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WkWtz-IeitW Inserate, welche bei ber bedeutenden Auslage de- Vlattcs eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 1l> Psg. die Epaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und coinplicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Psg. Die „Weißerih-Zeitung" «scheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — «reis Vierteljährlich 1 M. 26 Psg., zweimonatlich 84 Psg', einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Psg. — Alle Postan ¬ stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be ¬ stellungen an. für die Königliche Amishauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Kanenstein Verantwortlicher Nedacteur: Carl Ikhnc in Dippoldiswalde. Nr. 58. Sonnabend, den 16. Mai 1885. 51. Jahrgang. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Bezüglich der Frühjahrsreise- Dispositionen des Kaisers sollen jetzt wieder andere Bestimmungen getroffen worden sein. Während früher verlautete, der Kaiser werde diesmal von einem Aufent halte in Wiesbaden absehen und sich direkt nach Enis begeben, versichert man jetzt von unterrichteter Seite- .von Berlin aus, daß der greise Monarch sich nun doch entschlossen habe, zuerst die gewohnte Wiesbadener Kur durchzumachen. Die Abreise des Kaisers von Berlin nach Wiesbaden erfolgt voraussichtlich am dritten Pfingstfeiertage, woran sich etwa Mitte Juni der Beginn der Kur in Ems «»schließt. — Der jenige Gegenstand, welcher den Reichstag in seiner gegenwärtigen Mission am nachhaltigsten beschäftigte, die Zolltarisnovelle, hat seine Thäligkeit auch noch in der letzten Woche hauptsächlich in Anspruch genommen, da er am Montag in die dritte Lesung der genannten Vorlage eintrat. Noch an diesem Tage ist es auch dem Reichstage gelungen, den wichtigsten Theil der Zolltarisnovelle, die Zölle auf Korn und Weizen, zu erledigen, nachdem er bei den vorherrschenden Posi tionen meist die Beschlüsse zweiter Lesung genehmigt hatte. Auch bezüglich des Roggens und des Weizens wurden die in zweiter Lesung beschlossenen Zoll erhöhungen mit nicht unbedeutender Majorität auf recht erhalten und ist demnach der Eingangszoll für beide Getreidearten definitiv auf 3 M. festgesetzt. Neue Argumente für oder gegen die Getreidezölle wurden hierbei nicht vorgebracht, da das pro und contra schon in den früheren Verhandlungen des Reichstages in erschöpfendster Weise behandelt worden war. Die Last der Vertheidigung der Getreidezölle ruhte hauptsächlich auf dem Reichskanzler, welcher sich dieser Ausgabe mit fast jugendlicher Elasticität unterzog und die von frei sinniger, wie von sozialdemokratischer und wclfischer Seite kommenden Angriffe kräftig zurückwies. Be merkenswerth war die scharfe Abfertigung, welche Fürst Bismarck hierbei dem welfischen Abgeordneten von der Decken — gleichfalls ein Gegner der Zollvorlage — zu Theil werden ließ, indem er die Bestrebungen der Weifenpartei als Landes- und Reichsverrath charakteri- sirte und zugleich deutlich durchschimmern ließ, daß das Endziel dieser Bestrebungen, die Wiederherstellung des Königreichs Hannover, nie und nimmer erreicht werden würde. Als eine interessante Neuigkeit aus der Montagssitzung des Reichstags ist noch die Mit teilung des Fürsten Bismarck hervorzuheben, daß es ihm gelungen sei, die spanische Negierung zum Ver zicht auf die Bindung des Roggenzolles (auf I M.) gegen eine deutscherseits zugestandene Ermäßigung der Zölle auf Südfrüchte und Olivenöl zu bewegen. Auch die Dienstagssitzung war zum größten Theil der weiteren Berathung der Zolltarifnovelle gewidmet, welche nicht unwesentliche Abänderungen gegenüber den Beschlüssen der zweiten Lesung brachte. Zwar blieb es bezüglich der Position Buchweizen und Hülsensrüchte bei dem in zweiter Lesung festgesetzten Zollsätze von l M., dagegen wurde der Zoll für Hafer und Gerste von I M. auf I M. öO Pf. erhöht und derjenige für Malz auf 2 M. normirt, Alles nach Len Anträgen der freien wirtschaftlichen Vereinigung. Dieselbe setzte ihre Abänderungsanträge auch bei der Position Raps, Rübsaat, Mohn, Oel, Oelfrüchte rc. durch, wobei nach langer Debatte sämmtliche übrigen, hierzu vorliegenden Anträge abgelehnt wurden. Auch für Mais wurde die von der Vereinigung beantragte Zollerhöhung von 50 Pf. auf I M. genehmigt; bei Anis, Fenchel und Kümmel, sowie bei getrockneten Weinbeeren verblieb es bei den Beschlüssen zweiter Lesung (3 Ai., resp. 15 M.). Außerdem wurden in der Dienstagssitzung noch die mit Madagaskar und Birma abgeschlossenen Konventionen, der Freundschafts- dertrag mit der Transvaal-Republik und der mit Belgien abgeschloffene Vertrag behufs Bestrafung der auf den beiderseitigen Gebieten begangenen Jagd-^ Forst-, Feld- und Fischereisrevel genehmigt. Oesterreich-Ungarn. Im österreichischen Kaiser staate absorbiren die bevorstehenden Neichsrathwahlen fast vollständig das allgemeine Interesse. Die gegen wärtige Wahlbewegung, die sich mehr und mehr ihrem Höhepunkte nähert, hat gegenüber derjenigen früherer Jahre eigenthümliche Erscheinungen aufzuweisen. Einer der sonderbarsten Vorgänge in der diesmaligen Wahl kampagne ist die versuchte Verquickung des klerikalen mit dem deutsch-nationalen Standpunkte, wie man eine solche namentlich im Salzburgischen und in Ober österreich befürwortet! doch auch in der Steiermark und in Böhmen begegnet man dem Bestreben, die liberalen und die klerikalen Deutschen unter einen Hut zu bringen. Dieser Gedanke hat ja gegenüber der immer mächtiger anschwellenden slavischen Hoch- fluth entschieden etwas für sich, aber beim näheren Zusehen erweist er sich nur als ein Mittel, der kleri kalen Partei auf Koste» des liberalen Deutschthums neuen Zuwachs bei den Wahlen zuzuführen. Man braucht nur ein wenig in der parlamentarischen Ver gangenheit der klerikalen Partei Oesterreichs — und zwar gerade, was die neueste Zeit anbelangt — zurück zublättern, mn zu finden, daß diese Partei stets und überall mit den ausgesprochenen Feinden des öster reichischen Deutschthums, mit Czechen, Polen, Slo- venen rc. Hand in Hand gegangen ist und diesem historischen Faktum gegenüber wäre es thöricht, von einer Verschmelzung zwischen den Deutschliberalen und den Deutschklerikalen Großes für die Zukunft des Deutschthums in Oesterreich zu erwarten. Belgien. Die Organisation des neuen Kongo staates ist nun äußerlich vollendet, nachdem sich das Ministerium für denselben mit dein Obersten Strauch als Präsidenten und dem berühmten Afrikareisenden Stanley als Gouverneur konstituirt hat. Das Ge rippe des neuen Staatengebildes — um sich dieses anthropologischen Ausdruckes zu bedienen — im Westen Afrikas bedarf aber noch sehr der Vervollkommnung und auch bezüglich des inneren Ausbaues des Kongo staates bleibt noch so gut wie Alles zu thun übrig. Hoffentlich erfüllen sich jedoch mit der Zeit die Er wartungen, welche man von diesem jüngsten aller Staatswesen hegt, namentlich in Hinblick auf die hohe civilisatorische Aufgabe, welche ihm im „schwarzen Erdtheil" zu Theil geworden ist. England. In beiden Häusern des englischen Parlaments haben Anfang dieser Woche lange De batten über die afghanische Frage stattgefunden. Die selben bestärken nur die Anschauung, daß die voll ständige friedliche Beilegung des englisch-russischen Konfliktes nur noch eine Frage der Zeit sei und namentlich die Erklärungen Gladstone's im Unterbause sind geeignet, alle Zweifel über den endgültigen Aus gang der Grenzaffaire zu beseitigen. Wie Reuters Bureau meldet, erhielt denn auch der russische Bot schafter in London, Staat, am Dienstag Abend eine Depesche aus Petersburg, welche dem Vernehmen nach die Genehmigung der russischen Regierung zu der von Staat mit der englischen Regierung getroffenen vor läufigen Abmachung enthält. Der bezügliche Schriften wechsel zwischen den Kabineten von London und Petersburg soll dem englischen Parlamente noch in dieser Woche zugehen. Im Uebrigen hat in letzterer das Kabinet Gladstone noch verschiedene parlamen tarische Triumphe gefeiert, indem das Unterhaus de finitiv den 11 Millionen-Kredit unter Ablehnung des konservativerseits hierzu beantragten Tadelsvotums und ebenso die Wahlbezirksbill genehmigte, während die Bill, betreffend den Kanaltunnel-Bau, entsprechend den Wünschen der Regierung, abgelehnt wurde. Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Wie mir bereits erwähnten, werden am 26. Mai eine Anzahl Kreuzschüler nach hier kommen, uni hier ein Gesangsconcert zu veran stalten. Bereits vor mehreren Jahren thaten sie ein Gleiches, und jetzt wie damals wenden sie sich mit der Bitte an die Einwohnerschaft, ihnen für 2 Tage Frei quartier zu gewähren. Wir glauben, daß sie keine Fehlbitte thun; Diejenigen, welche Kreuzschüler an diesem Tage aufnehmen wollen, bitten wir, dies bald möglichst Herrn Kantor Hellriegel mittheilen zu wollen. (S. Inserat in heutiger Nummer.) — Am 1. Dezember d. I. soll wieder eine allge meine deutsche Volkszählung stattfinden. Die ersten Vorbereitungen dazu haben bereits unter Leitung des Direktors des statistischen Amtes in Berlin, Professor Böckh, begonnen und werden auch behufs der allge meinen Feststellungen betreffend die Zählung selbst und die Zählkarten daselbst fortgesetzt. Altenberg, 14. Mai. Der heutige Tag war wieder ein Festtag im wahren Sinne des Wortes, denn heute feierte unser verdienter Herr Kantor Benke sein 25jähriges Jubiläum als Kantor und Mädchen lehrer in hiesiger Stadt. Zu Ehren des Jubilars und zur Feier des Tages versammelten sich Vormittags der Stadtgemeinderath, die Mitglieder des Kirchen- und Schulvorstandes und die Mitglieder der Kan toreigesellschaft im Rathssessionszimmer mit den Chor knaben um dem Jubilar ihre Glückwünsche darzu bringen. Um II Uhr wurde der Jubilar durch die Herren Bürgermeister Schönherr und Pastor Kleinpaul aus seiner Wohnung abgeholt und in die Festver sammlung eingeführt, wo nach dem Choral „Bis hier her hat mich Gott gebracht" Herr Pastor Kleinpaul an den Jubilar eine herzliche Ansprache hielt und im Namen des Kirchenvorstandes demselben ein Ehren geschenk überreichte. Hieran schloß sich Herr Bürger meister Schönherr mit einer kurzen innigen Ansprache und überreichte ihm zunächst ein Glückwunsch- und Anerkennungsschreiben der Kirchen- und Schulinspektion zu Dippoldiswalde, und im Namen des Schulvor standes ebenfalls ein Ehrengeschenk. Beide Geschenke bestanden in baarem Gelde. Sodann ergriff im Namen des Lehrerkollegiums Herr Rektor Förster das Wort zu aufrichtiger Beglückwünschung und überreichte als Andenken ein fein gebundenes Notenbuch. Die Kan toreigesellschaft schenkte einen Spazierstock. Sichtlich ergriffen nahm der Jubilar die Zeichen der Liebe und Anerkennung entgegen und dankte in herzlichster Weise, und mit der Motette „Preis und Anbetung sei unserm Gott" schloß die würdige Feier. Hieran reihte sich ein Frühschoppen im Hotel zum „alten Amthaus", welcher durch treffliche Toaste gewürzt wurde. Am Abend hatte nun der hiesige Männergesangverein, dessen langjähriger Liedermeister Herr Benke ist, zu Ehren des Tages einen Familienabend mit Kränzchen arrangirt. Bei dieser Festlichkeit wurde der Jubilar durch Ueberreichung eines geschmackvollen Diplomes zum Ehren-Mitglied ernannt und als Andenken ihm eine goldene Uhrkette überreicht. Außerdem wurde Herr Benke des Tages über noch durch andere Ge schenke erfreut, unter welchen ein Regulator, gewidmet von den einstigen Schülerinnen, besonders erwähnt sein möge. Es bewahrheitete sich hierbei recht deutlich der Spruch: „Wer Liebe säet, wird Liebe ernten." Möge der mackere Jubilar zum Segen der Gemeinde Altenberg noch recht lange seines Amtes walten und noch recht viele frohe und heitere Tage hier verleben. Wilmsdorf. Unter den feierlich ernsten Klängen eines Trauermarsches bewegte sich am Dienstag Nach mittag vom hiesigen Trauerhause ein imposanter, hier wohl noch nie gesehener Leichenzug nach dem Poffen- dorser Friedhof. Es war die letzte Fahrt des in seinem Berufe so jäh aus dem Leben geschiedenen Berg arbeiters und Hausbesitzers Carl August Beier. Die äußerst zahlreiche Begleitung der ernstgestimmten Berg knappen mit den Beamten, die große Theilnahme der hiesigen Einwohner, unter denen sich auch der Ge-