Volltext Seite (XML)
^OergerAnzej^ und Tageblatt Amtsblatt für die königlichen nud Müschen Behörden zu Freiberg und Brand. H172.ZLSELZUI Di-Eg"s7n"W^ I 18S1.' Wegesperruug. Der zwischen der Muldcnbrücke und dem Arnold'schen Mühsgraben gelegene Theil der Dorfftratze in Weigmanu-Vorf wird vom S«. J«tt diese- Jahre» ad di» aus Weitere» für den Fährverkehr gesperrt. Der Letztere wird über Berthelsdorf beziehungsweise MüdiSdorf-HelbigSdorf verwiesen. Zuwiderhandlungen hiergegen werden mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder Hast bis zu 14 Tagen geahndet. Freiderg, am 27. Juli 1891. Königliche Amt»ha«ptmannschast. In Vertretung: Bekanntmachung. In der Nacht zum 21. Juli dieses JahrcS sind auf der Bahnstrecke zwischen Oederan und Thiemendorf, offenbar um den Zug zur Entgleisung zu bringen, mehrere zur Befestigung der Schienen dienende Schrauben aus ihren Lagern herauSgezogcn worden. ' Es wird dringend gebeten, alle zur Aufklärung des Sachverhaltes und zur Ermittelung des Thäters dienende Wahrnehmungen ungesäumt anher anzuzeigen. Freiderg, am 27. Juli 1891. Königliche Staatsanwaltschaft. St. A. R. 49./91. II. 260. I.«nt«r1tL. Das Schulgeld für die Schüler de» «ymnafinm» und Realgymnasium» auf das 3. Vierteljahr 1891 ist bis längstens den . 17. August diese» Jahre» in unserer Schulgeldeinnahme zu bezahlen. Nach Ablauf dieser Frist wird wegen der noch verbleibenden Reste das Mahn-und Zwangs vollstreckungsverfahren eingeleitet werden. Freiderg, am 16. Juli 1891. Der Stadtrath. Idi». »Slim«, Bürgermeister. K. Das Schulgeld für die Bürgerschulen auf das 3. Vierteljahr 1891 ist bis längstens den 1» August diese» Jahre» nebst dem etwa noch rückständigen Schulgelde für den Ha«dsertigk«it»Uttterricht zur Vermeidung der Zwangsvollstreckung in unserer Schulgeldeinnahme zu bezahlen. Freiberg, am 16. Juli 1891. Der Stadtrath, Hl». SSIrme, Bürgermeister. K. Das Schulgeld sür di« einsache« Volksschule« auf das 2. Vierteljahr dieses Jahres ist bis längstens den 1. August diese» Jahre» in den betreffenden Schulen, bez. an den Kassenboten Lempe zur Vermeidung der Zwangs vollstreckung zu bezahlen. Freiderg, am 16. Juli 1891. Der Stadtrath. Ur. irütim«, B ürgermeister. K. Das Schulgeld für die Fortbitdu«g»schu»e auf daS 2. Vierteljahr 1891 ist bis längsten« den 1. August diese» Jahre» an den Kassenboten Lempe zur Vermeidung der Zwangsvollstreckung zu bezahlen. Freiberg, am 16. Juli 1891. Der Stadtrath. Ur »SI»»»«, Bürgermeister. Ke. Verpachtungen von Gras- und Feldnutzungen. Montag, den 3. August 1891, sollen die Gras- und Feldnutzungen au der Bahnstrecke Freiderg-Kliugeuderg und zwar Vormittag v Uhr tu Freiberg beginnend in der Richtung nach Nieder, bobritzsch und Nachmittag S Uhr in Riederbobritzsch beginnend in der Richtung nach Klingenberg meistbietend und öffentlich unter den vorher bekannt zu gebenden Bedingungen auf längere Zeit neu verpachtet weiden, wozu hiermit eingeladen wird. Freiberg, am 20. Juli 1891. Königliche» AbtheilnngS-Jngentenr.Burea« I. HmMt-SMW M GrHmtmnlMs, jede Rittwoch>on 8—12 «nd 2—6 Uhr geössnet, verzinst Spareinlagen zu 3»/,»/. und gewählt Darlehne auf Londgrundstücke innerhalb mündelmäßiger Grenzen zu mäßiger Ver zinsung. Der Gemeinderath. Gemeinde-Vorstand. Politische Umschau. Freiberg, den 27. Juli. Wie der .Reichsanzeiger" mittheilt, ist der dentsche Kaiser am 23. d. M. Abends an Deck der Dacht „Hohenzollern" auf dem durch den Regen glatten, feuchten Fußboden ausge glitten und hat sich dabei leicht am rechten Knie verletzt, so daß Schonung des Fußes erforderlich ist. Es werden aus diesem Grund in der nächsten Zeit Berg- und Landparthien nicht stattfinden können. Das Allgemeinbefinden des Kaisers ist gut. Der Kaiser nahm bereits am 24. d. M. wieder an der gemeinschaftlichen Mittagstafel an Deck Theil. Am Sonn abend lag die Dacht „Hohenzollern" bei Karlsö vor Anker. Am Tage voher war wieder gutes Wetter mit Nordwind eilige- treten. — Vor einigen Tagen erschien eine Kaiserliche Kabinets- ordre, durch welche die Aushebung des General- Artillerie-Komitäs verfügt wurde und wonach der Kaiser sich Vorbehalt, in Bedarfsfällen besondere Kommissionen zur Begutachtung artilleristischer Fragen einzuberufen. Diese Ka- binetsordre hat voraussichtlich eine große Tragweite. Das nun beseitigte General-Artillerie-Komitä bestand tus mehreren höheren Offizieren der Feld- und Fußartillerie, welche von Zeit zu Zeit zur Begutachtung artilleristischer Fragen zusammen, traten. Im Allgemeinen legt die deutsche Presse dem Flottenbesuch in Kronstadt keine besonders hohe Bedeutung bei und spricht sich befriedigt über die Thatsache aus, daß der Zar einen Befehl über die bei den Festlichkeiten zu Ehren des Geschwaders zu lässigen Trinksprüche erlassen hat, wonach Toaste auf die fran zösische Republik ausgeschlossen sind. Die„K.Ztg." meint, daß dies Wasser in den Wein der Pariser Begeisterung gießen werde. Die vom „Temps" an seine Kollegen gerichtete Warnung, sich vor Illusionen zu bewahren und im Auge zu behalten, daß Rußland immer nur rein russische Politik treibe, erhält durch diesen kaiserlichen Befehl eine kräftige Unterstützung. Zulässig sind nur Trinksprüche, welche dem Zaren, dem Präsidenten Carnot und den beiderseitigen Flotten gelten. Verboten ist, Persönlichkeiten und Staaten, die nicht unmittelbar betheiligt sind, zu erwähnen. Chauvinistischen Großmäulern ist also ein stattliches Schloß vorgelegt. Die Einschränkung ist insofern nicht überraschend, als auch bei der Eröffnung der französischen Ausstellung in Moskau vor einigen Monaten alles Tendenziöse ausgeschlossen und zur Zügelung französischer Lebhaftigkeit ein Programm aufgestellt worden war, welches nach dem Berichte französischer Blätter dem Eröffnungsakte den Charakter einer Beerdigungsfeierlichkeit verlieh. Auch die häufig die Ansichten des Altreichskanzlers wiedergebenden „Hamb. Nachr.", schreiben daß der Flottenbesuch kein ernstes, greifbares Resultat bezüglich der weiteren Gestaltung der russisch-französischen Beziehungen darstellen werde. Das Blatt hält denselben nur mehr für ein Zuge- ständniß an das Demonstrationsvedürfniß in beiden Nationen. Daran knüpft das „Hamburger Blatt",folgende bemerkenswerthc Warnung: „Freilich läßt sich im Interesse Deutschlands und des Friedens nur hoffen, daß die Gründe, auf welche der Kronstädter Flottenbesuch mit Recht oderUnrecht zu rückgeführt wird, keine weitere Verstärkung er- ahren. Wie wir schon früher betont haben, sind wir nicht geneigt, die traditionelle Freundschaft für England geringer an zuschlagen, als unsere guten Beziehungen zu Rußland; aber wir halten es im Interesse der Position Deutschlands in der Zukunft für nützlich, wenn die deutsche Politik auch den Schein vermeidet, in den englisch-russischen Gegensätzen irgendwie Partei zu ergreifen. Die zukünftigen Gestaltungen im Orient berühren Deutschland nicht so unmittelbar als die übrigen Mächte und da weder eine Verpflichtung aus dem Dreibunde noch die An näherung Englands an diesen die deutsche Politik nöthigt, über diplomatische Einwirkungen zur Erhaltung des Friedens im Orient hinauszugehen, so liegt kein Grund für sie vor, die früher mit Erfolg festgehaltene unparteiische Stellung zu Gunsten einer stärkeren Intimität mit einer der im Orient konkurrirenden Mächte preiszugeben." — Hierbei ist erwähnenswerth, daß der Fürst Ferdinand von Bulgarien am Sonnabend in Gastein eine längere Unterredung mit dem britischen Botscyafter in Konstan tinopel, White, hatte. Gestern Vormittag ist der Fürst über München nach Koburg abgereist, um der zehnjährigen Trauer feier anläßlich des Todes seines Vaters beizuwohnen. Seine Mutter, die Herzogin Klementine ist bereits gestern mit ihrem Sohne dem Prinzen August und dessen Sohne, dem Prinzen Pedro in Koburg eingetroffen. Der Rücktritt des Grafen Wilhelm Bismarck ist, den „Mün chener Neuesten Nachrichten" zufolge, nunmehr sicher. — Aus Leipzig lassen sich die „Hamo. Nachrichten" schreiben: „Der Universität Leipzig gebührt das Verdienst, seiner Zeit die Idee zu einer Ehrenspende an Seine Durchlaucht den Fürsten Bis marck seitens Verdeutschen Studentenschaft gefaßt und die Ver wirklichung dieser Idee durch Erlassung von Aufrufen herbei- gesührt zu haben. In einer Studentenversammlung, die am Donnerstag Abend hier abgebalten ward, erfolgte die Bericht erstattung über das Resultat oer Sammlung und die Beschluß fassung über Art der Uebergabe :c. Aus dem erstatteten Bericht ging hervor, daß eine Gesammtsumme von 3500 Mark erzielt ward, wovon ein Drittel allein auf Sachsen entfällt, und zwar ist die Universität Leipzig mit 960 Mark, die technische Hoch schule zu Dresden mit 200 Mark und die Bergakademie zu Freiberg mit 96 Mark betheiligt. Sachsen hat damit wiederum in erfreulichster Weise seine treue und starke Anhäng lichkeit an den Fürsten Bismarck bethätigt. Um so beschämet d:r erscheint es für die Universitäten von Berlin (das bei einer Frequenz von nahezu 6000 Studenten nur mit 326 Mark aufgeführt ist) und von Göttingen (zu dessen akademischen Bürgern der Fürst einst gezählt hat), das, gleich Rostock, bei der Sammlung ganz ausgeblichen ist." In Stettin ist am Freitag der preußische Oberstlieutenant z. D. und türkische Divisions-General Ristow Pascha im Alter von 47 Jahren gestorben. Der Verewigte hatte im vorigen Jahre das Unglück, bei einer Wagenfahrt am Bosporus umge worfen zu werden und sich schwere Verletzungen zuzuziehen, deren Folgen dem bis dahin so rüstigen und thatkräftigen Mann verhängnißvoll wurden. — Der Geh. Kommerzienrath Baare in Bochum erläßt folgende Erklärung: „Die hiesige „Wests. Volksztg." fügte in ihrer Nummer 167 den gegen mich bisher verbreiteten Verleumdungen die weitere hinzu, daß ich bei Roheisen-Verzollungen Defraudationen begangen hätte. Ich beschränke mich demgegenüber auf die Erklärung, daß auch diese Verleumdung im Strafverfahren Widerlegung und Ahndung finden wird." Der z. Z. in Aachen weilende Redakteur der „Wests. Volkszeitung", Fusangel, hält gegenüber dieser Erklä rung seine Behauptung betreffend die Hinterziehung von Eisen« schwellen aufrecht und giebt bekannt, daß er das belastende Material der Staatsawaltschaft übergeben wolle. — Zur Stich wahl in Kassel wird gemeldet, daß der dortige antisemitische Wahlverein eine Erklärung zu Gunsten der Wahl des national liberal-freisinnigen Kompromiß-Kandidaten Endemann ver öffentlichte. Dem .Reichsanzeiger" zufolge wurde in Betreff des Be rechtigungswesens für die höheren Schulen in Preußen in den Verhandlungen des Staatsministeriums nunmehr eine Verständigung dahin erzielt, daß die Abiturienten der preußi schen Ober-Realschulen Zugang zum Baufache, Maschinenbau fache, Bergfache und Forstfache, sowie zum Studium der Mathe matik und der Naturwissenschaften mit der Aussicht auf An stellung an allen realistischen Lehranstalten erhalten, ebenso im Dienstbereiche des Reiches für das Post- und Telegraphenwesen, den Marine-Schiffs- und Marine-Maschinenbau. Die Ober- Realschulen werden also den Realgymnasien im Wesentlichen gleichgestellt. Das Reifezeugniß einer höheren Bürgerschule berechtigt künftighin zum Eintritte in den gesammten Sub alterndienst, nicht nur, wie bisher, in den Justiz-Subaltern dienst. Der bisherige Vorzug bei neunjährigen, sowie bei siebenjährigen Anstalten, der Befähigungsschein zum Einjährig- Freiwilligendienste durch Versetzung nach Ober-Sekunda ohne Prüfung, hört auf. An allen Anstalten findet nach Abschluß des sechsjährigen Kursus eine Prüfung unter Vorsitz emeS Staats - Kommissars statt und hängt von dem Bestehen der- selben der Berechtigungsschein für den einjährigen Militär dienst ab. Gegenüber den Vermuthungen verschiedener Blätter über die Ursache der Reise des Sst-rr-ichtsche« Ministerpräsidenten Grafen Toaste an das kaiserliche Hoflager in Ischl konstattrt das „Wiener Fremdenblatt", es sei konstitutionelle llebung, daß der Kabinetschef am Schluffe der Session über die Ergeb- niste derselben dem Monarchen berichte, was nicht anSschlietze, daß auch die jüngsten Vorkommnisse in Prag zur Sprache kämen. Großes Aufsehen erregt in Wien das Eintreten des feudalen Blattes „Vaterland" sür die Jungczecken. Das ge nannte Blatt unternimmt es, daS vorjährige Wiener Sänger fest mit den czechischen Ausstellungs-Demonstrationen in Parallele, den angeblichen Wiener Pangermanismus dem Prager Panslavismus entgegenzustellen; es macht ferner die Deutschen ür die jungczechischen Ausschreitungen verantwortlich. Es chreibt nämlich wörtlich, „daß alle die angeblich oder wirk- ichen panslavistischen Reden ganz unmöglich wären, wenn die