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Die „Weiheritz - Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag «nd Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1M. 25, Pfg., zweimonatlich «1 Psg., eininonatlich 42 Pfg. Einzelne Nuinniern 1» Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, soivie die Agenten nehmen Be stellungen an. WHmh-MIllUg. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bei de^ bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung sinven. werden mit 10 Psg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und conlplicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im rcdactionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. ÄNlLsötatt für die Königliche Amtshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Vedarkeur: Paul Irhne. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Mit achtseltigem „Jllnstrirten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirthschastlicher Monat-.Bellage. Nr. 136. Dienstag, den 27. November 1900. 66. Jahrgang. Bekanntmachung, die Stadtverordnetenwahl betreffend. Nachdem die diesjährigen Stadtverordneten-Ergänzungswahl auf Donnerstag, den 29. November 1900, anberaumt worden ist, so werden sämmtliche stimmberechtigte Bürger hiesiger Stadt hierdurch aufgesordert, an diesem Tage in der Zeit von Vormittags 9 Ahr bis Mittags 1 Ahr in der großen Saalstube des Rathhauses, bei Verlust des Stimm rechtes für den gegenwärtigen Fall in Person zu erscheinen lind die Stimmzettel, auf welchen aus der jedem Stimmberechtigten zugehenden Wahlliste 3 angesessene und 1 unangesessener Bürger zu benennen sind, abzugeben. Dippoldiswalde, am 17. November 1900. Der Stadtrath. Voigt. Zum Stand des chinesischen Problems. Der Beginn der eigentlichen Friedensverhandlungcn zwischen den Gesandten in Peking und den beiden Be vollmächtigten Chinas soll nach übereinstimmendenMeldungen der letzten Tage unmittelbar bevorstehen, wobei es wohl als selbstverständlich gelten darf, daß sie auf Grund der bekannten unter den Vertretern der Mächte in Peking er zielten Vereinbarung erfolgen, die soeben vom Reichs kanzler Grafen Bülow bei der Chinadebatte des deutschen Reichstages in ihrer unterdessen vorgenommenen para- graphirten Fassung verlesen worden ist. Wie verlautet, sollen die vereinbarten elf Artikel der chinesischen Re gierung in Form einer gemeinsamen Note säpimtlicher Mächte übermittelt werden; was die chinesischen Unter händler hierauf zunächst zu erwiedern haben, das wird man dann ja sehen. Selbst wenn indessen die chinesische Regierung die Friedensbedingungen der Mächte im All gemeinen acceptiren sollte, so bliebe doch noch sehr ab zuwarten, ob man chinesischerseits gewillt ist, die Friedens verhandlungen wirklich ohne Hintergedanken zu führen, oder ob sie lediglich den Chinesen zum Schleier für weitere feindliche Rüstungen gegen die Verbündeten dienen sollen. - Und die. letztere Möglichkeit ist angesichts der fortwährend zweideutigen Haltung der chinesischen Machthaber nichts weniger als ausgeschlossen, kann sich doch der chinesische Hof auch jetzt noch nicht dazu verstehen, über seinen ehr lichen Willen, die fremdenfeindlichen Prinzen und Würden träger gemäß den Forderungen der Mächte zu bestrafen, keinen Zweifel mehr zu lassen. Wenn aber letzthin aus -chinesischer Quelle gemeldet wurde, der Kaiser Kwangsü und die Kaiserin-Wittwe von China seien zwar kriegs müde, sie befänden sich jedoch ganz in der Gewalt des fremdenfeindlichen Generals Tungfushiang, so erfährt diese Versicherung die richtige Beleuchtung durch eine Shanghaier Depesche, der zufolge ein telegraphisch verbreitetes Geheim dekret der Kaiserin-Wittwe allen Vizekönigen und Gouver neuren anbefiehlt, sich sofort zum Kriege gegen die Ver bündeten ini ganzen Lande bereit zu halten. Was schließ lich das neueste Schreiben des chinesischen Herrschers an den deutschen Kaiser anbelangt, so spiegelt sich auch in ihm das hinterlistige Spiel der chinesischen Regierungs kreise deutlich genug wieder, seine nichtssagenden höflichen Phrasen beweisen dies hinlänglich. Die Verbündeten werden darum nur gut thun, wenn sie auch fernerhin die Augen gegenüber den Chinesen offen halten und sich selbst durch die eventuellen Friedensverhandlungcn in kräftigen Maßnahmen nicht beeinflussen lassen. Feld marschall Graf Waldersce läßt es denn auch durch die militärischen Expeditionen, die er unermüdlich nach den verschiedensten Punkten der Provinz Tschili schick, nicht an der unbedingt nöthigen Wachsamkeit fehlen, während er sich daneben noch zu einem anderen energischen Vor gehen entschlossen zu haben scheint. Die Vizekönige des Südens des chinesischen Reiches haben bislang eine den Mächten freundliche Haltung bekundet, was jene indes; keineswegs hinderte, den Hof in Singansu reichlich mit Lebensmitteln und auch mit Geld zu versehen. Ein solches Spiel kann aber unmöglich länger geduldet werden, es sind deshalb jetzt an die Vizekönige des Südens, speziell an jenen von Nanking, seitens der Mächte bestimmte Forderungen ergangen, die Lcbensmittelzufuhr für den chinesischen Hof einzustellen, widrigenfalls, wie verlautet, den Vizekönigen mit Maßnahmen der Verbündeten ge droht wird. Es bleibt freilich noch abzuwarten, ob nicht dieser Schritt die entgegengesetzte Wirkung haben und die Vizekönige des Südens offen auf die Seite des chinesischen Bekanntmachung, die Bekämpfung der Tuberkulose der Menschen betreffend. Mit der vom 29. November d. I. an zur Vertheilung gelangenden Hauslisten für die Volkszählung wird den Haushaltvorständen in hiesiger Stadt je ein Druck- eremplar des im Kaiser!. Gesundheitsamte bearbeiteten „Tuberkulose-Merkblattes" zu- ' gestellt werden. Dasselbe enthält eine allgemein verständliche Belehrung über die Bedeutung der Tuberkulose als Volkskrankheit, über die Ansteckungsgefahr und über die Schutzmittel gegen die Ansteckung und wird daher zur eingehenden Durchsicht bez. Beachtung der darin enthaltenen Nathschläge hiermit besonders empfohlen. Dippoldiswalde, am 26. November 1900. Der Stadtrath. Voigt. Lehrerkollegiums und der Schulgemeinde dem Lehrer und Freunde einen herzlichen Nachruf. Vom Chor her aber ertönte eine eigene Komposition des Heimgegangenen, das Lied „Nun trauernd Herz sei stille". Am Grabe selbst, nach dem Segen, riefen ferner noch die Herren Fleischer- Frauendorf im Namen des Pädagogischen und des Be zirkslehrervereins und Schüßler aus Dresden im Namen des Elbgausängerbundes dem dahingeschiedenen treuen Mitarbeiter, dem begeisterten Gruppendirigenten die letzten Grüße in die Ewigkeit nach. — Am Sonnabend Abend fand im „Tivoli" in Dresden ein „Zöllner - Abend" von ca. 1200 Sängern des Elbgausängerbundes statt, bei welchem man nach einer Ansprache durch Erheben von den Plätzen und den Gesang des Liedes: „Stumm schläft der Sänger" des Verstorbenen ebenfalls ehrend gedachte. — Die Zunft der Diebe, von welcher vr. Luther sagt, daß sie die größte auf Erden sei, hat sehr thätige Glieder auch in unserer Stadt, wovon ein Einbruch Zeug- niß giebt, der in der Nacht zum 23. d. M., wahrscheinlich kurz nach Mitternacht, beim Herrn Bäckermeister Baum garten ausgeführt worden ist. Der vorsichtige Dieb hat sich, bevor er durch das im Erdgeschoß befindliche, zu seinem Vorthcil nur angelehnte Fenster stieg, seiner defekten Stiefeletten entledigt, nm auf leisen Sohlen das Verkaufs lokal zu plündern. Bereit stehendes Gebäck hat er nicht ange rührt, dagegen einen mitgebrachten Schlüssel, freilich ver geblich, in das Schloß der Ladenkasse gedreht. Aus dem Verkaufslokal hat er sich durch ein Thürfenster in das anliegende Zimmer begeben, dort aus einem Pultschieber das inliegende Geld nebst einer silbernen Uhrketle unge eignet, ein Paar am Ofen stehende Stiefel angezogen, niit einer an der Wand hängenden eine Uhr sammt Kette bergenden Weste, sowie einer warmen Winterjacke versehen und sich dann, nachdem er noch obendrein einen Bund Schlüssel zu sich gesteckt, durch ein Fenster geflüchtet. — Wir machen auf die in der heutigen Nummer dieses Blattes zum dritten Male erscheinende Bekannt machung des hiesigen Kirchenvorstandes ganz besonders aufmerksam und bemerken, daß nach dem 15. Dezember ds. Js. Reklamationen der betreffenden Grabstellen Beachtung nicht finden können. — Wie aus einer Bekanntmachung in heutiger Nummer des Blattes hervorgeht, nimmt die zeither so vielfach benutzte Trichinenversicherung des hiesigen land- wirthschaftlichen Vereins, natürlich in zeitentsprechend ver mindertem Umfange ihren ungestörten Fortgang und können wir nur rathen, von der so billigen Gelegenheit sich wenigstens in Trichincnfällen nach wie vor voll ständig gegen Verluste zu decken, den zeither gewöhnten allgemeinen Gebrauch zu machen. Reichstädt. Vorigen Donnerstag wurde von hiesigem Gcmeinderathe durch Herrn Grmeindcvorstand Zimmer mann der freiw. Feuerwehr eine zweite, von Händel in Dresden erbaute Aprotzspritze übergeben, nachdem dieselbe in B zug auf ihre Leistungsfähigkeit und Bauart von den Herren Branddirektor Jäger-Pirna, Branddirektor Eidner-Dippoldiswalde und Feucrwehrhauptmann Heinrich- Dippoldiswalde einer genauen Prüfung unterzogen worden war. Genannte Herren konnten die Spritze wegen ihrer soliden Bauart und Leistungsfähigkeit als ein vorzügliches Werk begutachten, das dem Erbauer nur zur Ehre ge reiche. Nachdem die neue Spritze in dem einstweilen freundlichst überlassenen Spritzenschuppen des Rittergutes untcrgebracht morden war, wurde im niederen Gasthose ein Kommers abgehaltcn, bei dem manch schönes Wort gesprochen und fröhliche Feuerwehrlieder gesungen wurden. Hofes und der Borer treiben wird; in diesem Falle dürfte sich die militärische Stellung der Verbündeten schwieriger gestalten. Im Aebrigen müssen dieselben nun mehr ernstlich mit den Unbilden des chinesischen Winters rechnen, beginnt doch schon der Peiho nördlich von Tung- schou rasch zuzufrieren, so daß es wahrscheinlich ist, daß die Schifffahrt auf dem Peiho nächstens eingestellt werden muß. Hiermit würden aber die verbündeten Truppen in Peking, Tientsin, Paotingfu u. s. w. bezüglich ihrer Ver pflegung vom Meere her in eine heikele Lage gerathen, da die zerstörte Eisenbahnlinie von Peking über Tientsin nach Taku noch immer nicht völlig wiederhergestellt ist, so daß die verbündeten Kontingente im Inneren der Provinz Petschili durch das etwaige gänzliche Zufrieren des Peiho ihre bisherige einzige zuverlässige Verbindungs linie mit dem Meere verlieren würden. Hoffentlich gelingt es aber baldigst, die Eisenbahn von Taku nach Peking wieder in Betrieb zu sehen und weiter auch die von Taku nordöstlich nach dem Hasenplatze Schan-hai-kwan führende Linie wieder herzustellen, mit deren Reparatur die Russen bis jetzt allerdings unverzeihlich „gebummelt" haben. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Welch tiefgehende Liebe und Ver ehrung, welch allseitige Achtung und Dankbarkeit unser verstorbener Kantor Hellriegel in allen Kreisen der Stadt und weit über dieselbe hinaus in den Kreisen der Lehrer schaft, sowie der musikalischen Welt sich während seiner langen Thätigkeit hier erworben und zu befestigen ge, wußt hat, davon gab das Trauergefolge zu seiner Be stattung am Sonnabende den besten, augenscheinlichsten Beweis. Zu Hunderten zählten die. Leidtragenden, die aus Nah und Fern sich eingestellt hatten, um dem Ent schlafenen das letzte Geleit zu geben. Großartig in seiner Fülle und Schönheit war der Palmen- und Blumen schmuck, welcher ihm als letztes Liebeszeichen gespendet wurde. Nicht weniger als 5 riesige Fächerpalmcn, einige 20 andere Palmenzweige und über 100 sonstige Gebinde, darunter mächtige Lorbeerkränze, wurden gezählt. Dem Begräbnis; selbst ging im Trauerhause die Einsegnung des Heimgegangenen durch dessen Sohn, Herrn Diakonus Hellriegel aus Chemnitz, unter Theilnahme der Familie und nächsten Verwandten voraus. Unter dem Gesänge des Liedes „Stumm schläft der Sänger", ausgeführt von einer großen Schaar Sangeskundiger und darum von mächtiger Wirkung, wurde sodann der Sarg durch die „Herrengesellschaft" in den Wagen gebracht und der im- pssante Zug begann sich in Bewegung zu setzen. Vor dem Sarge schritten außer dem Geistlichen, dem Kreuz träger, der Kurrende und dem Kirchenchor noch die 1. Mädchen- und die 1. Knabenklasse mit umflorter Fahne und die Schützen, deren erster Vorsitzender der Verstorbene war, ebenfalls mit Fahne. Dem Sarge folgten außer den Angehörigen das Lehrerkollegium der Stadtschule und die städtischen Behörden, denen auch der König'. Schul inspektor Herr Bang sich angeschlosscn hatte. Hierauf folgten in schier endloser Reihe die auswärtigen Kollegen, Mitglieder der Loge, die Sänger, darunter die Vereine Rabenau und Possendorf mit Fahne, die Chargirten des Vereins „Glück zu!", dessen Ehrenmitglied der Verewigte war, und endlich alle übrigen Leidtragenden. Am Fried- Hofe angekommen, klang dem Zuge ernste Choralmnsik der Stadtkapelle entgegen und die stattliche Nikolaikirche konnte kaum die Menge der Trauernden fassen. Den kirchlichen Trost Hierselbst spendete Herr Superintendent Meier auf Grund des 126. Psalmens und Herr Schul direktor Schulze widmete im Namen der Schüler, des