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DerSäHWeLrMer Rr. 131 7S. Jahrgang. von Gewalt — Ktteg oder sonsft ... der Zeitung oder der B hat de, Bezieher ktinen Anspruch o Zeitung oder auf Mckzahlung -Hrung d,o tünaen <VLgeHcatt»v Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadtund Land. Dichteste Verbreitung in allen Volksschichten Beilagen: Sonntags -Untuhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage " " "" 's lö. — Druck und Verlag der ischofawerda. — Femsprecher Nr. 22 Mfchoitzwerüaer Einzige Tageszeitung im Amtsgertchtsbezirk Bischofswerdä und den angrenzenden Gebieten Die» Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen dyp Amishaupt- Mannschaft, der Schulinspektion und de» Haupt-ollamt» zu Bautzen, da» Amt»gericht». de» Finanzamte» und da« Ttadtrat» zu Bischofswerda. Das Volksbegehren. In der Zeit vom S. bi» 19. Juni hat da» sächstsch« Volt »arüber zu bestimmen, ob «» durch Volksentscheid den Land» tag aufgelöst haben will. Es ist da» Volksbegehren auf Volksentscheid zu stellen, für welchen mindesten» 290000, alft» rund 200 000 gültige Stimmen abzugeben sind. Dies« 800 000 Stimmen dürften mit Leichtigkeit zusammengebracht werden. Die» darf aber niemand abhalten, sein Votum ab* zugeben, denn e« istoinernstesGebotderStund«, daß jeder Wähler und jede Wählerin sich rechtzeitig in die Listen für das Volksbegehren eintragen. „Volksbegehren- und „Volksentscheid" haben — von verwandten Vorbildern alter Zeit abgesehen — ihren Ur« prung in der Schweiz, in den Landgemeinde-Demokratien der Schweizer Eidgenossenschaft, und Mar war es die fran zösische Juli-Revolution von 1880, welche in der Schweiz «ine Bewegung dahingehend hervorrtef, daß derMadanke der Lolkssmweränität nicht nur theoretisch anertannt. son dern auch praktisch durchgeführt «erden müsse« So entstand au« dem bloßen Petittonsrecht da» Initiativ. In die sächsische Verfassung ist da» volksbegchren mit deppstem Ziele «MM Die Anleihefrage. Der sogenannte Morgan-Ausschuß hat sich über Pfing- ten vertagt. E» ist tatsächlich nicht gelungen, in der An- leihefraae zu irgend einer Verständigung zu kommen. Der Grund »st, daß Frankreich sich weigert, irgendwelche Zuge ständnisse in der Entscheidungsfrage zu machen. Frankreich will zwar Geld, aber es will nicht buchen, daß gleichzeitig oder al« Voraussetzung so etwas wie «ine Gemeinschaft der Völker hergestellt wird. Luch bei dieser Seleaercheit hat sich wieder gezeigt, daß es der Imperialismus Frankreichs ist, der ein« dauernde Gefahr für Europa bedeutet. Die Ver treter der Hochfinanz, die im Mvrgan-Au«schuß sitzen, sind nicht im Geringsten verdächtig, Deutschland einen Vorteil zuzuwenden. Sie behandeln das Anleiheproblem nur von »er rein geschäftlichen Seite. Deutschland braucht eine in ternationale Anleihe, um nicht nur die fälligen Zahlungen zu «Len, sondern auch um Mittel zu erhalten, Rohstoffe im luslgstd zu fgufen. Der Geldmarkt gfick für di« ZM . Grund»»«, sZlm. Moss« Ich oder deren Raum S.SO Md., örtlich, Anzeigen S— MH. Im Lezt» teil ljlm. Moss« Ich 10— Mk. di« Sarwaltene Zelle- Bei Meder« Holungen Nachlaß nach feststehenden «ätzen. — Amtlich« Aruete« "und Ä« tunaen — hat d» entgegen. Nachlieferung der Donnerstag, den 8. Juni 1SS2. WMM-MMsMMVWMMMS-WWG >'!ML»M -MS macht. Man spricht von allen möglichen „Rechten", die man „erreichen" wist, mch erfaßt nicht, daß ei« Recht immer nur auf Pflichten beruhest kann, und daß gerade in Revolütions- zeilen nickt die Recht« vor den Pflichten, sondern die Pflich ten vor den Reckten stehen. . Kein Mensch kann zu Recht oder gar zu Forderun kommen, der nicht durch Pflicht in seinem Staate „veran kert" ist. Vie einfachste — ich möchte sagen: die instinkt mäßige — BerwÄerMtg eint» Manschen ist die:-für sich (und damit für den StaE zu arbeiten Der fruchtbar« Boden für alle diese Streik» wurde ge schaffen, al» man in der Kri«g«pirtschast den Ideal ie- mu» dem Mammaviemus parallel setzt«, während man von der Front di« Opfer de» Tode», dl« Op fer der Wunden, di« Opfer ungeheurer Se^enqualen al« „heilig« Pflicht zum Vaterland«" verlangte, scheute man sich nicht, die von jeder Gefahr weit entfernte Arbeitskraft der Heimat mit Gold aufzuwiegen und ihre Leistungen den noch ebenso als „heilige Pflicht" zu preisen. Da» Wort ..Heimatkämpfer", durch da« man krampf haft versucht«, diesem grell«» Mammanismu« eine mora lische Tünch« zu geben, hat die Front draußen mehr erschüt tert al» da» schwerste Trommelfeuer; es hat di» hoh« Sitt lichkeit,auffassung de» deutschen Volkes umgeworfen- Ent weder mußt« unser Volk bi, zum Einzeln«« vom Idealist mus, oder durch utid durch vom Mammonlsmus erfüllt sein. Di« Gegenüberstellung einer idealistischen Front und einer mammonistischen Heimat aber mutzte zum Zusammen- druck der idealistischen Front führen. Für diesen Tndschlutz braucht man nur dt, Überlegung, daß draußen unser« tüch. tigsten Männer Ungeheuer«» entbehrten und «Een, wah rend drinnen Menschen „zweiter Klasse" Reichtum sammel ten und in Schlemmerei lebten. Erkennen wir so, worin di« Wurzel aller Streiks gebettet war, dann wird es uns nicht schwer fallen, auch di« Wurzel selbst zu finden- Dadurch, daß man begann, in der Heimat weit Geringere» mit ungeheurem Sold« zu bezahlen, al» das, was man für di« Front kurz mit dem Schlagwort von der „Pflicht zum Vaterland«" abtat, legt« man den Wurzelkeim. Man bewertet« sa bi« Arbeit gar nicht mehr als Ding- an-stch, sondern nur ql» Mittel, sich Geld zu verschaffen. Da« h«ißt: statt durch den Arbeitsverdienst Lebensunterhalt zu bieten, begann man al» Verdienst erst das zu rechnen, was nach Abzug de» Lebensunterhaltes übrkgblieb.- Man lehrte also: Arbeit« nicht um der Arbeit selbst willen, oder gar für dein Vaterland, sondern arbeite, damit du rocht viel Geld erhältst. Dadurch trat die Entsittlichung der Arbeit und, eng verbunden damit, di« völlige Entwertung des Geld«» eist: Die Wurzel aller Streiks. Der Geldtaumel, das wahnwitzige Wettrennen, etwas zu erfassen, um «S wieder fortzuschleudern, hat alle Begriffe m den schiefen Gesichtswinkel eingestellt, es lasse sich ermög lichen, was man fordert. Es scheint fast, als habe man überhaupt kein verstand- ni» mehr. Nicht einmal für den einfachsten Grundsatz, haß aus einem Nichts auch nichts werden kann. Während man ich in seinen Forderungen das Ehoos zunutze macht, er« ennt man anderseits für die Unmöglichkeit der Erfüllungen dieses Ehaos nicht an. Dirtschastskämvfe an sich siM) gesund und für das Dolksganze gedeihlich. Denn sie ober zur Illuslonspolittk werden, wie heute ?— da alle, dies -och nur ein« Umstellung nnechalb der Umvrrtlchastlichkeit Hervorrusen kann —, sind ie nur «ine*Gtuse tiefer zur Hungersnot und zum großen lussterben. Soll da» nicht unser Weg sein, dann müssen wir endlich ln ollem unsere Rechte hinter unsere Pflichten setzen? Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt Buchdruckerei Friedrich May in Btscf Rr. 1U1. Seweintze» Anzeigtnpeeb», Dir «oypaktrnr E ecka Kmtto Ms. »1. oder deren Raum S.SO Md., örtlich« Ai Der Weg in den Schatten. Von Otto Rieb icke- Berlin. Al» wir Waffenstillstand forderten, da war der Krieg noch nicht verloren für uns- Er wäre immer noch Sieg gewesen, denn wir vollen sa nicht» erobern, sondern wir hatten uns verteidigt, und auch der Feind stand am End« seiner Kraft, wenn man unter die ser Kraft versteht, was sie bedeutet: die Seelenverfastung der Soldaten, Darum konnten wir «tn Dafftnstillstandsmmebot wagen. Statt daß uns ober Männer gegeben waren, di« uns ln jeder Stunde d«s Tage» zuriefen: „Trog« di« klein« Rot der Wochen — gnd du sparst bi« unersättlich« Rot für all» Zeiten!" — statt, daß wir erkannten, SS geht um Biegen oder Brechen . . . standen Unverantwortliche am 9. No vember auf, überrumpelten Heer, Diplomatie, Bürgertum und Arbeitsrschast und zerbrochen alle». D a war der Krieg für uns verloren. Und nicht nur der Krieg, für lang«, lange auch der Friede. Di« Deutsche Republik ist nur unter dem Einfluß allge meiner Ermattung ausgerufen worden, nicht aber al« Aus wirkung einer tatsächlichen sozialistischen Volksgemeinschaft. Denn die tatsächlich sozialistische Volksgemeinschaft hätte sich in einem vor allem zeigen müssen: daß si« keinen, weder den einzelnen, noch das Dolksganz« entrechtende», Frieden annahm. Dadurch, daß da» Bolt nicht in seiner großen Mehrzah gegen jeden Sewattsrieden auftrat, /st erwiesen, daß es gänz lich ermattet war und die Revolution gleichgültig htnnahm, nur um dadurch äußerlich ein Mittel für den „Frieden auf jeden Fall" zu gewinnen.. Daß ein« Umwälzung kommen würde, das war uns Soldat«, an der Front — dem Kern de» Volkes also — h«, mußt. Wir glaubten aber an ein« deutsche Revolution, dis reinigend über die Unsittlichkeit unseres Volkes dahin feg«« würde, und niemand dacht« auch nur einen MugerMt lang daran, daß die Umwälzung fich einen Zeitpunkt und eine Form wählen könnte, die so vernichtend auswir- ken mußten, wie dieser 9. November. Die Revolution des 9. November ist nicht die deutsche Revolution, die sich im Frontgeiste vorbereitet hatte, die aue- getragen werden sollte, wenn wir Frieden hatten und zur Arbeit zurückgekehrt waren. Sie ist der fehlgeschlagens ver such einer Deltrsvolution, Deutschland ihr Versuchs obsekt. -Di« Beweger der Massen hatten da» psychische Element ihrer Scharen völlig unterschätzt. Die deutschen Massen hungerten, sie waren ausgemergelt und schrien nach Brot. „Revolution" — das bedeutet« in ihrer Sprache „Brot". Und al» da» nicht kam, als auch ein «bertinifches Deutschland in dieser Hauptfrage und Grundfrage der Masse nur die Losung des kaiserlichen Deutschland» „Wir müssen warten" fand — da wuchsen neue Forderungen hysterisch au» der Revolution, Forderungen, die sich vom Illusorischen zum Wahnwitzigen schraubten und damit Illusionspolitik und Wahnsinnsvolitik schufen. Die Wahnsinnspolitik hielt die Massen in den Groß, städtön in Bewegung, sie forderte täglich neues und täglich anderes. Illusionen genügten nicht mehr, man wollte Doli- tik handgreiflich sehen und setzte deshalb in Taten um, was sich — auch gegen den Menschenverstand — imr in irgend eine Tat umsetzen ließ. Dabei nahm man nicht etwa irgend welche Rücksicht, man ließ Tausende und aber Tausende ver derben und verdorren, um Hunderten dies« „Tat" zu zeigen. Während Illusionspolitik zerstört in der Hoffnung, an deres oufzubauen, zerstört Wahnsinnspolitik nur, um zu vernichten. Vernichtung ist Selbstzweck, „Recht" ist nur das, was kein« Pflicht nach sich zieht. — Vom Streik der Arbeiter hat uns der weg über den Streik der Privatangestelllen, der Vankbeamten, der Kom munalbeamten zum Streik d«r Reichsbeamten geführt. Au Hunderttausenden jaat man Phantomen nach, Dinge, die. wenn Man sie hat, wie Seifenblasen zerplatzen, weil es ein Unding ist, immer nur Geld zu geben, ohne Geld zu schaffen. Denn das Geld ist überall der treibende Faktor, mag er bezeickmet werden wie er will. Es Ist ganz ausgeschlossen, daß irgendein Regierung, auch wenn sie zusagt und immer wieder zusagt, erfüllen kann, was gefordert wird. Eben einfach deshalb nicht, weil dä» Geld fehlt. Darum ist es ganz selbstverständlich, daß über kurz oder lang — vielleicht nach weiteren Forderungen und weiteren Erfüllungen — «in Erwachen staftfindet, wie es sich setzt schon darin andeutet, daß sich nach jeder neuen Lohn- oder Sehaltsaufheflerunq Stimmen der Richtung mehren, daß alle« das doch gar keinen-Zweck habe, wenn die Mehrausgaben den Preis aller Dinge nach oben drängen. E» geht über den Verstand, glauben zu wüsten, daß sich ketnßp der Streifenden den Mnftn» et«» Streike nung einer Anleihe nur dann zu haben sein, wenn die An leihe und der Zinsendienst unbedingt geändert wird. Dietz Sicherheiten kann Deutschland nur selbst bieten. Dazu Ft es nicht in der Lage, so lang« e» in den Fesseln de» Ver trag«» liegt, so lang, Zwangsmaßnahmen drohen, die di« Wirtschaft schwer erschüttern müssen, von einer große« Anleihe kenn überhaupt keine Oed« mehr sein, da Frankreich sehe Herobsetzung der W«derherftellung»summ« adlehnt, Pvincarö hat am Pfingstsonntag in Verdun wieder einmal die hundertfach widerlegte Behauptung ausgestellt, -aß Deutschland sich auf Kosten Frankreich» bereichere, werso dentt und spricht, hat nickt di« Absicht und nicht den WC, len. e» zu einer Verständigung kommen zu lasten. Kenn, zeichnend ist es, daß di, sensationell« Press« trotzdem hofft, daß die vereinigten Staaten und di« Neutralen «enigWM «ine kleine Anlech« aufbringen würden. Frankreich tzckt damit zu, daß Deutschland di« Zahlungen und LeiftungM nicht mehr au» eigener Kraft fortsetzen kann. Allem «M «In« „klein« Anleihe" ist nur dann zu erhalten, «W» tzckk Zinsendienst unbedingt gesichert ist. Deutschland vesmlm keinerlei Bürgschaften hierfür M geben, solang« e» Ä tzM Zwangsfesseln des Versailler Vertrag«» liegt. Pt« Softe« auch einer „kleinen Anleihe" find verhältnismäßig hoch, Np hat Jugoslawien «in« Anleih« um 1Y0 Millionen Dollar«« zu einem Kur, ,von SSßL und einem Zinsfuß von ß «W Hundert erhckten können- ? - -p Da« Attentat ans Schetdeman»!, / Vertin, 7. Juni. Der Anschlag aus Scheidemann «ftch den Blättern scharf verurteilt und al» dumm», feiG« , Roheit bezeichnet. Dem „Lokalan-eiger" zufolge haken M bisherigen Nachforschungen der Kriminalpolizei noch Mcktp ergeben, was darauf hindeutet, daß bas VttnM von rechM radikaler Seite verübt worden sei. Noch Ansicht der KrtMd. nalpolizei könne es sich ebensogut um die Tat eine» Mannv» handeln, der aus irgendwelchen Gründen Scheidemann per sönlich nicht wohl will. Vas „B. T." glaubt alleidinm von einer starken rechtsradikalen Bewegung in Kasstt melden M können. So seien innerhalb zweier Tage zweimal schmarg» rot-goldene Fahnen gestohlen worden, do» erst» Mal von der Kunstausstellung, das zweite Mal in der Nacht -um Pfingstsonntag von der Stabthalle, wo die Fahne vnlüftltch der demokratischen Reichsjugendtagung gehißt war« / Die „Deutsche Tageszeitung" schreibt: Nimmt «mm tz» > daß e» sich wirklich um Blausäure gehandelt hat, dann MAtz «der einigermaßen Bewanderte, daß Scheckemann boenn etwa» anderes hätte zustoßen können, al» eine klein» ve* . sönliche Unbequemlichkeit, denn Blausäure, in der freien üuft verspritzt, stellt wirklich keine Mordwaffe dar. Aber e» tft nicht nur die Untauglichkeit der Mittel, die hier des Gedan ken an ein politische, Attentat «ü» töricht erscheinen läßt, es ist auch die Untauatichkeit de» Objekte». Scheckemann Wt politisch auf das Altenteil gesetzt worden. Er wirb für ab- ehbare Zeit kaum wieder in den politischen Vordergrund ge- langen. - Die „Tägliche Rundschau" schreibt: E» ist bedauerlich» ' -aß man de» Attentäter» bisher nickt habhaft «eck« " konnte. Denn dieser stnnoerwirrte Jüngling bisher ftnch ' ein Menschenleben auf dem Gewissen hat, so bleckt der Schaden, den er anrichtet«, doch -roß genug. Er hat Scheck* mann zu einer Märtyrerkrone verholfen und den Monn, der wMsch abgewirtschaftet haft«, wieder in das Licht der Hsentlichkeit gezogen, NUu 18.», bei Zustellung in» Hau» monatlich Mir. 18^-, durch Im Fall, höherer G die,Post bezogen vierteljährlich Md. IS.— mit Zusttllung«g«bühr. Störung d«, Betrieh All, Dostanstaltm, Postboten, sonst Grschäfwstrlle de« Blatte» nehmen ji