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Dresdner Journal : 02.11.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189711024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18971102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18971102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-11
- Tag 1897-11-02
-
Monat
1897-11
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 02.11.1897
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Für Dre-den vierteljShrlich: « Mark KV Pf., bei den tkaiser- iich deutsche» Postaiistalten vierteljährlich »Mark; außer halb de« Deutschen Reiche» P»p- und Slcmpelzu schlag. Einzelne Nummern: 10 Ps. Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend». Fernspr Anschluß: Nr 1285. Dresdner Journal. flnlün»i»ungs,tbutzre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Ps Unter „Eirmejandt" die Zeile üv Ps. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag Herausgeber: königliche Expedition de» Dresdner Journal» Dresden, Zwrngerstr. 20 Fernspr.-Anschluß: Nr 1295. 1897 Dienstag, den 2. November abends. Amtlicher Teil. Dresden, 24. Oktober. Se. Majestät der König haben Allergnüdigst geruht, die Nevierverwalterstelle auf Schönheider Revier dem zeuhrrigen Forstasfessor auf GeringSwalder Revier Hoffmann unter Ernenn ung desselben zum Oberförster zu übertragen. Dresden, 28. Oktober. Ee. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem ständigen Vertreter des Direktors an der 4. Mädchen-Bezirksschule in Chemnitz, Oberlehrer Friedrich Lonis Teich, das Verdienstkreuz zu verleihen. Se Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Bahnmeister Lohse in Großpostwitz das AlbrechtSkreuz zu verleihen. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums der Justiz. Der Rechtsanwalt Moritz Kästner in Zwickau ist zum Notar für Zwickau auf so lange Zeit, als er dort seine ordentliche Geschäftsstelle haben wird, gemäß der NoiariatSordnung vom s. September 1892 ernannt worden — Der Rechtsanwalt Georg Franz Otto in Zwickau ist zum Notar für Zwickau auf so lange Zeit, als er dort feine ordentliche Geschäftsstelle haben wird, gemäß der Notariatsortnung vom S. Sep tember 1892 ernannt worden Nichtamtlicher Teil. Dit Entwickelung der deutschen Kolonial- politik. Der Arbeitsausschuß der vorjährigen Berliner Kolonialausstellung hat jüngst ein reich ausgestattetes Werk unter der Mitwirkung bewährter schriftstellerischer und künstlerischer Kräfte herausgegeben: „Deutschland und seine Kolonien im Jahre 1896", in welchem sich n. a. auch eine aus der Feder des Konsuls Or. Zim mermann stammende umfassende Darstellung der Ent wickelung der deutschen Kolonialpolilik vorfindet. Auf diese Ausführungen des deutschen Konsuls kommt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" in den nachstehen den Bemerkungen zurück: „Förderung deS Handele", sagt vr. Zimmermann, „ist d,r Hauptzweck jeder kolonialen Politik Alles, was sonst kolonialem Besitze an wirtschaftlichen Vorteilen für das Mutterland nach gerühmt wird, wie dessen Versorgung in den HauptbedarfS- artikeln mit eigenen Erzeugnissen, vorteilhafte Unterbringung seiner überschüisigen Bevölkerung, Unabhängigmachung von Ein- flögen des Auslandes, Hebung deS inneren und äußeren An sehens, kommt in letzter Reihe dem Handel zu gute." Die Richtigkeit dieses Satzes weist der Verfasser an der Entwicklung der auswärtigen Besitzungen kolonisierender Völker in B.r- gangenheit und Gegenwart und ihrer Beziehungen zum Mutter lande nach, zeigt aber zugleich, welchen politischen Nutzen jene Nationen aus ihrer kolonialen Thätigkcit zogen Wenn Deutschland dem Wcltkamps der Völker aus diesem Gebiete Jahrhunderte hindurch nur al» Zuschauer beiwohnte, so war das, wie vr. Zimmermann mit Recht hervorhcbt, lediglich die Folge der unglücklichen politischen Verhältnisse, unter denen unser Vaterland so lange gelitten hat. Und doch hatte kein mitteleuropäischer Staat so viel Anlaß und Aussicht, durch überseeischen Besitz w'rtjchaflliche Vorteile zu erreichen, als gerade Deutschland. Kein anderer verbrauch! vcrbältniSmäßig solche Mengen von fremden Rohstoffen, produziert solche Mafien gewerblicher Waren, verfügt über eine fa zahlreiche, arbeils- sreudige Bevölkerung, nennt so viele See chisse jein eigen! Die Jnaugurierung der deutschen Kolonialpol tik war also eine nationale Notwendigkeit. Voraussetzung einer gesunden kolonialen Politik Deutsch lands ist eine richiige und Ilare Würdigung der Handels- und wirtschasispol'tischcn Lage seiner Schutzgebiete. Auch prinzipielle Gegner der Kolonialpolitik dürsten vr. Zimmermann zugebcn, daß cS von vornherein verfehlt wäre, die deutschen Kolonien der Gegenwart mit dem Maßstabe der ältesten und reichsten Kolonial- ländern messen zu wollen. Ostafrika ist nun einmal kein Ost indien, und Neu Guinea kein Holländijch-Jndien oder Australien! Statt solche unfruchtbare Parallelen zu ziehen, entspricht es dem deutschen Jvtcresse jedenfallslesser, zu zeigen, was wir an unsern Schutzgebieten haben und was mit zäher Verfolgung praktischer Ziele ans ihnen zu machen ist. Gerade in dieser nüchternen Gegenübcrst. llung der wirtschas.- KunK und Wissenschaft. K. Hoftheatcr. — Altstadt. — Am l. d. Mts : „Der fliegende Holländer" Große romantische Oper in drei Akten von Richard Wagner. An der gestrigen Aufführung der Oper war Frau Gertrud Gobier als Gast in der Nolle der Senta be teiligt. Sie hatte einen freundlichen Erfolg zu verzeichnen, der ihrer musikalisch und darstellerisch korrekten Leistung entsprach Man lernte eine schon geübte Sängerin kennen, die sich nicht ohne Geschick in dem fremden Kreise be wegte Ihre Stimme klingt angenehm und giebt m der oberen Ouint einige kräftige Töne aus, während sie nach abwärts an Tragfähigkeit verliert. Technik und musika lische Auffassung sind befriedigend und letztere verbindet sich mit so viel schauspielerischem Ausdrucksvermögen, daß es der Künstlerin meisthin gelingen sollte, ihre Figuren in sicheren Umrissen hinzustellcn Letzteres war in der Senta-Nolle der Fall, wenn Frau Gooier es auch nicht vermochte, an den Hauptpunkten über eine geschmackvolle Erfassung des Äußerlichen hinausdringend, das Bild di le» träumerischen, dem dämonischen Zauber de» Hollän ders sich mit der ganzen Kraft und Selbstoergessenheit mutvoller Jugend hingebenden Mädchens seelisch zu ver tiefen Die von Hrn Schuch geleitete Vorstellung verlief im ganzen sehr frisch. Unter den Solisten that sich Hr. Perron herror, neben welchem das Orchester und der Chor die besten Stützen der Aufführung abgaben. P König!. Sächsischer Altertumsvercin. Unter Vorsitz Sr. König!. Hoheit des Prinzen Georg nahmen gestern die Sitzungen des König!. Sachs Alter tumsvereins wieder ihren Anfang Da da« bisherige lichrn Lage unserer Schutzgebiete zur Zeit ihrer Erwerbung und der in ter Gegenwart bereits Erreichten finde» wir den Hauplwert der Zimmermannjchen Arbeit. Als Probe der überaus objektiven Darstellung «eilen wir nur mit, was vr. Zimmermann über die Entwickelung von Togo anzufühlen vermag. „Die beiden Besitzungen, welche Deutschland zu Aiisang der achiziger Jahre erworben hat, Togo und Kamerun, haben jahr hundertelang einen sehr geringen Wert besessen. Von portu giesischer Zeit bis zur Zeit der französijchen Revolution dienten sie fast ausschließlich vem Sklavcnhautel. Togo war in der Hauptsache im Westen abhängig von den Häuptlingen ter Goldküste, wo die ältesten europäischen Niederlassungen Weft- afri'aS lagen, im Osten von den blutdürstigen Herrschern DohomeyS, welche hier Menschen jagten Knmcrum war ein er giebiges Sklavensanggebiet für tue Portugiesen, welche aus den Inseln im Gols von Guinea hausten, und später auch für die Spanier, als diese hier Fuß faßten Für Plai tagentau, Er schließung des Innern, Erziehung der Eingeborenen hat hier in der gedachten Zeit kein Mensch Schlitte gethan. Um die Mitte unseres Jahrhunderts erst änderte sich das Die euro päische Industrie begann große Mafien pflanzlicher Fette und Lcle zu verlangen. Zu deren Gewinnung erwiesen sich die in Westasrika häufigen und billigen Palmkerne verschiedener An und Erdnüsse sehr geeignet Ein Kaufmann nach dem anderen errichtete daher Faktoreien daselbst und begann Palm kerne und Erdnüsse für billige europäische Erzeugnisse ein- zuhandcln. Den Engländern folgten zahlreiche deutsche, französische, holländische und belgische Häuser. Mit Vorliebe fochten sie die Punkie zur Niederlassung, wo neL keine euro- päilche Herrschaft proklamiert war, kein europäisches Zollhaus be stand und die Geschäfte mit den Eingeborenen direkt geschlossen werden konnten Togo und Kamerun gehörten zu d esen Ge bieten. England hatte es verschmäht, sie ausdrücklich zu annektieren, da es die Verwalt»: gskosten sparen wollte und sich vor dem Eindringen europäischer Mächte in diese ab gelegenen, ungesmden und schwer zugänglichen Erdenwinkel sicher glaubte. Erst als es zu spät war, als Deutschland hier zum Schutze der Interessen seiner Kaufleute eingegriffen hüte, entschloß es sich, auch je nerfeits zuzusafien nnd zu rctien, was noch möglich war — wenig r, weil es de» beti essenden Ge bieten besonderen Wert zutrauie, als um sich fremder Wett bewerber zu erwehren. In den l2 Jahren der deutfchen Herr schaft haben sich die Verhältnisse in Togo und Kamerun voll ständig geändert. Beide Gebiete besitzen jetzt eine handelspolitische Bedeutung, an die früher niemand gedacht hat 1884 beschränk!! sich der Einfluß der Europäer in Togo auf einige kleine Kustcnvrte, wohin die benachbarten Stämme ihre Palmkerne und sonstigen wenigen Erzeug« fie brachten Von Handelsbeziehungcn Über den Küftengürtel hinaus war kaum die Rede Das Wenige, was nach dem ferneren Innern kam, wurde dahin lediglich durch cingcborene Handler gebracht Heute besitzt Togo zwei blühende, jährlich sich ver größernde Küstcnstäbte und einige kleinere Küstenstationen, da neben aber schon mehrere von W ißen geleitete Faktoreien tief im Innern Von ihnen aus werben immer größere Waren- wafien den mächtigen Haussastaatcn de- Innern zngesührt, mit denen früher keinerlei Beziehung bestand Während früher Palmöl, Palmkernr und Erdnüsse fast die einzigen Ausfuhr artikel waren, tritt jetzt in immer ansehnlicherer Menge Kaut schuk hinzu, und infolge der Anlage großer Pflanz ngcn be ginnt man auch Kaffee und Kopra auSzusühren Mit dem Fortschreiten des Wegebaues nach dem Innern kommen auch noch andere Handelsartikel an die Küste. Die Entdeckung neuer, Kautschuk liefernder Gewächse und die Pflanzung an derer dürfte besonders den Tummuxport noch sehr heben. Karz, cs ist anzunehmen, daß Togo, dessen Handel schon jetzt große Fortschritte gemacht hat, binnen wenigen Jahren eine ansehnliche Stelle unter den westasrikanischen Kolorrien rin nehmen wird " vr. Zimmermann zeigt im einzelnen, wie die so crjrcu- liche Enttvickelung das Ergebnis sowohl der Bemühungen einer Reihe rühriger Kaufleute und Unternehmer als einer umsichtigen Verwaltung und der Maßnahmen der deutschen Regierung war Die ersteren b.mühen sich, den Hande! immer weiter aus zudehnen und neue Handelsgegenstände aufzufinden, die letzteren suchen dem Handel in erster Linie durch Wegebauten in die Hände zu arbeiten Von Lome wie von Klein-Popo au- werden Straßen ins Innere geführt; Lome ist bereits bis aus ein kleines Stück mit Mifahöhc durch einen guten Weg ver bunden, von da nach Kete-Kratschi macht der Wegebau eben salls gute Fortschritte. Regelmäßiger Botendienst verbindet alle inneren Niederlassungen mit der Küste Kleine Posten der Schutztrnppc nnd die von der Regierung besoldeten Häuptlinge sorgen für Ruhe und Ordnung Über Av^ra sowohl wie über Grand-Popo ist die Kolonie mit den westasr'kanischen Telc graphcnkabeln verbunden. Geplant ist von privaten Gesell schäften der Bau einer Landungsbrücke in Lome und die Her stellung ein»! kleinen Bahn von Lome nach Klein-Popo einerseits und dem Gebirge bei Misahöhe anderseits, vr. Zimmermann legt dem Bau dieser Bahn, die ungeheuere Ölpalmengebicte erschließen würde, besondere Bedeutung bei. Von nicht geringerem Interesse als die Dar- stellnng der durch die deutsche Kolvnialpolitik ge- Vereinslokal nn Brühlschen Palms wegen des bevor stehenden Landhausbaues ausgegeben werden mußte, so wir die Wahl eines neuen Versammlungssaales nötig Dank dem Entgegenkommen des König!. Ministeriums deS Innern und des König! Landesmedizinalkollegiums ist es möglich geworden, den großen schönen Saal im ersten Stockwerke des vormaligen Kurländer Palais (Zeughaus platz 3) für diesen Zweck zu benutzen. Hr Hofrat Vr. Erbstein, zweiter Vorsitzender des Vereins, begrüßte die Versammlung, berichtete über den genußreichen Ausflug, den der Verein am 22 Mai d IS. »ach Wittenberg unternommen hatte, sowie über die in der letzten Sitzung des vorigen Winters auf Anregung des vr. Flechsig unternommene Veröffentlichung der Hauptwerke des Mu seums Der für diesen Zweck gebildete, aus Hofrat Vr. Erbstein, geh Oberbaurat Wanckel, Prof. Gurlitt, vr Berling und Vr. Flechsig bestehende Ausschuß hat sich für die Ausführung in Lichtdruck und in Groß-Ouartformat entschieden und zunächst 13 besonders schöne Gegenstände de» Museums dafür auSgewählt Die von der Firma Stengel und Markert bewirkten photographischen Aus nahmen waren vorgelegt Es ist zu Haffen, daß den Ver einsmitgliedern noch im Laufe dieses Winters ein erstes Heft der Publikation zugehen wird Hierauf erstattete geh. Oberbaurat Wanckel einen Bericht über das Museum. Die Zahl der Besucher, die einen durch die Konkurrenz der Internationalen Kunstausstellung und das ungünstige Wetter dieses Sommers erklärlichen kleinen Rückgang zeigt, beträgt immerhin 11664 Das Museum ist um 22 Gegenstände bereichert worden; dar unter befinden sich Geschenke des Realschuloberlehrer» Franke in Rochlitz, de» Geldbriefträgers Bär, des Kaufmann« Bruno, des Kaufmann» Diller, des Tischlers Gottschalk, der Frau verw. Schwentke und des Lehrer» Streubel hier. Aus der Kirche zu Großolücrsdorf sind dem Museum ein alte« Taufgestell mit einem als Engel ausgebildeten Fuße, eine Wetterfahne und ein eiserne« Grabkreui, aus der schassenen Thatsachen ist die von Vr. Zimmermann gebotene zusammenfassende Schilderung der im Rahmen dieser Politik thätigen Kräfte. In erster Linie steht dabei natürlich daS Reich, das mit seinem mach'igen Schutze die ruhige Entwickelung unserer Kolonien gewährleistet, nachdem es sie durch kräftige diplomatische Einwirkung vor fremd, n An sprüchen sich.rgestellt hat, das durch Ausbietung mili tärischer und polizeilicher Kräfte die Ruhe im Innern der Schutzgebiete aufrecht hält, ihre innere Organi sation regelt und auch durch wirtschaftliche Maßnahmen ihr Gedeihen fördert. Fürst Bismarck hatte sür die deutsche Kolonialpolitik ursprünglich einen engeren Rahmen vorgesehen. Er ist durch die Macht der thatsächlichen Verhältnisse rasch erweitert worden; immer aber ist der Schutz und die Förder ung des deutschen Handels und deutscher wirt schaftlicher Unternehmungen das Hauptziel ge blieben. Unterstützt wird das Reich in feinen Bestrebungen in erster Linie von zahlreichen kauf männischen Unternehmungen größeren und kleineren Umfanges, die teils in Deutschland ihren Sitz haben teils in den Kolonien auf anderen Geschäften fußen; ferner von Pflanzungsunternebmungen und Gesell schaften verschiedener Art, welche große Gebiete und Anlagen in den Kolonien besitz n und verwalten sowie von Transportunternehmungen vr. Zimmer mann führt die kaufmännischen und sonstigen Unter nehmungen in den Kolonien im einzelnen auf. ES ist eine ungemein reichhaltige Liste, welche erkennen läßt, einen wie großen Aufschwung die handels politische Entwickelung uns rer Schutzgebiete in der verhältnismäßig kurzen Zeit gewonnen hat, auf welche die deutsche Kolonialpolilik zurückblicken kann. DaS Gesamtbild, welches die deutschen Schutzgibiete in der Gegenwart zeigen, läßt erkennen, einmal, daß die deutsche Kolvnialpolitik die rechten Bahnen eingeschlagen hat, und zweitens, daß wir an unseren Schutzgebieten einen Besitz haben, dessen Entwickelung in der Zukunft reiche Früchte für das Mutterland verspricht. Bon der jüngsten NeichstagSersatzwahl, die in der Westpricgnitz, also in nächster Nähe von Berlin, staltgefunden hat, liegt das Ergebnis nunmehr vor. Es haben nämlich an Stimmen erhalten: v. Saldern (Kons.) 5043, Schulz (freis. Volkspartei) 3l48, Hintze (Sozialdemokrat) 2015 und Wohlfarth (deutschjoziale Reformpirtei) 1909 Stimmen, zer splittert haben sich zehn Siimmcn. ES ist also eine Stichwahl zwischen dem Konservativen v. Saldern und dem Freisinnigen Schulz nötig. Zum Vergleiche sei hier sogleich das Ergebnis der letzten Wahl, die im Jahre 1893 stattfand, mit- gcteilt. Damals wurden von 17 4.56 Wahlberechtigten 12 524 Stimmen abgegeben und es siegte der konser vative Kandidat v. Podbielcki im ersten Wahlgange mit 6205 Stimmen. Außerdem wurden abgegeben 2960 Stimmen für den Kandidaten ter Freisinnigen Vollspariei Max Schulz, 1798 Stimmen für dcn sozialdemokratischen Kandidaten, endlich 1458 Stimmen sür den Kandidaten der Freisinnigen Vereinigung, Stadtrat Kochhann in Berlin. Die Konservativen haben also bei der diesmal'gen Wahl 1222 Stimmen weniger als 1893 erhalten und dieser Ausfall an Stimmen hat auch für sie die Not wendigkeit geschaffen, in einem zweiten Wahlgange um das Mandat zu kämpfen. Woher der Verlust der Summen komm», liegt aber ohne weiteres klar zn Tage, denn die l9<>9 Stimmen des zum ersten Male ausgetretenen antisemitischen Kandiaten sind eben als frühere konservative Stimmen nnznjehen. Haben doch die Antisemiten bis zuletzt dcn Anschein zu erwecken ver sucht, a!S ob ihr Kandidat derjenige des BnndcZ der Landwirte sei. Bisherige lonservalive Stimmen Kirche zu Lauterdach bei Lausig! ein Tausengel und ein Marienbild, aus der Kirche zu Lupau bei Stollberg ein Altarschrein gegen Revers überwiesen worden Angckauft wurde ein Flügelaltar aus der Kirche zu Pomßen bei Grimma. Auch daS schöne Bild des heiligen Georg aus der Kirche zu Jößnitz b Plauen, das im vorigen Jahre im Vereinslokal ausgestellt war, hat einstweilen Unter kunst im Vereinsmuseum gesunden Eine wesentliche Be reicherung ist der Gipsabguß des stink verwitterten Toten tanzes auf dem alten Neustädter Kirchhof, der auf Anregung des Kirchenvorstandes zu Dresden-Neustadt im Lause des Sommers von Nich TaudicS hierselbst hergestellt wordcn ist; die Kosten wird zur Hälfte der AltertumSvecein, zur Hälfte das Ministerium des Innern tragen Um den Mitgliedern des Vereins Gelegenheit zu geben, sich den Abguß anzusehen, wird da» Museum des Vereins nächsten Diontag, den 8. d Mts. von 3 Uhr nachmittags an ge öffnet sein Der Schriftführer ergänzte diesen Bericht noch durch einige Mitteilungen aus der Registrande Wegen Ankaufes einiger Holzfiguren aus der Kirche zu Großröhrsdorf ist man mit dem dortigen Kirchenvorftande ins Vernehmen getreten. Eine steinerne Kanzel nebst Taufstein aus der Kirche zu Thallwitz bei Wurzen ist dem Verein unter Eigentumsvorbchalt angeboten worden und wird Aufnahme im Mufeum finden Dagegen wurde der Ankauf eines Flügevltars aus der Kirche zu Bern- bruch abgelehnt und wegen Überweisung der wertvollen, durch ungünstige Aufstellung gefährdeten Altargcmälde in der Katharincnkirche zu Buchholz an das Vereint muscum wurde vergeblich verhandelt, oa der dortige Kirchen vorstand die Bilder behalten und für besiere Unter bringung sorgen will. Weitere Mitteilungen betrafen eine Denkschrift über Maßnahmen zum Schutze vor. geschichtlicher Altertümer, die die Gesellschaft „Isis" gemeinfam mit dem AttertumSverein dem König!. Staatü- ministerium mit der Bitte um Berücksichtigung vorzulegen sind es also fast ausschließlich, die Hr. Wohlfahrt auf sich vereinigt hat. Dieser „schöne" Erfolg, den Konser- v itiven Stimmen abgenommen zu haben, ist aber auch der einzige der antisemitischen Herren. Trotz der üblichen glänzend n Darstellungen über die Sieges- anSsichten ihres Kandidaten, hat dieser die wenigsten Stimmen erhalten. Durchaus unfähig, aus eigener Kraft etwa em Mandat zu erobern, haben die Anti semiten auch diesmal lediglich zu Gunsten der Freisinnigen gearbeitet — alles selbstverständlich zum Wohle des „Mittelstandes" und der Landwirtschaft, deren treueste Freunde zu sein die antisemitischen Blätter bekanntlich täglich behaupten. Wenig Grund stolz zu sein aus ihre Erfolge haben trotz alledem auch die Freisinnigen Trotz der ausgiebigen Agitation, die sie zn Gunsten lhrcS Kandidaten entfaltet haben, hat dieser diesmal gleichwohl 1270 Stimmen weniger erhallen, als die beiden freisinnigen Kandidaten vor vier Jahren zusammengrnommen. Daß die freisinnigen Blätter ihren gutgläubigen Lesern heute gleich wohl vorflunkern, das Wahlergebnis bedeute einen neuen Beweis für den „Zug nach links", ist seldstveiständlich. Man braucht ja nur da- Kunst- stückcheu zu begehen, die bei den letzten Wahlen sür den Kandidaten der „freisinnigen Bereinigung" ab gegebenen Stimmen unter den Tisch fallen zu lassen, und so gelangt man zu dem schönen Ergebnisse einer „Zunahme" der Summen um 388. Die „Freisinnige Zeitung" bringt dies auch in der That fertig. Allerdings findet das freisinnige Blatt — das sei der Gerechtigkeit halber mitgeteilt — in den eigenen Reihen Widerspruch. So erklärt z. B. daS fleisinnige „Berl Tagebl." den Rückgang d.r freisinnigen Stimmen offin sür sehr bedenklich und unaufgeklärt. „Im Jahre 1893", bemerkt das Blatt, „lagen die Verhältnisse für die Freisinnigen wegen der Militär- vürlage weit ungünstiger, der Kandidat der Konserva tiven, v. PodbielSki, war persönlich sehr beliebt, und doch brachten die Freisinnigen trotz ihres gesonderten Vorgehens mehr Stimmen auf als jetzt bei ge schloffenem Eintreten für den gemeinsamen Kandi daten, den die freisinnige Volkspartei gestellt hatte. Das ist so auffallend, daß eS zu ernster Prüfung Veranlassung geben sollte." Auch die Sozialdemokraten haben in intensivster Weise für die Wahl agitiert. Von ihren Partei größen mar eine ganze Anzahl im Wahlkreise selbst thätig. Trrtz alledem und obwohl bekanntlich Nach wahlen stets für die agitatorischen Parteien günstigere Aussichten bieten, als allgemeine Wahlen, hat d^r Sozialdemokrat nur 2<>0 Stimmen mehr erzielt, a!S vor vier Jahren. Wenn die „Kreuzzeitung" das Wahlergebnis in den Worten zusammenfaßt: „Zu pessimistischen Be trachtungen, zu denen unsere konservativen Freunde angesichts der bevorstehenden Reichstagswahlen vielfach geneigt sind, bietet der Wahlausfall in der Westprignitz jede, falls keinen Anlaß; vielmehr möchten wir aus ihm den Schluß ziehen, daß da«, was die liberale Presse ihren gläubigen Lesern unausgesetzt über das sieghafte Erstarken des liberalen Gedankens im Lande vorzureden weiß, nichts weiter als Mache ist" — so dürste sie damit in der Hauptsache wohl Recht haben. Lagesgeschichtt. Dresden, 2. November. Se. Majestät der König zeichneten gestern abend den Kammermusilabend der Frau Rappoldi-Kahrer und der Herren Rappoldi, Blum-r, Remmele und Grützmacher un „Musenhouse" mit Allerhöchstseincm Besuche aus. - Ihre Majestäten der König und die Königin wohnten heute, am AllerseelcGagc, dem Vormittags- gollesdienste in der katholischen Hoslirche bei. ' > " ' - gedenkt, und die Unlerstützung einer Fortjetzung der Walrher-Konerschen Repertorien, die auf dem Historiier- tage zu Innsbruck (!896) von der Konferenz der Ver treter landesgeschichtlicher Publikationsinstitute in Vorschlag gebracht worden ist 14 neue Mitglieder wurden an- gcmeldet. Schließlich sprach Archivrat vr Ermisch über „die Erwerbung des Herzogtums Sagan durch Kur fürst Ernst und Herzog Albrecht von Sachsen" (1472—1475). Nach einem Überblicke über die Bezieh ungen zwischen Schlesien und den sächsisch-meißnischen Landen während des Mittelalter«, wobei insbesondere die erfolg losen Bemühungen um die Erwerbung des Herzogtums Liegnitz und der Gebiete Konrads des alten Weißen von Oels (um !450) eingehender behandelt wurden, schilderte der Vortragende in kurzen Zügen die Zustände des Herzog» lumS Sagan unter den Söhnen Johannes' I von Sagan Herzog Johann II. von Priebus, der sich Anfang 147! unter den Schutz des Kurfürsten von Sachsen gestellt hatte, vertrieb im Mai 1472 seinen Bruder Balthasar, der wenige Wochen später in grausamer Gefangenschaft starb Dafür drohte ihm die Strafe des damaligen Lberherrn von Schlesien, des König« Matthia« von Ungarn, und um ihr zu entgehen, verkaufte Herzog Hans am 12. Dezember 1472 das Herzogtum Sagan mit den Städten Sagan, PriebuS und Naumburg a B. für 50 000 ungarische Gulden dem Kurfürsten Ernst und dem Herzog Albrecht von Sachsen ES erregte dieser Kauf nicht bloß in der Obcrlausitz, die sich unmittelbar dadurch bedroht glaubte, und unter den schlesischen Fürsten, sondern namentlich auch bei König Matthias großen Unwillen Der Vortragende schilderte da« Verhältnis, in dem Matthia« seit seinem Angriffe auf König Georg von Böhmen 1168 zu den sächsischen Fürsten stand; die politische Lage verlangte gebieterisch, daß er mit ihnen aus gutem Fuße blieb Aber auch den sächsischen Fürsten mußte daran liegen, zumal der wankelmütige Herzog Han« den Kaus bald bereute
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