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» —o Bezugspreis: vterteljLhriich ^20 Mark frei i« kf-ss. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jährlich r Mk. Einzelne Nummer w pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag, »- — Ü UnterüoktungA^ unä Anzeigeökatt Mr die ^einspaltige «»rzms-Keil» »der deren Raum so pfg. — Im Reklameteil für dir kletnspalttge Petit-z»tl« ss Pfg. Anzeigenannahme bis;, Uhr mittng». Seilaze-^ühr nach Vveindar«^. Nit Vvchentüch erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Druck Wik Verlag van Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Gkrilla. Verantwortlich für di« Redaktion h. Rühl« in Sroß-GkrBa. Nummer 5 Sonntag, den s0. Januar M5. Jahrgang Neuestes vom Tage. — Der deutsche Generalstab meldet: Westlicher Kriegsschauplatz Der andauernde Regen sumpft das Gelände in Flandern nehr und mehr an, sodaß die Operationen stark behindert werden. Oestlich Reims versuchten die Franzosen heute nacht, uns einen Vocgraben zu entreißen, durch einen sofort angesetzlen Gegenangriff wurden sie in ihre Stellungen zurückgeworfen und ver loren 50 Gefangene an uns. In der Mitte und im Ostieil der Argonnen machten unsere Truppen wieder Fortschritte. Ein nächtlicher französischer Angriff gegen unsere Stellungen am Buchenkopf südlich Diedolshausen (Vogesen) wurde abgewiesen. Wiederholte Angriffe der Franzosen auf die Höhe westlich Sennheim brachen in unserem Aitilleriefeuer zusammen. Wir machten zwei Offiziere und 100 Mann zu Gefangenen. Um die Ortschaft Ober- Burnhaupt südlich Sennheim wird zurzeit noch gekämpft. Oestlichec Kriegsschauplatz Auch im Osten herrschte sehr ungünstige Witterung. An der ostpreußischen Grenze und im nördlichen Polen änderte sich nichts Oestlich der Rawka schritten unsere Angriffe fort, 1600 Russen wurden gefangen ge- nommen, fünf Maschinengewehre von uns erbeutet. Auf dem östlichen Pilicaufer fanden nur Artilleriekämpfe statt. Oberste Heeresleitung. — Der österreichisch-ungaci'che General stab meldet: An der ungarisch-galizischen Front herrscht Ruhe. In den höher ge legenen Gebieten ist leichter Frost und Schneefall eingetreten. Am Dunajec und in Russisch-Polen stellenweise Geschützkampf Die im Karpathenvorlande der südlichen Bukowina vorgeschobenen Sicherungs truppen wurden vor überlegenen feindlichen Kräften an dre Hauptpässe zurückgenommen. Der Stellvertreter des Chefs des General stabs: von Hoefer, Feldmarschalleutnant. — Trotz der furchtbaren Witterungs- Verhältnisse haben auch in den letzten vier- undzwanztg Stunden die Waffen an der Westgrenze nirgends geruht, wenn cs sich auch überall nur um Kämpfe örtlicher Natur und nicht um allgemeine Bewegungen handelte. Von der belgischen Küste meldet nur der französische Tagesbericht neue Ge fechte um den Besitz des Nieuport vor- gelagerten Ortes St. Georges, das in den Händen der Verbündeten blieb. Bei Arras erwähnt die neueste Meldung unseres Generalstabs erbitterte Kämpfe um den Be sitz der von den Deutschen am Mittwoch gcpürmten Schützengräben. Da von fran zösischer Leite hierüber nichts verlautet, ist die Annahme wohl berechtigt, daß die deut schen Waffen in unbestrittenem Vorteil sind. Im Aisnetal und im Raume von Reims wollen die Franzosen unsere Batterien zum Schweigen gebracht haben. Hinter diese Meldung muß ein großes Fragezeichen gesetzt werden, wenigstens in vieler Fassung. Vermutlich handelt es sich um einen be deutungslosen Stellungswechsel einiger Batterien, der dem Feinde sofort Anlaß zu uferlosen Hoffnungen gibt. Eine eigene Beurteilung erfordern die Kämpfe im Argonnerwald. Wie schon wiederholl er wähnt, hat hier ein reiner Minierkrieg Platz gegriffen. Die Gegner suchen unter die feindlichen Schützengräben zu gelangen unter die alsdann Minen gelegt und ent zündet werden. Der Erfolg ist natürlich, paß die Schützengräben samt ihrer Besatzung entweder durch die Explosion vernichtet oder völlig verschüttet werden. D e deut schen Pioniere erzielten durch ihre weiter fortgeschrittene Technik viele Erfolge, neuer ¬ dings scheint aber das französische Minier- korps gelernt zu haben, wenigstens weiß der französische Bericht in dieser Richtung Erfolge zu melden. Ueberhaupt scheint in den Argonnen der Feind wieder lebhaft tätig zu sein. Im Bois Courtel Chausae in den Ostargonnen zog er sich dabei aber empfindliche Verluste zu. Im Oberelsaß dauern die Kämpfe ebenfalls noch an. Besonders hart wurde um die Höhe 425 bei Sennheim gerungen, die in beiden Generalstabsberichten genannt wird. Beide Berichte behaupten ferner den Besitz dieser Höhe. Dieser Widerspruch löit sich aber sofort, wenn man beachtet, daß die fran zösische Meldung ja fast zwanzig Stunden älter als die deutsche ist. Es haben sich in der Zwischenzeit also erneute Kämpfe abgespielt, die den Deutschen Erfolg brachten, Bezeichnend, ist es, daß der abends elf Uhr ausgegebene Pariser Bericht von diesen Kämpfen nichts erwähnt. Wesentliche Aenderungen im Westen hat der vergangene Tag aber jedenfalls nirgends gebracht. — Unter der Ueberschrift: Ein neuer schwerer Völkerrechtsbruch der Franzose» teilt der Lokalanz. mit, daß eine deutsche Kavallerie-Osfizierspatrouille im September mit einem Auftrage gegen Fontainebleau, 80 Kilometer vor die Front vorgetrieben wurde. Als sie nach Vollziehung ihres Auftrages zurückwollte, sah sie sich hinter oer französischen Armee. In ständigen Zusammenstößen mit dem Feinde vorlor sie ihre gesamten Pferde Drei Wochen lang marschierte sie zu Fuß, ost Nachts um unsere Truppen zu erreichen. Schließlich sah sie sich gezwungen, sich zu ergeben. Nunmehr wurde sie vor ein Kriegsgericht gestellt und wegen Herstellung feindlicher Hindernisse und wegen Plünderung zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt. Nach Er kundigungen des Lokalanzeigers ist der Fall der deutschen Offizierspatrouille, die in Frankreich zu einer Strafe von 6 Jahren Gefängnis verurteilt wordeu ist, von der deutschen Regierung mit allem Nachdruck ausgenommen worden. Durch neutrale Vermittlung geschahen bei Frankreich Schritte um die Beseitigung des ungerechten Urteils herbeizuführen. — Rußlands militärische Kraft, die von seinen Freunden gern als unerschöpflich angenommen wurde, hat die Erwartungen vielfach enttäuscht. Der Berichterstatter der „Neuen Freien Presse" schreibt darüber: Rußland wird seine Niederlage fühlen, so wie es seine Hilfsquellen erschöpft sieht, keine Minute eher. In den russischen Rethen kämpfen nun seit mindestens zwei Monalrn Teile der russischen Reichswehr, Leute von l9 bis 42 Jahren, ferner fing die russische Artillerie die in den ersten Schlachten nur logenweise feuerte, schon am San an, mit der Munition hauszuhalten, und nahm dann bei Lodz, Kutno, Bochnta und Limanowa nur mehr die dankbarsten Ziele unter Feuer. Ein guter Teil der schweren Munition ist in Rußland nicht erzcugbar., ein großer Teil der russischen Artillerie mitsamt den Parks bei Tannenberg und in den masurischen Sümpfen geblieben. Einzelne russische Divisionen schießen schon aus Mannlicher und Berdanggewehren. An Flugzeugen mangelt es, weil die russische Industrie keine Motoren liefern kann. Die russischen Re> erveformattonen stehen uns in mangelhafter Bekleidung gegenüber. Seit dem Zufrieren der Häfen von Wladiwostok und Archangelsk können Hilfs sendungen nicht nach Rußland kommen. Die stofflichen Hilfsquellen Rußlands gehen also sichtlich zur Netge, dasselbe gilt aber nicht von Rußlands Menschenreservoir. Nach General Nediger beträgt der Kriegs stand an ausgebildeten Mannschaften Ruß lands 3,5, nach Velze 4 Millionen. Auf 2,5 bis 3 Millionen Mann müssen die russischen Gesamtverluste bis heute ver anschlagt werden. Der Zar hat seine Feld und Reserveformationen längst eingesetzt, ebenso die regelmäßig ausgebildete Reichs wehr. Die ungediente Reichswehr ist im Hinterland unentbehrlich für Garnison- und Etappendienst, zur Wahrung der stets schwankenden Ordnung, zur Bewachung der Magazine, Eisenbahnen, Brücken, Ge fangenenlager, Festungen, zur Pflege der Verwundeten, endlich als Arbeitsmannschaft, aus dem eiwaigen Ueberschuß können neue Kampftruppen aus Mangel an Waffen, Rüstzeug und Offizieren nicht gebildet werden. Da Leute aller ausgebildeten Jahrgänge an der Front schon zu Anfang November anzutreffen waren, muß um die selbe Zett der erste Schub Ungeübter im Etappenraum angelangt sein. Vermutlich zu Neujahr ist dieser erste Schub durch eine zweite letzie Einberufung ersetzt worden. Dieses letzte Aufgebot wird notdürftig aus gebildet am 1. April im Etappenraume stehen, und damit der letzte Waffenfähige Mann in die Front eingeschoben sein. Dann käm es zur größten letzten Schlacht dieses Krieges im Osten und bei sechs- wöchentger Dauer derselben Mitte Mai zum Abschluß der Operationen. OertlicheS und Gächfisches. Mttendorf-Bkriüa, 9. Januar MS. — Gestattung von Verwundetenbisuchen in Belgien. Dem Besuche verwundeter und kranker Krieger in de« Lazaretten Belgiens stehen im allgemeinen Bedenken nicht mehr entgegen. Auch ist die Weilerfohrt mit der Eisenbahn über die Grenze für Besucher von Lazaretten in Belgien möglich. Die Weiter- mhrt wird jedoch nur gestattet, wenn der Reisende im Besitz eines vom stellvertretenden Generalkommando vorschriftsmäßig auSge'ertig- ien Ausweises ist. Weiblichen Angehörigen wird der Aufenthalt in Belgien nur aus- nahmeweise erlaubt. Unter diesen Umständen ist die für Reisen zum Besuch kranker oder verwundeter sowie zur Beerdigung verstorbener deutscher Krieger bestehende Fahrpreis ermäßigung auf den Strecken der preußisch, hessischen Slaatseisenbahnen und der Reichs- eisenvahnen in Eljaß-Lothriugen auch bei Reisen dis zu den Uebergangsstationen nach Belgien gewährt worden, wenn die zu Be- MchenLen in belgischen Lazaretten liegen oder die Verstorbenen in Belgien beerdigt werden. Besuche in Frankreich können zurzceit noch nicht gestattet werden. — Die Not der Musiker. Der Krieg, der ja viele Erwerbsstände stark in Mitleidenschaft gezogen hat, hat einen ganz besonders schwer getroffen: die Musiker. B-kaunilich ist während oes Krieges aller öffentlicher und nicht öffentlicher verboten. So sehr diese Verordnung dem allgemeinen Empfinden entipnchi, jo schwer trifft sie die armen, auch sonst ja mit Glückegütern nicht gesegneten Musiker, die auf die Einnahmen auS der Ausführung don Tanzmusik usw. angewiesen sind. — Gute Aussicht. Die Fischer von de: Nordseeküste haben guten Mnt. Sie versenden an ihre Kundschaft folgendes Anschreibeut „Wenn die engstche Flott« keine größere Tätigkeit als bisher entw ckelt, so kann milgeteill werden, baß die Engländer nicht in der Lage sind, unsere Fischerei stillzulegen. Nnter dem Schutze unserer mächtigen Kriegsflotte werden deshalb Unsere Fischerdampfer jede Woche ihre eigenen Fänge an den Markt bringen". Man änn also stets frischeste Ware beziehen. Dresden. Ein tödlicher Unfall ereignte ich am Dienstag in der Mühlenbau-Anstalt vorm. Gebr. Seck dadurch, daß ein 20jähriger Irbeiter aus Niederpesterwitz infolge eines Fehltrittes aus der Höhe des dritten Stockes in den Fahrstuhlsch-cht abstürzte. Der Be- dauernswerte erllte einen schweren Schädel- bruch, an dessen Folgen er auf dem Wege nach dem Krankenhause verstarb. — Dis königliche Polizeidirektion zu Dresden hat eine Bekanntmachung erlassen, wonach ihr alle Dresdner Druck- und Verlags anstalten während der Dauer des Krieges die bei ihnen gedruckten oder verlegten Druck- schiften und Broschüren vor der Ver öffentlichung zur Prüfung vorzulegen haben. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis 150 Mark oder Haft bis zu 14 Tagen bestraf'. — Staatsminister Graf Vitzthum von Eckstädt empfing am Freitag im Ministerium des Innern eine Deputation der Bäcker- Innungen in Sachsen, bestehend aus dem Herren Obermeister Stadtverordneter Kuntzsch- Dresden, Obermeister Wuttke-Le>pzig Hol" lieserant Bärwinkel Leipzig und Obermeister Landtagsabgeoidneter Biener-Chemnitz. Die Deputation brachte die Wünsche des sächsischen Bäckergewerbes anläßigder jüngsten BundeSratS- Verordnungen zum Ausdruck, woraus Staats- Minister Gras Vitzthum erklärte, daß die Einzelregierungen leider nicht in der Lage eien, die Bundesratsordnungcn abzuändern. Es sei jedoch möglich daß die Verwaltungs behörden angewiesen werden, bei der Ausführung der Verordnung nach Möglichkeit Milde walten zu lassen, um den Interessen des Bäcker gewerbes recht zu werden. Der Minister versicherte eine diesbezügliche Anweisung an die sächsischen Verwaltungsbehörden zu. Burgstädt. Im nahen Göppersdorf wurden dieser Tage einer Witwe aus ihrer Kammer 800 Mark gestohlen. Jetzt konnte durch den Pelizeihund der Dieb in einen anderen Hausbewohner sestgestelll werden. Er hatte noch über 600 Mark in feinem Besitz. Die Ehefrau deS Ermittelten hat sich aus Gram darüber durch Leuchtgas vergiftet. Coswig. In der Nacht zum Donnerstag brach in dem Wolfschen Grundstück in Nen- eoswig an der Gartenstrabe ein Schadenfeuer aus durch das die mit Heu und Stroh ge füllte Scheune bis auf die Grundmauern eingeäschert wurde. Gröba. Am 6 Januar vormittags passierte ein Automobil mit Offizieren besetzt die Straße nach Strehla. Als sich der Krastwagen am letzten Grundstück dieser Straße befand, kam der Schulknabe Kurt Höhne, ein Sohn des Eletromonteuers, Höhne auf dem dort links befindlichen Feldweg mit einem Schlitten gefahren. Der Führer des Kraftwagens konnte den Knaben nicht sehen da ein Zaun dieS verhinderte und die Straße dort eine Biegung macht. Der Knabe geriet direkt inS Auto und wurde überfahren Der Kraftwagen, der nicht sehr schnell fuhr, hielt sofort. Auf ärztliche Anordnung wurde da» schwer verletzte Kind nach dem Riesaer Stadt- kraukenhauS gebracht wo festgestellt wurde daß cs einen Schädelbruch erlitten hatte. An der schweren Verletzung ist der Knabe am Donnerstag gestorben. Stolpen. In Haftgenommen wurden hier der Fleischer Gustav Hermanu Morsinger aus Neustadl und der Arbeiter August Michalk aus Großpostwitz bei Bautzen. Sie siud dem hiesigen Amtsgericht übergeben worden. Mostnger hat in der Herberge Zu Neustadt übernachtet und früh beim Fortgeheu einem feiner Kameraden den Rucksack mit verschiedenen Inhalt gestohlen.