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Amts- i»ii> AiiMcklitt für den Abonnement « * < « >4^*4 4 Erscheint viertclj. 1 M. 20 Pf. einschließl. wöchentlich drei Mal und zwar VyM oes Mllsammls Twenwlk Lr-z.»^ blasen-- in der Expedition, bei ' kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im unseren Boten sowie bei allen amtlichen Teile die gespaltene Reichspostanstalten. VU. Zeile 30 Pf. Tklezr.-Ädresse: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Fernsprecher ilr. Bll. .H- 1»S 52. Jahrgang. ——- Donnerstag, den 14. September LN«L 1V. öffentliche Sitzung des Stadtverordneten-Kollegiums Ireitag, den 15. Septemver 1905. akends 8 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses. Eibenstock, den 13. September 1905. Der Stadtverordneten-Vorsteher. G. Ticrsch. 1) Bericht der Kommission in Rathaussachen. 2s Schleusensache, die Schneebergerstraße betr. 3) Herstellung von Tagewässerschächten am Reuterwege. 4) Ergänzung der Einfriedigung am Bahnhofsvorplätze. 5) Mitteilung in Bahnsachen. Hieraus geheime Sitzung. Die Krists in Ungarn. Der Kaiser und König Franz Josef steht vor einer schweren Entscheidung. Im Königreich Ungarn hat nach dem sogenannten. Ausgleich von 1887, d. h. der Festsetzung der für beide Hälften des Donaureichcs gemeinsamen Angelegen heiten (Auswärtiges, Kriegsmacht, Zölle) und des Anteils beider Hälften an den gemeinsamen Ausgaben, der Streit über das Maß der Selbständigkeit Ungarns niemals ganz gemht. Unter der Herrschaft der liberalen Partei aber kam es zu keinem ernsten Konflikt zwischen Krone und Parlament. Ungarn wird im Innern parlamentarisch regiert, die Mi nister werden aus der Mehrheit des Abgeordnetenhauses vom König ernannt. Es besteht jedoch nur ein direktes Wahl recht, nicht das allgemeine Wahlrecht, zur Wahlurne wird nur zugelassen, wer ein gewisses Vermögen oder Einkommen besitzt (Zensus). Das letzte liberale Ministerium Tisza hatte den Wider stand der Minderheitsparteien, die mit Erfolg Obstruktion trieb, nicht zu brechen vermocht und schließlich zu Anfang dieses Jahres zu dem Auskunftsmittel von Neuwahlen ge griffen. Die Neuwahlen versetzten aber die liberale Partei nach Jahrzehnte langer Herrschaft in die Minderheit, den größten Erfolg hatte die Unabhängigkeitspartei, die s. Z. gegen den Ausgleich gestimmt hatte und deren Ziel die vollständige Selbständigkeit Ungarns in reiner Personalunion mit Oester reich ist. Zwischen ihr und anderen bisherigen Minderheits parteien kam eine Koalition zu stände, die sich abgesehen von wirtschaftlichen Reformen auf die Forderung einigte, daß ungarische Fahnen und Embleme sowie die ungarische Kommandosprache für den ungarischen Teil des gemeinsamen Heeres eingeführt werden sollen. Diese „nationalen Kon zessionen" bilden den Kernpunkt des Konflikts zwischen Krone und Parlament. Der König Franz Josef hält die inneren Einrichtungen des Heeres für ein vom Parlament unab hängiges Hoheitsrecht. Er konnte sich deshalb nicht ent schließen, ein neues Ministerium aus der Koalition zu bilden, sondern setzte ein sog. Gcschäftsministcrium mit dem General Fejcrvary du der Spitze ein. Dieses Ministerium wird nun wieder von der Koalition nicht als gesetzmäßig erachtet, und man hat cs sogar mit einer Agitation für Steuerverweigerung versucht, um die Krone zur Nachgiebigkeit zu zwingen. Dieser für die innere Ordnung und den Staatskredit schädliche Zustand drängt zu einer baldigen Lösung. Der General und Ministerpräsident Fejervarq hat dem König Neuwahlen unter der Parole der Einführung des allgemeinen Wahlrechts vorgeschlagen. Gegenwärtig hat von den 20 Millionen Untertanen nur ungefähr eine Million das Wahl recht. Mit dein Vorschläge soll ein Keil in die Koalition getrieben werden, und tatsächlich hat sich auch schon die Unab hängigkeitspartei im Vertrauen auf die Zugkraft ihrer natio nalen Forderungen für das allgemeine Wahlrecht erklärt. Die letzten Kronratssitzungen in Wien scheinen noch keine endgültige Entscheidung gebracht zu haben. Ter Kaiser und König möchte wohl ein gewagtes Experiment vermeiden. Wir in Deutschland können im Interesse der uns verbündeten Gcsamtmonarchie nur wünschen, daß die Schwierigkeiten bald und glücklich gelöst werden. Taflesgeschichte. — Deutschland. Der Kaiser verlieh dem Reichs kanzler Fürsten von Bülow den Charakter als General major, unter der Belassung der Uniform dcsHusaren-Rcgimcnts König Wilhelm (1. Rheinisches) Nr. 7. — Der Ausschuß des Reichs-Gesundheits rats für Seuchenbekämpfung ist am Sonnabend, den 9. d. Mts., im Kaiserlichen Gesundhcitsamte zu einer Beratung über den Stand und die Bekämpfung der Cholera im Deutschen Reiche zusammengctretcn. Der Verhandlung, die von dem Präsidenten des Gesundheitsamts I)r. Köhler ge leitet wurde, wohnten Kommissare der nächstbekeiligtcn Reichs und preußischen Zentralbehörden bei. Das Referat erstattete der Königlich preußische Geh. Medizinalrat, Direktor des In stituts für Infektionskrankheiten in Berlin Professor vr. Gaffrv, der gemeinschaftlich mit dem Geheimen Obcr-Medizinalrat Professor vr. Kirchner im Auftrage der preußischen Mcdizi- nalvcrwaltung alsbald nach dem Bekanmwerdcn des ersten Cholerafalles das zunächst bedrohte Gebiet bereist hatte. Nach seinen Darlegungen kann es als zweifellos gelten, daß die Seuche Mitte des vorigen Monats durch russische Flößer in das preußische Wcichsclgebiet eingcschleppt worden ist, wenn es auch bei dem Mangel weiterer Nachrichten dahin gestellt bleiben muß, wo der eigentlicheHerd der Seuche zu suchen ist. In Deutschland ist die Krankheit seitdem längs der Weichsel und der von ihr nach Westen abzweigenden, aus Brahe, Bromberger Kanal, Stege und Warthe gebildeten Wasserstraßen aufgetreten. Einschließlich der auf Infektion in diesen Stromgebieten zurückzuführenden Erkrankungen in Posen, Gnesen und zwei weiteren Fällen im ostpreußischcn Kreise Rastenburg sind bis zum Tage der Verhandlung in Preußen 146 Krankheitsfälle bekannt geworden, von denen 39 tödlich verlaufen sind. Alle diese Fälle, die sich auf mehr als 50 Orte verteilen, lassen sich auf den Stromverkehr zurück führen; sie sind als vereinzelte Infektionen zu betrachten, die dank dem raschen und tatkräftigen Vorgehen der Behörden überall sofort isoliert wurden und bisher nirgend zur Bil dung eines örtlichen Seuchenherdes geführt haben. In gleicher Weise sind die im Verlaufe der letzten zwei Wochen vorae- kommenen drei Cholerafälle in Hamburg aufzufassen, wohin die Seuche durch einen aus dem Gouvernement Lomsha zu gereisten Auswanderer gebracht worden ist. Die zur Abson derung und Pflege der Erkrankten sowie die sonst getroffenen hpgienischen Maßregeln, besonders die sorgfältig durchgesührtc Ueberwachung der ebengenanntcn Wasserstraßen, bei welcher jedes Fahrzeug mindestens einmal täglich ärztlich kontrolliert wird, lassen annehmen, daß es gelungen ist, die Seuche im Entstehen vollständig zu umfassen. Man darf daher zuver sichtlich hoffen, daß es zu einer Epidemie nicht kommen wird. — Von Generalleutnant v. Trothas Kesseltreiben gegen Hendrik Witboi wird amtlich weiter gemeldet: Teilen der Abteilung Meister gelang es, südlich Gorab und westlich Zaris Hottentotlenbanden zu schlagen. Der Feind wich in die Gebirgsschluchten westlich Zaris zurück und ver einigte sich dort mit den übrigen vor unseren Truppen zurück gegangenen Hottentotten- und Hererobanden. Ihre Stärke wird auf etwa 300 Gewehre geschätzt. Da die Gegend sehr wasserarm ist, müssen zunächst größere Wasserkolonncn heran gezogen werden. Sobald dies geschehen ist, wird Major- Meister aus der Linie Zaris - Nam zum Angriff vorgehen. Die Wasserstellen am Westrande des nördlichen Zaris- Gebirges in der Linie Sessrim-Zaris und die Eingänge Nau- kluft sind von unseren Tnippen besetzt. Die bisherige Ab teilung Estorfs unter Hauptmann Moraht (zwei Kompanien, zwei Geschütze) bleibt in der Linie Grootfontein—Kleinfontein - Chamhawib—Revier, unter Besetzung sämtlicher Wasserstellen in der Linie Zaris—Heitamas—Älutpuets durch vorgeschobene Postserungen, um etwa nach Osten zurückströmende Banden abzufangcn. Die Abteilung Kopp,, hat das Tiras - Gebirge und die Arnab-Bcrge vom Feinde gesäubert und bleibt vor läufig in der Gegend der Sinclair-Mine. Major v. Estorfs ist mit Säuberung des östlichen Namalandes, in dem sich mehrfach kleinere Banden der Witboi gezeigt haben, beauf tragt worden. — Berlin, ll. September. Ein Telegramm des Kommandanten S. M. S. Bussard vom 9. September aus Dar-es-Salaam meldet: Leutnant zur See Schröder von Kilwa-Kiwindje zurückgezogen. Lindi-Fluß 8. 9. abge fahren, habe dort Schröder mit 16 Mann zurückgelassen, in Mikindani 1 Deckoffizier, lo Mann. Am 9. 9. in Dar-cs- Salaam eingetroffen. Paasche ist abgegangen am 30. 8. v. Mohoro mit Teil Marinedetachement und schwarzen Sol daten zusammen mit Abteilung Schutztruppen nach Kitschi. Am 4. September ist Paasche in Mahenge zurückgeblieben, um diesen Platz zu sichern, während die Schutztrnppc nach Kibatta weiter marschiert ist. — Berlin, >2. Sept. Nach einem Telegramm des Gouverneurs Grafen Götzen von heute sind in den Südbezirkcn verschiedene Trupps Aufständischer ohne Verluste auf unserer Seite geschlagen worden. Die Nordbczirkc sind ruhig. Mpapua hat den Ausbruch von Unruhen im südlichen Teile des StationSbezirkcs gemeldet. Von Tringa »nd Ma- henge liegen keine Nachrichten vor. Gerüchtweise verlautet, daß Teile der Besatzung von Mahenge die Aufständischen geschlagen haben. Hauptmann Richter hat über Kapstadt ein am 3. September stattgchabtcs siegreiches Gefecht bei Scha bruma gemeldet, in welchem auf unserer Seite ein Askari gefallen ist. Die Arbeiten an der Eisenbahnlinie von Dar-es- Salaam nach Morogoro nehmen ihren ruhigen Fortgang. — Oesterreich - Ungarn. Zur Krisis in Ungarn wird aus Wien geichricben: Nach Erklärungen österreichischer Hofkreisc ist cs vollständig ausgeschlossen, daß Kaiser Franz Josef irgend ein weiteres Zugeständnis in der ungarischen Hecressprache machen wird. Andererseits haben bisher sämtliche Führer der vereinigten ungarischen Opposition in der bestimmtesten Weise erklärt, daß sie sich durch keinerlei, andersgeartete Zugeständnisse von der Forderung der un garischen Hecressprache abbringen lassen würden. Der bis herige Gegensatz besteht demnach in schroffster Form fort und alle Gerüchte über schwebende Vermittelungen oder „Ent wirrungen" entbehren jeder Grundlage, da ihnen alle sachlichen Voraussetzungen fehlen. Man richtet sich daher an den leitenden Wiener Stellen auf einen Kampf der schärfsten Art seitens der Magyaren ein, und es sind auch bereits Vorbe reitungen getroffen, um in Ungarn selbst die Nichtmagyaren zur Unterstützung der Reichscinheit aufzurnfcn. Tatsächlich giebt es am Wiener Hofe bereits eine einflußreiche Partei, für welche der Begriff „Staatsstreich" nichts erschreckendes mehr hat. Man wird deshalb im Deutschen Reiche sehr bald die Gewißheit dafür erlangen, daß Kaiser Franz Josef unter keiner Bedingung zulassen wird, daß in der augenblicklichen kritischen Weltlage Oesterreich durch die magyarischen Pläne der Rcichszerreißung aus seiner Stellung als Großmacht und Bundesgenosse des Deutschen Reiches herausgedrängt würde. — Italien. Aus Rom, II. September, wird tele graphisch gemeldet: Die Bevölkerung in den vom Erdbeben betroffenen Gegenden beginnt sich zu beruhigen und in die Häuser zurückzukehren. Die Anwesenheit des Königs sowie die von denBchörden undTrnppen mit äußerstcrHingabeund Selbst Verleugnung ansgeführten Hilfeleistungen beginnen eine wohl tätige Wirkung auszuüben, und ein Gefühl der Erleichterung und Ermutigung greift Platz. Fast alle Leichname sind be erdigt, und man beginnt Untcrkunftsräume zu bauen. Die Flüsse und Bäche in den am meisten verwüsteten Gegenden sind trotz der Trockenheit angeschwollen, was eine seltsame Natur erschcinung ist; einige traten sogar über die User. Im Kreise Monteleone beträgt die Zahl der Toten über 600. Nach einer weiteren Drahtmeldung aus Monteleone hat der König gestern die vom Erdbeben betroffenen Landesteile Zammorco und Piscopio besucht. Nebcrall richtete er herzliche Trost worte an die Bevölkerung. Nachmittags besuchte er die Orte Briaüco, San Leo, San Costantino und Zungri. Wegen der schlechten Beschaffenheit der Wege ging der König mit dem Minister Ferraris und dem General Rusati zu Fuß; zahlreiche Bauern folgten ihm. — Vom Balkan. An der türkisch-serbischen Grenze kam es zu einem blutigen Zusammenstoß zwischen einer ser bischen Grenzwache und albanischen Nizams, wobei auf ser bischer Seite ein Hauptmann und mehrere Soldaten getötet, viele andere verwundet wurden. Die Albanesen hatten ein Blockhaus besetzt, wurden jedoch aus demselben hinausgedrängt. — Japan. Zur Lage wird gemeldet, daß in Tokio die R uh^e jetzt wieder vollkommen hcrgestcllt ist. Viele tausend «oldaten mit aufgcpflanzten Ba;onettcn sind über die gmize Stadt verteilt. Vor der Wohnung der Minister stehen Schildwachen, vor den staatlichen und Regierungs gebäuden, auf den öffentlichen Plätzen und vor allen Gesandt schäften sind Polizeiposten aufgestellt. Die Vorübergehenden werden scharf beobachtet. Infanterie und Kavallcriepa trouillcn durchziehen die Straße». Aus den Provinzen dagegen laufen -Nachrichten von zahlreichen gegen die Polizei verübten Ausschreitungen ein. In dem ganzen Lande werden Ver sammlungen abgehalten, in denen scharfe Reden gehalten und die Unzufriedenheit ausdrückendc Beschlüsse gefaßt werden. Die Zensur wird noch immer an allen nach dein -Auslände gehenden Telegrammen ausgcübt. — Fcldmarschall Jamagata veröffentlicht in der Zeit ung „Nitschi -Nitschi Schimbun," die keineswegs mit den Friedensbedingungen einverstanden ist, einen beruhigenden Artikel über den Krieg, seine Entstehung und seinen -Abschluß. Der -Artikel schildert zunächst das'Vordringen der Russen in der Mandschurei und in Korea. Die vergeblichen Verhandlungen mit Rußland, die lediglich dazu führten, daß dieses Land seine Flotte und seine Armee verstärkte, werden detailliert wiedergegeben. Jamagata sucht zu beweisen, daß Japan gezwungen war, zu seinem Selbstschutz das Schwert zu ziehen. Nach dem Siege von Mukdcn, so sagt der Fcldmarschall, sei in Europa und in Amerika das Verlangen entstanden, den Krieg beendet zu sehen, und nach dein großen Secsicge Togos habe Präsident Roosevelt diesem Verlangen Ausdruck gegeben. Der Fcldmarschall gibt zu, daß man über den Wert der Friedcnsbcdingungen verschiedener -Ansicht sein könne, glaubt jedoch, daß die Regierung recht daran tat, die Friedens bcdingungcn anzunehincn, da Rußlands Verlangen, den Krieg fortzweycn, keinen Zweifel daran gelassen habe, daß cS Japan unmöglich sein werde, für neue i7 pfcr und Ausgaben eine gc