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Elbeblatt für Riesa, Strehla und deren Umgegend. ————- - - --- «^F 82, Dienstag, den 7. Augnst 1855« Ein Wort über die Behandlung und Auffas- sungtzweise politischer Fragen. Neberall, wo sich «in regeres politische- Leben z« entfalten beginnt und die Gemnther nicht von einer stumpfen Indolenz besangen sind, pflegen die kageSfragen der innern und äußern Politik theil- Seitcn de- Publikum» tbeilS in der TageSpresse ei ner mehr oder minder lebhaften Erörterung unterstellt zu werden, woraus sich alsdann ein gemeinsames Urtheil, oder da«, was man öffentliche Meinung nennt, erzeugt. Je größer nun die Macht der letz ten, in gewissen Fälle» sein sann, um so nöthiger ist e», einmal den Ursprung und die Grundlagen derselben einer kurzen Betrachtung zu unterwerfen. Die Behandlung und die Auffassung-weise po litischer Fragen ist aber eine doppelte: eine ein seitig tendenziöse und eine unparteiisch objeckive. Je nach dem Maaße der Materiellen oder mo ralischen Interesse«, welche bei einer politischen Streitfrage in da« Spiel kommen, nehmen näm lich Diejenigen, welche rasch im Denken und ent schieden im Handeln sind, zu derselben eine her- vorgehobene Stellung ein; dazwischen befindet sich die große Masse der Indolenten, Unentschlossenen und Pblegmatiker im Denken. Den Vertreter» einer gewissen politischen Richtung, d. h. einer Partei oder gewisser materieller Interessen kommt e« nun vor Allem darauf an, für sich und ihre Sache Freunde zu werben und die Zahl der Ver- lheidiger derselben zu vergrößern. Die gesammte vrriodische Presse Europa'- ist «bet mehr oder minder tendenziös und parteiisch in Bezug auf die großen Fragen der Politik. Die- jenigen, welche dem Getriebe der europäischen Po litik nahe stehen, geben die Schlagworte aus und Hunderte von Federn find alsdann beflissen, in der gegebenen Richtung die öffentliche Meinung zu bearbeiten. Die« geschieht nicht nur durch be trachtende Aufsätze sondern auch und noch weitmehr bei den sogenannten thatsächlkchen Mittheilungeu. Die offiziellen Nachrichten der Regierungen ma chen hiervon gar keine AuSnabme. E« liegt aber ans der Hand, baß jede tenden ziöse Behandlung-weise politischer Fragen eint einseitige fein muß. ES kommt nämlich dabei vor Allein darauf an, da- lesende Publikum für di« eine odtt Vir andere Auffassung-weise, da» eine oder däS aubetr' Jiiterrffr zu gewinnen und d-o Meinung von dem eigenen Recht« und de» Andern >M>! > > < 1,1 Unrecht zu erwecken und zn befestigen. Die Folg» davon ist, daß nur das hervorgehoben v«d betont wird, was für die zu vertheidigende Sache lpri« und sie in einem günstigen Lichte erscheinen UÄH während mau ihre Schattenseiten möglichst ver deckt und etwaige Gegengründe al- grrin-fügiß hinstellt. Je rühriger nun die eine oder bi« andere Pate tei in der Presse ist und jewehr sie «S vtrstthL ihre Darlegungen in das Gewand der Redekuhß zu kleiden, nm so größer ist auch ihr Erfolg, yh kann sich daher treffen, daß, wie die ErfahrunA gelehrt hat, die ganze öffentliche Meinung wlchlö gen Fragen gegenüber irregeleitet wird. ES wfth dies freilich nicht von langer Däner sein, weil dit Wahrheit bei civilisirten Völkern sich schließlich doch siegreich Bahn bricht, allein für den Auqenbliff kann dadurch immerhin mancher Nachtheil hervorgHe rufen werden. Will man stch über de» SachveryAr und den Grad de-Rechts oder Unrecht- esüer schwer benden Streitfrage ein richtiges Urtheil verscharr fen, so bleibt in der That nichts weiter übrig, al lste Zeitungen aller Farben zu lesen und seihst Ist Bezug auf die politische und kriegerische Tagesae» schichte wird mau, will man sich nicht täusche«/las sen, sich nicht entschlagen können, die Mittheiluu« gen über wichtige namentlich kriegerische DorglinL» von den entgegengesetzten Parteien mit einatibtt zu vergleichen. Ader freilich h'erzu bat nicht Jeder Zett ulty Lust; nicht Zeit, weil diese die Pflichten de- Po» rufs und der Drang der Geschäfte in Anspruch nehmen; nicht Lust weil da- Selbstdenken eine Äh«? strengung ist und es freilich bequemer erscheint, W politischen Urtheile fij und fertig a«S den ZestvO gen, die mau lies't, hinzunehmen. Auf diese WM ist eS erklärlich, daß die schiefsten und einsitÜgW Urtheile über politische Vorgänge und dje Happe luua-weisen der dabei mitwirkeuden Persöntichkekltfl in das Publikum dringen und sich so lange erditto ten, bi- der Gang her Ereignisse selbst den Jrrchuch und die Unwahrheit au den Taß bringt. . Die ctnseirigr mch etendeAiziöst LehMWWM weise, welche die meisten Zeittmge« den WMWME Fragen angedrihe« lasst»», Hal »»waber Sir-WM, daß auch die große Mehrzahl der^keser PärskiMih greift und von diesem Stmrdpunko« «m» AlleS^wHU über »tue politische Strritfrag, gesagt wrrMeM weder »n den Himmoh acheik* utch »nhettitß-HlM