Mehrheit gar nicht so ge fährlich, wenn aus ihr durch einen Minister wechsel eine Regierungsmehrheit gemacht werden könnte; nach der Lage der politischen Verhältnisse in Deutschland und zumal mit einer sozialistischen Mehrheit ist dies aber ganz unmöglich. Die ruhige und gesunde Entwicklung des Deutschen Reiches wird also durch das Anwachsen einer schroffen Opposition nur gefährdet. In allen nationalen Kreisen unseres Vaterlandes sehnt man daher eine befreiende Tat eines führenden Staats- mannes oder Parteiführers herbei, von der eine Abwendung der sozialistischen Gefahr zu er hoffen ist. L. Deutsches Reich. Der Kaiser empfing am Montag mittag im Berliner Residenzschloß die in Berlin zur Notifi zierung der Thronbesteigung König Alberts ein getroffene belgische Sondergesandtschaft. Der Audienz wohnte der Staatssekretär des Auswär tigen Amts, Freiherr v. Schoen, bei. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht einen Er laß des Kaisers, in welchem der Monarch seinen bewegten Dank für die ihm auch an seinem dies jährigen Geburtstag zugegangenen zahlreichen Glückwünsche ausspricht. Der Reichstag erledigte am Montag debatte- los eine Anzahl Rechnungen und Uebersichten, die mit früheren Etats der Schutzgebiete zusammen- hängen, und beriet dann den zweiten Nachtrags etat zum Etat der Schutzgebiete für 1909. Die Kolonialgesellschaft von Deutsch-Südwestafrika und ihr Bergrecht spielte hierbei eine Hauptrolle. Offen erklärte der Zentrumsabgeordnete Erzber ger, seine Fraktion könne dem Nachtragsetat nur unter dem Vorbehalt zustimmen, daß durch den Bergrezeß von 1908 die genannte Gesellschaft tat sächlich ihr Recht auf Bergeigentum verloren habe. Die Abgeordneten Dr. Arning (nat.-lib.) und Dr. Arendt (Reichs-.) teilten durchaus diesen Stand punkt Erzbergers, worauf Staatssekretär Dorn burg beruhigende Erklärungen betreffs des süd westafrikanischen Bergrezesses abgab. Nach wei terer Debatte wurden die Einzelforderungen des kolonialen Nachtragsetats in der Fassung zweiter Lesung angenommen. Der Reichstag begann nun mehr die Spezialberatung des Kolonialetats für 1910; es entwickelte sich eine allgemeine kolonial politische Debatte, die schließlich vertagt wurde. Dann erhob sich eine Geschäftsordnungsdebatte anläßlich des Vorschlags des 1. Vizepräsidenten Spahn, die Beschlußfassung über den Protest des Abgeordneten Ledebour gegen den ihm in der Sitzung vom vergangenen Sonnabend erteilten Ordnungsruf auf die Tagesordnung für Diens tag als ersten Gegenstand zu setzen. An der leb haften Diskussion nahmen die Abgeordneten Bebel (soz.), Mommsen (Fr. V.), Dr. Müller- Meiningen (fr. Volksp.), Freiherr v. Richthofen (kons.), Erzberger (Zentr.), Dr. Pachnicke (fr. Vereinig.), David (soz.) und Erbprinz zu Hohen lohe teil. Letzterer erklärte, er habe in seiner Eigenschaft als amtierender Vizepräsident dem Abgeordneten Ledebour den betreffenden Ord nungsruf im Anschluß an die Verwahrung er teilt, die er, der Erbprinz, gegen eine Kritik sei- ner Amtsführung eingelegt habe. Die Debatte endete mit Billigung des erwähnten Vorschlags des Vizepräsidenten Spahn. Im preußischen Abgeordnetenhaus wurde am Montag die Spezialberatung des landwirtschaft- lichen Etats fortgesetzt und hierbei auch die Affäre Oldenburg im Reichstag berührt. — Die Wahl reformvorlage soll dem Abgeordnetenhaus, wie verlautet, an diesem Freitag zugehen. Die bisherigen widersprechenden Meldungen über den Ausgang der Ersatzwahl im Reichstag»- Wahlkreis Eisenach-Dermbach haben nunmehr ihre Aufklärung dahin gefunden, daß der sozial-