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127 ZiiGschkUolksreituilg «»«gab» L mit L Beilagen vierteljährlich »,»« -c» L ^-1 AnSgab« l> nur mi, Feierabend »ierieljährltch 1,8V u» > Dcerde» und ganz Deutschland frei Hau? ' Vesterreich ck,v? lt. — Einzel-Nummer 1v j. I ISochenlagr erscheint die Teilung regclmäkig in de« ersten I I illachmMagäslunden; dt» Sonnabend,lummer erscheint später. > Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Unterhaltungsbeitage Die illustvierte Seit und Sonntagsbeilage Feievabenö iumadm« »e,ch»I»Ägen'bt» 10 Uhr. don FSmUie» Sva,Mle «V ^ i« R-Nameie» «« S- gee-b-u- A, »eigen „ich, übernehme,n Redaltionr-Ärechllund^: ^0 di» ^ Uhr^onm FürRüü^be-chgc^nd -rSchnftstllaem^^^ ae?üa.°uk Wnch°n ^ M «-'tN-°-t-p°r"> beizusägen. ! Nr. 184 Geschäftsstelle und Redaktion Dresden-A. 16, Holbeinstrasje 46 Montag den 11. August 1913 Fernsprecher 1366 12. ^0^lg Europa und der Vukarefier Friede Ter zweite Balkankricg ist zu Ende, über die aus dem selben sich ergebenden Verwicklungen sind noch nicht gelöst. Ganz rein ist die Luft ans dem Balkan noch nicht, von der Adrianopler Frage ganz abgesehen. Der Frieden von Bukarest ist ein Frieden, dessen sich eigentlich nur die reich- bedachten Numänen, Serben und Griechen freuen können. Ist durch die Beilegung des blutigen Balkankrieges Europa auch eine Last vom Herzen gefallen, so kann es von dem Frieden, den die Sieger den niedergebrochenen Bulgaren diktiert haben, nur mit einem gewissen bitteren Beigeschmack Kennt nis nehmen. Der weite Ralkankrieg ist unter der Devise: Gleichgewicht auf dem Balkan geführt worden: wer sich aber die neue Balkankarte besieht und die Verteilung der Beute abwagt, kann doch nicht so recht den Eindruck gewinnen, als ob jetzt ein wirklich stabiles Gleichgewicht auf dem Balkan hergestsllt sei. Die neue Grenzregulierung verspricht nicht niel Gutes. Bulgarien ist fast nichts von Mazedonien zuge- sallcn und doch hatte es gerade für die Stammesbrüder in Mazedonien gegen die Türken gekämpft. Serben und Griechen werden sich der mazedonischen Errungenschaft auf die Dauer Wohl schwerlich erfreuen; dort sind die Dhnami- tarden zu Hanse, die vordem den Türken das Leben schon recht sauer gemacht haben. In Zukunft wird eS nicht viel besser sein: die Mazedonier streben nach Autonomie und die neuen Herren werden zur Erlangung und Erhaltung von Ruhe und Ordnung noch manches Mal des dort üblichen Galgens bedürfen. Doch mag Europa über die Neu- Orientierung auf dem Balkan denken wie es will, es wird hoffentlich klug genug sein, die Finger jetzt aus dmn Spiel zu lassen. Die Balkanstaaten haben sich ohne Europa um Rat und Erlaubnis zu fragen, gerauft und zerfleischt und haben allein auch den Friedensschliiß fcrtiggebracht, weit schneller und besser sogar als dies unter europäischer An weisung nach den trüben Erfahrungen in London möglich gewesen sein würde. Der jetzige Zustand auf dem Balkan ist das Ergebnis eherner Tatsachen; mag man über die Kriegs- führung der Balkanllaaten denken wie man will, sie haben jedenfalls den Beweis erbracht, daß sie mündig find und sich von Europa nicht mehr am Gängclbande leiten lassen wollen. Mag man mit den Bulgaren noch so grobes Mitaesühl haben für das erschöpfte Land jetzt die Kastanien aus dem Feuer holen zu wollen, wäre gewiss nicht klug, denn Dank wird es dafür doch nie wissen. Gutwillig werden Serben rech Griechen von dem, was sie in Bukarest sich von Aul garien haben zugestelien lassen, nichts mehr nbaeben und Europa, das sich durchaus nicht einig fühlt, wäre töricht, wollte es sich wegen eines bulgarischen Kavala in kriegerische Unkosten stürzen. Vorläufig hat Europa noch mit der Adria- nopeler Frage zu tun; dort ist es schon genügend engagiert und hat sich bisher dieser Aufgabe allein wahrhaftig nicht überlegen gezeigt. Wenn Oesterreich-Ungarn und Russland jetzt Anstalten treffen, um den Bukarester Frieden zu rekti- sizieren, so scheint uns dies Vorgehen doch reichlich verspätet. Wir stehen jetzt vor vollzogeneil Tatsachen und man kann es den Siegern nicht verdenken, daß sie sich jede fremde Einmischung höflichst verbeten, wie dies von seiten Ru mäniens Oesterreich-Ungarn gegenüber bereits geschehen sein soll. Ed mag der Donau-Monarchie gewiß nicht ange- Auf den Bergen In heißen Sommertagen flicht, wer immer nur kann, auf kurze Zeit aus dem Gewühl der Menschenwelt hinaus in die Feierstillo der Natur, und wer es nicht kan», dem tut von Zeit zu Zeit eine geistige Wanderung im weiten Gottes- garten überaus wohl. „Hinaus auf die Bergei" Aus der Hast und der nervösen Unruhe des Lebens hinaus' Da draußen ist's so bunt und wild, alles so verworren und w verwickelt. Es sausen die Maschinen, es rauchen die Ka mine, es eilen und jagen die rastlosen Menschenkinder, einer noch schneller als der andere, und über allem Tageslärm und aller Zeitensorge vergessen sie das Unvergängliche, Ewige. Dort oben aber, ans lustiger Bergeshöhe, ist der Erdenstaub verflogen, die Luft reiner, der Himmel klarer. Die Sonne durchbricht mit ihrer Strahlenpracht den Schleier von Nebel und Wolken, und drunten tief, tief und klein ach so klein, liegt die große Welt und das tolle, unruhige Menschengetriebe. Friede und Stille hoch oben ringsum. Das Geräusch ist verstummt. Nichts dringt mehr hinaus. Es wächst der Friede und die feierliche Stille, je höher du steigst. Da bist du der Erde ferner und dem Himmel näher. Daher kommt dir auch die Erde so klein vor und erbärmlich winzig all ihre Plage, aber der Himmel erscheint dir groß und weit und wird weiter und höher, je mehr das Erden- treiben dem Gesichtswinkel entschwindet. Nur der Wind säuselt in den Zweigen der Tanne und fächelt linde, kühl-' Luft um das Haupt, das »och schwer an mancherlei Erden- singe trägt, und er verjagt sie. Wozu das kleinliche Sorgen nehm sein, daß Serbien siegesbeladen aus dem Kriege heiw- kehrt, sie möge sich aber doch fragen, ob ihre vielbesprochene „Polit-k der verpaßten Gelegenheiten" zu einem guten -..eil nicht selbst daran schuld ist. Wir Deutschen haben jedenfalls kein erkennbares Interesse daran, ob Serbien größer ist aw Bulgarien oder umgekehrt. Und auch Oesterreich dürfte sich in der Annahme täuschen, daß Bulgarien ihm nach den Er eignissen der letzten Wochen wohlgesinnter sein würde als Serbien. Für jede europäische Macht ergibt sich jetzt die Notwendigkeit den veränderten Verhältnissen auf dem Balkan sich anzupassen und alle erreichbaren Vorteile daraus zu ziehen. Deutschland hat zielbewusst und ohne Zaudern mit seiner Heeresverstärkung seinen Willen zur Anpassung an die neugeschcstfenc Lage bekundet und es ist nur wünschenswert, daß der gesamte Dreibund bei den aus den Verschiebungen auf dem Balkau sich ergebenden politischen Verhältnissen nicht den Kürzeren zieht. Deutsches Reich Dresden den 11. August 1913 f Allzu überschwenglich. Der sächsische nationalliberale Landtagsabgeordnete Dr. Zöphel rühmt in dem Parteiorgan des natioualliberalen Landesvereins („Sächsische Umschau") mit jubelnder Begeisterung die Haltung seiner Neichstags- fraktion in der Deckungsfrage. Die Art, wie die laufenden Kosten für die Wehrvorlage aufgebracht worden sind, ent zückt ihn weit mehr als die Annahme der Hecresverstärkung selbst, Er schreibt: „Das ist für ein nationalliberales Herz eine Stimmung wie am Karfreitagsmorgen im Parsifal. Der Fluch der Kundry ist gebrochen, der Irre hat geendet, der wundenwundervoll heilige Speer wird wieder geschwungen von dem Erkorenen, der seiner selbst bewußt wurde, das Oämmerreich des zwiespältigen Amfortas weicht dem strahlenden Erlöser; der Preußenkönig kann wieder deutscher Kaiser sein. Wir haben eine reichseigeue Steuer. Es klingt im Wind ein altes Lied, das Lied vom deutschen Kaiser Das Reich wird wieder eigene Politik machen. Wer die Wonne dieser Erkenntnis fühlt, der ist nationalliberal." f Ein starkes Anwachsen von Prozessen verzeichnet die neueste Justizstatistik des sächsischen Staates für das Jahr 1tU2. Danach ist die Gesamtzahl der bei den Amtsgerichten anhängig gemachten bürgerlichen Ncchtsstreitigkeiten von 192 732 im Jahre 1!U1 ans 651 322 im Jahre 1912 gestiegen, aUo nm fast 69 999! Die Zahl der mündlichen Verhand lungen stieg von 289 912 ans 299 8l9. Auch die Zahl der bei den Amtsgerichten anhängig gewordenen Strafsachen stieg von 199 275 ans 119 691, also immerhin nm über 6999. Die Zahl der bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, die in erster Instanz vor die Zivilkammern der Landgerichte gebracht wurden, stieg von 16 671 ans 16 777. Die Kammern für Handelssachen hatten 7613 Streitigkeiten gegen 6946 im Vorjahre zn erledigen. Die Zahl der mündlichen Verhand lungen in erster Instanz vor den Zivilkammern betrug 39 613 gegen 27 869, in zweiter Instanz 11 219 gegen 19 696. Strafrechtliche Verba udliiugeu wurden nötig vor den Schwurgerichten 317 (293), vor den Strafkammern in erster Instanz 6961 (6861), vor den Strafkammern in der Be rufungsinstanz 3268 (3119). Vor dem Oberlandesgericht als Berufungsinstanz in bürgerlichen Nechtsstreitigkeiten be- Revisionen gegen Urteile zweiter ^nstanz. - Die Kaisrrrrise nach Korfu ist abgesagt, die Vor- bereitungen sind bereits eingestellt. Auch die Ausführung des in Aussicht genommenen Aufenthalts in Oesterreich er- scheint wieder ungewiß. — Der Kaiser besuchte gestern bei den ^ubiläums feierlichkelten des Infanterieregiments Nr. 90 in Ros ock auch die Universität, in der er eine Ansprache an die Studierenden hielt. Später fuhr der Kaiser nach Lübeck, wo er in Ecw - derung auf eine Rede des Bürgermeisters den deutschen Kauf- mann^erte.^^^ ^ Kronprinzessin. In Berliner Blättern lesen wir: Schon in kürzester Zeit wird ein großes Wohlfahrtsuntcrnehmen seine Tätigkeit beginnen, oas seine Entstehung der Kronprinzessin verdankt und das nissige- dessen den Namen Cäcilienhilfe trägt. Es versolat den Zweck, notleidende Familien und Einzelpersonen, für die der ^taat und die öffentliche Armenpflege nicht in gelingender und geeigneter Weise eintretcn oder eintrcten können, vor sitt lichem oder sozialem Niedergange zn bewahren; es wenoct seine Fürsorge insbesondere den Hilfsbedürftigen zu, die sich ans nicht unberechtigten Gründen scheuen, ihre Notlage der Oeffentlicbkeit preisznaeben. Es handelt sich aber mcbt um eins neue Vereinsgriindnng sondern um die Zusammen- sassimg bereits bestehender großer Vereinigungen, die sich zu einem gemeinsamen Hilfsveibande zusammenschließen. Den beteiligten Verbänden werden keinerlei finanzielle Opfer a,Zerlegt, sie sollen nur nach Kräften in ihren Kreisen tätig dazu Mitwirken, Persönlichkeiten, die in der Stille Not leiden, aufznfindcn. — 21990 Strnfcrlnssc. Die „Nordd. Allgem. Ztg." schreibt: „Der Allerhöchste Erlaß von, 16. Juni d. I., be- treffend Erlaß und 'Milderung von Strafen ans Anlaß des Neaiernngszjiibiläuiiis, ist nunmehr im wesentlichen zur Durchführung gelangt. Er hat zu einer sehr großen Zahl von Allerhöchsten Gnadenerlassen geführt; ihre Zahl beläuft sich auk ungefähr 21 999." — Der neue Zolltarif. Gegenüber der Annahme der „Nat. Korr.", die Reichsregierung werde dem Reichstage keinen neuen Zolltarif vorlegen, sondern sich darauf be schränken, in einer Novelle zu dem geltenden Tarife ein zelne Abänderungen vorzuschlageu, wird der „Magdeburg. Zeitung" von gut unterrichteter Seite mitgeteilt, daß die Frage, ob ein neuer Zolltarif vorgelegt werden solle, noch nicht entschieden sei, daß aber die Wabrscheinlichkeit dafür spreche. — Nene Fahne» und Standarte». Die Feldzeichen für die zahlreichen neuen, auf Grund der Bewilligung der Wehr-. Vorlage am 1, Oktober anfznstellenden preußischen Bataillone und Regimenter der Infanterie, der Kavallerie und der technischen Truppen werden, nach Blättermeldnngcn, am Nenjahrstagc 101.1 im Zeugt,anS in Berlin genagelt, ge weiht und durch den Kaiser den Kommandeuren übergeben werden. Ein gleiches findet in Dresden durch den König von Sachsen für die dritten Bataillone der Insanteric'- Negimenter 178, 179 und 181, des Fnßartillerie-Regiments auch, wenn der Himmel wächst und der Erdball sich mindert? Wozu? Ans den Bergen ist gnt sinnen: Gott ist näher, und wir selber sind uns ferner. Das tut so not und tut so wolil. Ans den Bergen ist gut r n Den: ich halte Umschau und sehe hie und dort einen Friedhof ans dem Gebirgsrücken, eni malerisches sinnvolles Bild. Da droben rastet sich's un gestört, Der Lärm des Lebens dringt nimmermebr hinauf. ^ Diese Toten schauen hinab in den Knäuel einstigen Wirr warrs Nun ist er zn Ende, und an alles legen sie den Maß- ^ stab der Ewigkeit. Auf den Bergen ist gnt schauen: da weitet sich der Bück, die Seele bekommt Flügel und erhebt sich wie ein Adler, ihre Bah» zu fliegen, dem emigen Gott enigegen. Bei ihm ist ihr Ziel, ihre Ruhe »nd ihr Frieden. „Berge werden den, Volke Frieden tragen " (Ps. 66.) Dar nm rief unser Gott ehedem seine großen Männer, die Führer seines Volkes, meist mit ernstem Winke zn sich himriif in seine Nähe. Abraham steht ans dem Berge Moriah und opfert, Moses ans dem Berge Nebo und stirbt, Elias auf dein Berge Karmel und rntt das Feuer der Entscheidung nieder. Und jener erst, der gekommen war, Moses und das Gesetz zu erfüllen, Christus: wo immer ihn das Volk bei Tag umlagert hat, da flieht er am Abend ins Gebirge, sich der Menge z» entziehen und mit seinem Vater im Himmel und mit sich selber einsam zu sein. Ans dem Berge der Seligkeiten erläßt er wie ein König sein Neichsprogramw. Ans dem Berge der Versuchung läßt er sich prüfen über alle Weltherrlichkeit. Auf dem Tabor wird er herrlich verklärt. Auf dem Oelberg begegnen sich der Anfang seines Leidens und si'incr Glorie. Alle wichtigen Entscheidungen seines Lcbens liegen in ihren tiefen Wurzeln ans einer BergeShöhe, Da droben ist Einsamkeit, Gebetsstille, weihevoller Friede. Gottcsnähe »nd Menschenferne. Ans einem Beige ragt sein Kreuz empor, daß alle Welt eS sehen und z» ihm flüchten kann, in den Schatten der Krenzesarme ans de», Vcrges- gipfel Kalvaria. Geistig eine Bergfahrt zu machen, ei frischt die Seele. Den Erd^medaiike» auf kurze Zeit den Abschied zu gebe» uud in stillem, ernstem, weun auch beschwerlichem Alpeuslieg hoher und höher über Zeit uud Raum aufzusteiaen nach oben bin, das wirkt wie eine Luftkur für das vielgeplagte Her-, AuS dem Zeilgewühl heraus uud hinein in sinnende Ge- ranken des Ewiaen und Unendlichen zu Pilgern das ist heil sam imd beglückend. Da geht uns erst der rechte Sinn des Menschenlebens auf. Da erst wird der richtige Maßstab angelegt. Da wächst der Mensch, sein Geist »nd seine Lecle, bis »ber die Sterne und die Saune hinaus. D:e Erde aber nimmt ab. mit ihrem Sorgen und Suchen. Wunichen und Hoffen, Sinnen und Sehnen. Darm» geh auf die Berge, wenn du kannst, wenn nicht kl ich, dann geistig. Es stählt sich die Kraft, es weitet sich der Blick, und die Seele atmet köstliche Lust, Freude und Frieden, Glauben und Glück, ^ dem geistvollen Buche von Adolf Donders betitelt- Seimkehr. Stille Gedanken, dessen 31. bis 5» Tankend VN!« , r