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Der Komposition seiner Sinfonie Nr. 7 d-Moll op, 70 widmete A n - ton in Dvorak besondere Sorgfalt, wollte er sich doch - bei gleichzeitigem Blick auf seinen Freund und Gönner Johannes Brahms — zu den Höhen Beet hovens emporschwingen. In einem Brief Dvoraks lesen wir: „Soeben beschäftigt mich eine neue Sinfonie und wohin immer ich mich wende, habe ich nichts anderes im Sinn als eben meine Arbeit, welche aber auch so sein soll, daß sie die Welt in Bewegung versetzt, und sie wird es auch, so Gott will, tun." Das Werk entstand in der verhältnismäßig kurzen Zeit von Ende 1884 bis Mitte März 1885 und erklang zum ersten Mal unter der Leitung des Komponisten am 22. April 1885 im Londoner Konzertsaal St. James Hall. Es spielte das Orchester der dortigen Philharmonischen Gesellschaft, die den Komponisten 1884 zu ihrem Ehrenmitglied ernannt hatte und der die neue Sinfonie auch gewidmet worden war. Die Dirigenten Hans Richter, Hans von Bülow und Arthur Nikisch waren dann in der Folgezeit die ersten namhaften deutschen Interpreten der siebenten Sinfonie, die in ihrem Stimmungsgehalt die düsterste und leidenschaftlichste unter den Dvoräkschen Sinfonien ist und in relativ geringem Maße Züge tschechischer Volkstümlichkeit aufweis* Fraglos gehört die „Siebente" zu Dvoraks bedeutendsten Schöpfungen, ihr Pathos, ihre inhaltliche und formale Größe, ihre dramatische Straffheit und stilisti sche Geschlossenheit lassen die Nähe Beethovens spüren. „Die Sinfonie d-Moll ist ein Werk von gewaltiger sinfonischer Konzeption und Form, dabei von einer seltenen Kraft und ungewöhnlichem Ernst des Inhalts, ein Werk, das vor allem von Gefühlen eines harten, männlichen Trotzes, leidenschaftlichen Sehnens und energischen Ringens nach innerer Klarheit genährt wird. Der erhabene Geist der Kunst Beethovens und Brahmsens führt hier Dvoraks schöpferische Phan tasie zu diesem gewaltigen, von Genialität erleuchteten Aufschwung . . ." (O. Sourek). Knapp und schlicht instrumentiert ist der in Sonatenform gestaltete erste Satz (Allegro maestoso). Das Hauptthema löst sich aus dem pp der Hörner und dem Tremolo der Bässe. Bratschen und Celli intonieren das männlich-trotzige Thema. Die drohende Spannung erfährt eine leidenschaftliche Steigerung, doch be schwichtigend greift das zarte, gesangliche Seitenthema ein. Wieder aber ver dichtet sich die Stimmung zum Tragischen. Nach glanzvoll aufstrahlendem Triumph verklingt der Satz schließlich in matter, gebrochener d-Moll-Resignation. Mit einem der schönsten und innigsten musikalischen Gedanken Dvoraks be ginnt der in dreiteiliger Liedform angelegte zweite Satz (Poco Adagio), der nach den Kämpfen und Auseinandersetzungen des Einleitungssatzes eine Situation der Ruhe, des neuen Kräfteschöpfens beschwört. Dieser Stimmung entspricht auch der gefühlvolle Gesang des Waldhorns im mittleren Satzteil. Das Scherzo (Vivace), einer der herrlichsten sinfonischen Sätze des tschechischen Meisters überhaupt, bringt ein folkloristisch geprägtes, tänzerisches Thema in den Violinen und Bratschen, dessen an sich freundliche Grundhaltung durch eine melancholische Gegenmelodie der Celli und Fagotte ein wenig ins Traurig- Unruhevolle gewendet wird. Sorgenlos dagegen gibt sich das Trio: In der friedvollen Naturschilderung vermeint man Vogelgesang, den Hornruf der Jäger, den Gesang der Schäfer zu vernehmen. Die Wiederholung des Haupt teiles rundet den Satz ab. Im sonatenförmigen Finale (Allegro) schließlich gelingt die Befreiung von den düsteren Spannungen und Kämpfen der vorausgegangenen Sätze. Gleich das ohne jegliche Vorbereitung einsetzende energische Hauptthema weist darauf hin. Ein weiterer, noch markanterer heroischer Gedanke (im Marschrhythmus) ver schmilzt mit dem ersten Thema zu einem gewaltigen Strom. Im triumphalen D-Dur beschließt eine großartige Coda die Sinfonie. Wir weisen unsere Besucher darauf hin, daß im Foyer des 2. Obergeschosses eine Fotoausstellung über das künstlerische und gesellschaftliche Wirken der Dresdner Philharmonie zu sehen ist. Achtung! Veränderte Anfangszeit! Das 8. Philharmonische Konzert (Anrecht A 2) am Sonnabend, dem 26. April 1975, beginnt auf Grund eines Gastspieles des weltberühmten Alexandrow-Ensembles im Kulturpalast anläßlich des 30. Jahrestages der Befreiung vom Faschismus erst 20.30 Uhr (Beginn des Ein führungsvortrages 19.30 Uhr). Das Konzert am Freitag, dem 25. April 1975, beginnt zur gewohnten Zeit. Dirigent: Günther Herbig Solistin: Dubravka Tomsic, SFR Jugoslawien, Klavier Werke von Baird, Mozart und Nielsen Anrecht A Freitag, den 18., und Sonnabend, den 19. April 1975, jeweils 20.00 Uhr, Kulturpalast 9. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Wassili Sinaiski, Sowjetunion Solistin: Marisa Tanzini, Italien, Klavier Werke von Tistschenko, Mendelssohn Bartholdy und Berlioz Freier Kartenverkauf Programmblätter der Dresdner Philharmonie — Spielzeit 1974/75 — Chefdirigent: Günther Herbig Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig Die Einführung in die Streicherserenade von J. Suk schrieb unsere Praktikantin Helga Cersovsky vom Fachbereich Musikwissenschaft der Karl-Marx-Universität Leipzig Druck: GGV, Produktionsstätte Pirna - 111-25-12 2,85 ItG 009-26-75 »NIM acmonie 7. PHILHARMONISCHES KONZERT 1974/75