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Diese» Blatt wird den Lesern von Dresden und Hingebung am Lage vorher bereit» ai. Wenü-Mrgabe zugestellt, wilhrend e» die Post Abonnenten a« Morgen in einer Gesamtauogade erhalten. 57. Jahrgang, ^ir 101. «e,ug»,«e»ütr »lertetlL-rl. »Ir Dre». d«, d.« Halt« m-Ii»«r Zuiraaun, <»n Sinn- und Mmuaain nur einmal» 2,L0 M., durch auewitrilge Nom- misitanilre di» S.dO M. «ei einmaliger Zu- peituna durch die Pali »M.<«dn« Bestell«»). «u»land: Oester- reich-Ungarn Kr., Schwell «.«L Fr!»., Italien 7.,7 Lire. - Nachdruck nur «tt deutlicher vuellen» ««gab« i.Dreedner Mchr.'lluWg.Un- »erlangte Manuskript« »erd. nichtausdewahrt. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Druck und Verlag von Licpsch 6c Reichardt in Dresden. Hauptgeschäftsstelle: Marienstrahe 38/^0. Sonntag, 13. April 1013. Anzeigen-Tari! Annahme »an «nNin- diaungen bid nochin !> Uhr. Sonntage nur Marienstrahe M van II bla >/-> Uhr. Di- einlpaltige Zeile <eia>a N Silben» Sü PI . bie zweilpaiiige Zeile aui stutstite 7t» Pi., die zwcilpalt. Reklamezetle l.50 M.. gamilien Nachrichten aus Drea- Ven die einlpa». Zeiie 2I> Ps. — Zn Num- niern nach Sonn -und tzeirrtagen erhShier tkarii — Auswärlige AufirSge nur gegen Naraut-bezahlung Jedes BelcgbiattlVPI Qalsris ^rnvicl § 34 Schloss-Lti-ssss 34. btsus ösuwsiks cisr Siscit vrsscisn. I Paul kaum Qsmälcje eie. ertigo Leser. Das sächsische K u l t u s m i n i st c r i n m bat an- georünet, das, der Geburtstag des Königs am 2 4. Mai uud das K a i s e r j u b t l ä u m am 15. Juni iu sämtlichen Schulen Sachsens -gefeiert werden. Im Ne ichStage hielt heute der Reichskanzler eine längere Rede über die DecknugSvurlagea. Die Verhandlungen zur Ermöglichung einer wirt schaftlichen Session des böhmischen Landtags, Lie die Sanierung der L a n d e s f i n a n z e n hcrbei- sührcn sollte, sind endgültig gescheitert. Die Beziehungen Oesterreich-Ungarns zu Ser bien und Montenegro haben sich so gebessert, das; alle Aussichten auf eine friedliche Lösung vorhanden lind. Die von der Petersburger Botschafter - Konferenz vor- geschlagene Lösung zur Regelung des bulgarisch- rumänischen Streites soll von Bulgarien und Ru mänien für annehmbar befunden worden sein. Nach bulgarischen Blättern erklärte Dr. Dancw, das; ernste Befürchtung? n über die bulgarischen Be ziehungen zu Griechenland und Serbien bestehen. Ler Kanzler über die Leilunsrvorlagen. Berlin. (Pxto.-Tek.) In der heutigen fortgesetzten Bc- ratnng der Deckungsvorlagcn im Reichstage nahm Reichskanzler v. Betümann-Holliveg Las Wort und führte aus: Ich bitte nur für kurze Zeit um Ihre Aufmerksamkeit, um in einzelnen Fragen die Stellung -er Regierung präzisieren zu können. Die Kritik, die Sic an den Vorschlägen geübt haben, war ja zum Teil recht scharf, trotzdem habe ich den Eindruck, das; der Reichstag und die Verbündeten Regierungen in gleichem Maße erfüllt sind von der Grütze der Ausgaben, die uns gestellt sind und die die Sorge für unsere Rüstungen und die Ordnung des Finanzwesens im Reiche uns aufcrlcgt. Ich bin deshalb auch so optimistisch, aus Ihrer Kritik nicht lediglich eine Verurteilung unserer Vorschläge hcrauSzuhören, sondern LaS Bestreben, die Borschlägc zu verbessern. Wo Sie unS Verbesserungen Vorschlägen, werden wir gern bereit sein, sie anzunchmcn. Sie werden aber nicht erwarten können, das, ich Ihre Vorschläge, die gemacht worden sind — und ihre Zahl ist eigentlich Legion — alle für Ver besserungen halte. Auf Details will ich nicht eingehe». Man hat geglaubt, über die Siistcmlosigkcit unserer Vor schläge und über die angebliche Mangelhaftigkeit der von uns vorgelcgtcn Finanzreform klagen zu müssen. Meine Herren! Eine Finanzrcsorm haben wir Ihnen nicht vorgelegt. Eine Neuordnung unserer Finanzen würde und müsste anders auSsehcn als unser Vorschlag. Darin gebe ich der Kritik völlig recht. Jetzt heitzt es doch, die Wehr Vorlage zur Annahme zu bringen, öurchzu- führen und zu bezahlen. Wir schlagen Ihnen nicht vor, neue Schulden zu machen. Das würde den Geldmarkt, die gesamte Volkswirtschaft mehr angreifcn müsse», als der ein malige Wchrbcitrag. sSehr richtig!) Das würde unsere RetchSftnanzen wieder in die alte Schuldenmirtschaft Kunst uud Wissenschaft. -»* Wocheu-Spielplan der König!. Hosthcoter. Opern haus. Sonntag: „Das Rheingold" (^-8). Montag: „Oberst Chabert" (8). DtenStag: „Sizilianische Bauernehre", „Der Basazzo" (>-8). Mittwoch: „Die Zauberflüte" (7). Donners tag: „Oberst Chabert" (8). Freitag: 7. Sinfonie-Konzert, Serie 8 (^8). Sonnabend: „Der Bürger als Edelmann", „Ariadne auf Naxoü" (7). Sonntag, 20.: „Der Freischütz" t^8). Montag: „Figaros Hochzeit", Gras Almaviva: Walter Staegemann a. G. (7). — Schauspielhaus. Sonntag: „Genoveva" (148). Montag: „Der Tor und der Tod", „Wetterleuchten" (>-8). Dienstag: „Judith" (>-8). Mitt woch: „Der Tyrann" (>L8). Donnerstag: „Genoveva" l^8>. Freitag: „Die Erziehung zur Ehe", „Lottchenö Geburtstag" <fL8). Sonnabend: „Das Prinzip" s^8). Sonntag, 20.: „Der Raub der Sabinerinnen" (^8). Montag: „Die Tvr- gairer Heide", „HannS Frei" (N8). s* Mitteilung aus dem Bnrea« -er Königlichen Hos- theater. In der Montag, den 14. April, im Königlichen Op er »Hause stattfindcndeil Wiederholung der Musik tragödie „Oberst Chabert" von H. W. v. Walteröhausrn wird Herr Soot die Partie des Graf Fcrraud und Herr Büffel die des Godeschal singen. Die Vorstellung beginnt um 8 Uhr. f* Der Dresdner Orchester-Verein hat sich in verhält nismäßig kurzer Zeit zu beachtlicher Höhe schützbarer Leistungsfähigkeit emporgearbcitet. Auch der letzte Auf- sührungSabend im Vereinshausc legte rühmliches Zeugnis ab von ernstem Streben und gewissenhaftem Flcitze, mit dem die Mitglieder der Vereinigung an ihre Aufgaben heran- treten. Sie besitzt in Kapellmeister Oscar Htcke einen hingebungsvollen Führer mit vielseitiger Praxis, der seine Leute in erziehlicher Weise zu fördern weis;, von dem Ideale Begeisterung in reichem Matze auögeht, der Harmonie zu schaffen versieht zwischen Können, Wollen und Vollbringen. Das Wirken von Orchcstervcrcinigungcn kann in mnsik- stürzeu, die ivir gottlob verlassen haben. (Lehr richtig!) Wir nehmen die gesamien einmaligen Kosten in Höhe von I Milliarde Mark ans uns, und von den lausenden Kosten soll der Besitz mehr als die Hälfte tragen. Ter uiättiicrinordende Streit, der seit 1008 durch Deutschland zog um die Erbschaftssteuer, drehte sich um 80 Millionen Mark, also um den 7. bis 8. Teil der Finanzresorm des Jahres tüoo. und die Lex BaHermann-Erzberger will 80 bis !0 Millionen Mark Zuckerstcucr durch eine allgemeine Be- sitzsteuer ersetzen, Was wollen diese Zahlen sagen gegenüber der Hohe der Summen und gegenüber dem Prozenttcil an den gesamien Aufwendungen, die wir gegenwärtig dem Be sitze auscrlegen. Nun wird im allgemeinen nicht darüber geklagt, das; wir gegenüber dem Besitze zu schüchtern wären, aber die Herren finden nnscre Besitzsteuervorschläge nicht schön. Ueber die Schönheit will ich nicht streiten, ich glaube aber doch, die Gelegenheit wäre recht ungünstig gewesen, wenn wir u»S jetzt vor den Augen des Auslandes um das Problem der Probleme — so nannte es vor einigen Wochen eine Zeitung — die B e s i tz st e n e r. die Köpfe zerschlügen. Dazu ist die Zeit gegenwärtig nicht geeignet. <Sehr richtig! rechts.) Man hat an der ReichSbcsitzstcucr im wesentlichen anSzuictzcn — hier im Hause wurde das ausgesprochen und nament lich in der Presse —. das; mir uns neuerdings wieder als Kostgänger an den Tisch der Einzelstaaten setzen wollten, und das; wir damit die Grundsätze Bismarckscher Finanz politik verliehen. Meine Herren! Bismarck wollte das Reich finanziell selbständig machen, aber nicht um Prin zipien oder Theorien willen — Prinzipien oder Theorien waren in der Regel für Bismarck ganz gleichgültig —, sondern weil er die Einzclstaalcn nicht aushnngern wollte. Wenn jetzt vielsach mit dem Gedanken einer Reichs-Ver- mögenS- oder -Einkommensteuer gespielt wird, so ist das gar nicht unbedenklich. Ich warne dringend -davor, einen Weg zu betreten, der nicht znm Ziele führen kann. Im System der Finanzwjrtschaft würde sich gleichwohl die Sache vielleicht ganz gilt machen: eine eins,ertliche Reichs-Ver mögenssteuer, zu der dann die Bundesstaaten Zuschläge erheben könnten, und daS Reich würde bestimmen, ivie hoch diese Zuschläge sein könnten. Meine Herren! Dafür wer den sich die Einzclstaaten bedanken, und zwar mit Fug und Recht, und wer es mit dem Reiche ernst und gut meint, sollte diesen Gedanken auch ablehncn. Wohin führt denn die Sache in der Praxis? Sehr viele von den Herren, welche hier das Verlangen aufstellen, und auch Redner, welche sich sehr eifrig sür die Ncichsvermügensstcuer ins Zeug ge legt haben, sind Mitglieder der einzelnen Landtage. Ich bitte die Herren: Ueberlegen Sic sich einmal, wohin die Ausführung des Projektes einer RcichSvermögcnsstcucr am Ende führt. Haben Sie erst einmal eine Vermögens steuer des Reiches ctngcführt, dann bauen Sic sie un zweifelhaft ans. lSehr richtig! links.) Wenn Sie erst ein mal von dieser Jugendliebe genossen haben, lassen Sic nicht wieder von ihr. (Heiterkeit.) Diese Flatter haftigkeit traue ich Ihnen nicht zu. Nun ist doch bekannt lich das Steuersystem der Einzclstaaten tatsächlich auf der direkten Besteuerung des Vermögens und dcS Einkommens aufgcbaur. Mit einer auSgebauren Vermögenssteuer verwirren Sie das gesamte Steuersystem der Einzclstaaten und bringen dieses System in den Bundesstaaten, wo die Einkommensteuer und die Ver mögenssteuer schon sehr hoch gespannt ist, in Unordnung. Derartige Staaten haben wir — ich sehe den Herrn Ab geordneten Basse rmann nicht an seinem Platze. Er würde mir aber recht geben, wenn ich Baden als Bei spiel nenne. In derartigen Staaten würden wir schließ- kitlinreller Hinsicht nicht hoch genug bewertet werden, namentlich in unserer Zeit, da die Hochblüte dcS Männcr- gcsanges eine fühlbare Einseitigkeit in bezug aus volks tümliche Kunstpslegc heraufbcschworen hat, unter der die musikalische Produktion in die Reihe der Leidtragenden ge treten ist. Mit HaydnS G-Dur-Sinsonte, die den Abend verheitzungsreich einlcitcte, fand sich daS Ensemble recht lobenswert ab. Bisweilen fehlte eS an einigen Graden leichteren Schwunges, wie beispielsweise im Mcnnetto, das im Tempo gezerrt erschien und das deshalb an Grazie cin- bützte. Auch Schuberts Unvollcndetc war im /»miaute „coa moto" zu langsam, stellenweise zu bleiig genommen. AlS Solistin lernte man im letzten Teile des Konzertes, der Richard Wagner zngcdacht war, eine sttmmbcgabte Polin kennen, Fräulein H e l e n a I a r o s ch, die mit der Adriano- Aric aus „Rienzi" auftvariete. Die Aussprache machte der Sängerin sichtliche Mühe. Temperamentvolles Erfassen aber trat allenthalben wohltuend in die Erscheinung. Bei weite rer Schulung kan» daS Material noch zu vielversprechender Gebung entwickelt werden. Schade, dab daS Orchester zu egoistisch auftrat und recht wenig Rücksicht nahm aus die Qualität der vokalen Mittel. Am Schluss stand die „Niciizi"- Ouvertttrc. Für die Folgezeit sind weitere Stnsonie- Konzerte unter Mitwirkung von hervorragenden Solisten in Aussicht gestellt. Dem Werdegang des Dresdner Orchester-Vereins darf man gesteigertes Interesse cntgcgen- bringcn. >i. I'. „Jas tzheproblem im Wesel unserer Seit." Zn dem Thema „DaS Ehcproblcm im Spiegel unserer Zeit" hat Ferdinand Freiherr von Panngarten eine Rundfrage an hervorragende Persön lichkeiten auf allen Gebieten ergehen lassen, die ein sehr interessantes Ergebnis gezeitigt hat. daS zu einem statt lichen Bande (bei Ernst Reinhardt, München) vereinigt ist. Staatsmänner, Naturforscher, Acrzte, Schriftsteller, Künstler haben sich von ihrem individuellen Standpunkte aus zu iich zu einem Zusammenbruche der cinzeistaatUchcn Finan zeu kommen. Sic, meine Herren, die Sie in den Einzel slaaien und auch in den Kvmmnnalvertrcuingen Titz und Stimme hahen. liedenken Sie doch, woher wollen Sic schlief; lich das Geld nehmen sür die Erfüllung der Kulturaul gaben, die doch bei Gründung des Reiches bei den Einzel staaten und bei den Kommunen geblieben sind? iZnrus bei den Sozialdemokraten: Woher nehmen sie cs denn jetzt?) Sic nehmen es jetzt ans den direkten Steuern, die ich ihnen durch bas Reich nicht nehmen will. Wir würden nicht nur die Stenern der Einzelstaaten. sondern wir wür den die Knlttnansgabcn, von denen ich sprach und die trotz unseres erhöhten Reichsbudgets andauernd haben erfüll! werden können und befriedigt worden sind, verkümmern lassen. Damit würde eine Stagnation des Lebens der Einzelstaaten eintrclen. lind das würde doch schlicstlich. da wir ein Bundesstaat sind, das Reich an der Wurzel seiner Kraft fassen. lSehr richtig!) Meine Herren! Ueberlegen Tie sich die Gefahr sehr genau, und ick» sage Ihnen noch mals, beschreiten Lie nicht einen Weg, der nicht znm Ziele führen kann. Ich hoffe, wenn Sic sich diese GesichtSpn.nlic Vorhalten, wird Ihnen doch unser V e s i (; st c u c r v v r s ch k a g nicht ganz so schlecht erscheinen. Man stöstt sich an unseren Vorschlägen um deswillen so sehr, weil Sic wünschen, eine glcichmüstigc Bcsitzbestcnerung im ganzen Reich herbei- zusührcn. Ja, meine Herren! Also mit einer Rcichsvcr- mögensstcner würden Sic das nur erreichen, wenn wir einen Strich durch das ganze System der Besteuerung in den Einzclstaaten machen, und dazu werden doch all die Parteien, die mit uns die Grundlage des bundesstaatlichen Systems hoch halten, nicht die Hand bieten lSehr wahr! rechts), und selbst wenn wir — ich spreche jetzt zu den Herren von der äußersten Linken und zu den Herren von der Fortschrittspartei — das Sehnen Ihres Herzens er füllen und eine Erbschaftssteuer machen wollten, dann wür den wir doch in keiner Weise zu einer gleichmäßigen Vcsitz- bcslencrnna kommen, weder iu der Gesamtheit der Bundes staaten, noch in unseren einzelnen Bundesstaaten, noch in den Kommunen: also Sie würden, selbst wenn Sic eine ReichSuermöaensstencr cinsnhrcn, bei der Rcichserbschafts- stencr immer bei dem jetzigen Ergebnis bleiben, dah die Be lastung mit direkten Bcsitzstcucrn in; Reich eine außer ordentlich buntscheckige sein würde. Ist es da nicht viel besser und viel gerechter, wenn Sic diese Regelung, wie mir cs Ihnen Vorschlägen, den Einzelstaaten überlassen? lSehr richtig! rechts.) Ter Einzclstaat ist sehr viel mehr in der Lage, dann die Sache so zu arrangieren, wie es für den speziellen Zweck, die speziellen Verhältnisse dcS Staates paßt. Sic erhalten keine absolute Gleichheit, meine Herren, aber ich glaube: von der angeblichen Wahrheit, das- Gleichheit Gerechtigkeit bedeutet, werden Sic doch wohl mit der Zeit alftommen. (Sehr gut! rechts.) Meine Herren! Ich möchte überhaupt bitten, das; Sic sich frei machen von dem Gedanken, das; die Bcsitzsteucrn znm Rückgrat der R c i ch s s i u a n z c n werden. Ich weis; sehr wohl, daß das außerordentlich unpopulär ist, was ich damit sage. (Heiter keit und Sehr gut! links.) Ich bin auch vollkommen darauf gefaßt, daß ich wieder einmal von Jbncn ge steinigt werde. (Heiterkeit.) Das ist mir ja schon häufig passiert. Also geben Sic doch, bitte, den Gedanken ans. Der A n st » r m ans die Bcsi tz st euer ist ia schon alt hier im Reichstage. Von der Linken wird er seit Jahrzehnten vcrircten. Der schärfste Ansturm datiert aber erst seit dem Jahre 1008/00. Nun, meine Herren, soll man doch bei der Bemessung der Ertragfähigkeit der direk ten und indirekten Stenern nicht l'los; von den Vcrhäil- dicscr Frage mit Sachlichkeit und Ernst ausgesprochen. Wir geben einige der bemerkenswertesten Aenßcrnngcn wieder. G nstav Falke, G r o s; b o r st c l b. H a m bürg : Eigene Erfahrung und Nachdenken lassen mich dasi-r halten, daß die Ehe, „wie sic sich bei den gesitteten Völker.! des Abendlandes entwickelt hat", die idealste und schönste Form der Ehe ist und noch lange sem wird. Alle Fragen, die jetzt anf sie cinslürmcn, Francufrage, Erwerbssrage und anderes werden sich innerhalb dieser Form losen lassen. Lcheidnngsmöglichkcit »ins; nattirlich da sein, ist cs ja auch. Vor allem ist Erziehung zur Ehe nötig. Ein „Vem gnilgiingsiiistiiili" für Leute, die sich „nnslebcn" wollen, kann sie natürlich nicht sein. Tie Ehe zwischen zwei Menschen kann eine „konventionelle Lüge" sein von Anfang an oder nach »nd nach werden. Das liegt aber doch au diesen beiden Menschen und nicht an der Ehe. Sollen wir den Unvorsichtige», den Irrenden, den Waschlappigen, den „Differenzierten" und anderen zuliebe eine Institution ändern oder anshcben, die sich bei Millionen von gesunden Individuen bewährt? Mögen jene sehen, wie sic aus der Lüge hcra»skommen; sie haben Wege. Aber die Ehe ist schon gut, schön und heilig. * Karl Gjcllcrup, Dresden: Die monogame Ehe ist ein Ideal. Das; die meisten Eben kläglich zu kurz kommen, darf kein Grund sein, um die Standarte heriiutcrznnelimen. Tein; dieses Ideal ist so tief in innerem Volksstaniiii eingewurzelt, daß ein Irre werden an demselben zu den bedenklichste!; Sympiomcn der Degeneration des Rasscninstinkics gehört. Die Ehe ist, der Idee nach, unauflösbar — aber freilich auch durch den Tod unauflösbar, eine Konsequenz, welche die Gesetzgebung nie gezogen Hai, »och ziehen kann: diese wird hier wie überall ein Kompromis; zwischen -er idealen Forde rung und den durch mciischlichc Irrtümcr geschaffenen Be dingungen finden müssen. In der germanisch-protestantischen