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7 ' -L ^ Ä Jahrgang. 244. Drahtanschrift: Nachricht«, Am«»««. F«nsprecher-Sammilnumm«: »»»4L, Rur für Nachtgesprüch«: »0011. Mittwoch, S. September 1-17. KsgvLLrrSsL L8S« »„»,»<««»>»» ««WM«« «n»r«d«». ««imnay I««4 — «imn«u«r ZuiNLua, »«« »t« ^chn» ««ft-ll,») ,.«0 M., ««nititch I.« M. »N^t,a»-Nr«tl«. Lt««<nI»aM,k Zell« <«t»,8SW«»>»»Vs. v«,-,««»-u. «io«I,en t-Nummern n-ch «»»». u. Fei«««««» lu Saris. «»/.Teuerun^nlchl«^ — Lu»»>.»uftr.^s. v-rau»b«M.—«elezbI.laPk. Schrtftleitung und HauplgeschSstsstelle: Marienstrahr S8/4«. Druck u. Verlag von Llepsch «- Reichardt in Dresden. ! nur »tt deuillch« Onellemmglibe <.Dr««»»« NaHr.') «tMg- — Uiwerlan«« Schriftstück« «erden nicht «uftemahrt. Kunrtdsin«« kems In kervorrsgencker Qualität uncl Konstruktion fertigt an ttsnci 40iäkrlger llrkon- rung suk cklesem Qeblete (srl >V«NL>5Lkuck Uillll. Uedr. IMffssnit mul Lllitllclikl' ÄeliVMtjffilliiffi' Orssüsn-/^. AmntnIIe II Dünamünde von den Russen geräumt. Abweisung italienischer VirMe bei »al und Madoai. — wieder ein Luftangriff aus Trieft. — SrauzWche Sargen über be» ffnterseelrie«. — »rbarftebeudr Aegiernuiaündernnge» in Anffland. — Ser lrührre rnsMe Alnifferprüfidrnt Stürmer s. Ser deutsche Abendbericht. V-rli». l. Sept., abends. (Amtlich. W. T B.) 8« Weste« auflebenbe Gefechtstätigkeit. 9« Osten wurde» die Russe« über die livläudische La-nrückgeworseq. Dünamünde ist vom Feinde ge «Lumt. Leüeneichlsch-»ng«ischer »riegNericht. Wie» 4. Gept. Amtlich wird verlautbart: OeMcher 5U:iegsschauplatz. Nordwestlich von Focsa «t brachen zwei Angriffe der Rns^n «ud Rumäne« zusammeu. Südöstlich vo» Czeruomitz eroberte» unsere Truppen i« zähem Ringen eine stark verschanzte Höhe. Dentsche Korps habe« Riga in siegreiche« Anstnrm genamme«. SöM-nych« «ri,A»fchnAPkntz Der gestrig« Tag »erlies ohne gröbere Infanterie, kämpf«. In der Nacht wiese« wir bei Kal und Madoni italienische Borstöbe ab. Seit heute srtth stehe« am Nordhang« des Monte Sa« Gabriele unsere Truppe« ernenert in heftigem Kampfe. . Triest ist wieder vo« seindliche« Fliegern angvgrifse» worden. ' (P. T B.s Der Chef des GeueralftabS. Der Berg Aal (2Ü08 Meter) liegt östlich des oberen Jsoirzo- Igufes auf -er italienisch-österreichischen Grenze. Stockholm — ei« 8nlW. Täs Scheitern der Stockholmer Konferenz- beftrebungen ist eine recht eindringliche praktische Lehre für denjenigen Teil unserer Sozialdemokratie, der noch immer mit seiner Gedanken- und Vorstellungswelt in dem Wölkenkuckucksheim der Internationale lebt. Mit welchem Pomp wurde Stockholm zuerst umgeben! Ehe auch «och die geringste Sicherheit geboten war. daß die Sache Überhaupt zustandekommcn würde, schwelgte unsere Sozial demokratie schon in -er Verabreichung von Vorschußlor beeren an die „internationale" Arbeiterschaft, deren im Stock- hold, förmlich und feierlich zu verkündender Friedenswille dem grausamen Völkermorden ein Ende bereiten würde. WaK aber ist in Wirklichkeit aus der ganzen Veranstaltung geryor-en? Es kreißen die Berge und geboren wir- eine kächorttche MauS! So heißt ein bekanntes lateinisches Dichterwort, das genau auf die Leistungen paßt, dt« bas Stockholmer Projekt gezeitigt hat. Man vergegenwärtige sich einmal den Verlauf, den die Stockholmer Frage mit ihrem ganzen Drum und Dran genommen hat. Das holländisch-skandinavische Komitee, das gewissermaßen den letzten noch verbliebenen Grundstock der ehemaligen inter- nationalen Organisation bildet, hatte die Vorbereitung der Konferenz in die Hand genommen und dje Einladungen ergtzhen lassen. Die deutschen Sozialdemokraten kamen denn auch mit ihrer gläubigen internationalen Seele, die öster reichisch-ungarischen Genossen folgten dem Ruse ebenfalls mitsamt den Bulgaren. Da saßen sie nun in Stockholm zusammen mit den skandinavischen Vertretern und wartete«, -aß auch die Genossen -er feindlichen Länder erscheinen sollten, warteten, bis sie schwarz wurden. Di« Feinde zogen es aber vor. durch fortgesetzte Abwesenheit »n glänzen, und -rächten es über einige schwächliche BerlegenhritSkund- gedungen zugunsten -es internationalen Stockholmer KrtedenSwerkeS nicht hinaus. Dann wurde von russischer Setze die Anregung zu einer neuen internationalen Stock holmer Konferenz gegeben, für die alS'Airstakt eine Lon doner Konferr»z der Alliierten dienen sollte. Diese Lon doner Kurchgebung aber macht« wiederum den ganzen Plan zuschanden, da sie eine wahrhaft babylonische Verwirrung der Geister erkennen ließ, ohne eine Spur von einheit licher Auffassung, wie sie doch in erster Linie notwendig wäre, wenn die internattonale Arbeiterschaft ein ent scheidendes Gewicht für die Beendigung deS Krieges in die Whgschale werfen sollte. Die „Friedens-ediagungen", die in'London auf Grund eines Memorandums des anssühren- L«ö Ausschusses der englischen Arbeiterpartei zur Abstim- m,ßg vorgelegt wurde«, waren in sich so widerspruchsvoll. daß man staunen mußte, wie ein derartiges Machwerk über haupt den Anspvuch einer ernsthaften politischen Willens äußerung erheben konnte. „Grundsätzlich" wurde die rus sische Formel „Keine Annexionen und keine Entschädi gungen" vvrangestellt. Dann aber wurden im einzelnen Forderungen erhoben, die, wie die Rückgabe Elsaß- Lothringens an Frankreich, die Befriedigung der italienischen Gebietsausprüche gegenüber Oesterreich, die Zerstückelung der Türkei, mit größter Naivität den all gemeinen Satz wieder umstießen und ganz von den Ge- dankengängcn des eroberungssüchtigen feindlichen Imperia lismus cingegeben waren. Zur Annahme sind allerdings diese eigenartigen „FriedenSbedingnngcn" auf der Londoner Konferenz nicht gelangt; das Ist der einzige Erfolg, den die „Jnternationalität" dort gehabt hat. Im übrigen aber platzten die Geister so heftig auseinander, daß überhaupt kein Beschluß mit Bezug auf Stockholm gefaßt werden konnte. Angesichts dieser augenfälligen Schwäche der Internationale hatten es die feindlichen Regierungen natürlich leicht, die Stockholmer Konferenz kurzerhand durch die Verweigerung der Pässe zu erledigen. Ein solches Verfahren wäre nicht denkbar gewesey, wenn den amtlichen Kriegstveibcreie« in London, Paris, Rom und Petersburg der geschlossene, macht volle Wille einer wirkliche» internationalen sozialistischen Friedensbewegung gegenübergestandest hätte. So aber wußten ja die Lloyd George, Poincars und Genossen ganz genau, -aß sie machen konnten, was sie wollten, und die schwächlichen Proteste gegen die Paßvcrweigerung waren in den Wind gesprochen. Die Stockholmer Konferenz ist also zum zweiten Male im Sande zerronnen, und dieser doppelte Mißerfolg spricht Bände mit Bezug auf die völlige Ohnmacht des internationalen sozialistischen Ge dankens. Mit Ausnahme des Hauptteils der italienischen Sozialisten, der allein dem internationalen Prinzip treu ge blieben ist und seine von Anfang an entschieden kricgsfeind- liche Haltung nicht geändert hat, schwimmen die feindlichen Sozialisten^ von verschwindenden Minderheiten abgesehen, ganz im Fahrwasser des Deutschenhasses und des wüsten Er- ^ oberungsfanatismus. wodurch die Politik des Vielver- bandes gekennzeichnet wird. Auch nicht ein einziges wahr haft erlösendes und befreiendes Wort im Namen des inter nationalen Sozialismus ist von Sen Mehrheiten der feind- 'lichen Sozialistenparteien bis jetzt gesprochen worden. Der internationale Menschheitsgedanke ist für diese Sozialisten Schall und Rauch, das allgemeine Fricdensbcdürfnis ist ! ihnen Hekuba, solange das Kriegsgeschrei der verblendeten nationalen Mehrheiten ihnen noch gellend in die Ohren ! dröhnt, internationale Gerechtigkeit ist ihnen ein fremder Begriff, soweit Deutschland dabei in Betracht kommt. Mit seinem Worte, die feindlichen Sozialisten haben auch nicht einen Schimmer von internationalem Wesen an sich, sondern ^ stehen ganz auf dem Boden der Kriegsparteien ihrer Länder, ! deren schlimmste Ausschreitungen sie durch ihre Zustimmung decken. Angesichts dieses geradezu kläglichen Versagens der Internationale auf dem Gebiete der Friedcnsbcstrcbungen ist auch ein letzter Anfmuntcrungsvcrsuch, den eine in Wien «-gehaltene Konferenz der sozialisti sche» Parteien Deutschlands, Oe st erreich- Uygarns und Bulgariens gemacht hat, von vorn herein zur Erfolglosigkeit verurteilt. Die gedachte Kon ferenz hat die Absendung eines Briefes an das holländisch skandinavische Komitee beschlossen, worin der Erwartung Ausdruck gegeben wird, daß die Genossen in England, Frankreich, Rußland und Italien den Widerspruch der Herrschenden gegen die proletarische Aktion in Stockholm nur als eine Aufforderung mehr ansehen würden, ihre sozialistische Pflicht zu erfüllen, und daß sie auch Einfluß. Macht und Energie genug haben würden, um die ihnen gerade in den demokratischen Ländern in den Weg gelegten Hindernisse zu überwinden. Die Unterzeichneten Parteien müßten „dringend bitten", noch einmal alles daran zu setzen, um ein endgültiges, möglichst nahes Datum für die Stockholmer Konferenz festzusetzen und daran unverrückbar fcstzuhalten. Vergebliches Mahnen, fruchtloses Bemühen! Auch diese letzte dringende Bitte" wirb ungehört verhallen, und wenn es in dem Schreiben zjrm Schlüsse heißt, daß weitere Ungewißheit das sozialistische Werk nicht nur im Bewußtsein -er Welt zurttckdrängen, sondern auch einen Erfolg ernstlich gefährden würde, so ist darauf zu erwidern, daß die beiden ausgesprochenen Befürchtungen nicht erst in der Zukunft liegen, sondern tatsächlich bereits eingetreten sind. Stockholm ist erledigt und mit ihr die Internatio nale. Unsere Sozialdemokratie wird sich damit abfinden und künftig, wenn sie nicht ganz den realen Boden unter den Füßen verlieren will, ihr Augenmerk von der inter- nationalen Schwarmgeisterei abwcnden müssen, um sich fest auf den soliden Grund einer nationalen Politik und einer allgemeinen Denk- und Anschauungsweise zu stellen, die in der Befriedigung -er Bedürfnisse des eigenen Volkes die besten Wurzeln ihrer Kraft findet. Vielleicht trägt zum Heranreifen dieser Umwandlung die Erkenntnis bei. wie völlig der feindliche Sozialismus gegenüber dem Kriegs wahnsinn seiner Regierungen versagt. Der russische Mini ster des Aeußeren Terestschenkv geht nach London, um sich die britische Unterstützung für die plötzlich wieder aktuell gewvrdcne Frage der Einverleibung Kvnstantinopcls zu sichern, in Paris soll eine neue Entcntekonferenz über weitere Ofsensivpläne beraten, und gleichzeitig ist dort der Sem Poincarö-Klüngel wegen seines gemäßigten Stand punktes verhaßte Minister des Innern Malvn gestürzt worden; das gleiche Schicksal hat auch die italienische Kriegspartci dem als „Deutschenfreund" verschrienen Minister des Innern Orlandv bereitet, und zu alledem scheint die päpstliche FriedenSnvte nicht einmal einer Ant wort gewürdigt werden zu sollen. Das alles-haben die feind lichen Sozialisten nicht zu verhindern vermocht und es, mit Ausnahme der italienischen Genossen, auch gar nicht ver hindern wollen. Gehört nicht ein Glaube, der mehr kann als Berge versetzen, dazu, wenn trotz alledem die deutsche Sozialdemokratie noch einen Funken von Hoffnung hegt, daß von Stockholm die Friedenstaube der „internationalen" Arbeiterschaft auffliegcn werbe? Ne Annahme von Riga. Der amtliche Heeresbericht gibt Ausschluß über die militärischen Operationen, die zur Einnalnnc von Riga ge führt haben. Das Dunkel, das bisher über den Vorgängen an der Nordfront gesänvebt hat. ist gelichtet. Fn einer grvß- angclcgten zweitägigen Schlacht ist die russische Armee geschlagen und nach heftigen Kämpfen südlich der Straße Riga—Wenden zum Rückzüge gezwungen worden. Riga ist also nicht kampflos von den Russen preisgcgeben, sondern von unseren sieggewohnten Truppen nach harten Kämpfen erobert worden. Wie vorauözuschen war, behauptet der russische Bericht, einzelne Truppenteile Hütten ihre Stel lungen kampflos aufgegebcn. Mit dem steht freilich eine von der Petersburger Telegraphen-Agentur verbreitete Darstellung über die Kämpfe am l. September in gewissem Widerspruch. Hier heißt es nämlich wörtlich: „Den Deut schen gelang es, bei Uexküll ans Brücken auf das rechte Düna-Ufer überzugehen, und die russische Infanterie konnte, trotz glänzender Wirkung der Artillerie, welche eine der Brücken zerstörte, den Vorstoß der Deutschen nicht-.auf- halten. Der Feind zieht daraus Nutzen, erweitert seinen Erfolg schnell und hat begonnen, nach Norden vvrzudringen. Gegenangriffe der Russen sind erfolglos." Nicht durch die erschütterte Moral der russischen Truppen ist also der deut sche Erfolg möglich geworden, sondern durch die „weitsichtige Führung und den stahlhartcn Willen zum Siege", den der Kaiser in seinem Telegramm an den Prinzen Leopold mit Recht rühmend hervorhebi. Sie haben uns den Sieg ge bracht und werden uns weiter helfen. Riga selbst war. wie wir bereits hervorgehoben haben, keine ergeiffliche Festung mehr. Immerhin ist die Stadt, wie ia auch im Bericht der Obersten Heeresleitung hervor- g«hob«n worden ist, zu einem ausgedehnten Brückenkopf ausgebaut worden. Das Gelände lud ia auch förmlich dazu