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MsdmfferTageblatt TI für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter s« Wilsdruffer Tageblatt enthSlt die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshanptmannschast Meißen, des Amtsgericht« und Stadtrat» zu Wilsdruff, Forstreutamts Tharandt, Finanzamts Stoffen. Anz»i,«nprki«: dirSgespaltrnkRaum,eil«rüDoldpsenni«, die 4,espalteneZeile der amtlichenBekannlmachunacn 40«»»- useuni», die 3 gespaltene Reklame,eile im «etlichen Teile too Dpidpsenni,. Rachweisungegedahr 20 Goldpscuni,. B«e- werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 beuch','chdA-Ach^^ annahme dir oorm.lOUHr I Für die Richtigkeit der durch Fernruf Ldermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabatlanspruch erlischt, wenn der Betrag »«ch Klage eingezoge» werden muß »der der Auftraggeberin Konkur» gerät. Anzeigen nehmen alle Dermittlnngrstellen ent,««««. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, T-oedlatt- erscheint täglich nachm. ü Uhr für de» :^...«deu Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in ^ttsgadeftellen 2Mk.im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 Md., bei Postbestellung Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend PoLnÄÜn^ Rr.18 85 Jahrgang. Telsgr Adr: .Amirbiau- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag den21 Januar 1826 Ileue Männer. Die neue Regierung weist außer den bisherigen Mi nistern, die ihre Posten beibehalten, den früheren Reichs kanzler Marx und drei neue Männer in den Ämtern des Innenministeriums, des Finanzministeriums und des ^'rtschaftsministerums auf. Es sind das die Herren ^ülz, Dr. Reinhold und Dr. Curtius. i« ^ichsinnenminister Dr. Wilhelm Külz wurde am 187b in Borna (Sachsen) geboren, studierte in g d'e Rechte und war von 1904 bis 1912 Oberbürger. meiner von Bückeburg. Von 1907—1908 war er für Schwere Aufgaben. Von politischer Seite wird uns geschrieben: Schließlich hat der N e i ch s p r ä s i d e n t H i n d e n - turg ernst und deutlich in das Getriebe hineingegriffen, »as seit eineinhalb Monaten unter der Überschrift „Re- nerungskrise" vor sich ging. Er gab den bei ihm ver sammelten Parteiführern in einer Rede an sie zu verstehen, »atz „das deutsche Vaterland vor eins Lage von größ- ! gestellt" sei, wenn nun auch der zweite Ver- «uch der Regierungsbildung, nämlich der auf dem Boden Üner Koalition der Mitte ebenso scheitern würde wie »er frühere Versuch, die große Koalition zu schaffen. Der Reichspräsident erkannte an, daß Schwierigkeiten bestehen infolge des Widerstreits der Parteien, fuhr aber fort: »Auf der anderen Seite erträgt aber die Lage des Landes sine längere Verzögerung nicht mehr." Es existiere ein »nderer Weg, aus der Krise herauszukommen, nicht mehr, ! »ie Parteien sollten ihre Sonderinteressen hinter die zroßen vaterländischen Gesichtspunkte zurückstellen, weil fruchtbare Arbeit mehr denn je erforderlich sei. Der Reichspräsident drang mit seinem Wort durch, and bis zu dem Termin, den Hindenburg den Partei führern stellte, hat die demokratische Fraktion schließlich »och zugestimmt, daß ihrem Vorsitzenden Koch, wie es sie Bayerische Volkspartet verlangt hatte, das Jnnen- ninisterinm nicht gegeben werden sollte. Es ist anzuer- ieunen daß bei der Abstimmung der Parteivorsitzende stoch selbst durch seine Stimmabgabe den Ausschlag für siese Entscheidung gab. Damit war die Liste, die Dr. Luther aufgestellt hatte und die die Billigung des Reichspräsidenten gefunden hat, von allen vier in Frage kommenden Parteien angenommen und die Regierungs krise ist zu Ende. Das noch ausstehende Ernährungs- Ministerium wird vom Zentrum, und zwar vermutlich mit dem jetzigen preußischen Landwirtschaftsminister Steiger besetzt werden. I Es ist genau ein Jahr her, daß Dr. Luther zum ersten mal das Neichskanzleramt übernahm; damals verfügte er aber über eine weit stärkere Koalition als jetzt; damals sah er die Mehrheit des Reichstages hinter sich, jetzt nur eine Minderheit, eine Minderheit, die innerlich doch nicht so ganz zusammenstimmt wie jene Mehrheit vorn Jahre zuvor. Hatte aber schon die frühere Regierungs koalition Aufgaben von gewaltiger Schwere vor sich, wie Aufwertung, Steuer- und Zollgesetzgebung, so ist diese schwere jetzt vielleicht noch größer geworden. Sie zu bewältigen bedarf das neue Ministerium der Anlehnung nach rechts oder links; muß sich doch Luther für jeden seiner Entwürfe erst eine parlamentarische Mehrheit schaf fen. Die Sozialdemokratie steht dem neuen Ka binett nicht unfreundlich gegenüber, jedenfalls fernab jeder grundsätzlichen Opposition; sie will abwarten, wie die neue Negierung sich betätige» wird. Das wird von vornherein auf die Politik der Negierung, vor allem natürlich auf die Innenpolitik nicht ohne Eindruck sein. Die in dem Kabinett befindlichen Mitglieder der Deutschen Volks- vartei, Dr. Stresemann und Dr. Curtius, werden in dieser Beziehung je nach dem Parteistandpuukte ver schieden beurteilt. Angesichts der wirtschaftspolitischen Lage und der da durch herbeigeführtcn schärferen parteipolitischen Zu spitzung, angesichts aber auch der außenpolitischen Wolken hat man das neue Ministerium als Verlegenheits- oder Übergangsministerium bezeichnet, spart man nicht mit düsteren Prophezeiungen, daß es vielleicht schon wieder sehr bald zusammenbricht. Aber vielleicht ist gerade dieie innen, und außenpolitische Lage für das Kabinett ein Stützbalken, der es vor einem allzuschnclleu Zusammen bruch bewahrt. Denn was dahinter kommen würde — H i « denbnrg nur zu recht - weiß man beim besten Willen nicht. Dr. Luther hat freilich immer stärkstes gelegt, sich parteipolitisch nicht gebunden zu suhlen, dafür sind aber nun alle Mitglieder der Ne gierung mit seiner Ausnahme abgefiempelte Par te «Politiker und alle Parteien daher fester au das Kabinett gebunden, als das noch unter dem vorigen Ka binett Luther der Fall war. Die entschiedene Rechte hat sich gleichfalls bisher nicht zu einer grundsätzlichen Op position bekannt, also zu der Absicht, ohne jede Rück sicht und unter Benutzung aller parlamentarischen Mittel, Vie neue Regierung so bald wie möglich zum Sturz zu bringen. Wirklich, Dr. Luther und sein Kabinett sind nicht zu beneiden um die Aufgabe, das Regierungsschifflein durch diese vielen Klippen huidurchzulenken. HegiemngsvoMellung am 2b. Januar. Programmerklärung Oiensiag. Das neue Kabinett wird zu seiner konstituierenden Sitzung Donnerstag abend zusammentreten, da der neue Finanzminister Dr. Reinhold am Donnerstag noch in seiner bisherigen Eigenschaft als sächsischer Finanzminister im Dresdener Landtag den Etat vertreten will. Im Ältestenrat des Reichstages wurde vereinbart, daß die Entgegennahme der Programmerklärung der neuen Reichsregierung auf die Tagesordnung der Plenarsitzung vom Dienstag nächster Woche gesetzt werden soll. In den Tagen bis dahin soll die dritte Lesung des, Reichshaushaltsplans für 1925/26 erledigt werden, und zwar in Anbetracht des vorgerückten Etatsjahres in abgekürzter Form, mit der Maßgabe, daß eine Diskussion nur bei den Positionen der Ministergehälter stattfindet. Oie Minister. Mumunaen dum die Franzosen. Bonn. Die Räumung Bonns durch die Franzosen steht ««mittelbar bevor. In Bonn wird mit der Rückgabe großer be> schlagnahmter Gebäude noch in dieser Woche gerechnet. Di« Kasernen sind b,s auf die Abwickelungsstcllen geräumt. Beusl, wo 83 französische Familien und 80 Mann Tanktruppen unters gebracht waren, ist von der Besatzung vollständig frei. Godes, bkrs» wo von den in voriger Woche abgezogenen französischen Truppen em Aufraumungskommando zurückgelassen wurde, ist ebenialls vollständig geräumt. In Siegburg wurde am Mitt- woch die französische Flagge hcruntcrgcholt. Auch Troisdorf ist bis auf eine Familie geräumt, die aber bald nach Frank reich zuruükehrt. IN»! «! U M! I»UA! SeuUrrSieg in der Tschechoslowakei Gegen den Besuch Italiens. Ter Oberste Verwaltungsgerichtshof in Prag ver- kündete die Entscheidung über mehr als 16V Beschwerden» welche von Gemeinden, zahlreichen Gastwirten, Hoteliers und Hotelgesellschasten sowie einzelnen Gastwirtegenossen schaften verschiedener Städte gegen die im Jnstanzenzug vom Handelsministerium bestätigten Entscheidungen der Gewerbebehörden über die Sprache der Schilder, Aufschriften usw. erhoben worden waren. Die Ge- wcrbebehörden hatten den Hoteliers und Gastwirten in den deutschen Kurorten und Ausflugsorten aufge tragen, sämtliche äußeren nnd inneren Aufschriften, Aus hängeschilder, Speise- und Getränkekarten nur tsche chisch oder mehrsprachig mit tschechischem Text an erster Stelle auszuführen und für tschechisches Personal zu sorgen. Der Oberste Verwaltungsgerichtshof hat alle diese. Entscheidungen wegen Gesetzwidrigkeit aufgehoben, da die Entscheidungen der Gewerbebehörden nicht unter den Begriff gewerbepolizeilicher Maßnahme fielen. Mit dem Einwenden der Beschwerdeführer, die angefochtenen Entscheidungen widerstrittcn der Verfassung, dem Spra- chengesctz und dem Friedensvertrag von St. Germain, be faßte sich das Oberste Verwaltungsgericht nicht. Der deutsche Schulverein Südmark erläßt einen Auf ruf gegen den Besuch Italiens. Er fordert die Österreicher auf, das den Brüdern in der Abschiedsstunde gegebene Wort einzulösen und das italienische Staats gebiet zu meiden. Der deutsche Schulverein in Wien wird in den nächsten Tagen gemeinsam mit allen nationalen Vereinigungen im Reiche und in Österreich ohne Unter schied der Parteistellung in Fühlung treten, um die Werba-Leit für diesen Beschluß möglichst großzügig durchzusühren. Freispruch im MUnchner Kot- garMten-prorrh. München, 20. Januar. Um 7 Uhr wurde das Urteil im Prozeß Polzing-Prüfert verkündet. Die beiden Angeklagten wurden sreigesprochen. Der Haftbefehl wurde aufgehoben. Die Kosten des Verfahrens wurden der Staatskaffe auferlegt. Einnahmev Schanghai durch TschangsoNn. Paris. Die Nachrichtenagentur Indo-Pacific berichtet auS Peking, Tschaiigtsolins Truppen hätten nach einem Kamp! Schanghai besetzt. Die 4. Armee Kuomintschungs sei aus dem Rückzug b e g r i s s e n. r das Neichskolonialamt in' Deutsch-Südwestafrika zur Ein- ( richtung der Selbstverwaltung tätig. Von 1912 ab be- z kleidete er den Posten des Oberbürgermeisters inZittau und wurde 1923 Bürgermeister in Dresden. Am Welt kriege nahm er als Major der Reserve teil. Während seiner Amtsstellung in Bückeburg war er Landtagsabge ordneter und Landtagsprüsident. In den Reichstag ent sandt ist er von dem Wahlkreis 28, Dresden-Bautzen. Reichsfinanzminister Dr. Phil. Peter P. Reinhold ist am 1. Dezember 1887 in Blasewitz bei Dresden geboren, studierte Nationalökonomie und Geschichte in Nom, Genf, Berlin, Freiburg i. Br., Leipzig, wurde Verleger des Leipziger Tageblatts und leitete den Neuen Geistverlag. Er gehört der Demokratischen Partei an und wurde 1920 zum erstenmal sächsischer Finanzminister; die ses Amt bekleidet er gegenwärtig zum zweitenmal. , Reichswirtschaftsminister Dr. jur. Julius Curtius steht im 49. Lebensjahr und ist in Dnisburg geboren. Rach Absolvierung der Universitäten Kiel, Straßburg und Bonn wurde er Referendar in Duisburg, Kiel, Berlin, Re gierungsassessor in Duisburg und war dann während des ganzen Krieges Hauptmann und Batterieführer im Felde. Nach Kriegsende betätigte er sich schriftstellerisch und poli tisch, wurde 1920 Mitglied des Reichstages und ist zurzeit Rechtsanwalt am Kammergericht in Berlin. Er ist ge wählt für die Deutsche Volkspartei im Wahlkreis 32 (Baden). Lm Llrieil Her presse. Das neue Kabinett wird im allgemeinen, auch von den Blättern der nicht an der Regierung teilnehmenden großen Parteien, ziemlich reserviert beurteilt. So sagt von der ent schiedenen Rechtspresse die Deutsche Tageszei- ^un g: „Welche Aussichten auf Bestand das neue Kabinett ha«, laß! sich schwer Vorhersagen. Man wird vielleicht guttun, in dieser Hinsicht Vorsicht zu üben, denn Negierungen können ebensogut sich auf Grund ihrer Schwäche überraschend lange, halten wie auf Grund besonderer Stärke. Die Deutsche Allg. Zeitung schreibt: „Das zweite Kabinett Luther . Wird, nack dem ersten Eindruck zu urteilen, arbeitsfähig fein' ' und auch in den Kreisen, die die Taktik des Reichskanzlers bei seinen Lcrhrmdlnngcü scharf kritisiert haben, eins bessere Aus nahme finden, als die zuerst genannte Kombination. Wir sehen weder für die linke noch für die rechte Flügelpartei einen Grund zu grundsätzlicher Opposition." — Die Tägliche, Rundschau äußert sich: „Das Kabinett findet weder rechts noch links ausgesprochene Freunde, sondern aus beiden Seiten scharfe Kritik. Aber wenn die Koalitionspartcien entschlossen zufammenhalten, wenn sie die Differenzen der nächsten Tage in der Erfüllung einer gemeinsamen hohe» Aufgabe vergessen, so kann das neue Kabinett Luther sehr wohl von Bestand sein." Das Zentrumsorgan Germania meint: „Wenn wir die Politik der Großen Koalition für die Kleine Koalition emp- fehlcu, so ist das nur möglich, wenn die Sozialdemokratie sich ", ihrer Verantwortung bewußt bleibt uud auch in der Oppo- f sitiou dem AgHationsbedürsnis nicht den Vorrang vor staats- politischen Notwendigkeiten cinräumt." In dcr Linkspresse läßt sich das Berliner Tageblatt wie folgt vernehmen: „Gewiß hätte die demo kratische Fraktion das Kabinett Luther zum Scheitern ormgen können, aber cs wäre ihr — nach dem Versagen dcr Sozial demokratie — nicht möglich gewesen, ein anderes an die Stelle zu setzen. Das Scheitern des Kabinetts Luther hätte infolge dessen nicht mehr uud nicht weniger als das Ende des parlamentarischen Systems bedeutet." — Die Vos fische Zeitung ist der Ansicht:, „Für die demokratische Fraktion! wäre cs die gegebene Komcgucuz gewesen, sich an weiteren Verhandlungen gar nicht zu beteiligen, wenn nicht von vorn herein die Überlassung des Ncichsinnenministeriums an Koch als Selbstverständlichkeit zugestünden worden wäre. Aber die demokratische Fraktion konnte sich dem eindringlichen Appell des Reichspräsidenten nicht verschließen." - Der Vorwärt s prophezeit: „Die nene Negierung wird es schwer haben. Herr Luther hat sich nicht als glücklicher Taktiker erwiesen, als er zuließ, daß Koch aus dcr Regierung wieder hinausgedräugt wurde: möglich, daß er dabei mehr dem Zug seines Her'zensj folgte als dem seines Verstandes. Denn daß die Deutschnatio- nalen nun durch dieses Opfer versöhnt sein würden, ist nicht anzunehmen. Die Entfernung Kochs aus der Negierung ist ihr Erfolg." — Und die kommunistische Rote Fahne schließlich charakterisiert das Kabinett als eine Negierung der Reaktion. * Dankschreiben an Graf Kanih. Der Reichspräsident hat an den Reichsminister für Ernäüruna nnd Landwirtschaft. Grafen Kanitz, anläßlich