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Nr. 33. „Heil dem Kaiser!" — hört man's brausen heute durch das deutsche Land, Von dem Fuß der Alpenriesen bis hinab zum Nordsee-Strand. - Heil dem großen Zollernfürsten — ihm, der Deutschlands Schild und Wehr, Dessen Ruhm nun längst erklungen weithin über'S fernste Meer! Wohl — im Kranz der Ehrenjahre, der sein theures Haupt umflicht, Hat ein neues Jahr ihm heute Gottes Huld hinzugefügt, Aber nimmer noch will rasten er, der Held im Silberhaar, Zu des Reiches Wohlergehen schafft und wirkt er immerdar. Denn das Scepter führt der Kaiser nach wie vor so fest wie mild, Blank und rein in seinen Händen hält sich Deutschlands Ehrenschild; Freudig schauen Deutschlands Söhne d rum auf ihn, den greisen Held, Unter dem gekämpft, gerungen sie ja einst auf blut'gcm Feld! Und was einstens ward erstritten in so mancher heißen Schlacht: Deutschlands Glanz und Ruhm und Größe, seine neugefügte Macht, Hat gewahrt seitdem in Frieden Kaiser Wilhelm'S starke Hand — D'rum sind seines Volkes Herzen ihm in Treue zugewandt. Heil Dir, Herrscher ohne Gleiche«! Herrlich über Zeit und Raum, Wird Dein Volk auch Dich verklären in Geschichte, Sag' und Traum. — So lang' deutsche Herzen schlagen, lebt Dein Bild in ihnen fort, Und es sind für Dein Gedenken jene anch der schönste Hort! Wohl, so soll cs heut' ertönen machtvoll über Berg und Thal: Gruß Dir, edler Friedenskaiser, Heil und Segen allzumal! Möge ferner auch noch leuchten Dir des Himmels Gnadenschein, Und noch jeder Deiner Tage möge rein und klar Dir sein! Kaisers Geburtstag. Ein Tag stolzer Freude hat wieder seinen Einzug in die Herzen aller wahren Deutschen gehalten! Dem reichen Wirken unseres verehrten Kaisers wurde wieder ein volles Jahr zugefügt, das edle Oberhaupt des deutschen Reiches vollendete am 22. März sein 89. Lebensjahr und ungezählte Glück- und Segenswünsche spendet die Nation dem greisen Helden, der ihren Lieblingswunsch, den Traum der deutschen Einigkeit, verwirklichte und mit seinen Rathgebern noch heute unermüdlich thätig ist, um die Macht und die Wohl fahrt des Vaterlandes zu stützen und zu vermehren. Fürwahr, es ist ein bewundernswerthes Leben, wel ches dem Kaiser Wilhelm beschieden ist. Unerbittlich hat der Tod die Reihen der Helden, mit denen der Kaiser seine großen Werke vollbrachte, gelichtet; nur er steht noch fest wie eine Rieseneiche, die dem Alter und dem Sturm trotzt, und neben dem Kaiser halten von den alten Helden gerade noch seine treuesten und besten Paladine Stand: der Reichskanzler Fürst Bismarck und der Generalfeldmarschall Graf Moltke. Das verflossene Lebensjahr war für den Kaiser reich nn großen, wie an schmerzlichen Erinnerungen. Er feierte in demselben sein 25 jähriges Regierungs- Jubiläum als König von Preußen, eine Jubelfeier, die der bereits betagte Monarch beim Antritt seiner Regierung nicht hoffen konnte, zu verleben. Und er hat sie doch erlebt, und auf welche Segnungen und Erfolge konnte er mit dem preußischen Volke und mit der gesammten deutschen Nation als auf die Früchte feiner pflichttreuen und heldenmüthigen Regierung zu rückblicken! Das vergangene Lebensjahr war für den Kaiser aber auch eine Zeit schmerzlichen Gedenkens. Zwei der größten Helden und treuen Berather aus dem deutschen Heere schieden dahin. Der Kaiser ver lor seinen erlauchten Neffen, den kühnen Feldherrn, den gewaltigen Ritter ohne Furcht und Tadel auf dem Schlachtfelds, den Prinzen Friedrich Karl, durch einen plötzlichen Tod, und ebenso hatte der Kaiser das Ableben des hochverdienten Feldmarschalls Freiherrn von Manteuffel zu beklagen. Ferner bewahrheitete sich auch im verflossenen Jahre die Trauerbotschaft, daß das Kriegsschiff „Augusta" mit mehreren Hundert wackerer Offiziere und Mannschaften seinen spurlosen Untergang in den Wellen gesunden hat. Der erhabene Charakter des Kaisers überwand aber auch diese Prü fungen des Schicksals und vermochte trotz seiner oft schwankenden Gesundheit seiner langen Regierung ein neues Segensjahr hinzuzufügen. Die Glück- und Segenswünsche der ganzen Nation begleiten den Ein tritt des Kaisers Wilhelm in das 90. Lebensjahr! Eine vcvt Phase im Spracheustrrit Oesterreichs. In dem Sprachenstreite, der seit dem Beginn des Taaffe'schen „Versöhnungsministeriums" in Oesterreich wüthet, und der lediglich eine naturgemäße Folge des dortigen Nationalitätenhaders bedeutet, ist mit dem, das österreichische Parlament gegenwärtig beschäftigenden Anträge Scharschmidt eine neue Wendung eingetreten. Dieselbe tritt namentlich dadurch hervor, daß der er wähnte liberale Antrag, welcher den Versuch macht, auf Grund eines neuen Sprachengesetzes die leidige Sprachenfrage nach allen Grundsätzen der Gerechtigkeit und Billigkeit endlich aus der Welt zu schaffen, von einer überwältigenden Mehrheit des österreichischen Ab geordnetenhauses an einen besonderen Ausschuß behufs eingehender Vorberathung verwiesen worden ist, obgleich die Czechen hiergegen förmlich Feuer und Flammen spieen. Namentlich bemerkenswert!) erscheint aber, daß sich die Negierung selbst durch den Ministerpräsidenten Grasen Taaffe mit dem versöhnlichen Grundgedanken des Scharschmidt'schen Antrages einverstanden erklärte, wenn auch Graf Taaffe andererseits verschiedene For derungen desselben als unannehmbar bezeichnete, da sie in die Befugnisse der Regierung eingriffen. Immer hin wohnt diesen Erklärungen ein gewisser Werth inne, da sie bekunden, daß die österreichische Regierung dem Anträge an und für sich nicht unfreundlich gegenüber steht; trotzdem muß aber freilich noch abgewartet wer den, welches Schicksal demselben in der Kommission und schließlich in der entscheidenden Plenarberathung beschieden sein wird. Was nun den Scharschmidt'schen Antrag selbst an belangt, so bedeutet derselbe in: Allgemeinen die Wieder aufnahme des vor zwei Jahren im Abgeordnetenhause eingebrachten, aber abgelehnten Wurmbrandt'schen Sprachenantrages, der dahin lautete, daß die Rechte der Staatsbürger bezüglich der Landes- und landes üblichen Sprachen gesetzlich festgestellt werden sollten, und daß dasselbe in Betreff des Geltungsgebietes der deutschen Sprache als Staatssprache zu geschehen habe. Nun sind die Forderungen Wurmbrandt's im Schar schmidt'schen Anträge wesentlich abgeschwächt worden, da derselbe den nun einmal bestehenden eigenthüm- lichen sprachlichen und nationalen Verhältnissen in Oesterreich weit mehr Rechnung trägt, denn er soll in der Hauptsache nur den thatsächlich bestehenden Zustand gesetzlich regeln. Den einzelnen Ländern und Volks stämmen räumt der Scharschmidt'sche Entwurf alle mög lichen Rechte auf dem Sprachengebiete ein; ja, in Ga lizien, Kärnthen und einigen dalmatinischen Distrikten soll das Deutsche überhaupt nicht die Rechte einer Landessprache genießen. In Bezug auf den Gesammt- staat, wie für die Länder mit rein deutscher oder doch überwiegend deutscher Bevölkerung, will aber der Ent wurf die deutsche Sprache als Staatssprache gesetzlich fixirt wissen. Als die wichtigste Bestimmung des An trages ist die Wiedereinführung des obligatorischen Unterrichts in der deutschen Sprache, als eines Ge bots der Staatsnothwendigkeit, der gesunden Vernunft und des Interesses der lernenden Jugend, zu bezeichnen, und der Antragsteller, Freiherr v. Scharschmidt, hatte sehr recht, als er bei Begründung seines Antrages besonders betonte, daß die deutsche Sprache das ein zige Verständigungsmittel zwischen den verschiedenen Nationalitäten des Kaiserstaates bilde und deshalb die weiteste Verbreitung finden müsse. Daß der Antrag sich in der That auf das Noth- wendigste beschränkt, und sich in den maßvollsten Grenzen bewegt, beweist der Umstand, daß in der Generaldebatte neben der Linken auch der weitaus größte Theil der Gruppen der Rechten mit Inbegriff der Polen und der Mehrheit der Slooenen, für die Ausschußberathung stimmte; nur die Czechen, welche den Deutschen ja absolut keine Zugeständnisse machen wollen, erklärten sich mit einigen Abgeordneten slovenischer und italie nischer Zunge gegen den Scharschmidt'schen Antrag überhaupt. Die Ueberweisung desselben an eine Kom mission gestattet indessen, wie schon angedeutet, durch aus noch nicht den Schluß, daß auch das Endergebniß der gesammten Bew.thungen dem Entwürfe günstig sein werde; wenigstens ist es gerade nicht unwahr scheinlich, daß die Parteien der Rechten versuchen wer den, zur Herstellung ihrer vorläufig aus dem Leim gegangenen „Solidarität" zu einer Verständigung über den Scharschmidt'schen Antrag zu gelangen, um den selben schließlich bei Seite zu schieben. Einigermaßen tröstlich ist aber trotz alledem die Wahrnehmung, daß nun auch Graf Taaffe zweifelhaft geworden ist, ob sich die Slavisirung Oesterreichs ohne Gefährdung des Bestandes des Ganzen noch weiter durchführen läßt, und diese dämmernde Erkenntniß in den Wiener Re gierungskreisen wäre allein schon eine erfreuliche Wir kung des Scharschmidt'schen Sprachenantrages, gleich viel, welches auch sonst sein Schicksal sein mag. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 22. März. Die am vorigen Freitage stattgefundene Versammlung des Gewerbe - Vereins, in welcher abermals 5 Anmeldungen er folgten, war von Mitgliedern und Gästen außerordent lich gut besucht, und erwies sich die große Saalstube als fast zu klein für diese. Aus den geschäftlichen Mittheilungen heben wir hervor eine Einladung des deutschen Schulvereins zu Dresden, zu der als Vor feier zu Kaisers Geburtstag, Sonnabend den 20., statt findenden Festkneipe, ferner zur Generalversammlung des Kolonialvereins, Sonnabend den 27. März, bei welcher Gelegenheit der Vorsitzende die Mitglieder des Vereins dringend aufforderte, die den 25. d. M. statt findende Abendunterhaltung zum Besten des deutschen Schulvereins mit Frauen und Familienangehörigen recht zahlreich zu besuchen. Die Anschaffung eines Werkes: „Die Regel vom Goldenen Schnitt im Kunst gewerbe" von Matthias für die Volksbibliothek wird beschlossen. Die Beschwerden mehrerer Mitglieder über die auf der Strecke Hainsberg-Dippoldiswalde zu bezahlenden Eisenbahnfrachtsätze gegenüber den auf der Hauptbahn berechneten, sollen gesammelt, geprüft und eventuell zu Schritten bei der königl. General direktion benutzt werden. Es soll zu diesem Zwecke nächstens eine Versammlung der Interessenten gehalten werden. Den Hauptheil des Abends bildete der von Hrn. Rechtsanwalt Weinert gehaltene Vortrag: „Ueber Errichtung letzter Willen." Der Vortragende ging aus von der unleugbaren Gleichgiltigkeit, mit welcher so viele Menschen die Errichtung eines letzten Willen vernachlässigen und verschieben, wozu nicht selten die abergläubische Furcht, daß die Testirung den Tod her-