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Amtsblatt migin Carola" für Hänichen, Goldene Höhe Festlich geschmückt durch Flaggen, Guirlanden, Ehren- .,W«G«ritz-Zeitung" «rscheint Wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis Vierteljährlich 1 M. SS Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, eiiqnonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern K Pfg. — All« Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. sie gestern rvieder bei uns stattgefunden hat, möge man festhalten, daß unsere Jugend, die die große Zeit von 1870 und 71 nicht selbst erlebt, die Früchte des Siegs erkennen und schätzen lerne und in den fernsten Zeiten noch Derer gedenke, denen das Vaterland sie verdankte. — Früh 6 Uhr durchzog die bewaffnete Sektion des Militärvereins, vom Stadtmusikchor begleitet, die Stadt und bekränzte, am Gottesacker angekommen, unter militärischer Ehrenbezeigung die Gedenktafel der im Kriege 1870 aus hiesiger Parochie Gebliebenen mit frischen Eichenkränzen, die mit schwarz-weiß-rothen Schleifen geschmückt waren. — */»10 Uhr fand in der Stadtschule öffentlicher Aktus statt, bei welchem Herr Lehrer Krüger die Festrede hielt, in welcher er nach gedrängter Uebersicht der Kriegsereignisse 1870 und 71 durch das Zurückgehen auf die ersten Kämpfe der Deutschen mit den Römern der Schuljugend die Alt vordern als nachahmenswürdige Vorbilder germanischer Tugend darstellte. Mittags 11 Uhr spielte das Stadt musikchor auf dem Markte und Abends hatte Herr Restaurateur Heinold ein Freiconcert veranstaltet. Daß der Flaggenschmuck nicht reicher ausgefallen war, war bei dem herrlichen ruhigen Wetter zu verwundern. — Mit dem heute Mittwoch Nachmittag 4 Uhr 41 Min. hier abgegangenen fahrplanmäßigen Zuge hat sich Ihre Mai. die Königin, von Reheseld kommend, wieder nach Dresden begeben. wesden begeben. — Am Dienstag Vormittag kam Herr Kreishaupt mann v. Koppenfels hier an und begab sich nach kurzem Aufenthalte mit Herrn Amtshauptmann v. Keßinger nach Glashütte, unr die dortige Uhrmacher schule zu besichtigen. — Nochmals wollen wir erwähnen, daß diesen Donnerstag Nachts ein Extrazug von Hainsberg nach Kipsdorf verkehrt, der an allen Stationen Passa giere absetzen wird. — Wir müssen heute der ziemlich allgemein herr schenden Ansicht entgegentreten, daß es in unserer, von Spaziergängern und Kindern so fleißig besuchten „Eich leithe" keine Kreuzottern gäbe. Am Montag Nach mittag ist nämlich in derselben, nahe am „Kanonen platz", ein großer Hund von einer, zusammengerollt mitten im Wege liegenden, ca. Meter langen Otter in das Bein gebissen worden; letztere verschwand bald und konnte nicht getödtet werden. Thierärztlicherseits angewandte Gegenmittel, welche bei dem gebissenen Hunde großen Schweiß hervorriefen, hinderten jedoch nicht, daß derselbe zu öfteren Malen von heftigen Krämpfen befallen wurde. — Namentlich den Kindern sei große Vorsicht beim Besuche der Eichleithe an empfohlen, die ohne Strümpfe und Schuhwerk nicht betreten werden möchte. — Mit dem 1. September hat die Schonzeit der Forellen begonnen, die bis mit 31. Dezember an dauert. Leider wird dieser Edelfisch in unseren Ge birgsbächen immer seltener; selbst in der wilden Weiße ritz, welche noch im vorigen Jahre von Böhmen-Neu stadt bis hierher, nach der sogen. Hartniannsdorfer Schweiz bei Frauenstein viele und große Fische hatte (weil wegen eines zwischen dem Fiskus und den dor tigen Mühlenbesitzern schwebenden Prozesses seit drei Sommern nicht gefischt werden durfte), gab es Heuer nur kleine Forellen, da sich dort inzwischen die Fisch- ottern^rk vermehrt haben. Ohne die künstliche Fisch zucht, welche ja an vielen Orten mit Glück betrieben wird, würden sich Forellen während des verflossenen Sommers noch ungleich theurer gestellt haben, als sie ohnedies schon waren. — Eine Zusammenstellung aus den Bühnenalma nachen und Theaterzeitungen ergiebt, daß der „Bettel student" von C. Millöcker, welche Operette mit ihrem bekannten: „Ach, ich hab' sie ja nur auf die Schulter geküßt" nächsten Donnerstag bei uns zur Aufführung gelangt, im vorigen und in diesem Jahre über 6000 Mal in Deutschland und Oesterreich ausgeführt wurde. während für das Ausland wohl auch 800 Vorstellungen der Operette angenommen werden dürfen. Den Reigen eröffnete für die deutschen Länder Berlin mit 410 Mal, dann folgt Wien mit 160, Hamburg mit 140, Leipzig und Frankfurt a. M. mit je 110, Dresden mit 82; in Krakau wurde er 60 Mal, in Lemberg 55 Mal, in Prag und Pest je 50 Mal gegeben. — Bei dem am Dienstag Nachmittag gegen 2 Uhr auftretenden Gewitter hat der Blitz in Spechtshausen eingeschlagen, gezündet und ein Gehöfte eingeäschert. Hänichen. Unter erfreulicher, zahlreicher Theil- nahme auswärtiger Militärvereine und einer großen Zuschauecmenge hat am Sonntag der hiesige Militär verein „Königin Carola" für Hänichen, Goldene Höhe und Umgehend die Weihe seiner Fahne vollzogen. Festlich geschmückt durch Flaggen, Guirlanden, Ehren pforten re. waren der Ort und der Festplatz, die „Gol dene Höhe", wohin sich um 2 Uhr Nachmittags die erschienenen Vereine — ca. 40 — in großem Zuge begaben. Vom Vorstande, Herrn Richter, wurden dieselben herzlich begrüßt; es erfolgte dann die Ueber- gabe der Fahne durch die Festjungfrauen und ein von Herrn Kiesling-Dresden gesprochener Prolog, worauf Herr Diak. Koall aus Pofsendorf die kurze, aber zün dende Weiherede hielt, nach welcher dann die Fahne enthüllt wurde. Die Uebergabe der, der letzteren zu gedachten Geschenke eröffnete Herr Amtshauptmann v. Kessinger mit Ueberreichung des Königsgeschenkes, eines goldenen Doppelnagels mit dem königl. Wappen und einer schwerseidenen, grün-weißen Schleife. Der Nagel war von Sr. Maj. dem König, die Schleife von Ihrer Maj. der Kön^in gewidmet. In warmen Worten wies Herr Amtshauptmann v. Kessinger auf die Bedeutung des Festes und der Militärvereine hin und schloß niit einem jubelnd aufgenommenen Hoch auf unser Königshaus. Nun wurden die weiteren Schleifen und goldenen Nägel — im Ganzen 39 — überreicht; es folgte noch die Verpflichtung des Fahnen trägers, sowie der Dank an die erschienenen Vereine und Schlußgesang, worauf sich der imposante Festzug, 12 Vorreiter an der Spitze, mit vielen, zum Theil sehr kostbaren Fahnen, nach Hänichen, Rippien und dann zurück nach der „Goldenen Höhe" bewegte. Hier fand bei Concert ein äußerst geselliges Beisammensein statt, wozu das herrliche Wetter wesentlich beitrug. Ein Ball auf dem Festplatze und in Hänichen beschloß das schöne Fest. Dresden. Unter zahlreicher Betheiliguna aus allen Theilen Deutschlands ist am 2. September die 13. Generalversammlung des deutschen Apotheker vereins hier eröffnet worden. Mit derselben ist eine Ausstellung verbunden, in der die seltensten und theu- ersten Sachen vereinigt sind; der eine Aussteller hat seine Artikel mit 400,000 Mark versichert. — Der Albert-Verein dankt öffentlich für die allseitige Unterstützung, welche dem letzten Albertfeste zu Theil geworden ist, und quittirt zugleich über die zahlreich eingegangenen Geschenke für dieses Fest, bei welchem eine Brutto-Einnahme von 26,000 Mark ge macht wurde. Meißen. In dem idyllisch gelegenen Gauernitz sand am Sonntag die VII. Wanderversammlung des Bienenwirthschaftlichen Bezirks-Vereins zu Dresden statt. Im festlich geschmückten Orte wurden die ankommenden Gäste empfangen und im Zuge nach dem Ausstellungsplatze im Schloßparke Sr. Durchl. des Prinzen Schönburg-Waldenburg geleitet. Nach Eröffnung der Ausstellung begannen im Schlosse die Verhandlungen, bei denen zunächst Herr Oelzscher- Meißen über die „Maikrankheit der Bienen" sprach. Er empfahl als wirksame Gegenmittel die Entfernung des Honigs und Ersatz durch andere; entsprechende Lüftung des Stockes, Darreichung von Zuckerwaffer und Anwendung von Laxirmitteln (Bittersalz). In der Debatte wurde von verschiedenen Seiten die Blüthe Lokaks und Sächsisches. Dippoldiswalde, 3. September. Es liegt in der Matur der Sache, daß nicht Jahr für Jahr eine all gemeine Feier des Nationalfesttages stattfinden rann. Aber an einer Auszeichnung des Tages, wie Die Cholera. Die Hoffnung, daß es gelingen würde, die im südlichen Frankreich aufgetretene Cholera auf ihren ursprünglichen Rayon zu beschränken, hat sich schon längst als trügerisch herausgestellt, denn von Toulon und Marseille aus ist sie weit nach Osten wie nach Westen vorgeschritten, ohne hierbei an ihrem ursprüng lichen Herde ganz zu erlöschen. Nach Westen zu ist die Epidemie schon bis an den Fuß der Pyrenäen vor gedrungen, wo sie zuletzt im Departement der Ost pyrenäen auftrat, welches in den offiziösen Cholera berichten des französischen Telegraphen regelmäßig er wähnt wird; im Osten aber hat sie die Niesenmauer der Alpen überschritten und nicht nur Besitz von ganz Piemont ergriffen, sondern sie ist auch bereits in die lombardische Ebene hinabgestiegen, ja, sie setzt sich jetzt sogar an der ligurischen Küste fest und endlich ist ihr Auftreten nun auch im südlichen Italien, in dem so lebensfrohen Neapel bemerkt worden. — Besonders sind es die Städte Busca, in der Provinz Cuneo, also noch im Alpengebiet gelegen, und Spezzia, der größte, südlich von Genua gelegene Kriegs- und Handelshafen, in denen die Cholera plötzlich in schreckenerregender Heftigkeit aufgetreten ist. In wenigen Tagen sind da wie dort Hunderte von Cholerafällen vorgekommen, die meist einen tödtlichen Verlauf genommen haben; die italienische Negierung hat daher betreffs beider Städte außerordentliche Vorsichtsmaßregeln angeordnet und sie durch starke Militärsanitätswachen vollständig absperren lassen, und König Humbert selbst ist in Begleitung des Ministerpräsidenten Depretis nach Busca geeilt, um durch seinen Besuch der begreiflicher Weise tief niedergedrückten Bewohnerschaft neuen Muth einzuflößen. Daß die Seuche in den genannten Städten in solchem Umfange aufgetreten ist, muß um so mehr überraschen, als die bisherigen Choleraberichte der italienischen Negierung auf einen im Großen und Ganzen milden Charakter der Epidemie schließen ließen, und es liegt daher die Vermuthung sehr nahe, daß man es hier — wie seinerzeit in Marseille — mit einem Vertuschungssystem zu thun hat, das sich jetzt endlich doch nicht länger durchführen läßt. Welche Maßregeln nunmehr die italienische Regierung zu er greifen gedenkt, um die weitere Verbreitung der Krank heit auf der apenninischen Halbinsel zu verhindern, steht noch dahin; man kann es aber schon jetzt als fast gewiß betrachten, daß alle Vorkehrungen an der Verseuchung der ganzen Halbinsel nichts ändern werden, und es ist somit in erhöhtem Maße die Befürchtung gegeben, daß der unheimliche Gast seinen Weg alsdann auch nach Norden, nach Mitteleuropa zu, nehmen werde. Bereits sind in Genf, also auf schweizerischem Gebiet, Cholerafälle beobachtet worden, und es könnte nicht überraschen, wenn die Cholera auch die österreichisch italienische Grenze überschritte. In Anbetracht dieser naheliegenden Möglichkeit hat denn auch der öster reichische Sanitätsrath eine Verschärfung der Vorsichts maßregeln an den Eisenbahngrenzstationen und an der füdösterreichischen Grenze angeordnet, von weiteren An ordnungen indessen abgesehen, und in der Thal hat ja das Beispiel Italiens bewiesen, daß selbst die strengste Äbsperrungstaktik die Epidemie in ihrem Vordringen nicht aufzuhalten vermag. An die mitteleuropäischen Staaten, also auch an Deutschland, tritt daher jetzt von Neuem die ernste Mahnung heran, der von Süden her drohenden Choleragefahr die vollste Aufmerksamkeit zu widmen, und auf ihr Erscheinen gerüstet zu sein, und es steht zu erwarten, daß diese Mahnung überall beherzigt werden wird. Verantwortlicher Redacteur: Cärl Ikhne in Dippoldiswalde. 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