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Literatur ist wohl die Trauermusik des zweiten Satzes. Zum ersten Male voll ausgeprägt ist Beethovens Scherzotyp im dritten Satz der „Eroica“ mit seinen hartnäckigen Wieder holungen und dämonischen Steigerungen, die im Trio durch romantischen Hörnerklang unterbrochen werden. Klassische Variationsform und barocke Kontrapunktik bestimmen schließlich die ungewöhnliche Anlage des Finales mit seinem tänzerisch-sieghaften Ausklang. Richard Wagners Leben war von großer äußerer und innerer Unruhe erfüllt. Bevor er sich in Bayreuth die Stätte schuf, „wo sein Wähnen Ruhe fand“, hatte er nicht allzuviele ruhige und glückliche Stunden erlebt. Zu den schönsten Sonnentagen seines Lebens ge hörte jedoch zweifellos jene Zeit, die er nach der Vermählung mit Cosima von Bülow, der Tochter Franz Liszts, in Triebschen bei Luzern verbrachte. Hier wurde ihm sein Sohn Siegfried geboren. Die große Freude über die glückliche Gestaltung dieses Lebensab schnittes und vor allem das frohe Ereignis in der Familie lösten in ihm die dankbaren und freundlichen Stimmungen aus, die sich in der Komposition des Siegfried-Idylls, 1870 entstanden, widerspiegeln. Das Siegfried-Idyll, als Gelegenheitsarbeit im besten Sinne geschrieben, war zunächst für die Aufführung im häuslichen Kreise bestimmt. Es erklang, für kleines Orchester instrumentiert, zum ersten Male als Morgenständchen für Frau Cosima am 25. Dezember 1870 im Triebschencr Landhaus. Ein feiner, intimer lyrisch-romantischer Stimmungszauber verleiht der Musik des liebenswürdigen Werkes, das zu den wenigen selbständigen Instrumentalwerken Wagners gehört, einen besonderen Reiz. Das musikalische Gedankenmaterial zu der frischen, klangschönen Komposition entnahm er der Partitur seines Musikdramas „Siegfried“. Motive aus dem zweiten und dritten Akt des Siegfried-Dramas bilden das Material der phantasiemäßig in freier dreiteiliger Form angelegten Komposition, mit der der Meister seinen ins Leben tre tenden Sohn begrüßte. Der erste Teil erinnert an die Exposition einer Sonate. Der sich anschließende durchführungsartig modulierende und verarbeitende Teil bringt neues Themenmaterial ins Spiel. Neue thematische Kombinationen begegnen auch in der stark modifizierten, gekürzten Reprise mit Hinzutritt des „Schlummcrmotivs“ der Walküre und der Rufe des Waldvögeleins. Franz Liszts sinfonische Dichtung „Les Preludes“ wurde im Jahre 1845 entworfen und 1854 in Weimar uraufgeführt, wo der Komponist in der Zeit von 1848 bis 1861, nach dem er sich von seinen großen Reisen als Klaviervirtuose zurückgezogen hatte, als einflußreicher Lehrer und Förderer einer neuen Generation von Pianisten und Kompo nisten lebte und wirkte. Vieles in der Musik dieser bedeutenden, weithin wirkenden und ihrer Epoche unendlich viele Anregungen vermittelnden Persönlichkeit erscheint uns heute recht zeitgebunden und in seiner Wirkung ferner gerückt - doch darf nicht ver kannt werden, daß Liszt trotz starker Betonung des virtuosen Elements, trotz der großen, uns häufig etwas äußerlich-pathetisch anmutenden Klanggebärde stets bestrebt war, seinen Werken einen geistigen Gehalt zu geben. Ebenso bedeutend wie auf dem Gebiete det Klaviermusik war Liszt in der Orchestermusik. Die Bestrebungen Hector Berlioz’ fortsetzend, gelangte er in seinen sinfonischen Dichtungen zu einem neuen Typus der Programmsinfonie, jenseits aller erstarrten Formen. Mit der von ihm geschaffenen Gattung der sinfonischen Dichtung, die in Richard Strauss ihren genialen Vollender fand, hat er einen großen Einfluß auf die Entwicklung der Orchestermusik in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und noch darüber hinaus ausgeübt. Nicht nur in Deutschland bildete sich eine regelrechte Liszt-Schule, sondern auch in Frankreich, in der Tschechoslowakei, in Rußland, ja selbst in England und in Amerika. Die sinfonische Dichtung „Les Preludes“ ist, obwohl ihr in der Mehrzahl stehender Titel „Vorspiele“ verheißt, ein einsätziges Orchesterwerk, über das der ungarische Musik wissenschaftler Zoltän Gärdonyi einmal folgendes geschrieben hat: „Zur Erklärung des Inhalts verwendete Liszt eine umfangreiche .Meditation* des französischen Dichters Lamartine. Dieses Gedicht enthält eine eigenartige Betrachtung des Menschenlebens. ,Was ist unser Leben anders als eine Reihenfolge von Präludien zu jenem unbekannten Gesang, dessen erste und feierliche Note der Tod anstimmt?* - heißt es in Liszts Erläu terung zu seiner Komposition. Aber das Werk ist alles andere als ein Vorspiel zum Tode. Es schildert das wechsclvollc Leben eines heroischen Menschen und schließt sieghaft triumphierend. - Nach einer tastenden langsamen Einleitung erklingt das Haupt thema zuerst in pathetisch feierlichem Ton. Dieses heroische Thema nimmt dann eine weichere, sehnsuchtsvolle Gestalt an. Ein selig wogendes Thema erzählt von schwär merischen Liebcsträumen. Nach Abschluß dieses lyrisch-schwelgerischen Teils entwickelt sich eine leidenschaftlich kämpferische, stürmisch bewegte Durchführung mit einem ener gischen Fanfarenmotiv, das aus dem heldischen Hauptthema gebildet ist. Der Mittelteil ist ein Allcgretto pastorale mit einem lieblichen Thema, das der Freude des Menschen an der Natur Ausdruck gibt. Im glanzvollen, triumphalen Schlußtcil der .Preludes’ erfahren die beiden Hauptthemen, das energische Heldcnthcma und das lyrische Liebes thema, eine marschartige Umformung ins Sieghafte. Immer strahlender wird der groß artige Mclodienstrom, bis das Werk mit dem heroischen Fanfarenthema schließt, mit dem es auch begann.“ Dr. Dieter Härtwig VORANKÜNDIGUNG: Das 3. AUSSERORDENTLICHE KONZERT muß aus technischen Gründen in die Spielzeit 1967/68 verlegt werden. 1. und 2. Oktober 1966, jeweils 19.30 Uhr, Kongreßsaal 4. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Horst Förster Solist: Pierre Fournier, Frankreich (Violoncello) Werke von Witold Lutoslawski, Joseph Haydn und Antonin Dvorak Freier Kartenverkauf 6. und 7. Oktober 1966, jeweils 19.30 Uhr, Kongreßsaal 5. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Horst Förster Solist: Igor Oistrach, Sowjetunion (Violine) Werke von Joseph Haydn, Dmitri Schostakowitsch und Ludwig van Beethoven Freier Kartenverkauf Programmblätter der Dresdner Philharmonie - Spielzeit 1966/67 - Künstlerischer Leiter: Prof. Horst Förster Redaktion: Dr. Dieter Härtwig Druck: Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden, Zentrale Ausbildungsstätte 39/140 It G 009/49/66 2. Außerordentliches Konzert 1966/67