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- agMM Anzeiger. Amtsblatt de» Siaigl. Bez«I»»ericht» md de« Rat»» da Stadl Leipzi». W 8«. Montag den 27. Miirz. 1865. Bekanntmachung. Das revidirte und ergänzte Berzeichniß der bei der bevorstehenden Wahl der Wahlmänner für die Handelskammer Stimm* berechtigten und Wählbaren liegt von heute an für alle Betheiligte zur Einsichtnahme in der ersten Etage de- RathhauseS aus. Reclamationen sind bi- zum 28. d. M. bei uns mündlich oder schriftlich anzubringen. Später eingehende Reclamationen bleiben für die bevorstehende Wahl unbeachtet. Leipzig, den 4. März 1865. Der -Rath der Stadt Leipzig. vr. Loch. vr Günthers Bekanntmachung. Die zur Herstellung eines neuen Gasometer- erforderlichen Steinmetz-, Zimmer-, Erd- und Maurerarbeiten, ingleichen die Lieferung folgender Eisenarbeiten: 4 Stück 10- SyphonS mit Deckeln und Istücken, 50 - 10- Röhren ä 10' lang, 10 - Säulen und Grundplatten, 10 - Gasometersäulen ä 20' hoch — ohne Architravenköpfe — mit 10 Stück schmiedeeisernen FührungSständern K 22»/, Fuß hoch sollen auf dem Wege der Submission vergeben werden. Etwaige Anerbietungen sind bis zum 1. k. M. auf dem Bureau der Gasanstalt, woselbst auch die Zeichnungen, Anschläge und Bedingungen eingesehen werden können, schriftlich und versiegelt niederzuleaen. Leipzig, am 24 März 1865 DeS NathS der Stadt Leipzig Deputation zur Gasanstalt. Grffrutliche Sitzung -er Leipziger polytechnischen Gesellschaft den 24. Februar 1865. (Fortsetzung aus Nr. 8l.) Die nächste Frage ist nun: Woher kam das Volk, da- die Pfahl bauten anlegte, was für ein Volk war es, was wißen wir von ihm? Darüber haben wir bloS Vermuthungen, Bestimmte- wißen wir nickt. Wahrscheinlich kamen die Pfahlbauvölker, wie alle Wander- völker, au- dem Osten; dafür spricht schon, daß in Thraeien, in der heutigen Türkei und in Syrien möglicker Weise die ersten Pfahlbaustationen waren. Vielleicht theilte sich der Volksstamm, der von den Meisten für einen Stamm der Selten, eines ein- gewavderten UrvolkeS von Europa gehalten wird, in zwei Theile, wovon der eine läng- der Donau hinaufzog, während der andere über Griechenland und Italien ging. Da- Letztere scheint erwiesen denn namentlich auch in Oberitalien hat man eine große Menge von Pfahlbauten entdeckt. Aber noch ein anderes Moment spricht dafür, daß sie au- dem Osten gekommen. In den Pfahlbauten der Schweiz fand man kleine Messer und Arbeitswerkzeuge au- Nephrit, emem hellgrünen Halbedelstein von großer Härte, der nicht in Europa, sonder« bloS in Asien vorkommt, leicht spaltet und eine bedeutende Schärfe hat. Da- spärliche Vorkommen des selben erklärt sich wahrscheinlich aus seiner schon damals großen Seltenheit, weßwegen man großen Werth darauf legte, rhn zu bewahren, aber Werkzeuge daraus werden überall doch gefunden. Man hat zwar gesagt: die Nephrite sind vielleicht auf Handels wegen, etwa aus Tibet, gekommen; aber da- ist unwahrscheinlich, denn sogar heut zu Tage ist die Handelsstraße nach jenen Gegen den Hockasien- eine sehr wenig besuchte, geschweige denn in jenem jede- größeren Verkehr- noch ermangelnden Zeitalter. Ich führe Sie nun zu den hauptsächlichsten Gegenständen über, welche man bis jetzt in den schweizer Pfahlbauten entdeckt hat, zuerst den Organismen. Die ganze damalige 7000 Jahre alte Zeit liegt in ihnen vor uns wie em aufaeschlaaene- Buch; da- danken wir dem großen Fortschritt der Realwiffenschaften in unserer Neuzeit. Alle Wissenschaften haben sich bestrebt, ihre Leuchte her zugeben zur Erhellung de- Dunkels, welche- über jener Urzeit auSgcbreite' lag ; sowohl Chemie, als Anatomie, Botanik, Zoologie, alle waren gleichmäßig bestrebt, Aufschluß zu geben über da-, wa- wir eigentlich da vor uu- haben; namentlich der veraleichenden Anatomie haben wir am Meisten zu verdanken. Diese Wissen schaft wurde von dem großen Franzosen Euvier im vorigen Jahr hundert zuerst gebildet, gewissermaßen entdeckt, und Sie wißen, daß heut zu Tage ein Zoologe, ein Anatom, wenn man ihm irgend einen hervorragenden Knochen eine- KürpergerüsteS von einem Thiere oder Menschen in die Hand giebt, darnach mit Hilfe dieser Wissenschaft die ganze Statur, die Größe, da- Wesen de- Menschen oder ThiereS heranbilden, gewißermaßen Plastisch dar stellen kann. Betrachten wir zuerst die Menschenreste, die ma» ausgefunden, so fällt an den Schädeln, namentlich aus dem Vieler See, auf, daß sie von der mittleren Schädelbilvung der heutigen Zeit nur wenig verschieden sind. Durch diese Funde der mensch» ltchen Gebeine war es zugleich möglich, einen Aberglauben zu widerlegen, der noch vielfach verbreitet ist, nämlich, daß die Mensch heit degenerirt sei, daß sie abgenommen habe an Größe, daß unsere Vorfahren Riesen gewesen wären, wie man oft liest ; nein, im Gegentheil, wir sind herangewachsen, wir sind viel größer, kräftiger und stärker wie unsere Vorfahren. Die Völker der Urzeit sind unbedingt kleiner gewesen, sämmtliche bis jetzt entdeckten Gerippe der Höhlen und Pfahlbauten haben dies unwiderleglich dargeihan, ohne sie wäre der Beweis dafür nicht möglich gewesen. Schon aus vtelen Geräthen für die Hand geht die- deutlich hervor, unsere Hände sind viel zu groß für die Griffe derselben, also müssen die damaligen Völker eine kleine, zierliche Hand gehabt haben, wie noch heutigen Tage- alle die Menschen, die auf einer niederen Culturstufe stehen, wie z. B. die Hottentotten, Botokuden, die Schwarzen Australiens, besonder- durch die Kleinheit der Extre mitäten vor allen höher eivilisirteu Menschen «sich auSzeichnen. Namentlich erwarb sich um die Fauna der Pfahlbauten Professor Rütimeyer in Basel große Verdienste. Er hat unter Andern die Gebeine einer Frau untersucht, sie ziemlich vollständig analystrt und beschrieben; daraus ergab sich denn, daß, wenn auch unter mittlerer Größe, doch die damaligen Leute em seltene- Ebenmaß de- Körpers besessen haben müßen, wa- in unserer Zeit doch vielleicht einigermaßen verloren begangen ist. Sonst sind in den Pfahlbauten nur äußerst selten Geoeine von Erwachsenen, dagegen umsomehr von kleinen Kindern gefunden worden; Herodot hat also gewiß recht gehabt, wenn er sagte, die Kinder wären an gebunden worden, damit sie nicht in- Wasser fielen, denn eben au- den gefundenen Knochen geht hervor, daß vorzugsweise Kinder zufällig in- Wasser gefallen und ertrunken sind. Zunächst betrachten wir die Thiere der damaligen Zeit, und untersuchte, allein Über 100 Ceutner Hirschknochen daraus weg- geführt hat und zwar bloS au- einem schmalen Striche de- Aabach- kauals. Man steht, daß die Völker der Urzeit anfänglich besonder-