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und Tageblatt. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand. ,1° 223 Erscheint jeden Wochentag früh 8 U. Inserate «erden bis, Nachm. 3 Uhr für die nächste Nr. angenommen. Preis vierteljährl. LV Ngr. Inserate werden die gespaltene Zeile oder deren 1 Naum mit S Pf. berechnet. W« Montag, den 25. September Tagesgeschichte. Berlin. Repressalien für die Grobheit der Russell'sche» Note haben preußischer Seits bereits begonnen. Als die Gemahlin eines englischen Kaufmanns aus einer der angesehensten hiesigen Familien mit ihrer Gouvernante dieser Tage über die Koblenzer Brücke ging, bahnte sich ein Offizier zwischen beiden Damen den Weg und stieß sie barsch zur Seite. Unter dem vorigen König würde wenigstens dieser Verstoß gegen mittelalterliche ritterliche Sitte nicht ohne Ahndung geblieben sein. — Aus der Rheinprovinz schreibt man der „A. Z.": Dem aufmerksamen Beobachter unserer Zustände kann es nicht entgehen, in wie ganz auffallender Weise im Verlauf der letzten Jahre die Jesuiten in unserer Provinz heimisch geworden sind. Zunächst er warben sie das an dem gleichnamigen berühmten See gelegene Kloster Laach, und dieses Kloster, welches früher halb verfallen war, ist' nunmehr binnen Kurzem ein sehr stattliches und wohlein gerichtetes Gebäude geworden. Von dort aus wird eine, große missionarische und schriftstellerische Thätigkeit entwickelt; so weit für letztere die übrigens gar nicht unbedeutende eigene Bibliothek nicht ausreicht, werden die Hilfsmittel der Bonner Bibliothek in Anspruch genommen. Die Universitätsstadt Bonn gilt ihnen über haupt als zweiter und wichtiger Centralpunkt. Daselbst ist nicht nur auf dem benachbarten Kreuzberg eine Station errichtet, sondern auch in der unmittelbarsten Nähe der Stadt eine eigens für den Gottesdienst der Jesuiten bestimmte „Herz-Jesu-Kirche" erbaut worden, welche sich stets eines sehr großen Besuchs zu erfreuen hat. Unter den Studirenden ist eine „Longregation der unbefleckten Empfängniß" gegründet. Der Einfluß in den Familien wird von Tag zu Tag sichtbarer; viele junge Leute gehen häufig auf den Kreuzberg zur Beichte, theilweise gegen den Willen ihrer Eltern und Lehrer. Wie eifrig man sich daselbst auch mit dem Studium der profanen Wissen schaften befaßt, wird wohl zur Genüge durch die Thatsache bewiesen, "daß im vorigen Sommer die botanische, in diesem die philosophische Preisaufgabe von je einem als Student immatriculirten Mitglied. der Gesellschaft Jesu gelöst worden ist. Aus dem Herzogthum Lauenburg, 17. Sept., schreibt man der „Allg. Ztg.": Seit zwei Tagen ist das Herzogthum Lauenburg nunmehr durch eine Personalunion mit dem Königreich Preußen vereinigt und die Stände haben dem Commissar des König« von Preußen, Grafen Arnim v. Boitzenburg, gehuldigt. Die große Mehrheit der Bevölkerung von Lauenburg hat diese wichtige Ver änderung mit der ruhigen Gleichgiltigkeit hingenommen, welche über haupt die Bewohner dieses kleinen wohlhabenden Ländchens, welche sich selbst 1848 bis 1850 von jeglicher Theilnahme an der Politik gänzlich fern hielten, so sehr charakterisirt. Enthusiastische Freuden bezeugungen haben nirgends stattgefunden, aber ebenso wenig ir gend welche Demonstrationen des Gegentheils. Was man jetzt all gemein hofft, ist die möglichste Erhaltung der eigenthümlichrn Ver fassung und der äußerst geringen Abgaben, welche da« Land bisher zahlte; wa« man aber ungemein fürchtet, ist die Einführung der allgemeinen Dienstpflicht im preußischen Heere, welche der König von Preußen entschieden und auch mit Recht fordern wird. Vor läufig bleiben alle jetzigen Beamten mit gleichen Titeln und Amts befugnissen im Dienst, und wird überhaupt in der ganzen innern Verwaltung des Lande« auch nicht da« Allermindeste geändert. Wien. 21. Sept. Gestern wurden von der k. k. StaatScentral- casse 3750 Beutel mit Silbergeld in VereinSthalern (der Beutel zu 750 Fl. gerechnet, wa« einen Gesammtbetrag von 2 Millionen 812,500 Fl. auSmacht) übernommen. Da» Geld kam vorgestern vi» Nordbahn von Berlin an; auf der Nordbahn wurde der Schatz scharf bewacht; gestern am frühen Morgen schon wurde er auf verschalten Wagen in die Singerstraße gebracht und in den Kellern der StaatScentralcasse aufbewahrt. — (L. Abdp.) Da« kaiserliche Manifest hat unsern Centralisten einen schweren Schlag versetzt, denn statt eines Centralparlamente«, in welchem alle Völker des Reiche« nach Kopfzahl vertreten sein sollten, worin also die Deutschen stet« in einer Minderheit von '/. oder höchstens '/, gegen oder.'/, Slaven, Magyaren und Romanen geblieben wären, soll jetzt jeder Reichstheil sein eigene» Parlament behalten, und diese Parlamente sollen sich über die ge meinsamen Rechtsangelegenheiten auf dem Wege der freien Ver ständigung einigen, nicht also die Mehrheit einer Nation über die Minderzahl einer andern dominiren. Dies ist mit wenig Worten der Sinn de« Manifestes; Oesterreich wird dadurch ein föderale« Kaiserthum, gebaut auf die Freiheit und das Selfgouvernement seiner einzelnen Kronländer, entsprechend dem vom neuem Ministerium bei seinem Amtsantritte proclamirten DecentralisationSsysteme. DaS neue große Anleihen, welche- SectionSchef von Beke in London zu Stande bringen sollte, ist, wie man hört, so gut wie abgeschlossen ; nachträglich sind dem Grafen Larisch von anderer Seite große Offerten gemacht worden, konnten aber nicht mehr an genommen werden. — 22. Septbr. Die neueste „Generalcorrespondenz" bringt einen Artikel über ein neues Anlehen und sagt, indem sie den bal digen, allseitig befriedigenden Abschluß desselben in Aussicht stellt; u. A. Folgendes: „Das neue Anlehen, im Frieden und für den Frieden contrahirt, sei nur in seinem geringsten Theile für Beglei chung des DeficitS, hauptsächlich und in ersterer Linie zur Tilgung der Bankschuld, zur Rückzahlung der von den frühern Finanzmini stern im Auslande aufgenommenen Vorschüsse und zur Einlösung der die Maximalsumme von 80 Millionen überschreitenden Hypo thekaranweisungen (Salinenscheine) bestimmt. Cs stelle sich daher auf dem Geldmärkte nicht als neue Schuld, sondern als Umwand lung der schwebenden in eine consolidirte Schuld dar. Die Na tionalbank werde ihrer, 17 Jahre hindurch vielfach gehemmten, die volkswirthschaftliche Entwicklung der Monarchie mächtig fördernden Thätigkeit wieder zurückgegeben, der Landeszinsfuß nicht länger durch die Conxurrenz des Staates vertheuert und die Steuerkraft nicht weiter angespannt werden. Zu dem Ende seien bereit« be trächtliche Ersparungen im Staatshaushalte vorangegangen und weitere Ersparungen würden sich zuverlässig ergeben. Schließlich hebt die „Generalcorrespondenz" noch als bedeutungsvolles Moment die bestehenden persönlichen Beziehungen zwischen dem jetzigen Fi- nanzminister und den Chefs des mächtigsten Bankhauses der Welt und die Stellung de« jetzigen FinanzmintsterS zu den hervorragend sten Vertretern de« großen englischen Geldmarktes hervor, die ganz besonders zur Erwartung eines baldigen und allseitig befriedigenden Abschlusses berechtigten." Kanischa, 20. Sept. Die heute stattgehabte Eröffnungsfeier der Kanischaer Bahn war glänzend und die anwesende Menschen masse begeistert; es erfolgte Toast auf Toast. Den ersten brachte Graf Franz Zichy auf Se. Maj. den König aus, dessen Wort die größten Hoffnungen erweckt habe, und betonte hierbei, daß die Bahn auch als neue Verbindung mit den Brüdern jenseits der Leitha anzusehen sei. Der Toast ward mit enthusiastischen EljenS be grüßt. Graf Edmund ZichyS Toast galt dem Vicepräsidenten Ho pfen, in welchem er den Vertreter des concessionellen PrincipS schätzt, welches Ungarn so heilig sei.' Hopfen ließ in seiner Dan- kesantwort Ungarn hoch leben mit dem Zusatze: was dem Theile zu Gute komme, gelte auch dem Ganzen. Dann folgten enthusia stische Toaste auf Deal und auf Majlath. Hollan ließ eine Aus einandersetzung der Entwicklung der Bahn, ihrer Wichtigkeit und