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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, G« .Wil,dr»ffer a« «Len Werktage« nachvntta-s 5 Uh». Bezus-prei«: Bei «dhol»»g i« d« GeschLftsstellr und ven A»*gakeste»«n 2 AM. im Msxa«, bei IusteLu», durch die Boten 2,30 AM., bei PoftbefteVung 2 NW. ru,L«lick Aktras- . __ - . . gebühr. Einzelnummern Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgehend Postdorenun»-ns»««>-s. rck,er>n>d»eschLftLft«Iru nehmen z« jeder Zeil B«. stellnngr» entgegen. Ji,Falle HStzerer Gewalt, Krieg »der sonstiger BetriebrstScungen besteht kein Anspruch auf Lieserung d« Zeitung oder Kürzung des Bezug,Preises. — Rücksendung ringesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beilicg». für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs- Pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Leile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfcnnige. 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Es handelt sich um dü Wahl der Vertrauensmänner zur An gestelltenversicherung, die in allernächster Zeit in den meisten Städten am 13. November, vorgenommer werden muß. Der Ausgang dieses Wahlkampfes soll und wirk zeigen, wie die Privatangestellten in ihrer Mehrheit übe; die Zukunft der für sie geschaffenen, vom Reichstage in Dezember 1911 verabschiedeten Alters- und Pensionsver- sichcrnng denken. Zehn Jahre lang ist um diese Ver sicherung gekämpft worden. Eine Anzahl Angestellten verbände schloß sich im Jahre 1901 zum sogenannter „Hauptausschuß" zusammen, der die Forderung vertrat oatz, wie die bestehende Invalidenversicherung für dü ilrbetter, etwas Ähnliches für, die Privatangestellten ge schaffen werde. Der konservative Abgeordnete Dr Diederich H a h n erhob im Jahre 1902 diese Forderunc im Reichstage in einem entsprechenden Anträge. Im De zember 1911 wurde dann das Angestelltenversicherungs gesetz vom Reichstage verabschiedet und am 1. Januai 1913 trat es in Kraft. Zwei Richtungen in der Angestelltenbewegung steher sich in dem augenblicklichen Wahlkampf um die Zukunft der Angestelltenversicherung gegenüber. Die soziali stischen A n ge st eilten verbände (Afa-Bund) sink Gegner einer besonderen Angestelltenversicherung uni verlangen die Umgestaltung der deutschen Sozialversiche rung in eine allgemeine Sozialfürsorge,, wie ja überhäuft: die Sozialdemokratische Partei bei jeder Gelegenheit dii Verschmelzung der Angestelltenversicherung mit der In validenversicherung gefordert hat. Die sozialistischen An gestelltenverbände sind auch Gegner des bisheriger Kapitaldeckungsverfahrens der Neichsversicherungsanstab für Angestellte, sie wollen, daß durch Umlage stets nm soviel an Beiträgen erhoben wird, wie für die laufender Rentenzahlungen notwendig ist. Ihre Wahlparole lautet: .Erhöhung der Renten ohne Erhöhung der Beiträge" Das jetzige Vermögen der Angestelltenversicherung in Höhl von 550 bis 600 Millionen Mark soll zur Einlösung dieses Versprechens benutzt werden. Eine Ansammlung vor Kapital zur Sicherung der Versicherungsleistungen Halter die sozialistischen Angestelltenverbände nicht für er forderlich. Die im „Haufttausschuß" zusammengeschlossener n i ch 1 s o z i a l i st i s ch e n Angestelltenverbände treten für das Bestehen einer selbständigen A n g e st e l l t e n - versicherung ein. Zu diesen Verbänden gehören bei spielsweise der Deutschnationale Haudlungsgehilfenver- band, der Verband der weiblichen Handels- und Bureau- augestellten, der Gewerkschaftsbund der Angestellten, dci Neichsverband der Deutschen Presse usw. Der „Haupt ausschuß" ist ebenfalls für eine Erhöhung der Reuten aber nicht unter Opferung des vorhandenen Vermögens Im Gegensatz zu den sozialistischen Verbänden hält der „Hauptausschuß" Rücklagen für unbedingt notwendia weil sonst keine Gewähr gegeben ist, daß die Versicherten auch in den Genuß der ihnen zustchenden Leistungen kom men. Der Hinweis auf das „hohe" Vermögen der An- gcstclltenversicheruug ist deshalb nicht angebracht, weil diese Versicherung erst seit dem 1. Januar l913 in Kraft ist, eine Wartezeit von zehn Jahren vorgesehen war und natürlich die Zahl der Rentenempfänger sowie deren Durchschnittsrentenbetrag im Laufe der weiteren Jahre noch ständig steigen müssen. Beispielsweise ist die Zahl der Rentenempfänger von Ende 1924 bis Ende 1926 von 24 650 auf 50 395 gestiegen. Bei den beiden bisher stattgefundcnen Angestellten- versichernngswahlen hat sich die überwiegende Mehrheit der versicherunqspflichtigen Privatangestell ten f ü r d e n „H a u p t a u s s ch u ß" entschieden, also für eine selbständige Angestelltenversicherung und gegen das von den sozialistischen Angestelltenverbändcn propagierte Umlageverfahren. Die letzte Wahl im Jahre 1922 brachte den Gegnern der Angestelltenversicherung nur 840 Ver trauensmänner, während der „Hauptausschuß", also die nichtsozialistischen Angcstelltenverbände, 2591 Vertrauens männer erhielten. Die gewählten Vertrauensmänner wählen auf Grund des Verhältniswahlsystems den Ver - waltungsrat der Neichsversicherungsanstalt für An gestellte. Dieser wiederum wählt die ehrenamtlichen Mit glieder des Direktoriums der Reichsversicherungs anstalt für Angestellte. Das Direktorium besteht zurzeit aus sechs ehrenamtlichen und vier beamteten Mitgliedern. Die Angestelltenversicherungswahl ist also für die Privatangestellten von grundsätzlicher Bedeutung. Sie haben sich zu entscheiden, ob sie Beseitigung oder Erhaltung der A n g e st e l l 1 e n v e r s i ch e r u n g wollen. Man darf auf das Ergebnis der Wahlen ge spannt sein. " P. K. Lramtenverbäncre und keloMung Veamtenwünsche zur Besoldung. Lnderungsanträge im Haushaltsausschuß. Der Haushaltsausschuß des Reichstages hat seine Aussprache über die Finanzlage und über die Bcsoldungs- reform im Reiche am Donnerstag unterbrochen, um Ver treter von 14 Beamtenorganisationen zur geplanten Be soldungsreform zu hören. Jede Organisation durfte drei Vertreter stellen, die an die Neichstagsabgeordneten Fragen stellten, an die sich aber keine Erörterungen an schließen durften. Im übrigen ging die Beratung des Haushalts- russchusses über die Bcsoldungsreform vorher weiter. Der Ausschuß hörte zwei Berichterstatter. Der Abgeordnete Steinkopf (Soz.) gab der Meinung Ausdruck, daß die Bc- ioldungsordMiUg von >930 nicht so mangelhaft gewesen sei, um einen Umbau zu rechtfertigen. Die neue Besol- aungsordnung mache dieselben Fehler, wie ihre Begrün dung sie der früheren Besoldungsordnung vorwerfe. In folgedessen werde der Kampf um die Besoldung nicht ans hören, sondern verschärft fortgesetzt werden. Der Mit berichterstatter Dauer (Bayer. Vp.) bat um Aufklärung, weshalb für die Wehrmacht und die Polizei eine besondere Besoldungsreform ausgestellt werde. Festgestellt wurde in der Sitzung, daß die Aussprache über die Besoldungsfrage jetzt abgeschlossen ist. Die Entscheidung darüber, ob der weiteren Ausschustberatung die gegenwärtige Vorlage zu grunde gelegt werden oder ob man von der Besoldungs ordnung von 1920 ausgehen soll, wurde auf Freitag vertagt. Es ist damit zu rechnen, daß verschiedene Abände rungsanträge zu dem jetzigen Besoldungsentwurf ein- gehen werden. Der Abgeordnete Eisenberger vom Baye rischen Bauernbund hat bereits im Ausschuß den Antrag eingebracht, die Beamtenbesoldungsvorlage zurückzuziehen und nur oie Geyärrer oer unteren Beamrengruppen zu er höhen. Andererseits sind Bestrebungen im Gange, die darauf Hinzielen, die Bezüge der höheren Beamten noch weiter zu erhöhen, als dies bereits in der Vorlage vor gesehen ist. * Veröffentlichung -es ReparatwnS- memorandums. Der neue deutsche Botschafter in Washington. Die Reichsregierung ist am Donnerstag erneut zn- sammengetrcten. um die Antwort aus die Denkschrift des Neparationsagenten endgültig fertigzustellen. Die Neichs- regierung ist im Einvernehmen mit dem Rcparations- agenten zu dem Entschluß gekommen, den vollen Wort laut des Memorandums zusammen mit der Antwort be kanntzugeben. Die Veröffentlichung wird voraussichtlich am kommenden Sonntag erfolgen. Reichspräsident von Hindenburg hat Reichskanzler Marx und Reichsaußenminister Dr. Stresemann zum Vor trag empfangen. Bei der Unterredung mit dem Reichs außenminister dürfte es sich um die Besetzung des B o 1 s ch a f t e r p o st e n s in Washington gehandelt haben. Hierfür kommt nach wie vor der deutsche Bot schaftsrat in Rom Herr von Prittwitz und Gaffron in Fragen für den bereits das notwendige Agrement.nach gesucht worden ist, das heißt, es ist in Washingtoner Re gierungskreisen angefragt worden, ob Herr von Prittwitz und Gaffron als Nachfolger Maltzans dort angenehm sein würde. Von deutschnationaler Seite wird dem Reichsaußen minister der Vorwurf gemacht, daß er durch die Nach- sucbung des Agrements die Entscheidung in dieser Frage vorweggenommen habe und daß es deshalb nicht aus geschlossen sei, daß die ganze Angelegenheit noch e i n politisch bedeutsames Nachspiel haben könne. s Reichskabinett und Gilbertantwort Berlin, 3. November. Amtlich wird mitgeteilt: Das Reichskabinett führte in seiner heutigen Sitzung die Beratungen über die dem ReparationsügeMen aus das Memorandum zu er- tcilcnde Antwort zu Ende. * Sie deM-MoW» HMellbkzielWgeu m -em Kulmen. Berlin, 3. November. Ueber die heutige Kabinettssitzung wird folgendes Kommunique ausgegeben: Das Reichskabinett beschäftigte sich in seiner heutigen Sitzung mit der Frage der deutsch-polnischen Handelsbeziehungen. Es wurde beschlossen, -aß der Herr Reichsaußenminister mit einem Vertreter der polnischen Regierung nunmehr in die in Aussicht genommene Besprechung eintritt. Schwere EchWatHrvOe vor Sidney. London, 3. November. Am Eingang zum Hafen von Sidney ereignete sich heute vormittag ein schwerer Schissszusam- menstoß. Der Londoner Dampfer „Tahiti", der früher unter dem Ramen „Port Kingston" bekannt war, rammte das Fährboot „Ereyclisse". Die Gewalt des Aufpralles war so stark, daß des Boot völlig umlippte und wenige Augenblicke kieloben schwamm und dann plötzlich im Meer verschwand. An Bord des gesunkenen Dampfers befanden sich etwa 150 Ausflügler, darunter Freuen und Kinder. Ein großer Teil von diesen befand sich im Augen blick des Zusammenstoßes in den Salons oder in den Kabinei^ so daß sie sich nicht in Sicherheit bringen konnten. Die Zahl -er Opfer wird bisher mit 20 Toten und 40 Verletzten angegeben. Hunderte von Personen beobachteten vom Hafen aus die Kata strophe. Trotz -er zahlreichen Haifische versuchte eine Reihe von bekannten Schwimmern, die Unglücksstelle zu erreichen, um sich an dem Rettungswerk zu beteiligen. Die Mehrzahl der Opfer scheinen Schulkinder zu sein. In den Hospitälern sind bisher 37 Personen untergebracht worden, die beim Zusmmenstoß zum- Teil sehr schwer verletzt wurden. * Beibehaltung -er Todesstrafe. Mit 17 gegen 11 Stimmen. Im Strafrechtsansschuß des Reichstages wurde der Antrag, im neuen Strafgesetzbuch die Todesstrafe zu streichen, mit 17 gegen 11 Stimmen abgelehnt. Für die Beseitigung der. Todesstrafe stimmten die Sozial demokraten, die Kommunisten und der demokratische Ab geordnete Dr. Heutz; für die Beibehaltung der Todesstrafe stimmten die Regierungsparteien und der demokratische Abgeordnete Dr. Brodaus. Die Abstimmung erfolgte viel früher, als man es vor ausgesetzt hatte. Der Bayerische Volksparteiler Emmin ger, der frühere Reichsjustizminister, berichtete über die zwischen österreichischen und deutschen Nechtsausschußmit- gliedern gepflogenen Besprechungen. Danach soll am 15. oder 16. November dieses Fabres in Wien eine freie österreichisch-deutsche parlamentarische Konferenz zusam mentreten, in der die in Aussicht genommenen Änderungen der beiderseitigen Strafrechtsreformen erörtert werden sollen. Reichsjustizminister Hergt stellte fest, daß für diese Besprechungen keine staatsrechtliche Bindung in Frage komme und daß also die Freiheit der Willens bildung in den beiden Parlamenten in keiner Weise beein trächtigt werde. Der Versuch einer Rechtsangleichung zwischen den beiden Völkern sei warm zu begrüßen. In der allgemeinen Aussprache nahmen fast nur An hänger einer Abschaffung der Todesstrafe das Wort. Der Ausschußvorsitzende Dr. Kahl (D. Vp.) meinte, daß man einen Verzicht auf die Todesstrafe nur in Erwägung Hütts ziehen können, wenn so viele Sicherheitsmaßregeln ge schaffen worden wären, daß Psychopathen, Arbeitsscheue, Gewohnheitsverbrecher usw. von der menschlichen Gesell schaft genügend abgeschlossen werden könnten. Anträge der Minderheit, zunächst Sachverständige an- znhören, eine Denkschrift aufzustellen oder auf andere Weise die Entscheidung hinauszuschieben, wurden a b - gelehn t. Für die Todesstrafe stimmten von den 28 Mitgliedern des Ausschusses 6 Deutschnationale, 4 Zen trumsabgeordnete, 3 Volksparteiler, 2 Wirtschastspartei- ler, 1 Bayerische Volksparteiler, 1 Demokrat. Für Ab schaffung der Todesstrafe stimmten 7 Sozialdemokraten, 3 Kommunisten und 1 Demokrat. Sie wirtschaftliche Bedeutung der Fischerei Rede des Staatssekretärs Hofsmann. Anläßlich einer Besichtigung der Nordseefischcreihäfcn führt, Staatssekretär Hofsmann vcm Reichsministerium für Ernäh, rung und Landwirtschaft tu einer Rede tu Altona ans, das schon seit Jahrzehnten die Reichsregierung es als ihre Aufgab, angesehen habe, die Interessen der Fischcrel zu fördern. Das. was bisher für die Auswertung der Fischerei in Deutschland im ganzen gesehen erreicht worden sei, sei nicht befriedigend Nur durch Steigerung des Fischverbrauchcs im deutschen Lande durch stärkeren Konsum von Fischen in allen Kreisen der Be- völkerung könne der Fischerei geholfen werden. Das Ernäh- rungsministerium halte an dem Prinzip fest, nach Möglichkeit die Ernährung des deutschen Volkes aus eigener Produktion sicherzusteÜen. Hier aus dem freien Meere biete steh eim Gelegenheit, ohne Inanspruchnahme ausländischer Devisen der Tisch des deutschen Volkes reicher zu besetzen. Im Jahre 19A seien Lr die Einfuhr von frischen und zubereiteten Fischer