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Dresdner Journal : 05.11.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188711054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18871105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18871105
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-11
- Tag 1887-11-05
-
Monat
1887-11
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 05.11.1887
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M 257. Sonnabend, den 5. November, abends. -887. lu. 1»ar,cd.L U«i«k»: ILUrlioUt.... 18 »t^NrUoN: 1 bv?f. Lu>»vto« Ulllllillsru: 10 kk. Lu»»«rk»tdcl«» U«vt»cti«» Nsick«, tritt kant- uoä 8tvmp«I»a»cdi»sk trilliu. Lu^IlLa>8i»i»8>tNvdüNreii r t'är Nsv Nttuw eurer jseepirlteovo Asil^ kleiner SoNrrkt 20 ?k. Ootsr „kio^vetuult" Nie 2eilv bk) t'k. Nvi I'»b«Uvu- uoä LiÜernMt» sntepr. ^ukevtrl«^. Lr»<N«tavo: Hzliol» mit ^uenitkiiie <Ier 8unn- lUlä i^siertn^e »veuä». r ^vrnipreck-^Liiekiu»»: Ur. ILSV. DnsdnerÄomml. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Otto Banck, Professor der (Literatur« und Kunstgeschichte. ^annkm» r«o »u»^Lrt«r Lstxil,: />> Lra^riitetter, OommimiooLr üe» U re-tiner /our»»I»! S-Mdm, - 8«rU» Vl«» v«tp^ I—I- >r«^»» knurktm t ». » : //aaoenit«»^ L logier,' L-rU» Vt-o-N-mdnr,- ?r-^-l^ipriß; krmiklilrt ». N. Ni»ed«L: L««t , ?»rt, Loncko» - L«rli» - rr»üjc^llrt » U : />»«<-« <e 0V>., L-rUn: SSrUt». ^'ac-»/ots«r,- Smm,r»r: 6 LcXütiiisr, L»U« ». ».: Larelt » Oo ll«r»u-x»d«rr LSrü^l. krpetiition äe» vresänor ^ounuU», Oreetien, /vin^sr-trrme« St), ksrnsprectr -^neeirlus» Ur. lSSL. Ämtlicher Teil. Se. Majestät der König haben dem Direktor der Kunstakademie und Kunstgewerbeschule zu Leipzig, Hofrath Prof. Or. pbil. Niep er, das Ritterkreuz 1. Klaffe des Verdienstordens zu verleihen Aller» gnädigst geruht. Dresden, 3. November. Se. Majestät der König haben dem in den Ruhestand getretenen Rendant beim Amtsgericht Radeberg Jonathan Heinrich Friedemann Unger das Verdienstkreuz Allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Schriftsteller Robert Prölß in Dresden das ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge zu Sachfen - Meiningen verliehene Ritterkreuz 1. Kl. des Sachsen - Ernestinischen Hausordens annehme und trage. Nichtamtlicher Teil. Ketegvaphische Wachrichten. London, 4. November. (W .T. B.) Heute sollte vor einem besonderen Gerichtshöfe in EnniS die Verhandlung in dem Prozesse gegen daS Unter- hauSmitglird Cox beginnen, welcher angeklagt ist, einer verbotenen Versammlung der nationalen Liga in der Grafschaft Clare beigewohnt zu haben. Cor erschien nicht, das Gericht erließ deshalb einen LerhaftSbefehl gegen ihn. New-Aork, 5. November. (Tel. d. Dresdn- Jour»., Nachrichten auS Chicago zufolge, wird das Gefängnis, in welchem die verurteilten Anar chisten sich befinden, stark bewacht durch 2 Kompagnien Polizeisoldaten mit Pajonetgewehren und Re volvern im Innern deS Gefängnisses und durch eine dritte Kompagnie außerhalb desselben. Wei tere Abteilungen werden bereit gehalten. Die Anarchisten Kielden, Schwah und SpieS baten den Gouverneur, daS Urteil abzuändern. AuS allen LandeSteilen gehen dem Gouverneur von Illinois Petitionen zu, die um Milde für die Verurteilten bitten. Dresden, 5. November. Zur Lage in Frankreich. 4- Es wird noch viel Wasser unter der Einheits brücke am Palais Bourbon dahinfließen, bis die un saubere Ordensaffaire ihre Erledigung gefunden hat. Am 25. Oktober beantragte der Abg. Cuneo d'Ornano die Elnfetzung einer Umersuchungskommission und in der vorgestrigen Kammersitzung ist erst der Bericht des Ausschusses verlesen worden Diese Verschleppung ist in einem sehr umständlichen parlamentarischen Ver fahren begründet, und es verlohnt sich vielleicht, an dieser Stelle einige Erläuterungen über dasselbe zu geben, umsomehr als die Angelegenheit Caffarel- Wilson nach wie vor im Vordergründe des öffent lichen Interesses steht. Rian unterscheidet in Frank reich, wie in jedem konstitutionellen Staate, zwei Arten von Gesetzanträgen, die xrojetg cis loi, welche von der Regierung ausgehen, und die propositioos ll« loi, welche von Parlamentsmitgliedern gestellt werden. Die ersteren werden umgehend den Sektionen (bureaur) der Versammlung, deren es im Senate neun, in der Kammer elf giebt, oder einer schon vor handenen Kommission übergebe». Bei den Propo- sitions ist der Weg nicht so einfach. Eine Proposition wird zunächst dem Jnitiativausschuß überantwortet, dessen Berichterstatter im Auftrage der Kommission das HauS bittet, die Proposition einer Beratung zu unterziehen ober nicht. Gelangt der betreffende Ge- setzantrag zur Beratung, so bedingt dieser Umstand noch nicht die spätere Annahme, sondern nur eine ernstere Prüfung (Examen) desselben Im letzteren Falle erfolgt die Zurückverweisung an die Sektionen. Dieselben beraten nun, eine jede für sich, den Antrag und jede ernennt nach Stimmenmehrheit 1 bis 3 Mit glieder, welche eine Kommission bilden, die ihren Vor sitzenden, Sekretär und einen Berichterstatter aus der Majorität wählt Der Bericht des letzteren befür wortet oder verwirft den Antrag, der verändert oder unverändert sein kann. In der OrdenSaffaire hat sich derselbe mit 10 gegen 1 Stimme für die von d'Or nano verlangte Untersuchung ausgesprochen, indem er dieselbe als eine auf die bekannten süns Fragen begrenzte, nicht als eine allgemeine bezeichnete. Sache der Kammer ist es nunmehr, den Termin zu bestimmen, an welchem der Bericht erörtert werden soll, und in dem erwähnten Falle ist der heutige Tag dazu ge wählt worden. Hosten wir, daß die Regierung einen gleichen Sieg davonträgt, wie in der vorgestrigen Sitzung, in welcher die Konversionsvorlage mit 276 gegen 16 l Stimmen angenommen wurde. Der Erfolg des Ministeriums Rouvier kommt ziemlich unerwartet, in vielen Kreisen glaubte man, die Beratung der vorgeschlagenen Renlenkonvertierung werde mit einer Niederlage der Regierung enden, und nun ist sie als Siegerin aus derselben hervorgegangen. Diese Thatsache würde niemanden überraschen, wenn man von jeder Wandlung in der parlamentarischen Scenerie rechtzeitige und richtige Kenntnis erlangt hätte. Aber jeder Tag brachte etwas neues, da» gestern Gesagte war bereits heute falsch und daS eben Gehörte wurde oft genug einige Stunden später durch den Telegraphendraht schon widerrufen. Der vor gestrige Regierungssieg hat jetzt einige Klarheit in die Lage gebracht, so daß man sich ein ungefähre- Bild von dem plötzlichen Umschwünge machen kann. Noch am Ende der vorigen Woche befand sich Frankreich in einer politischen Krise von außerordent licher Schwere und Tragweite. Die Kammer hatte dem Cunsofchen Anträge die Dringlichkeit zuerkannt, Wilson war von seinen Wählern in Tour-, vor denen er sich rechtfertigen wollte, ausgepfiffen worden, in Dordrecht versammelte der Graf von Paris seine An hänger um sich, Prinz Viktor Napoleon erließ seine» Tagesbefehl an die bonapartistische Abgeordnetengruppe und die von den Journalen gegen Wilson geschleuder ten Beschuldigungen versuchten auch Grövy in die leidige Ordensange'egenheit zu verwickeln. Die Stel lung des greisen Präsidenten erschien unhaltbar, mehr oder minder bestimmte Gerüchte von der Abdankung Grevys durchliefen die Zeitungen und schon begab man sich aus die Suche nach einem Nachfolger. Em fran zösisches Blatt malte seinen Lesern mit den schwärzesten Farben die Verwirrung aus, die GrevyS Rücktritt nach sich ziehen würde, und gab auf die Frage, was dann werden solle, die brutale Antwort: Straßenkampf und Bürgerkrieg, so daß man unwillkürlich an jenen blutigen Banditenstreich in der Dezembernacht des Jahres l85l erinnert wurde. Der „Figaro" hatte sogar schon einen Kandidaten für die Präsident schaft gefunden, Flourens, den er in einem glanzvollen Artikel dermaßen beräucherte, daß man in dem alldort geschilderten Ideal eine- Staatsmannes den sehr tüch tigen Minister des Auswärtigen gar nicht wieder er kennen konnte. Und mit der PräsidentenschastskrisiS ging die Ministerkrisis Hand in Hand. Seit daS Kabinett Rouvier in der ersten Kammersitzung seine erste Niederlage erlitten hatte, glaubte man nicht mehr an seine Dauer. Und noch am Tage vor der Debatte über das Konversionsprojekt meldete uns der Tele graph die ernstesten Besorgnisse: in der Kammer herrsche eine dem Vorschläge außerordentlich feind selige Stimmung, der Finanzminister werde einem un erwartet starken Widerstand auf beiden Seiten des Hause- begegnen und selbst wenn die Mehrheit das Projett annehmt, so werde das nur geschehen, um an läßlich deS SchlußartikelS, welcher die Kosten der Operation betreffe, das Minististerium zu stürzen Man werde ein Amendement einbringen, den Betrag auf l Million herabzumindern, nachdem der Minister 2 Millionen als ein Minimum in der Kammer an genommen hatte; dann wäre Hr. Rouvier natürlich gezwungen, auS der Annahme dieses Amendements eine Kabinettsfrage zu machen und alle Gegner deS Kabinetts würden sich vereinen, um den Sturz des selben herbeizuführen. Und wie gelang dieser schwarze Anschlag? — Wie schon gemeldet, die Kammer nahm die Konversionsvorlage an, das Amendement des Radikalen Pichon wurde mit großer Mehrheit abge lehnt nnd die Kosten der Konvertierung nut Zustim mung Rouviers auf l 700 000 Frcs. reduziert. Noch am Ende der vorigen Woche bekundete sich eine außerordentliche Aufregung in den weitausgespon nenen Artikeln der Tagesblätter, in den Wandelgängen der Kammern sah man die Gruppen und Personen in aushörlicher Bewegung, hier erblickte man freudestrah lende Mienen, dort bemerkte man tiefe Niedergeschlagen heit, das Kabinett mußte ja stürzen, Grovys Stellung war unrettbar. Rochefort gab in den Hohnartikeln der .Kanterne'^den intransigenten Zeitungen den Ton an, in den orleanistischen Organen herrschte hellste EiegeSfreude und im „Pays" machte Cassagnac in den ungehvbelsten Ausdrücken seinem Jude Luft, daß die „elende" Republik nun bald am Ende sei. Da, mit einem Schlage, änderte sich das Blatt. Die „Justice" versicherte, Ferry und Clemenceau, die beiden Führer der Republikaner, haben sich geeinigt, die Gesichter der Abgeordneten hellten sich auf, man jam merte nicht mehr — aber auch der Jubel verstummte. In den Sitzungen der einzelnen Fraktionen bildeten Ruhe und Verständigung den ersten Punkt der Tages ordnung, kaum sprach man noch von Grevys Abdank ung kaum fürchtete man noch für die Stellung des Ministerium Rouvier. Rochefort spie Feuer und Flamme, man habe das Vaterland verraten, Cassag nac sprach voll Verachtung die resignierte Ansicht aus, dir Republik verdiene, täglich einen Caffaret-Skandal M erleben und die „Republique franyaise" tröstete sich wie andere mit der Bemerkung: ilus dieser unange nehmen Sache kann doch noch etwas gute- hervorgehen. Dieser Umschwung in der parlamentarischen und in der öffentlichen Stimmung erklärt das günstige Er gebnis der vorgestrigen Kammersitzung. Auf der Rechten, wie auf der Linken machte sich plötzlich das Streben nach Mäßigung kund, von den sich nur die Intransigenten und Bonapartisten grundsätzlich aus schlossen. Aber — „La belle France" ist eine Erz kokette, die allerhand Überraschungen liebt, angenehme und unangenehme, so daß sich unwillkürlich die Frage erhebt: Wie lange wird diese Besinnung aiidauern? Man braucht hier nicht die ^Analogie in der Natur mit dem bekannten Worte: „Ruhe vor dem Sturm", herbeizuzerren, die Geschichte Frankreichs lehrt uns, daß schon sehr oft in den gesetzgebenden Körpern eine derartige Mäßigung eingetreten ist, um dem Ausbruch einer desto heftigeren Parteileidenfchaft Platz zu schaffen. — Wir in Deutschland können nur wünschen, daß die Besonnenheit in den parlamentarischen Gruppen eine recht lange Herrschaft führe, damit die Präsidenten schast Grevys unangetastet und das Kabinett Rouvier bestehen bleibt. Sonst könnten die Bismarckschen Worte sehr leicht feste Gestaltung gewinnen, die der Kanzler in der denkwürdigen Reichstagssitzung vom 11. Januar d. I. gesprochen hat: „Es ist an jedem Tage möglich, daß eine französische Regierung ans Ruder kommt, deren ganze Politik darauf berechnet ist, von dem tsu saors äs la revuuebe zu leben." Tagesgeschichte. * Berlin, 4. November. Se. Majestät der Kaiser nahm heute, bei regelmäßig fortschreitender Genesung, einige Vorträge entgegen und arbeitete mittags mit dem Chef des Zivitkabinetts. Heute mittag wurden dem Monarchen, als er sich gelegentlich des Aufziehens der Wache am Fenster seines Arbeitskabinetts zeigte, von einem nach Tausenden zählenden Publikum be geisterte Ovationen da> gebracht. Wenn auch noch nicht für die nächste, so doch voraussichtlich für die Reichstagssession 1888/89 wird mau, wie die „Köln. Ztg." berichtet, nach dem gegen wärtigen Stande der Arbeiten die Vorlegung des ein heitlichen bürgerlichen Gesetzbuches an den Reichs tag ei warten dürfen. Das Werk ist bereit» in der Hauptsache vollendet und bedarf nur noch in einzelnen Stücken einer letzten Revision und Begutachtung. Der Reichstag wird sich gegenüber diesem ungemein um fassenden, vorzugsweise technisch juristischen Material in einer eigentümlichen Lage befinden. Es ist natür lich nicht möglich, diesen gewaltigen Stoff, der selbst die Prozeßordnungen au Umfang bei weitem übertrifft, im einzelnen parlamentarisch durchzuarbeiten Man wird das Werk mehr oder weniger in großen Ab schnitten annehmen müssen. Das wird aber auch um so unbedenklicher sein, als die Arbeit nach ihrer gan zen Entstehung, mit dem vollen Gewicht der Urheber schaft der ersten wissenschaftlichen und praktischen Auto ritäten ausgestattet, alle Bürgschaft einer vortrefflichen, ja vollendeten Leistung darbieten wird und Meinungs verschiedenheiten von politischem Charakter sich kaum erheben können. Es ist wohl schwerlich je ein Gesetz- gebungswerk mit so gründlicher Durcharbeitung und so vollständiger Beherrschung des gesamten Stoffes vorbereitet worden, wie das deutsche Zivilrecht, für welche- seit langen Jahren die berufensten Männer ihre beste Arbeitskraft eingesetzt haben. Überdies wird die Beratung des Reichstags auch noch dadurch er leichtert werden, daß das ganze Werk voraussichtlich vorher der Öffentlichkeit übergeben und somit den Fachkreisen Gelegenheit geboten wird, etwaige Be denken zu äußern. Die Nachsteuer auf Branntwein dürfte nach den „Berl. Pol. Nachr" etwa 18 Millionen Mark im gan zen einbringen. Wie viel von diesem Aufkommen dem laufenden und wieviel dem nächsten Etatsjahre zu gute kommen wird, hängt davon ab, in welchem Um fange von der Berechtigung, 6monatigen Kredit gegen Sicherstellung zu erhalten, Gebrauch gemacht wird. Alle auf 6 Monate kreditierten Steuerbeträge kommen erst dem nächsten Rechnungsjahre zu gute. Dies gilt von der Nachsteuer so gut wie von der Verbrauchs abgabe selbst. Eine sichere Veranschlagung ist bei den durch den Betrag der Steuer wesentlich veränderten Verhältnissen nicht gut möglich Mit den hieraus sich ergebenden Vorbehalten wird der auf das laufende Jahr entfallende Betrag auf 10 Millionen angenom men werden können, der Rest mit 8 Millionen Mark würde dem nächsten Jahre zu gute kommen. Nach Abzug der bekanntlich 6prozentigen Erhebungs kosten, welche vorweg den Bundesstaaten zufließen, wird der Reinertrag der Verbrauchsabgabe von Brannt wein für 1888/89 auf rund 108 Millionen M. zu veranschlagen sein, und zwar einschließlich lus Auf kommens aus den früher der Branntweinsteuergcmein- schaft nicht angehörenden Bundesstaaten. Diese Summe kommt, wie die Nachsteuer, nach dem Matrikularfuß zur Überweisung an die Bundesstaaten. Außer dem auS dem Branntweinsteuergesetz hiernach sich ergeben- Feuilleton. Das Stück füllt den Abend genugsam und der Beifall war ein erfreulicher und wohlverdienter. O. B. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 1. und 3. November „DerKriegspla n". Historisches Jntriguen- stück von l)r. Julius v. Werther. Bei den Wiederholungen dieses Dramas zeigte sich eine Wirkung und eine Teilnahme des Publikums, welche der ersten so günstig verlaufenden Aufführung vollkommen entsprachen. Man darf der gefälligen Ar beit, welche einen Hauptreiz jedes Theaterabends — die Spannung der Zuschauer — mit sich bringt, ein längere» Bühnenleben in Aussicht stellen, als es den meisten theatralischen Neuigkeiten lächelt. Auf die Dar stellung selbst hat solche Dauer immer eine wohlthätige Wirkung, da die Vertreter der einzelnen Rollen bei ihrer Arbeit warm erhalten werden, denn die Teil nahme des Schauspielers für seine Aufgabe steigt und fällt mit der Teilnahme der Besucher; es gehört ein hoher Grad von Kunsteifer und Selbstverleugnung da zu, bei leeren Häusern und hinsterbendem Interesse de« Publikums noch mit ungestörter Frische zu spielen und doch hat unser Personal oft genug diese Probe rühmlich bestanden. Für da- v. Werther'sche Stück steht diese nicht in Aussicht, vorausgesetzt, daß e» nicht gleich in der ersten Zeit zu eifrig abg-spielt wird. Die für das gute Ge lingen am meisten in Anspruch genommenen Künstler, Hr. v. d. Osten und Frl. Ulrich (Tschernitscheff und die Herzogin v. AbranteS) haben Gelegenheit genom men, die einzelnen charakteristischen Eindrücke ihrer Leistungen und da» Zusammenspiel noch zu verfeinern. BerylS glücklicher Einfall! Line Flitterwochengeschichte von Blanche Willi« Howard. Autorisierte Übersetzung au« dem Englischen v. H. S. (Fortsetzung.) „O weh," seufzte Beryl im Stillen, „das trostlose Meer, der schreckliche Regen, der melancholische Wind, die Feuchtigkeit und Eiseskälte und dabei nicht der geringste Anlaß, ihn mit hübschen neuen Toiletten zu überraschen." „HolS der Teufel", murrte Jack innerlich, „da heulen draußen Wind und Wogen, es regnet Bauern jungen, und ich habe keine anständige Zigarre, und nur eine Unmasse schauderhafter Konserven, anstatt ein christliches Diner." Beryl blickte nach dem grauen Horizont und stieß einen unwillkürlichen Seufzer aus, in diesem Augen blick konnte auch Jack ein Gähnen nicht unterdrücken Erschrocken fuhren beide herum und schauten einander schuldbewußt ins Gesicht. „Du fühlst Dich doch nicht unbehaglich, Beryl?" DaS Lächeln, mit dem sie ihm antwortete, war doch etwas gezwungen und sehr verschieden von ihrer sonstigen heitern Stimmung. „Du hast gegähnt, Jack! Hoffentlich bist Du nicht schläfrig?" Worauf Jack, um BerylS Behauptung zu widerlegen, ebenfalls in ein Lachen ausbrach, da» man entschieden als ein kläglich mißlungenes betrachten mußte und dem offenen herzlichen Lachen so wenig ähn ¬ lich war, als daS Krächzen der Eulen aus dem Brett über der Thür. Noch ehe dieser endlose erste Tag zu Ende war, wußte Beryl ganz genau, daß die herr lichen Versprechungen, die sie sich von ihrem Aufent halt in Owls Roost gemacht, eitel Luftschlösser ge wesen waren. Aber was konnte sie jetzt noch thun? Sie selbst hatte die Idee ins Leben gerufen, hatte sie mit den leuchtendsten Farben ausgeschmückt und hatte Jack überzeugt, daß sie hier den Vorgeschmack des Paradieses haben würden. Und nach so viel Enthu- siaSmu» sollte sie jetzt die erste sein, die Mut und Geduld verlor und wa« noch viel schlimmer war, sie sollte Jack eingestehen, daß seine Gegenwart für sie nicht genüge, um ihr auch den düstersten Ort hell und sonnig erscheinen, ihr ein kaltes, schmutziges Zimmer als einen Feenpalast voll Licht und Wärme vor kommen zu lassen? Was mußte er dann von ihrer Beständigkeit, von ihrer Zuneigung denken? Nein, obwohl sie ganz genau wußte, daß im Augenblick, wo sie zu Jack käme, ihre Arme um seinen Hals schlänge und sagte: „Lieber Jack, das war eine rechte Thor- heit von mir, führe mich zurück in die Welt", er ihr mit der größten zärtlichsten Bereitwilligkeit — ja Beryl abnte, mit wahrem Entzücken — zu Willen sein würde; wollte, konnte und dürfe sie ihr Eheleben nicht mit einem fo bedenklichen Beweis von flatter hafter SinneSweise beginnen, nein, es ging wirklich nicht an und wenn Owl» Roost ihr Tod gewesen wäre. Unterdessen war Jack, von einem andern Gesichts punkt ausgehend zu dem nämlichen Endresultat ge langt. „Sie hat alles ins Werk gesetzt, darf ich da derjenige sein, der sich dagegen auflehnt? ES wäre zu unfreundlich, unritterlich, ungroßmütig, ja beinahe grausam. Es ist freilich ein Hundeleben, ohne eine Zigarre. Ein Mann wird trotz des besten Willens nervös und reizbar, wenn er nicht rauchen kann. Aber auch das gehörte ja zu Beryls gutem Einfall I wie hatte sie doch gesagt: „Nur für einander leben, fern vom Weltgetriebe", da wollten sich Zigarren nicht recht dazu eignen, sie waren so „prosaisch". Jack fand das selbst, hätte aber doch gern 5 Dollars für eine einzige hingegegeben. „Wenn sie's aber er tragen kann, kann ichs auch! Gestern abend war sie schon außer sich, weil ich sagte sie fei die Urheberin dieses Planes, ich werde sie gewiß nicht wieder daran erinnern und meinen Mund halten, was sie auS- sält, halte ich allemal aus. Verhungern oder er- rieren werden wir ja hier nicht. Neugierig bin ich übrigens, wie lange sie aushält? Bis zum Dankes- est sind's noch drei volle Wochen —"er betrachtete ie prüfenden Blickes. „Mädchen sind doch immer onderbare Geschöpfe . . . was denkt sie sich nur eigentlich bei alledem? Ich kann und darf sie nicht auf's Gewissen fragen, übrigens ist sie ein süßer Schatz, wenn auch OwlS Roost ein verwünschter alter Kasten ist " Trotzdem Beryl sich den Kopf zerbrach, um irgend welches fesselnde Gesprächsthema aufzufinden, trotzdem sie ihren ganzen Scharfsinn anstrengte, es wollte sich nichts Geeignetes finden." „Jack", begann sie endlich herrisch, „Du mußt mir jetzt alle Deine Geheimnisse anvrrtrauen." „Nun", meinte er mit großer Gutmütigkeit: „Da» klingt ja sehr gebieterisch, Du könntest eben s' gut —
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