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WOM-GOWerAilMr Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. »«.Hohenstrin-Ernstthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts, stylen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträgcr entgegen. M» Extrabeilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das .Illustrierte Sonntagsblatt-. — Anzeigengebühr für die «gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Die 2,^»altene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Die Sparkasse ist Sonnabend, den 16. März, ebenfalls wegen Reinigung der Geschäfts räume geschlossen. Hohenstein-Ernstthal, am 8. März 1912. Der Stadtrat. Der Vergarbeiterftreik im Ruhrrevier hat gleich am ersten Tage gezeigt, daß die schon in den zahlreichen Vorversammlungen eingetretenen Meinungsverschiedenheiten tat sächlich tiefgehender Natur sind. Während die Altgehörigen der drei vereinigten Verbände — des sozialdemokratischen, des Hirsch-Drmcker- schen und des polnischen Verbandes — zum grössten Teil der Streikparole ihrer Führer gefolgt sind, hören die christlich organisierten und unorganisierten Bergarbeiter auf die Mah nungen ihrer massgebenden Persönlichkeiten und gehen ruhig ihrer Arbeit nach. Die größte Prozentzahl der Streikenden ist im Dortmun der Bezirk zu ve^eichnen, wo meistenteils die Hälfte der Belegschaften zunächst der Arbeit fern geblieben ist. Dagegen sind auf vielen anderen Zechen 70—95 Prozent ungefähren, zumal bei der alt eingesessenen Arbeiterschaft in der Nuhrgegend vom Streik kaum etwas zu spüren ist. Diese Leute hoffen, daß die Zechenverwaltungen ihren berechtigten Forde rungen auf gütlichem Wege entgegen kommen loerden, wie das ja teilweise auch schon ge schehen ist. Die ausständigen Arbeiter haben u. a. folgende Forderungen aufgestellt: Er höhung der Durchschnittslöhne um 15 Proz. für alle Arbeiter, achtstündige Schichtzeit oder sieben- bezw. sechsstündige Schichtzeit bei 22 bezw. 28 Grad Wärme, einmonatliche Kündi gung in den Koloniewohnungen, freies Orgu- nisationsrecht, Aufhebung der Aufrechnungen der Leistungen für Knappschaftsinvaliden ufw. seitens des Knappschastsvereins aus die Knapp schaftsleistungen, Einschränkung des Strcrs- wesens, Errichtung eines paritätisch zusam mengesetzten Schiedsgerichts, Errichtung von Ausschankstätten für alkoholfreie Getränke auf den Zechenplätzen. Die Lage war am Abend des ersten Tages deshalb noch nicht klar zu übersehen, weil an geblich viele Bergleute nur deshalb eingefahu ren sind, um ihr Arbeitszeug zu holen. Im gesamten Obenbergbauhezirk Dortmund waren von etwa 171 000 Bergleuten rund 59 000 ausst ndig, so daß demnach etwa 35 Prozent der Belegschaften streikten. Während im all gemeinenziemliche Ruhe und -Ordnung herrscht, sind leider auch bereits Ausschreitungen zu verzeichnen. So ließen sich die Ausständigen die Mißhandlungen eines Steigers von Zeche „Massen" und eines polnischen Bergarbeiters von Zeche „Scharnhorst" zuschulden kommen. Der polizeiliche Schutz ist überall vervielfacht worden. Durch Heranziehung von mehreren tausend Gendarmen und Schutzleuten war es möglich, auf den Wegen zu den Zechen Wacht posten aufzustellen, so daß die Arbeitswilligen auch einzeln zur Arbeit gehen können. Der Polizeipräsident von Essen hat einen länge ren Aufruf an die Bevölkerung erlassen, in dem dieselbe gewarnt wird, sich an Aufläufen usw. zu beteiligen. Die christlichen Führer hegen die feste Hoffnung, daß sich die Mit glieder des christlichen Gewerkvereins auch im Laufe der nächsten Tage den Ausständigen nicht anischließen werden. Nach weiteren Mel dungen fehlten im Revier Gelsenkirchen von 10142 Bergleuten 2188 oder 21,27 Prozent. Jin Bezirk Bochum waren von 56 200 Zechen- arbeitern 24 360 oder 43 Prozent nicht ange fahren. Am stärksten ist der Streik in den östlichen Revieren zum Ausbruch gekommen. Während im Wurmrevier infolge der maß vollen Haltung des christlichen Bergarbeiter verbandes eine gütliche Beilegung der Lohn bewegung zu erwarten ist, befürchtet man, dav es in Schlesien im Laufe dieser Woche eben falls zum Streik kommen wird. * * * Der englische Bergarbeiterausstand droht jetzt auch ins politische Leben des bri tischen Jnselreiches einzugreifen, da die Arbei ¬ terpartei jetzt offen ihre Unzufriedenheit mit den bisherigen Maßnahmen der Regierung kundgetan hat, zumal der Premierminister Asquith wird heftig angegriffen, der den Ar beitern ein Schiedsgericht vorgeschlagen hab«, das dein Bergarbeiterverband von Anfang an abweisend gegenüberstand. Inzwischen wächst die Zahl der Arbeitslosen andauernd und da mit auch die Not, weshalb Stimmen laut wurden, daß mit Schluß dieser Woche auch der Ausstand sein Ende erreichen werde. Ganz erheblich sind auch in den französischen Hafen städten die Einwirkungen des englischen Koh lenstreiks zu spüren. In der kleinen franzö sischen Stadt Givet mußte wegen der teuren Kohlenpreise der Gaspreis erhöht werden, was die Bevölkerung ihrerseits mit einem Streik beantwortete, so daß jetzt sämtliche Bürger nur noch Kerzen anzünden. Auch der Verkehr in den deutschen Hafenstädten hat Einschrän kungen erlitten. So liegen z. B. in Ham burg über ein Dutzend Dampfer außer Betrieb. Die tieferen Gründe des englischen Berg arbeiterstreiks hat der bekannte sozialistische Ar beiterführer Keit Hardje soeben dargelegt, als er die Durchsetzung des Mindestlohnes für die Bergarbeiter als den Anfang eines Mindest lohnes für alle Arbeiter hinstellte. Später werde die Arbeiterschaft noch einen Schritt weiter gehen, um sich ein festes Jahresgehalt zu sichern und damit den gangen Aufbau der Gesellschaft umzuändern. » * * Warum England so billige Kohlen liefern kann. Die Einwirkungen des englischen Kohlen streiks machen sich in aller Welt bemerkbar, nicht nur fast in allen europäischen Ländern, sondern auch in Afrika, ja selbst Japan mutz jetzt von Amerika Kohlen beziehen, damit die dortige Großindustrie keine Arbeitsunterbrechun gen erleidet. Die Ursache des die ganze Welt umfassenden englischen Kohlenhandels liegt in der Billigkeit der englischen Kohle begründet, die wieder auf die günstige Lage der eng lischen Kohlenbecken zurückzuführen ist. Sie lie gen nämlich ausnahmsweise in der Nähe des Meeres, so daß die Kohlen an manchen Stel len sogar unmittelbar nach der Förderung verschifft werden können, während in Deutsch land, Frankreich und Belgien erhebliche Eisen bahnfrachten die „schwarzen Diamanten" der art verteuern, daß die Engländer die Kohlen in den, Hafenstädten billiger liefern können, als die betreffenden Länder selbst. Dazu kommt noch, daß die Lage und Beschaffenheit der einzelnen Kohlenablagerungen in England deren Verwertung sofort zulätzt, während in den meisten deutschen Zechen durch allerlei Eigentümlichkeiten die Förderung verzögert bezw. verteuert wird. Tagesgeschichte. Verlobung im Hause Cumberland. Laut „Brannschw. N. N." wird sich die Prinzessin Olga, die jüngste Tochter des Her- zogs von Cumberland, mit dem Erbgroßher- zog von Mecklenburg-Strelitz verloben. Die ältere Schwester, Prinzessin Alexandra, ver mählte sich im Juli 1904 mit dem regieren den Großherzog Friedrich Franz von Mecklen burg-Schwerin. Die älteste der drei Töchter des Herzogs, Prinzessin Marie -Luise, ist mit dem voraussichtlichen Thronfolger Prinzen Maximilian von Baden verm hlt, während der jüngste Sohn des Herzogs, Prinz Ernst August, als Offizier im bayerischen Schweren Reiterregiment dient. Den Herzog verknüpfen also die engsten Bande mit den deutschen Bundesfürsten, gleichwohl ist auf eine bal dige Aussöhnung des Nachkommens des ein stigen Königs von Hannover mit dem deut schen Reiche und dem Kaiser noch keine Aus sicht. Die leitenden Minister der Bundesstaaten werden laut amtlicher Mitteilung der „Nordd. Allg. Ztg." am Donnerstag dieser Woche zu einer Besprechung mit dem Reichskanzler über die Wehrvorlagen und deren finanzielle Deckung in Berlin anwesend sein. Das wider spricht der pessimistischen Erwartung, daß die Vorlagen wegen ungelöster Deckungsfrage erst nach Ostern an den Reichstag gelangen würden. Hertlings Nachfolger im Reichstag. Für den zum bayerischen Ministerpräsiden ten ernannten Freiherrn v. Hertling hat das Zentrum im Wahlkreise Münster-Koesseld den Medizinalrat Gerlach Münster als Kandidaten aufgestellt. Der Wahlkreis gehört zum festen Besitzstände des Zentrums und hat seit 1871 regelmäßig einen Zentrumskandidaten in den Reichstag entsandt. Fremdes Reis. Roman von C. Dressel. 30. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) „Höre mal, du, ich finde raus, du bist gar kein Engel, du kannst sogar ganz gewissenlos sein. Der arme, arme Sven." „Na, Grete, wenn der gute Junge dir so leid tut, tröste ihn doch. Ich glaube, er wird nicht die Spur dagegen haben." Indes sollte es noch am gleichen Tage zur Entladung kommen, die ungeheure Spannung im Hause litt es nicht anders. Es mußte zwischen Vater und Sohn zu einer neuen Meinungsverschiedenheit gekommen sein, die zwar nicht zum offenen Bruch führte, dennoch aber, tief einschneidend, die frohselige Feststimmung zu verkümmern drohte. Beide gingen mit finsterer, gedrückter Miene einher. Als Frau Auguste von ihrem Mann erfuhr, was es gegeben, daß Sven sich glatt geweigert habe, Lisa zu ehelichen, weil er noch nie gehört habe, daß Bruder undSchmester einander heirateten, es ihm zwar entsetzlich leid tue, Vater wiederum einen Herzenswunsch abschlagen zu müssen, er anderseits aber gar nicht verstehe, wie er auf die absurde Idee verfallen sei. sagte auch sie: „Hier hat der Junge nicht unrecht, lieber Alter, und wenn du Lisa fragst, wird sie dir das gleiche sagen. Und nun bitte ich dich, gib dich zufrieden. Verdirb uns und den Kindern nicht die Weih nachten, noch dazu, wo wir so lieben Besuch haben. Die Grete ist nicht hergekommen, um mit uns Trübsal zu blasen." Und weil die Stimmung dennoch gedrückt blieb, vornehmlich auch Lisa plötzlich so ernst und schicksalschwer dreinsah, als wäre sie die geborene Norne, selbst Grete nicht den kleinsten Scherz über die Lippen brachte, so wurde Mutter die Sache zuviel. Sie schützte die Allfrauenausflucht Migräne v»r und zog sich frühzeitig '.n ihre Kemenate zurück. Da sie wirklich todmüde mar von den Anstrengungen des Tages, fiel sie bald in einen tiefen friedlichen Schlaf, und der gefällige Traumgott gaukelte ihr in lieblichen Bildern den herrlichsten Weihnachts zauber vor. Grete wußte nichts Positives, erriet aber, hell sinnig wie sie war, daß Sven seines Vaters Plan entgegen gewesen sei. „Vielleicht, weil er in Frankreich ein Liebchen sitzen hat, von dem nun Onkel Börner nichts wissen will," kmgelte sie weiter. Ihre jetzt so sorgenvollen Blicke flogen immer von einem zum andern. Sie wußte wirk.ich nicht, wen von beiden sie stärker bedauern sollte. Doch als Sven sie nun, entgegen seiner sonstigen Fröh lichkeit, beinahe elegischen Tones fragte, ob sie ihm Hetzen möge, die große Tanne zu putzen, die sei doch mal da, wenn es auch sonst den Anschein habe, das ganze Fest solle ihnen verhagelt werden, da mar sie flugs bereit und fühlte deutlich, die Wage ihres Mitgefühls neige tief zu Vetter Sven. Schließlich war er doch heimgekommen, um frohe deutsche Weihnacht zu begehen. So zogen sie denn ab ins Eßzimmer, wo Mutter die riesige, vom Boden bis zur hohen Decke ragende Edeltanne zum Zweck des Aus putzens hatte hinstellen lassen, denn den Schlüssel zur Weihnachtsstube hätte sie nur mit ihrem Leben hergegeben. Demnach fand sich Lisa nach dem Abendessen allein mit Vater im Wohnzimmer. Es war dort heimlich und still. Vom anliegenden Eßzimmer drang nur selten ein gedämpftes Sprechen durch den Türbehang herüber. Weder lebhaft noch lustig schien es zwischen den beiden drüben zuzugehen, während sonst ein munteres Geplänkel zwischen ihnen gang und gäbe war. Sie hatten freilich mit dem Baumbehang zu tun. Dazu gehörte Aufmerksamkeit, wenn man Ehre einlegen wollte. Lisa saß neben Vater am großen Familientisch. Sie hatte eine Handarbeit vorgenonnnen, mit der «s aber nicht recht vorwärts wollte, den» immer wieder mußte sie Vater ansehen. Er las Zeitungen; sie merkte Indes, wie wenig aufmerksam er dabei war, wie seine Hand zitterte, die das Blatt hielt. Ueberhaupt, wie kümmerlich, wie vergrämt er wieder aussah. „Sven will mich natürlich nicht," dachte sie, „und Vater trauert nicht nur um diese andere zerstörte Hoffnung, er sorgt sich nun auch um mich, um meine Zukunft. Ach, und die ist doch so gut wie beschlossen. Wir sind gerade so schön allein, wie wir es morgen abend nicht sein können, ich — will es ihm jetzt sagen." Sie legte die Arbeit fort, rückte näher zu ihm hin und begann leise: „Väterchen, willst du mich mal ganz lieb und geduldig anhüren? Ich möchte dir etwas erzählen." Er sah trübe lächelnd auf. „Auch das muß noch vor dem Fest sein?" „Lieber Vater, ich hätt's dir morgen abend auf jeden Fall gesagt, mir scheint aber, du trügst dich mit einer neuen Sorge, denn du siehst traurig aus — Väterchen — und — ja, ich glaube sicher — ich habe eine Freude für dich —" „Das heißt, zunächst wohl ein Bekenntnis, Lisa. Mutter vermutete schon, du habest es auf dem Herzen. Meine liebe Tochter, ich habe jetzt wenig Zutrauen in die Bekenntnisse meiner Kinoer. Sie sind den treuen Plänen, die ich für ihr Wohl hege, meist zuwider." Ihre schmale Hand stahl sich in seine Rechte. In rührendem Vertrauen hingen ihre Augen an seinen ernsten Zügen. „Väterchen wenn ich dir nun sage, ich kenne einen ehrenhaften tüchtigen Mann, er ist Keramiker vom Fach, einer der be währtesten Kräfte an der Berliner Manufaktur und so der einzig Rechte, dem du vertrauensvoll die kundige Weiterförderung deiner Unternehmungen übergeben könntest, falls du einmal Feierabend machen wolltest —nimm ihn als Sohn auf, denn lch habe ihn lieb." Er zog heftig seine Hand zurück. „Lisa — Lisa, auch du willst andere Wege gehen? Weißt du denn nicht, daß ich dich keinem lieber gegeben hätte, als unserem Sven?" „Wie könnte das fein? Er ist ja mein Bruder," „Eine irrige Ansicht, die vor keinem Gesetz.be steht. Doch Sven gab mir die gleiche Antwort, and da man heutzutage die Weisheit bei der Jugend suchen muß, so haltet denn an eurem Ge- schwisterpakt fest, ihr törichten Kinder, die ihr nicht einsehen wollt, daß es nichts Klügeres für euch gäbe, als euch in engerer Ehegemeinschaft die Hände zu reichen. Gut. ich finde mich darin, es ist abgetan. Doch nun soll ich in gleicher Stunde dich einem Fremden hergeben? Einen Fremden an Sohnes Statt in das mit saurem Schweiß hochgebaute Werk meines langen Lebens einsetzen? — Wo bleibt da die Freude, Lisa?" „Weil er dir kein Fremder ist, lieber Vater, denn — er ist deiner Schwester Sohn." „Ha l" Börner sprang auf, ein finsteres Drohe» im verstörten Gesicht. „Und diese Smidenbrut wagst du in mein reines Haus zu führen? So wenig Achtung hast du vor deinen: ehrenhaften Vater?" Auch sie stand nun. Todbleich war ihr zartes Gesicht, ihre schlanke Höhe aber beugte sich nicht unter dem Borwurf, und furchtlos blickte sie in das Zürnen seiner Augen. „Lieber Vater, das sage nicht. So innig ich dich liebe, so hoch ehre ich dich. Du kannst auch gar nicht im Ernst annehinen, ich würde einen Unwürdigen erwählen. Felix Brabender aber habe ich von ganzer Seele lieb. Ich werde ihn nicht heiraten ohne deinen Willen. Ich werde ihm ent sagen, wenn du hierauf bestehst, ich weiß, nicht nur unendlichen Dank, auch Gehorsam bin ich dir schuldig — aber, lieber Vater, du darfst »sich dann nie mehr überreden, einen anderen zu nehmen. Das täte ich nicht. Nie, Vater." „Kind, wenn du wüßtest. Es kann nichts Gutes an den Brabenders sein. Der Vater war ein Trunkenbold, ein nichtsnutziger Müßiggänger. Der Apfel fällt nie weit von: Stamm." (Fortsetzung folgt.)